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RÜGENWALDE / DARŁOWO

In den Gründerzeitjahren besaß die Stadt Rügenwalde / Darłowo die größte Reederei Hinterpommerns, Sie gehörte Familie Hemptenmacher, die am Marktplatz der Ostseestadt ein stattliches Bürgerhaus besaß, das bis heute erhalten, jedoch sanierungsbedürftig war. Seit 2012 wurde die Instandsetzung des denkmalgeschützten Bürgerhauses mit aufwendig gestalteter Giebelfassade von der Deutsch-Polnischen Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz mit der großzügigen Unterstützung einer Privatspenderin aus Deutschland unterstützt. 2016 sollte die repräsentative Außenfassade des Kopfbaues instandgesetzt werden. Ende 2017 konnte dann jedoch erst mit den Arbeiten am Haupthaus (Bauteil A) begonnen werden. Die Restaurierung der Außenfassade des Haupthauses konnte schließlich Ende Mai 2018 erfolgreich abgeschlossen werden. Bis Juli/August 2018 folgte wiederum mit einer sehr großzügigen Zuwendung der privaten Spenderin an die Deutsch-Polnische Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz die Instandsetzung der Außenfassade des Nebengebäudes (Bauteil B).

Im Herzen des historischen Zentrums der ehemaligen Küstenstadt der pommerschen Herzöge steht ein stattliches Bürgerhaus, das einmal einer der angesehensten Ostsee-Reederfamilien gehörte, den Hemptenmachers. Durch vernachlässigte Bauunterhaltung einerseits und zuletzt unzulänglich durchgeführte Teilreparaturen ist das wertvolle Baudenkmal in seiner Substanz stark gefährdet. Durch das Dach regnete es hinein und von den Fassaden, deren einstige Pracht noch zu erkennen ist, blättern Putz und Farbe ab. 2012  hat sich die Witwe des letzten Nachfahren der Hemptenmacherfamilie, der besonders an dem Schicksal des Hauses liegt, an die Deutsch-Polnische Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz gewandt. Seitdem hat sich die DPS der Aufgabe verschrieben, mit  den ihr von dieser Dame anvertrauten Spenden für eine fachgerechte Außeninstandsetzung des Baudenkmals zu sorgen. 2013 wurde die Vorplanung des Sanierungsprojekts begonnen und von Herbst 2014 bis Anfang 2015 ist die Sanierung der Dächer erfolgt.

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Rügenwalde / Darłowo ist eine Stadt in Hinterpommern an der polnischen Ostseeküste, Sie liegt in der Woiwodschaft Westpommern in der Schlaweregion auf halber Strecke zwischen Stettin (Szczecin) und Danzig (Gdańsk). 35 Km in nordöstliche Richtung folgt mit Köslin/Koszalin die zweigrößte Stadt in der Woiwodschaft. Ca. 3,5 Kilometer südlich vom Rügenwalder Stadtkern mündet die Wipper/Wieprza in die Ostsee. Rügenwaldermünde entstand als Fischerei- und Handelshafen, war der älteste Seebadeort Preußens (1814) und ist heute ein Stadtteil von Rügenwalde. Das ehem. Hemptenmacherhaus steht an der Nordostecke des Rathausplatzes.

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1205 wurde Rügenwalde zum ersten Mal urkundlich erwähnt, 1271 erlangte es die Stadtrechte, war Mitglied der Hanse. Im 14. Jh. war Darłowo im Besitz der pommerschen Herzöge, später gehörte die Stadt zu Preußen. Bedeutendste Baudenkmäler sind die gotische Marienkirche, die Gertrudkirche, das spätgotische Schloss,  Rathaus und eine Anzahl stattlicher historischer Bürgerhäuser. Anfang des 19. Jhs. wurde Rügenwalde zu einem beliebten Seebad. In Deutschland wurde die Stadt durch die Rügenwalder Teewurst bekannt, die im 19. Jh. hier hergestellt wurde.

1878 besaß Rügenwalde die größte Reederei Hinterpommerns. Die Schiffe gehörten fast ausnahmslos der Reederei Hemptenmacher, die ihren Höchstbestand 1878/79 mit 37 Segelschiffen und 4 Dampfern hatte.

Der Name Hemptenmacher taucht zunächst unter der von 1834-1845 bestehenden Rügenwalder Reederei Carl Friedrich Bahn und Co. (Hemptenmacher, Com.-Rat) auf und firmierte ab 1845 alleinig unter C. Hemptenmacher. Der jeweilige Chef der Firma war dänischer Konsul. Die Schiffe der Reederei, die meist von einheimischen Kapitänen geführt wurden, unternahmen auch transatlantische Fahrten nach Afrika, Nord- und Südamerika. Viele waren durch Schiffsparte am Gewinn beteiligt und ließen sich hier zur Ruhe nieder. Als dann die Dampfer den Seglern zu harte Konkurrenz machten, hörte allmählich die Reederei auf. Die alten Schiffsparte wurden fast wertlos.

Dem Handbuch für die Deutsche Handelsmarine für das Jahr 1881 ist zu entnehmen, dass der Reeder Eduard Hemptenmacher aus Rügenwalde zu dem Zeitpunkt eine große Bark- und Brigg-Anzahl und dazu Schoner und Schaluppen besaß. Nach 1899 lautete die Firma dann auf den Namen Eduard John mit dem dänischen Konsul Paul John als Mitinhaber. Die Firma Eduard John besaß auch große Waldbestände, aus denen in alter Zeit das Holz die Wipper und Grabow abwärts geflößt wurde, und vermutlich die dazugehörigen Mühlen.

Die Familie Hemptenmacher war bis zu ihrer Flucht im Februar 1945 in Rügenwalde eine angesehene Familie, wovon u.a. das Familienmausoleum auf dem Friedhof an der Gertrudkapelle zeugt. Sie stiftete den sich vor dem Rathaus erhebenden Hansabrunnen (Hemptenmacherbrunnen), der ein Werk des in Schlawe geborenen Bildhauers Wilhelm Groß ist und erst nach dem Krieg 1920 fertig wurde. Über einem Sammelbecken aus Mühlhausener Kalkstein erhebt sich ein zweites bauchiges Becken, das von einer Bronzefigur bekrönt wird. Vier Reliefs am Sammelbecken zeigen die Gründung der Stadt 1312, eine hanseatische Kogge, die Schifffahrt, Ackerbau und Gänsezucht im Rügenwalder Amt.

Ebenso gehörte der Familie Kranitzki-John-Hemptenmacher die „weiße Villa“ in Rügenwaldermünde und das stattliche Eckhaus ul. Powstanców Warszawskich/Rynkowa früher Lange Straße 51 (Vorderhaus) und Mühlenstraße 2 und 2a (Nebengebäude), das an der Außenfassade ein Schiff (eine Kogge) als Schmuckrelief mit der Jahreszahl 1608 zeigt und dessen Bauakten leider verloren gegangen sind.

Nachdem Rügenwalde 1589 und 1624 verheerende Stadtbrände erlitt und 1648 erneut durch einen Brand zerstört wurde, war bisher angenommen worden, dass die Bausubstanz des Eckhauses ul. Powstanców Warszawskich/Rynkowa in den ältesten Teilen aus der zweiten Hälfte des 17. Jhs. stammt. Weiterhin war angenommen worden, dass die beiden an der ul. Rynkowa stehenden Nebengebäude eines nach dem anderen mit dem Erwerb des stattlichen Bürgerhauses durch die Familie Hemptenmacher im 19. und frühen 20. Jh. hinzugekommen sind. In dem jüngsten Anbau befand sich an der ul. Rynkowa vormals eine größere Öffnung, durch die ein öffentlicher Weg führte und die heute zugesetzt ist.

Durch 2013 gelaufene Bauuntersuchungen konnten nun nähere Erkenntnisse zur Entstehungszeit des sogenannten Hemptenmacherhauses gewonnen werden. Die von dem Bauforscher Janusz Nekanda Trepka 2013 durchgeführte Untersuchungen der Baustrukturen ergaben, dass die ältesten Bauteile des Vorderhauses die Fundamente, Kellerwände und -räume und die Vorder- und Seitenfassade sind. Das Vorderhaus wurde in der jetzigen Gestalt auf den Ruinen einer früheren Bebauung, die vor 1624 entstanden ist, nach Änderung der Gestalt der Parzelle (wahrscheinlich im 18. Jh.) errichtet, und zwar mit dem westlichen Teil des älteren Anbaues, der als Hinterhaus aus den Relikten der früheren wirtschaftlichen oder bewohnbaren Bebauung als Vervollständigung der Funktion des Frontgebäudes entstand.Ein beträchtlicher Teil des Vorderhaus-Dekors datiert auf Anfang und Mitte des 19. Jhs.

Bei dem gesamten Gebäudekomplex wurden sieben Bauphasen festgestellt. Am wenigsten ist die wahrscheinlich mit dem Datum Anno 1604 auf der Schiffsdarstellung an der Fassade verbundene älteste Bauphase bekannt. Die Schiffsdarstellung wurde nach dem großen Stadtbrand im Jahre 1624 an der Nordfassade des Kopfbaues (heutiger Standort ul. Rynkowa) zweitverwendet. Die nächste Bauphase ist ebenfalls schwach bekannt. Sie bezieht das Jahr 1793 ein, das als zweites Datum auf der Schiffsdarstellung festgehalten ist und hypothetisch auf die Errichtung des Vorderhauses durch J.G.F. Knötzelein am Ende des 18. Jhs. hinweist.

Die dritte Phase ist die durch den Schiffsreeder veranlasste klassizistische Überformung des Gebäudes, die im Ergebnis des Umbaues nach 1806 von Christian Friedrich Bahn entstanden ist. Die vierte Phase ist mit dem Umbau des Hinterhauses nach 1845 von Eduard August Hemptenmacher, der die Schifffahrtsgesellschaft übernommen hatte, verbunden.

Die fünfte Phase war der weitere Ausbau des Hinterhauses im östlichen Teil in der zweiten Hälfte des 19. Jhs., nach 1865, als Eduard John Miteigentümer der Schifffahrtsgesellschaft wurde und im Jahr 1888 die Partnerschaft übernahm. Nächste Phase war die Erweiterung des aus Hinterhaus I und II bestehenden älteren Nebengebäudes gegen Ende des 19. Jhs. (nach 1888) als der Sohn von Eduard John – Paul John – die Tochter von Hemptenmacher – Marie – heiratete und der Besitzer der Parzelle wurde.

Die siebte Phase bezieht sich auf die Inneninstandsetzung Anfang des 20. Jhs. und erfasst die Zeit, in der der Schwiegersohn der Familie John – Hans-Dietrich Kranitzki – Eigentümer war und in der das Vorderhaus für eine reine Wohnnutzung nach 1957 umgebildet wurde.

Heute gehört das Ensemble Hemptenmacherhaus einer Eigentümergemeinschaft, ist in mehrere Wohnungen aufgeteilt und beherbergt im Erdgeschoss des Kopfbaues nach zwischenzeitlicher Aufnahme der Tourist-Information ein Café und des Erweiterungsteils, d.h. in beiden Nebengebäuden zur Vorderseite je einen Laden.

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Der auf rechteckförmigem Grundriss errichtete Vorderhaus  des ehem. Hemptenmacherhauses ist giebelständig zum Marktplatz angeordnet und besitzt zwei Schaufassaden und zwei einfach ausgeführte Hoffassaden. Durch die beiden aneinander gereihten schmaleren Nebenbauteile ist ein länglicher Innenhof entstanden. Über der eingewölbten Unterkellerung des Kopfbaues erheben sich zwei Vollgeschosse. Die aufwendig gestaltete Giebelfront ist fünfachsig und hat ihr manieristisches Erscheinungsbild mit im 19. Jh. dazu gekommenen Schmuckformen bewahrt.

Auffallend ist der Schmucksegmentgiebel, der sich über die gesamte Breite der Gebäudeschmalseite erstreckt. Er wird durch ein profiliertes Kranzgesims mit Zahnschnittfries und ein gesprosstes flachbogiges Dachgeschossfenster im Giebelfeld akzentuiert, dem je ein Stuckmedaillon zur Seite gestellt ist. Drei Gurtgesimse und hohe Fenster mit schmalen profilierten Stuckrahmen und Stuckzier-Brüstungsfeldern gliedern die Giebelfassade, die im Erdgeschoss eine Putzquaderung schmückt. Im Obergeschoss ist die Kreuzstockfensterteilung erhalten, im Erdgeschoss wurde sie zugunsten eines Ladeneinbaues aufgegeben. Besonders hervorgehoben ist die Mittelachse der Giebelfassade durch die stuckierte Verdachung des Mittelfensters im Obergeschoss in Gestalt renaissancetypischer Dekorationselemente wie liegende  Schmuckraute, Diamant und Ziermuschel. Erhalten hat sich, angeordnet in der rechten Fensterachse, die hölzerne Hauseingangstür mit Zierfüllungen. Besonders charakteristisch wirkt das die Schwingung des Schmuckgiebels aufnehmende spitz zu laufende Ziegelwalmdach aus dem drei Essen hervortreten.

Die Längsfassade des Hemptenmacherhauses wurde hingegen mehrfach verändert. U.a. sind hier Fenster im Obergeschoss zugesetzt und zuletzt im Erdgeschoss zu Ladenfenstern mit anderer Aufteilung vergrößert worden. Die Fenster rahmen Putzfaschen, die lisenenartig verlängert sind, so dass sie Erd- und Obergeschoss miteinander verbinden und in der Zwischenzone Raum für barocköse Putzspiegel geben.

Die beiden nicht unter Denkmalschutz stehenden Nebenbauten mit nur einer Außenfassade, ausgerichtet auf die ul. Rynkowa, werden jeweils von einem Satteldach überfangen. Ihre Außenfassade gliedern Segmentbogenfenster im Obergeschoss und ein Gurtgesims. Fenster im Erdgeschoss wurden ebenfalls zugunsten eines Ladeneinbaues mit Schaufenster verändert.

Im Gebäudeinneren des Vorderhauses haben sich historische Ausstattungsdetails in den Verkehrsräumen erhalten, u.a. ein mit Füllungsfeldern verziertes hölzernes Hoftor, Durchgangstür mit farbigem Glasoberlicht, Terrazzo- und Dielenböden, Haupttreppe in Holz mit Traillen  aus dem 19, Jh., vermutlich noch größtenteils barocker Dachstuhl, und historische Holzdecken und -türen.

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Der älteste Teil des ehemaligen Hemptenmacherhauses ist Einzeldenkmal aufgrund seiner stadt- und regionalgeschichtlichen Bedeutung als Bürgerhaus einer der bedeutendsten Reederfamilien des 19. Jhs. an der hinterpommerschen Ostseeküste sowie seiner architekturgeschichtlichen und städtebaulichen Bedeutung.

Die Giebelfassade in ihrer qualitätvollen Renaissanceausprägung ist für das historische Erscheinungsbild des Rügenwalder Marktplatzes unverzichtbar. An der Giebelfassade des Hemptenmacherhauses lassen sich anders als an anderen historischen Bürgerhäusern in Rügenwalde noch Schmuckdetails aus der Renaissance ablesen, weshalb instandsetzungsbedürftige Baudenkmal besonders erhaltenswert ist.

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Das Dach des Vorderhauses war undicht und die Dachstuhlkonstruktion nicht mehr voll funktionstüchtig (verfaulte Mauerlatten und Sparrenfußpunkte, partiell fehlende Kraftschlüssigkeit im Holzverband durch unfachmännisch ausgeführte ältere Reparaturen).

Fassadenputz- und -anstrich lösten sich an Hauptgebäude und Nebengebäuden ab. Für die Fassaden war völlig unbrauchbare Latex-Farbe verwendet worden, die sich abschälte und mit der auch die Stuckzier unvorteilhaft überfasst gewesen ist. Die bauzeitliche Fenstergröße und -form im Erdgeschoss war zugunsten einer jüngeren Aufteilung aufgegeben. Zudem waren Holzfenster durch Kunststofffenster mit ahistorischer Teilung ersetzt. Die vormaligen Schornsteinköpfe fehlten. Das Gebäude ist immer noch nicht an die Kanalisation angeschlossen.

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Seit Jahren engagiert sich die in Westdeutschland wohnende  Witwe des letzten Nachkommens der Familie Hemptenmacher, die gegen Ende des Zweiten Weltkriegs aus Rügenwalde flüchten musste, für die Erhaltung des Hemptenmacherhauses, ganz im Sinne ihres verstorbenen Mannes, der in dem Gebäude gelebt hat. Ihre Initiative führte die Dame Ende 2012 zur Deutsch-Polnischen Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz, um mit namhaften Spendenbeträgen eine denkmalgerechte Instandsetzung des Hemptenmacherhauses uneigennützig zu veranlassen und zu verwirklichen.

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Die DPS gab im Auftrag der Spenderin 2013 eine gründliche Vorplanung für das Instandsetzungsprojekt in Auftrag und brachte damals alle Beteiligten an einen Tisch: den Hausverwalter als Vertreter der Eigentümergemeinschaft, die Vertreter der Denkmalbehörde in Stettin (Szczecin) und Köslin (Kozalin), den Stadtverordnetenvorsteher und Bürgermeister, das in der Denkmalpflege erfahrene Warschauer Architekturbüro, festgrupa, das seitdem die vorgesehene Gesamtmaßnahme fachlich betreut, und die seinerzeitige eigene Regionalbeauftragte der Stiftung Dr.-Ing. Beata Makowska, die das Projekt angeschoben hatte und für die Stiftung fachlich begleitete.

Eine 2012 von der Stadt bei einem Planer in Auftrag gegebene Kostenschätzung war ohne jegliche Planungsgrundlage erstellt worden und somit nicht verwendbar gewesen. Die in Auftrag gegebene Vorplanung umfasste drei Teile:

  1. Dokumentation bestehend aus planerischer Bestandsaufnahme (verformungsgerechtes Aufmaß (CAD) mit denkmalpflegerischer Zielstellung den wünschenswerten Rückbau denkmalunverträglich überformter Bauteile betreffend, der Untersuchung der Raumstruktur (Gutachten) mit Restaurierungsprogramm, der stratigrafischen Untersuchung (Putze und Farbbeschichtungen Oberflächen mit Gutachten), der statischen Untersuchung mit Gutachten und der Erstellung der sogenannten White Card (architekturgeschichtlich-denkmalpflegerische Würdigung des Baudenkmals mit Erstellung/Fortschreibung Denkmalkatalogblatt)
  2. Kostenkalkulation des Projektanten
  3. Projektierung des Instandsetzungsprojekts mit Erhalt der Baugenehmigung und der denkmalschutzrechtlichen Genehmigung einschl. Gliederung der Gesamtmaßnahme in Etappen, Erstellung belastbarer Kosten für den 2014 geplanten 1. Bauabschnitt Dachinstandsetzung Vorderhaus und Nebengebäude, Vorbereitung Förderanträge für den Eigentümer.

Die an Jadwiga Kowalczyk-Kontowska beauftragte Erforschung der Hausgeschichte wurde von ihr umfangreich dokumentiert und bedarf noch der Fertigstellung der deutschen Übersetzung. Die statische Begutachtung des Gebäudekomplexes, die der Bauingenieur Mirosław Hamberg 2013 vornahm, brachte folgende Ergebnisse:

– Zustand der Dachkonstruktion ziemlich gut, so dass überwiegend reparier- und ergänzbar
– schlechter Zustand der Dachdeckung und daher auszuwechseln
– Wände Erd- und Obergeschoss in ziemlich gutem Zustand – nur kleinere Reparaturen notwendig
– Keller und Fundamente sehr feucht, mangelhafte Isolierung. Kellergewölbe noch in gutem Zustand
– Holzdecken noch in gutem Zustand
– Fassaden in schlechtem Zustand und daher zu sanieren.

Die von Mirosława Koutny-Giedrys vorgenommene stratigraphische Untersuchung der Putze und bemalten Oberflächen wurde gemäß den konservatorischen Empfehlungen des Woiwodschafts-Denkmalamts in Stettin, Delegatur Köslin an den Außen- und Innenwänden, Ausstattungsdetails wie Eingangstür Steintafel mit Schiffsdarstellung, Treppenhaus, Fußböden durchgeführt. Zweck der Untersuchung war die Bestimmung der Urfarbschichten des Gebäudekomplexes unter Zuhilfenahme von Laboranalysen gewesen. Die Untersuchungsergebnisse wurden bei den Farbentwurfsentscheidungen für die Fassaden genutzt und werden auch bei der Bearbeitung der Innenraumschalen der Denkmalanlage hilfreich sein.

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Von Herbst 2014 bis Februar 2015 konnten die Dächer des Vorderhauses und der beiden Nebengebäude saniert werden. Die Kosten wurden gemeinsam getragen von der Spenderin, dem Marschallamt und den Eigentümern und aus dem Fischereifonds Rügenwalde mitfinanziert, wobei die Mittel der Spenderin ausschließlich in die Dachmaßnahme beim Vorderhaus geflossen sind.

Die Zimmererarbeiten beinhalteten den partiellen Austausch (unter 30 Prozent) und die Reparatur und Ergänzung von Dachsparren, -Kehlbalken, -stielen und -pfetten. Die Holzschutzarbeiten wurden in drei Stufen durchgeführt: 1) Imprägnierung mit Spritz Biozid Boramon C30, 2) Einstreichen mit Remmers Brandschutzmittel (Kopfbau) und 3) Einstreichen mit Brandschutzmittel Icopal Firesmart (Anbauten).

Die Holzfußboden-Sanierung umfasste den Abriss der alten Bretter, das Entfernen von Schutt und nicht mehr verwendbaren Füllungen, die Verstärkung von Deckenbalken, den Austausch von Zwischendecken, die Imprägnierung der Zwischendecken und Deckenbalken mit Biozid Altax, die Verlegung thermischer Mineralwolle von Knauf Insulation Klassik 039 mit einer Dicke von 20cm und die Verlegung neuer Imprägnierter Deckenbretter mit einer Dicke von 32mm.

Die Dachdeckerarbeiten begannen mit dem Abbruch und der Entsorgung der alten Flachziegel und Latten. Bei der Erneuerung der Lattung wurde eine dampfdurchlässige Unterspannbahn (mit Konterlattung) eingebaut. Die Dachneueindeckung erfolgte beim Vorderhaus mit roten Tonbibern in der überkommenen Kronendeckung, bei dem älteren Nebengebäude mit roten Falzziegeln und bei dem jüngeren Erweiterungsbau nach Bestand mit anthrazitfarbenen Betonpfannen.

Die Dachentwässerung wurde in Titanzink erneuert. Die Installierung von Kaminbänken und -treppen sowie die Verblechung der Schornsteine waren außerdem Bestandteil der Dachklempnerarbeiten. Im Zuge des 1. Bauabschnitts wurden je zwei wenig auffällige Oberlichtfenster und Dachluken auf den flachgeneigten Dächern der Nebengebäude eingebaut.

Weitere Arbeiten waren Wiederherstellung der Schornsteinköpfe sowie Putzreparaturen an den Giebelinnenwandseiten mit Optholit.

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Die Fassadeninstandsetzung des Vorderhauses einschließlich Rückbau der denkmalunverträglichen Kunststofffenster und im Erdgeschoss zu großen Fenster zum Marktplatz und Erneuerung als vierflügelige Holzfenster in den historischen Maßen gelangte nach Nichtzustandekommen 2015/16 als 2. Etappe von Ende 2017 bis Ende Mai 2018 erfolgreich zur Ausführung. Die Fassadenflächen erhielten nach Befund einen mineralischen hellen ockerbräunlichen Farbanstrich, und die reichen Architekturgliederungs- und -schmuckelemente (Gesimse, Lisenen, Fensterfaschen und -bekrönungen) wurden Creme-Weiß gefasst, was dem Haus ein elegantes äußeres Erscheinungsbild verleiht. Mit der wieder herausgearbeiteten feinen Profilierung seiner Architekturgliederung und Bauornamentik wirkt das Hemptenmacherhaus wieder geradezu vornehm. Einen Farbakzent bilden an der Vorderfassade des Haupthauses die Terrakotta-Tondi mit Reliefdarstellungen, die nun wiederum nach Befund Rot gefasst sind. Dafür hatte das Denkmalamt nach fachlicher Diskussion der Variante, die Tondi lediglich zu lasieren, mit Architekturbüro, Baufirma und Eigentümergemeinschaft zugunsten eines einheitlich wirkenden Fassadenbilds entschieden. Wesentlichen Anteil an dem bei der Fassadensanierung des Hauptgebäudes erzielten gelungenen Ergebnis hatte die auf Denkmale und hier insbesondere Putz und Stuck spezialisierte Breslauer Baufirma Wrobud, die mit den Fassadenarbeiten beauftragt werden konnte. Jetzt ist das Hemptenmacherhaus wieder eines der schönsten Häuser in Darłowo, in dem man in dem im Vorderhaus betriebenen Café ŁÓDŹ stilvoll süße Köstlichkeiten genießen kann. Zur Fertigstellung der Außenfassadeninstandsetzung des Haupthauses gab es am 25. Mai 2018 eine Dankfeier für die  großzügige Spenderin, bei der diese für das „Wunder von Rügenwalde“ auch von der Stadtspitze gebührend geehrt wurde. Unter medialer Begleitung fand bei der Feier an diesem Tag auch mit der Eigentümergemeinschaft und den Bewohnern des Hemptenmacherhauses sowie den interessierten Einwohnern der Stadt und den an der Fassadensanierung Beteiligten ausgiebige deutsch-polnische Verständigung statt. Ab Frühjahr 2018 schloss wiederum mit einer sehr großzügigen Zuwendung der Spenderin die Fassadeninstandsetzung von Bauteil B (Nebengebäude) an.

Restaurierungsbedarf ist darüberhinaus noch vorhanden im Erdgeschossentrée und Treppenhaus des Hauptgebäudes jeweils mit wertvoller historischer Ausstattung.

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  • Planerische Betreuung: Architekturbüro festgrupa Sp. z o.o., al. Jerozolimskie 47/2a, PL – 00-697 Warschau (Warszawa)
  • Fachliche Beratung: Woiwodschaftskonservator in Stettin (Stettin), Delegatur Kozalin (Köslin)
  • Bauherr: Eigentümergemeinschaft Powstańców Warszawskich 51 – Rynkowa 2 vertreten durch bevollmächtigte Hausverwaltung Wspólnota Zarządzanie i Administrowanie Nieruchomościami Szymon Krawczuk, PL-76-156 Dąbki
  • Planerische Bestandsaufnahme:  Architekturbüro festgrupa Sp. z o.o., Warszawa (Warschau)
  • Architekturgeschichtliches-denkmalpflegerisches Gutachten (White Card):  Jadwiga Kowalczyk-Kontowska, PL–78-400 Szczecinek
  • Untersuchung der Raumstruktur mit Restaurierungsprogramm: Janusz Nekanda Trepka, PL–71-246 Szczecin
  • Statisches Gutachten: Mirosław Hamberg, PL–70-123 Szczecin
  • Stratigrafische Untersuchung Putze und Farbfassungen mit und diesbezügliches Restaurierungsprogramm
  • Ausführende Baufirmen: 1. BA Dachsanierung: Zaklad Ciesieslsko-Dekarski Zdisław Świacki, PL-76-100 Sławno – 2. BA Fassadensanierung Hauptgebäude (A): Fa. Wrobud Zabytki Sp. z o.o., PL-50-441 Wrocław
  • Fachliche Projektbetreuung DPS-Expertin: Dr.-Ing. Beata Makowska, Büro für das Nationale Erbe in Stettin (bis 2017)
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