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KLEMZIG / KLȨPSK

Die wunderschöne, gut erhaltene Holzkirche in Klemzig / Klępsk ist ein Denkmal von nationaler Bedeutung und war 2013 Förderprojekt der Deutsch-Polnische Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz in Görlitz.

Insektenbefall und Malschichtenablösungen am wertvollen gotischen Altar und der Spätrenaissancekanzel der Holzkirche zeitigten akuten Handlungsbedarf. Die dringliche Maßnahme als letzter Instandsetzungsabschnitt einer mehrjährigen Gesamtsanierung des bedeutenden Baudenkmals konnte 2013 unterstützt von der Deutsch-Polnischen Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz mit Mitteln des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien angegangen werden.

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Klemzig / Klępsk ist ein 600 Einwohner zählendes Dorf in der Woiwodschaft Lebus (Lubuskie) im Kreis Grünberg (Zielona Góra) und bildet einen Ortsteil des Städtchens Züllichau (Sulechów). Das Dorf liegt an der Straße von Züllichau (Sulechów) nach Bomst (Babimost) und gehörte bis 1945 zur Provinz Brandenburg (Neumark).

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Die Anfänge der Dorfkirche in Klemzig / Klępsk reichen bis in das 14. Jahrhundert zurück. Die überkommene Bausubstanz stammt überwiegend aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Die ältesten Bauteile der Kirche bilden deren gotische Ost- und Westwand, die in Blockbauweise errichtet sind. Die dendrochronologische Untersuchung der Blockhölzer der Westwand ergab, dass die Erstkirche im Zeitraum zwischen 1367 und 1377 entstanden ist.

Ältestes Ausstattungselement und zugleich Relikt des ursprünglichen mittelalterlichen Inventars ist ein gotischer Schreinaltar, dessen älteste Bestandteile (Mittelschrein, Flügel mit Apostel- und Heiligenfiguren) auf ca. 1400 datiert werden. Die zentrale Figur Maria mit dem Kind und die begleitenden Engelskulpturen reichen zurück bis um 1485. Die gemalte Verkündigungsszene auf der Rückseite der Seitenflügel entstand im frühen 16. Jahrhundert. Im Jahre 1610 wurde der Altar um die Predella mit der gemalten Abendmahlszene bereichert, und im Jahre 1667 kam die manieristische Skulpturengruppe der Kreuzigung hinzu.

In den 70er Jahren des 16. Jahrhunderts (wohl 1576) wurde die katholische Kirche von den Protestanten übernommen und blieb bis 1945 in deren Händen.  In den Jahren 1581-1614 wurden Umbauarbeiten in der Kirche durchgeführt, um den Innenraum der neuen Liturgie anzupassen – es entstanden die Emporen und Patronatslogen, verschwenderischen Dekorationen, schmückende Gemälde, Skulpturen, Holzschnitzereien und neue Ausstattungsexponate. Zur gleichen Zeit wurden Änderungen an der Außenhülle vorgenommen. Die Längswände gingen ihrer Blockbauweise verlustig und wurden als Fachwerkwände neu aufgebaut.

Während dieser Zeit wurde das Kirchenschiff mit einer Kassettendecke ausgestattet, der Chor (ca. 1600) mit einem kunstvoll dekorierten verschalten Holztonnengewölbe versehen. Hinzu kamen ferner Sakristei und Vorlaube an der Nordseite und an der Westseite der im Jahre 1656 (Dendro-Datum) errichtete neue Turm, wahrscheinlich nach Vorbild eines im Dreißigjährigen Krieg zerstörten Vorgängerturms.

Zu den frühesten Elementen der evangelischen Ausstattung gehören das Taufbecken von 1581, das untere Bild des Epitaphs der Familie von Kalckreuth von 1583, die Südempore von 1586 und der die Schiffswände verzierende Stuckdekor von 1593.

Die südliche Patronatsloge wurde im Jahre 1609 von Melchior von Unruh gestiftet, ein Kinderepitaph für Zacharias von Kalckreuth 1612. Im folgenden Jahr entstanden an der Chorschranke das monumentale Gemälde „Das Jüngste Gericht“ und die Malereien, die das Schiffgewölbe schmücken. 1614 stiftete die Familie von Kalckreuth die Kanzel und 1615 das Gemälde „Die Auferstehung Christi“. Die durch Alexander von Kalckreuth  gestiftete Barockloge an der Nordwand des Kirchenschiffs entstand 1698.

Letzte wesentliche bauliche Veränderung bildete die Anfügung einer Kapelle an der Nordseite der Kirche im Jahre 1922 durch die damaligen Besitzer von Klemzig / Klepsk, Friedrich Wilhelm Philipsborn und seine Frau Elise. In Klemzig gab es ein landwirtschaftliches Freigut mit Schloss und Weinkeller im Besitz der Familie von Philippsborn, das in den 1930er/1940er Jahren vornehmlich von einem Herrn von Keyserlingk verwaltet und schließlich in den Kriegswirren 1945/46 völlig zerstört wurde. Die deutsche Dorfbevölkerung wurde 1945-47 gewaltsam vertrieben, zunächst durch die vorrückende Rote Armee, später durch zwangsweise umgesiedelte Polen.

Die Kirche von Klemzig / Klępsk war nicht von kriegsbedingter Zerstörung betroffen und hat einschließlich  des Innenraums ihr historisch gewachsenes Erscheinungsbild bewahrt ohne weitere bauliche Veränderungen nach 1922 bewahrt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche von der römisch-katholischen Pfarrei in Langenau (Łęgowo)  übernommen. 1972 wurde der Bau in das polnische Denkmalregister eingetragen. In den 90er Jahren des 20. Jhs. führten die Bemühungen der Kirchengemeinde zu einer umfassenden Instandsetzung der Kirche. Dächer und Fassaden wurden saniert und der Innenraum begast. Brand- und Einbruchschutz wurden installiert. Weiterhin konnten die Raumschale und große Teile des Inventars konservatorisch-restauratorischen Maßnahmen unterzogen werden. Die restauratorischen Arbeiten wurden in Zusammenarbeit mit der Abteilung für Malerei und Skulptur Polychromie der Universität Torun durchgeführt.
Im Jahr 2001 folgte die Reparatur des Turmes, unter anderem mit einer Holzimprägnierung und dem Austausch geschädigter Dachstuhlbalken. Im selben Jahr gelang die Instandsetzung der Fassade von Sakristei und Vorhalle.

Was die Brandgefahr als größte Bedrohung für Holzarchitektur betrifft ist der Pastor in Klemzig, Olgierd Banaś, durch jahrelange persönliche Beschäftigung und Erfahrung  mit dem Schutz der Holzkirche einer der prominentesten Experten auf dem Gebiet der Sicherheit der heiligen Gegenstände aus Holz geworden und ein Förderer von diesen Fragen, sowohl in kirchlichen als auch in Laien-Kreisen. Von der Zeitschrift „National Geographic ist er zum“ Priester des Feuers“ ernannt worden.

Aus diesem Grund ist im Jahr 2006, mit der Unterstützung des polnischen Ministeriums für Kultur und Nationales Erbe, das Denkmal mit einem modernen Brandschutzsystem TWZ ausgerüstet worden. Es handelt sich um eine Wassernebel-Löschanlage. Die angewandte Technologie basiert auf einer innovativen und effektiven Methode, die in Norwegen entwickelt wurde. Das System stellt einen neuen Ansatz zur Brandbekämpfung dar. Bestehende Systeme sind auf immer bessere Methoden zur Branderkennung begrenzt. Allerdings hängt die Sicherheit vor allem von der Geschwindigkeit der Rettungsaktion ab. Aufgrund der Tatsache, dass sich die meisten der wichtigsten Sehenswürdigkeiten in kleinen Städten befinden, oft weit weg von den Feuerwehren, dauert im Falle eines Brandes die Organisation der Brandbekämpfung trotz schneller Erkennung zu lange, um wirksam zu sein.

Das in Klemzig vorhandene System ist eine Kombination aus frühzeitigem Erkennen und Löschen des Feuers. Es handelt sich um ein automatisches System, individuell für jedes Objekt. Das System ist in sich geschlossen, d.h. es benötigt keine menschliche Intervention. Jede Installation ist mit einer externen Sprinkleranlage und mit Wassertanks ausgestattet. Die Mindestanforderung an das System bei Brand ist, den notwendigen Flüssigkeitsnebel rechtzeitig zu erzeugen. Bei einem Brand arbeitet das System also zur Sicherheit des zu schützenden Baudenkmals völlig  unabhängig von externen Faktoren, insbesondere der Geschwindigkeit und der Durchführung der Brandbekämpfung von außen. Sein Vorteil ist auch die Tatsache, dass es die Bildung von Post-Brandschaden minimiert, die vor allem aus dem Fluten des Innenraums mit Wasser entstehen. Daher kann die Verwendung des Systems zur Erhaltung wertvoller Ausstattungsteile und innenarchitektonischer Elemente dienen.

Pfarrer Richard Banaś kümmert sich seit über 20 Jahren mit Energie und Kreativität um die Erhaltung der Kirche in Klemzig. Im Jahr 1996 als es mehrere Brandstiftungen in der Region gab, wurde die Kirche besonders registriert.

Im Jahr 2011 wurde für die Kirche in Klemzig zur Förderung ihres Bekanntheitsgrades ein kulturtouristischer Film hergestellt, zusammen mit einer professionell entwickelten Website. In Anerkennung seines Engagements für die Kirche erhielt Pfarrer Banaś mehrere Auszeichnungen: Diplome und Ehrentitel, darunter ein goldenes Abzeichen „Für die Pflege von Denkmälern“, das ECLESIAE-Konservatorium-Diplom, Mitglied in Lebus Lodge-Mitarbeiter und Auszeichnung des Ministers für Kultur und Nationales Erbe beim Wettbewerb um die besten Nutzer historischer Gebäude.

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Die Dorfkirche Klemzig ist ein Holzbau auf rechteckförmigem Grundriss mit leicht eingezogenem Chor und 30 Meter in die Höhe ragendem Westturm. Die Ostwand des Chors und die Westwand des Schiffs sind in Holzblockbauweise errichtet und von innen mit Lehm bedeckt. An der Ostwand des Presbyteriums befindet sich ein charakteristisches gotisches Schlitzfenster, aus einem Stamm herausgeschnitten, eine der wenigen erhaltenen Öffnungen dieser Art in Polen.

Die Längswände, ursprünglich auch in Blockbauweise, sind in sichtiger Riegelkonstruktion gefertigt, auf der Südseite mit Schwertungen. Die Konstruktionshölzer sind braun gefasst, die Gefache ziegelsichtig. Die Nordlängswand weist als Besonderheit, neben dem Kapellenanbau und daran angefügter kleiner Sakristei eine Holzgalerie respektive Vorlaube auf.

Der Holzturm mit schlankem Pyramidendach ist in Skelettbauweise als sog. Einstützenkonstruktion errichtet. Der Turmschaft ist außen mit einer Holzverbretterung verkleidet, der Kapellenanbau an der Nordseite des Chors zweigeschossig, walmgedeckt und wie die mit einem Pultdach überdeckte Sakristei daneben massiv errichtet und weiß verputzt. Die Kirchendächer, über Schiff und Chor als gestaffelte hohe Satteldächer errichtet, sind allesamt holzschindelgedeckt.

Der Haupteingang ist mittig an der Schiffsüdseite angeordnet, flankiert von zwei Treppenhäuschen mit Pultdächern als Zugang zur Südempore. Die Zweigeschossigkeit der Südseite mit großen Fensteröffnungen oben ist dem Emporeneinbau geschuldet, d.h. geht auf den protestantischen Umbau des Sakralbaues zurück. Indes wird der Innenraum von der Gebäudenordseite infolge der dortigen Anbauten lediglich partiell indirekt  und von der Ostseite durch die gotische Schlitzöffnung kaum nennenswert belichtet.

Wirkt schon das äußere Erscheinungsbild der Dorfkirche Klemzig durch die Staffelung der Baumassen und die verwendeten Materialien sehr ansprechend, wird dieser Eindruck im Innenraum noch übertroffen. Wände, Gewölbe und Decken sowie Emporen, Logenbrüstungen und die weiteren Bestandteile des Inventars sind mehrfarbig verziert.

Die reiche Ausstattung der Holzkirche beinhaltet 117 Kleingemälde und zahlreiche volkstümliche Schnitzereien. Die Emporen sind umlaufend und an der Chorostseite zweistöckig ausgeführt. Das Schiff überdeckt eine Kassettendecke, den Chor eine Holztonne, beide figürlich bemalt. Die Darstellungen sind in Themenzyklen gegliedert. Diese bilden ein vollständiges für jene Zeit typisches protestantisch-ikonografisches Programm von tiefer didaktisch-kontemplativer Botschaft. Hauptthemen sind die Sünde, Erlösung und Gnade.

Im Chor bildet das Jüngste Gericht die wichtigste Szene, die das Bogenfeld der Deckentonne nach Westen ausfüllt. Es wird von in Tondi zusammengefügten Bibelszenen begleitet, die auf der dunkel blau gefassten und mit geschnitzten vergoldeten Sternen versehenen Untersicht der Deckentonne platziert sind, die ein Abbild des Himmelsgewölbes ist. Die Szenen stellen alttestamentarische Ereignisse dar, kombiniert mit Darstellungen aus dem Neuen Testament, deren Präfigurationen sie sind.

An den Emporenbrüstungen im Chor und den Brüstungen der Patronatslogen finden sich für die protestantische Kunst charakteristische Bilderzyklen, die jedoch in anderen derartigen Räumen kaum vorkommen, und zwar die Darstellung der Personifikation der fünf Sinne, die symbolisch als mit höfischer Kleidung geschmückte, vornehme Damen präsentiert werden.

Das Kirchenschiff wurde mit Darstellungen ausgeschmückt, die einen die Anfänge der menschlichen Gattung und deren Weg zur Erlösung zeigenden Zyklus präsentieren. An der Flachdecke wurde durch eine Zusammenstellung von Gestalten aus dem Alten und Neuen Testament die in den Malereien des Chorgewölbes abgebildete Ordnung wiederholt. An der Brüstung der Südempore ist ein Bilderzyklus mit Szenen aus der Schöpfung des Menschen bis zur Vertreibung aus dem Paradies zu sehen. Die Füllungen der Brüstung der Westempore (Orgelempore) zeigen Szenen, die einzelne Gebote und die Geschichte über deren Mitteilung an Moses veranschaulichen. Sie gehören zu den künstlerisch reifsten Arbeiten in der Kirche zu Klemzig.

Erstaunlich ausgefallen ist die Ausdekorierung des Kapellenanbaus an der Nordseite des Kirchenschiffs. Die Ausmalung der Innenwände und das eingebaute Farbglasfenster, die sich dem Thema Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies widmen, wurden im Stil des Expressionismus angelegt. In die Glasmalerei ist das Entstehungsjahr 1922 und am unteren Rand der Name Marianne von Philippsborn eingeätzt. Bei der Schöpferin des Fensters handelt es sich somit um ein Mitglied jener Familie, die den Kapellenanbau gestiftet hat.

Der Hauptaltar

Der Hauptaltar steht in der Mittelachse des Chorraums unmittelbar vor der Doppelempore an der Ostseite. Er hat heute einen vierstöckigen Aufbau,  bestehend aus Predella mit Abendmahl-Gemälde und gotischem Tryptichon (ca. 1400 niederschlesische Schule), in aufgeklapptem Zustand mit von Engeln gekrönter Maria mit Jesuskind im Zentrum (Größe der Madonna 103 x 38 cm) und vier Heiligen als Assistenzfiguren (u.a. Hl. Matthias u. links, Hl. Jakobus u. rechts, Hl. Matthäus o. rechts) sowie auf den Seitenflügeln den 12 Aposteln in Sechsergruppen und gemalter  Verkündigungsszene in zugeklapptem Zustand. Die 17 Skulpturen, die das Tryptichon in ausgeklapptem Zustand freigibt, sind geschnitzt, ebenso die darüber in Höhe obere Empore exponierte Kreuzigungsszene im späten Renaissance-Stil. Eine manieristisch anmutende Bekrönung mit wappentragenden Putten und Trompeter bildet den Abschluss.

Die Renaissancekanzel

Die 1614 im ausgehenden Renaissancestil entstandene herrliche Holzkanzel zeigt an Bildprogramm  die vier Evangelisten am Kanzelkorb und an der Tür zum Treppenaufgang den Pelikan.

Bei der Altar- und Kanzelmalerei handelt es sich um Staffelmalerei auf starrem Grund (Holz) in Temperatechnik. Die Skulpturen sind polychrom, vergoldet und versilbert und architektonische Elemente als flaches und tiefes Relief angelegt.

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Die Filialkirche „Heimsuchung der Jungfrau Maria“ in Klemzig / Klępsk ist eine der kostbarsten Kirchen in Lubuskie, die zu einer Gruppe von 53 Holzkirchen in der Region gehört, die ihr Aussehen des 14. Jahrhunderts bewahrt hat.

Durch die Bemühungen des Pastors der Kirche Klemzig ist diese  gut bekannt und häufig von Touristen, Kunsthistorikern und Restauratoren besucht. Sowohl die frühe Datierung und die bauzeitliche Substanz des Denkmals als auch die wertvolle Ausgestaltung und Einrichtung des Innenraums mit den baulichen Hinterlassenschaften vieler Generationen von Gläubigen zeigen deutlich die Einzigartigkeit dieses Sakralbaues, für den der Status eines nationalen historischen Denkmals angestrebt wird. Durch seine hohe Gestaltungsqualität und mit der Vollständigkeit seines Inventars ist der Bau u.a. ein besonders anschauliches Beispiel für die deutsche Spätrenaissance im protestantischen Kirchenbau auf dem Gebiet der ehemaligen Neumark.

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Hauptaltar und Kanzel, die bei den in den Instandsetzungsarbeiten Ende der 1990er Jahre ausgespart geblieben sind, zeigten sich zuletzt in schlechtem Gesamtzustand durch aktiven Insektenbefall, konstruktive Instabilität, vor allem beim Altar, und abgängige Maloberflächen, so dass dringender Handlungsbedarf bestand. Die Leiterin der Woiwodschaftsdenkmalbehörde in Grünberg (Zielona-Góra), Dr. Barbara Bielinis-Kopeć kam deshalb im Sommer 2012 auf die Deutsch-Polnische Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz (DPS) mit der Bitte um finanzielle Unterstützung zur Realisierung des Restaurierungsprojekts zu.

Die von der DPS geforderte beschränkte Ausschreibung der erforderlichen Restauratorenarbeiten gewann Professor Dr. Habil. Dariusz Markowski aus Bromberg (Bydgoszcz), der an der Kopernikus-Universität Thorn (Toruń) im Fach Denkmalpflege Restauratoren ausbildet und bereits die Innenrestaurierungsarbeiten in den 1990er Jahren in der Holzkirche Klemzig ausgeführt hat.

Nach Vorlage des überzeugenden Restaurierungskonzepts von Prof. Markowski und auf Basis der von ihm durchgeführten restauratorischen Voruntersuchung, stellte die DPS im ersten Quartal 2013 einen Förderantrag 2013 an den Beauftragten für Kultur und Medien der Bundesrepublik Deutschland (BKM) für eine anteilige Mitfinanzierung der Maßnahme restauratorisch-konservatorische Sicherung gotischer Altar und Renaissance-Kanzel, der ihr alsbald vom BKM bewilligt wurde. Die DPS trat bei dem von Woiwodschaft Lebus (Lubuskie), Kommune Züllichau (Sulechów) und der Denkmalbehörde der Woiwodschaft Lebus (Lubuskie) mitgeförderten Restaurierungsprojekt als Maßnahmenträger für BKM auf. Die Gesamtkosten lagen bei rund 27.000 EUR, wovon BKM über die DPS 16.000 EUR einbrachte.

Holzschädigungen und konstruktive Probleme führten zu dem schlechten Zustand von Altar und Kanzel. So funktionierte die Klappmechanik der Altarflügel nicht mehr zumal die später angebrachte Renaissancebekrönung auf ihnen und dem Mittelschrein lastete. Zahlreiche Austrittslöcher mit frischem Holzmehl bestätigten aktiven Insektenbefall. Es wurde am Altar auch eine Tendenz des Ablösens der Grundierung samt Malschicht vom Holzträger festgestellt. Infolge einer Schrumpfung des Holzes bei niedriger Luftfeuchte war es bei den Malschichten zu Blasenbildung und zahlreichen Ablösungen gekommen. Zahlreiche Flecken bedeckten die polychromen Malschichtoberflächen.

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Es war notwendig, eine volle Konservierung von Altar und Kanzel zu vollziehen. Die Arbeiten in der Kirche und in der Restauratorenwerkstatt erfolgten im Zeitraum Juni bis Ende November 2013. Die erste Maßnahme, die nach der vorbereitenden Beseitigung von Flächenverschmutzungen durch Anwendung weicher und feiner Pinsel getroffen wurde, war die Anbringung von Japanpapier als Schutz an Stellen, an denen sich die Grundierung mit der Vergoldungs- und Polychromieschicht ablöste. Nach dieser Schutzanbringung erfolgte die Teilmontage beweglicher Elemente des Altars und der Kanzel zur Behandlung in der Restaurierungswerkstatt (d.h. Altar- und Kanzelkorpus wurden in situ behandelt), daraufhin die Durchführung der Desinfektionsmaßnahmen und die Entfernung von Schutzvorrichtungen, um die Oberflächen bearbeiten zu können. Ein weiteres wichtiges Verfahren war die Stabilisierung der Grundierschicht und deren Ankleben zusammen mit der Malschicht an den Holzträger. Dann wurden alle Blasen abgeflacht. Das Bindemittel wurde unter die Malschuppen und in Frakturspalten und -risse mit einem kleinen Pinsel oder mit einer Spritze eingeführt. Die Wahl des Bindemittels und seiner Konzentration wurde von den durchgeführten Proben und seiner Wirksamkeit abhängig gemacht.

Nach dem Ankleben von Ablösungen war die Entfernung von Verschmutzungen der Oberfläche und die Beseitigung von Flecken an der Reihe. Zu dieser Arbeit wurden mit einem Mittel zur Reinigung von Oberflächen mit angeklebter Schicht getränkte Reibetampons verwendet. An der Altarrückseite wurde der Reinigungsvorgang unter Verwendung von Trockenmitteln ausgeführt, da sich hier ein direktes Anbringen wässriger Lösungen auf das ungrundierte Holz verbot.

Die Wahl des Mittels zur Reinigung der Polychromie, der vergoldete und versilberten Bereiche sowie zur Beseitigung von Flecken hing von dessen Wirksamkeit und Sicherheit ab, nachdem vorher Proben durchgeführt wurden. Zur Reinigung der Polychromie wurden schwache Reinigungsmittel verwendet und zur Entfernung der Flecken Kompressen.

Nächste Maßnahme war die Entfernung von Firnis, sekundären Schichten und Übermalungen. Schließlich folgte eine lokale strukturelle Holzimprägnierung mit 10%-Lösung von Paraloid B-72 in Toulol als Bindemittel durch Tauchen, Streichen und unter Verwendung von Spritzen, indem Austrittslöcher von Insekten genutzt wurden (am Anfang 7%, dann 10% Imprägniermittellösung eine höhere Konzentration der Lösung macht eine ausreichende Penetration des Imprägniermittels unmöglich).

Die notwendigen Holzergänzungen wurden aus abgelagertem Holz und kleinere Teile unter Verwendung von modifiziertem Epoxidharz (Araldite) ausgeführt.

Zur Kompensation von Grundierverlusten in der Fläche sollte eine mit Zusatz von venezianischem Terpentin modifizierte Kreide-Grundierung verwendet werden, die auf 12% Kaninchenleim und Schlemmkreide basiert.

Die Vergoldungs- und Versilberungsverluste wurden in der originalgerechten Technik, d.h. auf rotem Bolus (Siegelerde) modifiziert mit 3prozentiger Lösung Kaninchenleim, mittels Gold- und Silberflocken in der Poliertechnik ergänzt. An den durchgescheuerten Stellen innerhalb des Originals wurde das Ergänzen mit Gold- und Silberpulver mit 3% PVA (Polyvinylalkohol) als Bindemittel in der Bolus-Technik vorgeschlagen.

Vor Beginn der Arbeiten zur Ergänzung der Malschichtverluste war es notwendig, ein Retuschefirnis aufzutragen. Es wurde vom ausführenden Restaurator vorgeschlagen, dazu 12prozentigen Dammarfirnis in Extraktionsbenzin zu verwenden, der mit einem Pinsel aufgetragen wird. Ergänzungen bei Malschichtverlusten wurden mit Aquarellfarben und mit harzigen Farben der Marke RestaurArte ausgeführt.

Nachdem die Konservierungs- und Wiederherstellungsarbeiten abgeschlossen sind erfolgte im letzten Schritt bis Ende November 2013 die Montage der beweglichen Teile. Während der Installation wurde die Konstruktionsstabilität, besonders des Altars (des Altarschranks) und des Kanzelkorbs verstärkt.

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  • Ausführender Restaurator: Prof. Dr. habil. Dariusz Markowski,
    Bromberg (Bydgoszcz)
  • Fachliche Beratung: Woiwodschaftskonservator in
    (Zielona Góra)
  • Bauherr: Römisch-Katholische Kirchengemeinde p.w. św. Stanisława Biskupa, Langenau (Łęgowo), 66-110 Bomst (Babimost) vertreten durch Pfarrer Olgierd Banaś
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