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SCHENKENDORF / SĘKOWICE

Die Deutsch-Polnische Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz hat 2015 die Instandsetzung der Emporen der Dorfkirche im Dorf Sękowice früher Schenkendorf und heute Ortsteil der Landgemeinde Gubin / Guben mit einer Zuwendung der Beauftragten der Deutschen Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert. Bis zur Fertigstellung der Inneninstandsetzung der bezaubernden Fachwerkkirche, die 2006 noch akut vom Verfall bedroht war, wurden zuletzt noch 60.000 EUR benötigt.

Die heute katholische Dorfkirche Schenkendorf / Sękowice, entstanden in der 2. Hälfte des 17. Jhs., wurde seit 2007 instand gesetzt. Ein äußerst engagierter Pfarrer und einige sehr aktive Kirchengemeindemitglieder im Dorf verbrachten das Wunder der Rettung des architektonischen Juwels. Die Deutsch-Polnische Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz (DPS) folgte der an sie herangetragenen Förderbitte des Denkmalamts der Woiwodschaft Lebus / Lubuskie und nahm die 2015 noch ausstehende Teilbaumaßnahme Fertigstellung technische Aufarbeitung Emporeninstandsetzung in ihre Förderung auf. Ermöglicht wurde das Projekt durch Mittel der Beauftragten für Kultur und Medien (BKM) mit der DPS als Maßnahmenträger. Die geförderten Arbeiten an der Empore waren eingebettet in einen Teilbauabschnitt, der die restauratorische Wiederherstellung eines ersten Teils der historischen Inenraumfarbgebung mit beinhaltete, finanziert von Marschallamt und Denkmalamt der Woiwodschaft Lebus / Lubuskie und mit einem Eigenmittelanteil der Kirchengemeinde. Die Ausführung der Restaurierungsetappe 2015 erfolgte im Zeitraum Herbst bis Ende 2015.

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Schenkendorf (Sękowice) ist ein Dorf ca. 5 Km südwestlich der Grenzdoppelstadt Gubin (Guben) auf der Ostseite der Neißeaue. Das 310-Seelen-Dorf ist heute Ortsteil der polnischen Landgemeinde Gubin. Es liegt in der Woiwodschaft Lebus (Lubuskie) im Landkreis Crossen (Krosno) und zählt somit zur historischen Niederlausitz. Man gelangt über einen Abzweig von der Verbindungsstraße Gubinek – Gubin in das Dorf, Die Dorfkirche steht frei, von Grün und hohen Bäumen umgeben. Der Kirchplatz war früher ein Friedhof:

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Schenkendorf wurde erstmalig im 14. Jh. urkundlich erwähnt. Das Dorf gehörte zuerst den Schenken von Landsberg. Die Familie Schenk von Schenkendorf hatte hier ihren Stammsitz. Als spätere Eigentümer genannt sind Hans Wasemberg, Familie von Köckeritz, Georg von Schlabendorf und Graf Hohenstein. Um 1480/82 verleibte sich die Stadt Guben das Dorf einschließlich aller Güter ein, verkaufte es aber wenig später an die Familie von Köckeritz. Von 1512 bis 1811 war Schenkendorf im Besitz des Johanniterordens. Die Herrschaft über das Dorf übten nacheinander die schlesischen Fürsten, die Markgrafen von Brandenburg, seit 1526 Böhmen und 1623 Sachsen aus. 1811 wurde Schenkendorf in Erbpacht vergeben. 1815 war Schenkendorf in der Neumark preußisches Königsdorf, 1871 wurde das Dorf Bestandteil des Deutschen Reichs und 1945 gingen Dorf und Kirche in den polnischen Staatsbesitz über.

In einer frühen Periode bestand das Dorf aus einer Ziegelei und Siedlung, die sich „Grüne Eiche“ nannte. Die Wohnbauten im heutigen Dorf entstanden im 19. und 20. Jh. Eine Kirche soll in Schenkendorf bereits im 14. Jh. existiert haben (erbaut ca. 1350). Um 1520 nahm der Johanniterorden die Kirche in seinen Besitz, die gleichzeitig reformiert wurde. Nach Zerstörung der örtlichen Burg und Kirche im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) – zu dem zerstörten Gotteshaus gibt es keine näheren Angaben – fing man mit der Wiederherstellung der Burg an (Kommandatur des Ordensamts), bevor noch in der zweiten Hälfte des 17. Jhs. (Ende 1662?) die Kirche zunächst als Notkirche wiederaufgebaut wurde, vermutlich auf der Stelle des Vorgängerbaues. Um 1675 wurde der Bau zu seiner heutigen Form erweitert. Im 18. Jh. wurde die Kirche innen neu gemalert und neben ihr ein hölzerner Glockenturm errichtet, der um die Wende der 1980/90er Jahre abgetragen worden ist.

In der ersten Hälfte des 19. Jhs. wurde die Kirche renoviert und hierbei wahrscheinlich das Originalfundament (Grundbalken) entfernt und durch den Unterbau aus Ziegelstein ersetzt. Vermutlich auch damals wurden Schrauben eingesetzt um die Holzstützkonstruktion kraftschlüssiger zu machen. Danach fanden zu Beginn des 20. Jhs. wieder Reparaturen statt. Dabei wurden das Sichtfachwerk der Innenseite der Außenwände überputzt, die Emporen instand gesetzt, die Raumschale mit einer neuen Farbdekoration versehen (u.a. die Decke, die Holzstützen, die Emporenbrüstung und den Altar betreffend. Und die Fachwerkstruktur wurde innenseitig durch Aufmalen imitiert). Weiterhin wurde ein neuer Ziegelfußboden eingebaut. Noch um 1930 krönte die Turmspitze der ehem. „Johanniterkirche“ ein Malteserkreuz. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte die Umstellung des Innenraums der bis dahin evangelischen Kirche auf die Bedürfnisse der katholischen Liturgie (am 24. Februar 1946). Nach 1945 kam die nunmehr katholische Kirche an das Pfarrgebiet Gubin. Renovierungen blieben nun auf die laufenden Reparaturarbeiten beschränkt. Dank der Bemühungen des Pfarrers Alexander Dobrucki in den 1950er Jahren wurde der Bau vor schlimmeren Zerstörungen bewahrt. In dieser Zeit wurden verschobene Dächer gerichtet, Fassaden verputzt, die Eingangstür repariert, elektrische Anlagen gewartet und Glasfenster aufgearbeitet. Der Innenraum erhielt vor 1966 einen kompletten Neuanstrich. 1963 war die Kirche in das Register der Denkmäler eingetragen worden, damals noch mit dem 18. Jh. als Datierung ihrer achteckige Gestalt. Dies ist dann ab den 1970er Jahren von namhaften Experten auf die zweite Hälfte des 17. Jhs. korrigiert worden.

Nachdem die Dachflächen 1997/98 neu eingedeckt wurden, war 2007 akut baufällig gewesen. Das Fundament drohte zu brechen, und der Dachstuhl einzustürzen. Die Außenwände standen bedingt durch eingesunkene Stützen nicht mehr lotgerecht (Abweichungen erreichten bis zu 36 cm), was zu Gefachrissen führte und Spalte zwischen Holzelementen und Gefachen entstehen ließ. Holzverbindungen klafften bis 7 cm auseinander. Als Hauptschadensursache wurde ein starke biologische Korrosion an der Nord- und Nordwestseite der Kirche festgestellt. Die Rettung des Baues, für die es grenzüberschreitende Unterstützung gab, wurde schließlich geschafft. Der damals und heute amtierende Pfarrer Richard Rudkiewicz hatte ab 2006 mit großer Entschlossenheit Anstrengungen unternommen, um Geld für die Rettung und Sanierung des Denkmals zu sammeln. Daraufhin hatten Zuschüsse des Ministeriums für Kultur und Nationales Erbe, der Lebuser Regionalregierung und des Landeskonservators die Kirchengemeinde erreicht. Und die Evangelische Kirchengemeinde in Guben hatte Spenden für die Sanierung gesammelt. 2007 wurde die Standsicherheit hergestellt und eine horizontale Isolierung durchgeführt. In der nächsten Stufe waren 2010 die Außenmauern saniert worden (2010). Die Dachsanierung war 2011 gefolgt, der Innenraum 2012. Und die Instandsetzung der Emporen schloss sich in den Teilbaubschnitten  Nord und Nordwest 2013 und Ost und Nordost 2014 an, wobei die Aufarbeitung der gefassten Oberflächen aus Kostengründen außen vor geblieben ist.

Die Dorfkirche Schenkendorf, heute Filialkirche der Römisch-Katholischen Pfarrgemeinde in Gubin (Guben) ist frei zugänglich und bleibt das auch, weil hier regulär Gottesdienste stattfinden. Auch ökumenische Begegnungen von Katholiken und Evangeliken aus der Grenzregion werden hier durchgeführt.

Heute befindet sich die Ruine der kleinen ehemaligen Burganlage in einem bedauerlichen Zustand. Das einstige Ordensamt mit überkommenem hohen Torturm und die alte achteckige Fachwerkkirche liegen auf einer Sichtachse.

 

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Die einschließlich Dachkreuz 19,80m hohe Kirche wurde als Sichtfachwerk-Skelettbau auf achteckigem Grundriss mit Walmdach, holzverschaltem Tambour mit Dachlaterne und rechteckiger ebenerdiger Sakristei im Osten errichtet. Das Tragsystem des Gebäudes ist als anspruchsvolles dreidimensionales Fachwerk-Rahmen-Gerüst definierbar. Das heißt, die äußere Gebäudekonstruktion ist im unteren Bereich als ein unverschieblich ausgesteifter Rahmen ausgebildet, Die Rahmenaußenstiele bilden mit ihnen entsprechenden Innenstielen einen zweiten Tragwerksrahmen, bei dem Stiel und Riegel als verschieblich gelten. Auch das dritte Rahmensystem wird durch Innenstiele gebildet.

An der Südseite rundet ein Anbau mit Treppenhaus, ebenerdiger Kammer und Vorhalle das Gebäude ab. Von einem nach Westen orientierten Eingang des Südanbaues führt ein Aufgang zur innen umlaufenden Empore und ein zweiter Eingang an der Südseite durch einen kleinen Vorraum in den Kirchsaal. Auch die Anbauten sind in Sichtfachwerk ausgebildet. Der Südanbau weist nach Westen eine mit Eisennägeln beschlagene einflügelige Holztür und bei der Vorhalle auf der Südseite außen und innen eine Zweiflügeltür mit Dekorschmuck auf. In der Südfassade der Sakristei ist ein dritter Außenzugang mit Einflügeltür angeordnet. Die Sakristei ist mit einem Pultdach geschlossen, der Südanbau mit einer Kombination aus Krüppelwalm und Schleppdach.

Das Sichtfachwerk der Fassaden des unteren Teils mit dem Kirchsaal weist einen einfachen Rhythmus aus braungefassten Stützen, Riegeln und Streben (Schwerter) an den Außenachsen auf. Die Schwellen bestehen aus Eichenholz, die übrigen Holzkonstruktionselemente aus Kiefernholz. Die Gefachfüllungen sind mit Vollziegeln ausgemauert und verputzt heute in Anlehnung an das Original mit geweißtem Kalkzement und feinkörniger Oberflächenstruktur. Die Breite der Gefache weist auf das 17. Jh. als Entstehungszeit hin. Holzelemente und Vermauerung sind soweit möglich in ihrer Ursprünglichkeit erhalten.

Umlaufende Empore, Hauptdachstuhl und Tambour werden zusätzlich von acht freistehenden Holzstützen im Kircheninneren getragen. Rechteckige weißgesprosste einfach verglaste Fenster sind über zwei Ebenen angeordnet. und sitzen bündig in der Fassade des Kirchsaals. Die Fußschwelle ruht auf einem niedrigen Feldstein- und z.T. Betonsockel und die Außenfassade des unteren Bauteils schließt zum Dach mit Fußpfette und Querbalken ab. Der Tambour ist in Ständerbauweise gefertigt, vertikal brettverschalt in Anbindung an das tragende Fachwerk und seine holzbraun angestrichenen Wände enden oben ebenfalls in einem Querbalken. Die Dachlaternenwand ist mit Ziegelmauerwerk ausgefacht, geputzt und gestrichen worden. Die Fensteröffnungen sind von innen mit Brettern vernagelt. Die Dachlaterne ist wie das Haupt- und das Tambourdach, die eine Dachneigung von jeweils 45° aufweisen, mit Tonbiberziegeln gedeckt und einem leichten Dachüberstand ausgestattet, was der Dachentwässerung geschuldet ist und die Eleganz des Bauwerks erhöht. Die ursprünglichen Dachfenster sind nicht mehr überkommen.

Der Innenraum ist überdacht mit einer Balkenbretterdecke und zentral eingerichtet. Der Zugang zur umlaufenden Empore erfolgt vom Erdgeschoss aus über eine zweiläufige gewinkelte Holzstiege mit Zwischenpodest, die an der Südwestseite angeordnet ist. Auf der Innenseite der Außenwände ist die Kirche ebenfalls fachwerksichtig. Die Emporenkonstruktion wird durch die radial angeordneten Tragbalken ausgesteift, die zwischen den je acht Außenwand- und Innenstützen eingespannt sind. In den Emporen-Westteil wurde ein balkonartiger Austritt eingebaut (Sängerempore?), gegründet auf dem Grundriss eines Kreisausschnittes und auf einer Stütze zum Innenraum der Kirche ausgerichtet. Während sich die Emporenuntersicht als Holzbalkenbretterdecke präsentiert, ist der obere Abschluss der Empore als Scheindecke mit 4cm starker Holzschalung (Bretter-Leistendecke) ausgebildet.

Die Emporendielen sind ca. 4cm stark, auf Holzbalken von 16 bis 20cm Breite und Höhe befestigt und ebenfalls noch bauzeitlich. Die Balkenlage unter den Dielen besteht aus dem untersten Querriegel des 2. Rahmensystems und aus zwischen dem 1. und 3. Rahmensystem liegenden Verbindungshölzern. Der Mittelteil des Innenraums schließt mit einer achteckigen Bretterdecke des Tambours ab. Eine oktogonale Abdeckung im Zentrum dieser Decke mit aufgemaltem und ornamental verziertem Malteserkreuzmotiv in den Farben Rot, Gelb und Schwarz (auf das man im Rahmen der Restaurierungsmaßnahme 2012 stieß) deutet den Umriss der sich über dem Tambour erhebenden Laterne an. Diese ist von einer Treppe an der Innenwandseite des Innenraums von der Empore aus zugänglich.

Zum Inventar der Kirche zählen fünf Renaissance-Wandepitaphe und der manieristische (bauzeitliche) zweistöckige Altar und Taufstein. Drei Epitaphe wurden zum Gedenken an Christoph von Arensdorf (gest. 1579), Friedrich von Hondorf (datiert 1. Viertel 17. Jh.) und Eva von Hondorf (gest. 1599) erschaffen. Die Platten sind in Sandstein gefertigt mit den als Flachrelief vollfigurig herausgearbeiteten Porträts o.g. Persönlichkeiten und weisen eine schwarze Beschriftung und polychrome Farbspuren auf.

Der Altar stand ursprünglich frei, eine Kanzel wurde wahrscheinlich im 18. Jh. hinzugefügt und vor 1966 abgetragen. Das Hauptaltarbild fehlt. Es soll mit der Darstellung des auferstandenen Christus und Petrus und Paulus an dessen Seite wiederhergestellt werden. Das Altargiebeldreieck schmückt eine stuckierte Taube als Symbol des Heiligen Geists. Zusätzliche dekorative Altarelemente sind profilierte Gesimse, zwei Hermenpilaster und Holz-Ohrenschmuck-Ornamentik.

Die Emporenbrüstung ist mit einer Rahmenfüllung verziert. Diese schmückt eine Kreuzwegdarstellung, die wie die beiden Bilder Piasten-Adler und Gottesmutter von Tschenstochau (Czestochowa) 1966 entstand. Historisch ist auch noch das Kirchengestühl. Der rote Tonplattenbodenbelag im Erdgeschoss der Emporenkirche ist Anfang des 20. Jhs. eingebaut worden.

Die im Innenraum unmittelbar unter der flächig aufgetragenen Sichtfassung mit Grau- und Braun- und Schwarz- und Weißtönen befundete ornamentale Farbfassung des Innenraums wird einer Übermalungsphase des frühen 20. Jhs. zugeschrieben.

 

 

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Die Dorfkirche Schenkendorf / Sękowice gehört zu den interessantesten und ältesten Skelettbauten der Wojwodschaft Lebus. Der Zentralbau mit seiner beschwingten dreistufigen sich nach oben elegant verjüngenden Architektur (Kirchsaaloktogon, Tambouroktogon, Dachlaterne) ist typologisch in der historischen Kulturlandschaft Brandenburgs zu verorten, in dem die ebenfalls oktogonale Fachwerkkirche in Garz an der Havel (heute Sachsen-Anhalt), entstanden 1688 am ehesten seinem äußeren Erscheinungsbild nahe kommt. Spätestens seit Ende der 1980er Jahre erfährt das Schenkendorfer Emporenkirche besondere kunstgeschichtliche Aufmerksamkeit.

Das Denkmal besitzt einen hohen künstlerischen, historischen und wissenschaftlichen Wert, was auch die Denkmalschutzbehörde der Woiwodschaft Lubuskie in ihren Schriften bestätigt.

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Ausgangssituation

Dem Engagement der DPS in Schenkendorf vorausgegangen war eine auf Basis gründlicher Voruntersuchungen 2006, bei der eine historische Ornamentausmalung des Innenraums an Säulen, Gestühl und Stuckelemente befundet wurde und die als Zweitübermalung gilt, erfolgte denkmalgerechte Sanierung der Außenhülle und eines großen Teils des Gebäudeinneren in den Jahren 2007 bis 2014. Hierbei wurden alle Holzteile mit Insektiziden und Fungiziden desinfiziert und einer Imprägnierung unterzogen. Durch Insekten und Pilze partiell verursachte Holzoberflächenverluste waren mit Holzersatzmasse und fehlende sowie stark geschädigte Eichen- und Kiefernholzelemente in traditioneller Zimmermannstechnik in Übereinstimmung mit dem Original ergänzt worden. Und die Fußpunkte der Holzelemente (Balkenköpfe und Sparrenenden) wurden nach Fäulnisbeseitigung angeschuht.

Die bauzeitlichen Dachstuhlkonstruktionen konnten erhalten werden. Sie waren lediglich durchzureparieren gewesen. Die Dachlattung musste komplett ausgetauscht werden. Die Tonbiber wurden als Kronendeckung neu aufgebracht. Lediglich die Gratziegel sind nass vermörtelt worden. Erneuert worden ist auch die in Zinkblech ausgeführte Dachentwässerung mit liegender Rinne und einer Fallleitung an allen acht Gebäudeecken.

2010 wurde in Teilbauabschnitten mit der Aufarbeitung der Emporen begonnen. Die Arbeiten beinhalteten die Reinigung der Dielenoberflächen, den Austausch von Verschleißteilen und die Reparatur von Schäden, die durch Schuhabsätze verursacht wurden inkl. Schädlingsbekämpfung und Imprägnierung. Zuletzt erhielten die Dielen einen Leinölanstrich. Die Arbeiten an der Empore wurden verformungsgerecht ausgeführt, d.h. es hat keine Korrekturen zur Begradigung von Decken, Böden und Stützen gegeben. Auch wurde auf den Einbau von Stahlankern- und –trägern verzichtet. Jedoch musste zumindest die Balkenebene über der Emporenscheindecke angepasst werden, um Tambour- und Dachlaternenwände lotrecht auszurichten.

Während der Sanierungsarbeiten waren die erhaltenen historischen Fenster mit glasteilenden Sprossen und Türen demontiert. Sie konnten restauriert und an den ursprünglichen Stellen wiedereingebaut werden.

 

2014 trat das Woiwodschaftsdenkmalamt in Grünberg (Zielona Góra) an die Deutsch-Polnische Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz (DPS) mit der Bitte um Unterstützung der Finanzierung des letzten Teilbauabschnitts zur Fertigstellung der Instandsetzung von Emporenfußboden, -decken und -balustrade heran.

Das Schadensbild zeigte in dem unbearbeiteten Emporenbereich einen Dielenfußboden ohne Imprägnierungsschicht und sonstigen Schutz. Die Schädigung der Dielenbetter war hier durch die Spuren der bei den vorangegangenen Maßnahmen abgetöteten Holzschädlinge sichtbar. An der Emporenbrüstung waren starke Holzschäden erkennbar. Die Emporendecken waren in dem instand zu setzenden Bereich durch Aufwölbung und Bretterabriss deformiert. Die komplette Empore konnte aus vorgenannten Gründen nicht genutzt werden.

Das geschnürte Maßnahmenpaket konnte 2015 mit Unterstützung der Deutsch-Polnischen Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz als Instandsetzungsetappe IV realisiert werden. Es beinhaltete die Aufarbeitung der verbliebenen südöstlichen, südlichen, südwestlichen und westlichen Seite der Empore, d.h. des Dielenfußbodens (die Bretter sind naturholzsichtig geblieben und sind partiell ersetzt worden), der Decken und der übrigen Holzkonstruktionselemente ebenda und außerdem den Neuanstrich aller Innenseiten der Fachwerkaußenwände und Fensterlaibungen im Erd- und Emporengeschoss in Ocker mit rotbräunlichem Begleitstrich auf den sichtigen Wandhölzern (befundete historische-Fassung (vermutlich Drittfassung von um 1918) anstelle des zuletzt vorherrschenden Brauns) und Weiß bei den Gefachen.

Außerdem wurde im Teilbauabschnitt 2015 noch die befundete mit der rekonstruierten Polychromie der Innenseite der Außenwände korrespondierende Farbfassung der Emporenbrüstung auf deren Südost-, Ost- und Nordostseite restauratorisch wiederhergestellt. Während die Rückseite der Emporenbrüstung einfach monochrom Rot gehalten ist, hat sie auf der Vorderseite ihre ornamentalen Malerei als schwarzes Rautengitter auf rotem Grund zurück erhalten, und zwar nicht schabloniert sondern der Originalfassung entsprechend handgemalt unter Beibehaltung der in die Felder eingelassenen Kreuzwegdarstellungen des 20. Jhs. Befundet ist diese Rautengitterdekoration auch beim Kirchengestühl.

Und schließlich wurde noch, korrespondierend zu der rekonstruierten Farbfassung der Außenwandinnenseiten und auf den Emporenbrüstungsfeldern außen, die an der Saaldecke mittig in der für evangelische Johanniter typischen Gestalt mit achtspitzigem Kreuz in einem runden Signet angebrachte Johanniter- bzw. Malteserkreuzdarstellung in dessen Zweitfarbigkeit mit Spitzen in Rot und Gold im Wechsel wiederhergestellt.

Die wiedergewonnene Farbigkeit von um 1918 der Innenwände und bei drei von acht Emporenseiten an der Emporenbrüstung sowie dem Malteserkreuz lässt erahnen, wie prächtig die Raumschale erst wirken wird, wenn die restlichen Oberflächen auch entsprechend restauratorisch wiederhergestellt sind.

Die Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten zur Wiedergewinnung der Farbfassung von um 1918 wurden getrennt von den übrigen Arbeiten an einen Restauratorenbetrieb vergeben. Für alle Leistungen hat es eine beschränkte Ausschreibung gegeben.

Finanziert wurde der von Ende Juli bis Dezember 2015 ausgeführte Teilbauabschnitt, der ein Kostenvolumen von rund 24.000 EUR hatte, mit 10.000 EUR von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestags und der Deutsch-Polnischen Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz als Maßnahmenträger sowie 7.000 EUR vom Marschallamt und 3.750 EUR vom Denkmalamt der Woiwodschaft Lebus und dem kirchlichen Eigenmittelanteil. Die sich über neun Jahre erstreckenden Instandsetzungsarbeiten haben insgesamt rund 165.000 EUR gekostet, was für deutsche Verhältnisse besonders preisgünstig ist.

 

 

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Trotz erfolgreicher Sicherung und technischer Instandsetzung der wertvollen Denkmalsubstanz der Schenkendorfer Dorfkirche waren die Restaurierungsarbeiten an dem architektur- und kunstgeschichtlichen Kleinod 2016 noch nicht abgeschlossen sind. Im nächsten Schritt sollte die 2015 begonnene Rückgewinnung der Zweitfarbfassung auf den Wangen der Emporenbrüstung fortgeführt und möglichst vollendet werden. Die Arbeit zielte darauf ab, das Innere der Dorfkirche Schenkendorf ihrem qualitätvollen äußeren Erscheinungsbild anzupassen und außerdem den Schutz und die Erhaltung der Innenraumschale zu verbessern.

Schließlich galt es, noch die Innentreppenanlage, die Oberflächen der Innenraumstützen und des Kirchengestühls und der Altar zu restaurieren. Alles in allem sollte es sich bei den noch offenen Arbeiten und den dafür veranschlagten Kosten in Höhe von 60.000 EUR um ein Fünfjahresprogramm handeln, dass sich Pfarrer Rudkiewicz da vornahm.

Wer für weitere Restaurierungsarbeiten am und im deutsch-polnischen baukulturellen Erbe Dorfkirche Schenkendorf spenden will, kann dies tun an die Deutsch-Polnische Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz (unter dem Kennwort „Dorfkirche Schenkendorf“( auf ihr Konto IBAN: DE 80 8707 0024 0823 3660 00, BIC: DEUTDEDBCHE.

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  • Bauherr und Eigentümer: Römisch-Katholische Pfarrgemeinde Heilige Dreifaltigkeit in Gubin/PL (Guben), vertreten durch Pfarrer Ryszard Rudkiewicz
  • Ausführende Baufirma: Fa. Dach – Dom, Adrian Litecki (Bauleiter), PL – 64-200 Wolsztyn (Schreiner-/Zimmerer-, Holzschutz- und Anstricharbeiten, Malerarbeiten Wand-Innenputz und –Holzelemente)
  • Ausführende Restaurierungsfirma: Fa. Pracowania Konserwacji Dziel Sztuki – Paulina Cielecka, PL –66-600 Krosno Odranskie (restauratorische Leistungen)
  • Bau(aufsichts-)inspektor: Marcin Gierstun
  • Fachliche Beratung: Woiwodschaftsdenkmalamt in Grünberg (Wojewódzki Urząd Ochrony Zabytków Zielona Góra), Dr. Barbara Bielinis–Kopeć – Leiterin (Lubuski Wojewódzki Konserwator Zabytków (LWKZ ), Agnieszka Skowron, Kamila Domagalska, Barbara Czechowska)
  • Übersetzungsleistungen: PepComm GmbH European Projectmanagement Company, D – 15366 Hoppegarten bei Berlin, Jacub Bartczak
  • Maßnahmenträger für die Mitförderung der Beauftragten der Deutschen Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM): Deutsch-Polnische Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz, Görlitz
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  • W. Eckert, Nowogońska B. Bewertung der technischen Fachwerkkirche des siebzehnten Jahrhunderts in Sękowice , Zielona Gora 2007
  • Lehmann R., Untersuchungen zur Geschichte der kirchlichen Organisations und Verwaltung der Lausitz im Mittelalter, Leipzig 1986
  • Schelz T., Gesamt Geschichte der Ober- und Nieder-Lausitz nach alten Chroniken und Urkunden, Bd. 1, Halle 1847
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