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STEINORT / SZTYNORT

Das ehemalige Herrenhaus der Familie von Lehndorff in Groß Steinort / Sztynorcie Dużym ist das Hauptprojekt der Deutsch-Polnischen Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz (DPS). Der Name von Lehndorff ist vor allem bekannt durch Graf Heinrich von Lehndorff, dem letzten Herrn auf Schloss Steinort, der am gescheiterten Stauffenberg-Attentat auf Adolf Hitler vom 20. Juli 1944 (das sich 2019 zum 75. mal jährte) beteiligt war und kurz darauf in Berlin-Plötzensee hingerichtet wurde. Nach dem Fall des "Eisernen Vorhangs" verfiel die ehemalige ostpreußische Gutsanlage in schnellem Tempo. Ende 2009 ist es, vorangetrieben von der DPS, gelungen, das Herrenhaus in das Eigentum der polnischen Schwesterstiftung der DPS, der Polsko-Niemiecka Fundacja Ochrony Zabytków Kultury (PNF) zu übertragen. Seitdem konnten beide Stiftungen, vor allem mit Fördermitteln des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), des Polnischen Ministeriums für Kultur und nationales Erbe und privaten Spenden aus Deutschland, das Herrenhaus notsichern und damit vor dem Einsturz bewahren. 2014/2015 konnten mit Förderung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt in Osnabrück (DBU) und der Technischen Universität Dresden unter Leitung des Tragwerkplaners Professor Dr.-Ing. W. Jäger in einem Modellvorhaben der Nordwestturm konstruktiv gesichert und ein Teil der Fundamente und Drainage ertüchtigt werden. Nachdem ein polnischer Investor 2016 antrat, um mit EU-Fördermitteln die ehemalige Gutsanlage Steinort in ein Resort umzuwandeln und mit seinem Antrag 2017 scheiterte, bietet sich weiterhin die Chance, den historischen Baubestand in Steinort behutsam zu sanieren und einer denkmalverträglichen Gesamtnutzung zuzuführen, durch die der genius loci in seiner faszinierenden Authentizität bewahrt bleibt. Ende 2018 fand bei der ehem. Lehndorff´schen Gutsanlage ein Eigentümerwechsel statt, der Anlass zur Hoffnung gibt. Neueigentümer ist ein international tätiges italienisches Unternehmen mit einer Niederlassung in Polen geworden, das Bauprojekte entwickelt und Steinort unter Wahrung seiner Denkmalsubstanz nachhaltig zu einer umweltfreundlichen Hotel- und Freizeitanlage zu erschwinglichen Preisen entwickeln möchte. Für das Projekt ehem. Gutsanlage Steinort wurde inzwischen die Gesellschaft Nowy Sztynort Sp. z o. o. geschaffen. Eigentümer von Schloss Steinort ist indes weiterhin die Polsko-Niemiecka Fubdacja Ochrony i Zabytków (PNF), und zwar seit erstem Quartal 2019 direkt, indem das Herrenhaus von der Gesellschaft Pałac w Sztynorcie Sp. z o.o., deren alleiniger Gesellschafter seit Ende 2009 die PNF war (die GmbH ist inzwischen aufgelöst), an die PNF übertragen wurde. Die Schwesterstiftungen PNF und DPS engagieren sich somit weiter für die Rettung von Schloss Steinort, zusammen mit der Lehndorff-Gesellschaft Steinort e.V. (LGS). Nach ein paar Jahren Durststrecke wurde der Förderantrag 2019 für nächste dringend notwendige Sicherungsarbeiten (Notsicherung Polychromien an Deckenbalken, Wandfriesen und Untersicht der Haupttreppe im Erdgeschoss inkl. Ermittlung des konservatorischen Sicherungsverfahrens) an das polnische Ministerium für Kultur und Nationales Erbe bewilligt und diese Maßnahme im Herbst 2019 fertiggestellt. Und von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien wurden vom Deutschen Bundestag bewilligte Mittel in Höhe von 500.000 Euro für 2019/20 bereitgestellt zur Fortführung weiterer dringender Notsicherungsmaßnahmen, vor allem Teilinstallierung benötigter Gebäudeinfrastruktur (Wasser, Kanalisation, Elektro, Sanitär, Temperierung), Notsicherung Dach und Deckenkonstruktionen, Drainage-/Regenkanalisationsarbeiten und Fundamentertüchtigung, Horizontalsperre (Ostflügel bis Kernbau), partielle Raumschalensicherung Ostflügel, Fortführung Bauuntersuchungen und Weiterentwicklung der Planunterlagen. Die mit den 500.000 EUR aus dem Bundeshaushalt 2019 ausgeführten Maßnahmen dienten also in erster Linie der Abdichtung der Gebäudehülle gegen Feuchtigkeit; Drainage und Dachentwässerung am Schloss wurden zu zwei Dritteln fertiggestellt. Die für die Sicherung des Kernbaus essentielle Ertüchtigung der Holzbalken und -stützen wurde in erster Linie planerisch vorbereitet. Außerdem wurde 2019, wiederum bundesgefördert, im Ostflügel des Herrenhauses ein kleines Ausstellungs- und Informationszentrum als eine erste Teilnutzung eingerichtet, dessen Eröffnung am 30. November 2019 erfolgte.

Auf Beschluss des Haushaltausschusses des Deutschen Bundestages wurden im November 2019 für den direkten Anschluss weiterer dringend erforderlicher Sicherungsarbeiten in den Bundeshaushalt 2020 erneute 500.000 EUR eingestellt, deren Freigabe durch die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien (BKM) im September 2020 mit Bewilligungszeitraum bis Ende 2021 erfolgte. Die zweiten 500.000 EUR Bundesmittel, die in erster Linie dem außerordentlichen Engagement von Prof. Jäger und seiner Fürsprache bei den politischen Entscheidern zu verdanken sind, hatten, neben der weiteren Bearbeitung des Ostflügels innen, den Kernbau zum Schwerpunkt. Die im Herbst 2021 abgeschlossenen Maßnahmen beinhalteten: Fortführung der Ringdrainage- und Regenkanalisationsarbeiten (Kernbau bis Westflügel ausgenommen Nordwestseite), Versuch der Erstellung einer Probeachse, die auf die vollständige Wiederherstellung je zweier Räume in Erd- und Obergeschoss, und damit auf Foyer und Haupttreppenhaus abzielte, weiter die Sanierung und den Wiedereinbau einer stark geschädigten Holzbalkendecke eines westlichen Erdgeschoss-Raums und die Instandsetzung der Mittelrisalit-Fassade. Die Corona-Pandemie und höherer Planungsaufwand führten zu einer Mittelumwidmung, wodurch die Teilmaßnahmen Sicherung Mittelrisalit und Herstellung Probeachse im Kernbau zurückgestellt werden mussten. U.a. wurden die Fundamentsanierungsarbeiten weiter fortgesetzt, die Mauerlatte Ostflügel bis zum Kernbau bearbeitet, Deckenbalken gesichert, Dachsparrenfüße im Kernbau repariert und der Einbau von aussteifenden Deckenscheiben vorbereitet, wozu auch das Ergänzen von Deckenbalkenauflager zählte. Der Einbau eines Karbonringankers konnte erprobt und erfolgreich über Raum 1.06 teilausgeführt werden (Karbonmauerwerk wissenschaftlich entwickelt und experimentell erprobt).

Im April 2020 wurde von der Schwesterstiftung PNF mit tatkräftiger finanzieller Unterstützung der DPS hoffnungsvoll ein Antrag an das Polnische Ministerium für das Nationalerbe auf Förderung aus dem sog. Island-Liechtenstein-Norwegen-Fonds zur Sanierung und Revitalisierung des Westflügels als Bildungsreinrichtung (Schwerpunkt Handwerkerfortbildung und Kultur) mit Seminarräumen und Werkstatt (Kostenvolumen 2,877 Mio EUR) eingereicht. Dieser sehr umfangreiche Antrag, untersetzt mit kompletter Baugenehmigungsplanung für den Westflügel hat dann leider im Dezember 2020 (wegen 2 Punkten, die zu wenig erreicht wurden) eine Absage erhalten.

Neuen Schwung brachten indes, wieder auf Initiative von Prof. Jäger sowie mit Unterstützung des Deutschen Generalkonsulats in Danzig, vom Deutschen Bundestag in den Bundeshaushalt 2021 eingestellte dritte 500.000 EUR Fördermittel zur Weiterführung der baulichen Sicherung von Schloss Steinort, für deren Bewilligung und Ausreichung durch die Beauftragte für Kultur und Medien die wie zuvor mit der DPS als Maßnahmenträger erstellten Antragsunterlagen u.a. auf weitere Deckenbalken- und Dachstuhlsicherung Kernbaues abzielen. Die Fundamentertüchtigung Kernbau nordwestlicher Bereich inkl. Drainage bildete einen ersten Maßnahmenteil der 2022 abgeschlossen wurde. Der zweite Maßnahmenteil beinhaltete die statisch-konstruktive Sicherung der polychromen Holzdeckenbalken von Kernbau-Raum 0.09 (EG, sehr aufwendig, Ausführung Herbst 2021 bis Ende 2022) und -Raum 1.06 (OG, Ausführung bis Ende Frühjahr 2023). Der dritte Maßnahmenteil besteht aus der dringend notwendigen Verankerung des Mittelrisalits an das Treppenhaus des Kernbaues inkl. Sicherung von Fenstern und ein vierter und letzter Teil der aus den dritten 500.000 EUR Bundesmittel gespeisten Maßnahmen ist die statisch-konstruktive Holzdeckeninstandsetzung in den Räumen 0.10 und 1.01 des Kernbaues. Die Maßnahmenteile 3 und 4 gelangen 2023 zur Ausführung.

Überaus glücklich waren die Deutsch-Polnische Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz (DPS) und ihre polnische Schwesterstiftung Polsko Niemiecka Fundacja Ochrony Zabytków (PNF) als sie durch ihren Projektleiter für Schloss Steinort, Prof. Wolfram Jäger, der wie die Generalkonsulin in Danzig, Cornelia Pieper ständig intensiv für die Bundesförderung für Schloss Steinort wirbt, über vom Bundestag im Bundeshaushalt 2022 zur Fortführung der Notsicherung von Schloss Steinort für 2022 eingestellte 300.000 EUR und je 150.000 EUR als Verpflichtungsermächtigung für 2023 und 2024 erfuhren. Und nach Verhandlung des Bundeshaushalts 2023 folgte die Information über darin vom Bundestag für nächste Notsicherungsmaßnahmen am und im Schloss Steinort zur Verfügung gestellte weitere 1,5 Mio EUR. Dennoch verbleibt, nach der so abschließbaren Sicherung und Gesamtplanung der eigentlichen Sanierung, ein Kostenbedarf von mehreren Millionen EUR, um das Baudenkmal revitalisiert wieder nutzen zu können.

Sodann konnte die seit 2017 erfolgreich durchgeführte Steinorter Kultursommerwoche im August 2019 sowie 2020 und 2021 (coronabedingt überwiegend virtuell) sowie 2022 wieder vor Ort dank der Lehndorff-Gesellschaft ausgebaut werden.

Für die Fortführung der Notsicherung bedarf es zur Finanzierung von Kosten, die nicht unter die von BKM ausschließlich geförderte Notsicherung fallen und sich im Zuge der Abarbeitung der vom Bund unterstützten Maßnahmen aber zwangsläufig ergeben, fortwährend der Eigenmittel, weshalb DPS als Maßnahmenträger für die Bundeszuwendungen und ihre polnische Schwesterstiftung gemeinsam immer wieder zu Spenden zur Rettung und Revitalisierung von Schloss Steinort aufrufen!

Schloss Steinort / Sztynort ist ein erhaltenswertes Denkmal des gemeinsamen deutsch-polnischen Kulturerbes. Vor dem Hintergrund des Beitrags seines letzten Lehndorff-Eigentümers Heinrich Graf von Lehndorff zur Beendigung der Naziherrschaft ist die Bewahrung der Denkmalanlage für das deutsche Gedächtnis eine wichtige Aufgabe. Außerdem zählt die historische Schloss- und Parkanlage heute zu den bedeutendsten baulichen Zeugnissen in Masuren und dem ehemaligen Ostpreußen.

Durch Vernachlässigung ist das Schloss fast zur Ruine geworden und der Park vollständig verwildert. Unter dem Dach mit der Polsko-Niemiecka Fundacja Ochrony Zabytków Kultury (PNF) als Schwesterstiftung in Warschau und seit Ende 2009 Eigentümerin des Schlosses sowie mit der Lehndorff-Gesellschaft Steinort e.V. (LGS) haben sich kulturinteressierte Menschen aus beiden Nationen zusammengefunden, um Steinort zu retten und das Schloss der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

In den Jahren 2010 und 2013 konnte Schloss Steinort mit privaten Spenden aus Deutschland und einer Zuwendung des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) und des polnischen Ministeriums für Kultur und Nationales Erbe konstruktiv stabilisiert und von oben abgedichtet und von den Planern der Stiftungen die Baudokumentation weitgehend erstellt und Schadensanalysen durchgeführt werden. 2014/15 lief ein von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördertes Projekt zur Trockenlegung und Fundamentverstärkung des Gebäudes mit der TU-Dresden, Fakultät Architektur, Lehrstuhl für Tragwerksplanung Prof. Dr.-Ing. Wolfram Jäger, das sich auf den Westteil des wertvollen Mittel- bzw. Kernbaues und den Westflügel konzentrierte, die am stärksten statisch mauerwerksgefährdet und von aufsteigender Feuchtigkeit betroffen waren. Dazu konnte der bis dahin einsturzgefährdete Nordwestturm durch Prof. Jäger statisch gesichert werden.

2016 fand sich ein polnischer Investor, der beabsichtigte, die ehemalige Lehndorff´sche Gutsanlage in ein Resort umzuwandeln. Auf sein Angebot, Schloss Steinort in sein Projekt einzubeziehen, ist die polnische Schwesterstiftung der DPS als Schlosseigentümer mangels tragfähiger Alternativen eingegangen. Der Investor unterzog sich der umfangreichen Vorbereitung eines Antrags auf EU-Wirtschaftsförderung, dem nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Schaffung von in der Region so dringend benötigten Arbeitsplätzen Bewilligungschancen eingeräumt wurden. Im Erfolgsfall verpflichtete sich der Investor, das Schloss mit einem von der PNF bestimmten Architekten ausschließlich mit Förder- und Eigenmitteln denkmalverträglich zu sanieren und anschließend die Betriebskosten zu übernehmen. Die polnische Schwesterstiftung schloss als Voraussetzung für die Einbeziehung von Schloss Steinort in den EU-Förderantrag in Abstimmung mit der DPS einen Vertrag mit dem Investor als Pächter. Dabei sicherte sie sich bestimmte Rechte, u.a. zur öffentlichen kulturellen Nutzung eines Großteils des architekturgeschichtlich bedeutenden Kernbaues in eigener Trägerschaft.

Nachdem der Investor die Einreichung seines EU-Förderantrags wegen unvollständiger Unterlagen mehrmals verschieben musste (zuletzt hatte es geheißen Ende Juni 2017 und schließlich Ende 2017 würden die Antragsunterlagen – angeblich um die 1.000 Seiten – vollumfänglich abgegeben sein), kam im Dezember 2017 seitens des Marschallamts das Aus für den Investor. Über die Gründe kann nur spekuliert werden.

Für die dringenden nächsten Notsicherungsmaßnahmen „Fortführung und Fertigstellung der Drainagearbeiten, Dachreparaturen und Schwammbekämpfung sowie Konservierung der Deckenbalken- und Wandmalereien und Fertigstellung der Errichtung eines provisorischen Informationszentrums im Ostflügel“ wurde 2016, 2017 und 2018 ein Förderantrag an das polnische Ministerium für Kultur und Nationales Erbe gestellt, der leider jeweils eine Absage erhielt. Für 2019 wurde von der PNF ein erneuter Förderantrag mit einer stark reduzierten Maßnahmenvariante gestellt, der endlich wieder vom Polnischen Kulturministerium bewilligt wurde, und zwar für die Arbeiten konservatorische Sicherung der Polychromien der Holzdeckenbalken und Wandfriese.

Die PNF, Schwesterstiftung DPS und LGS setzen sich immer weiter für die Erhaltung von Schloss Steinort ein. Seit der Übernahme des Herrenhauses sind 13 Jahre vergangen. An einer Revitalisierungslösung, die tragfähig ist, wird nach wie vor gearbeitet. War es für die beiden Schwesterstiftungen wegen der zeitweilig fehlenden Unterstützung der polnischen öffentlichen Hand unvermeidbar gewesen, auch über eine Veräußerung von Schloss Steinort nachzudenken, besteht längst wieder Anlass, den, wenn auch beschwerlichen Weg der Erhaltung und Revitalisierung des geschichtsträchtigen Baudenkmals eigenverantwortlich weiterzugehen. Dank der außerordentlichen Unterstützung von Professor Dr.-Ing. Wolfram Jäger mit seinem Team und der Mithilfe der Lehndorff-Gesellschaft, die sich 2019 u.a. mit einem umfangreichen deutsch-polnischen Volonteer-Projekt vor Ort wertvoll einbrachte, das u.a. von der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit gefördert wurde, ist wieder viel Bewegung in das Gesamtprojekt Steinort gekommen. Dazu trägt wesentlich auch die deutsche Bundesregierung bei, indem sie außerordentlich Mittel aus dem Bundeshaushalt 2019, 2020 und 2021 für die Fortführung der Sicherung von Schloss Steinort bewilligte: je 500.000 EUR aus dem Bundeshaushalt 2019 und 2020 sowie von durch den Bundestag im Bundeshaushalt 2021 bereitgestellten dritten 500.000 EUR bislang 321.125 EUR, die bis Ende 2022 von der Deutsch-Polnischen Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz ausgereicht wurden. Die restlichen 178.875 EUR wurden von der Stiftung als Maßnahmenträger der Bundesmittel zur Verausgabung in 2023 beantragt. Für die Bauverzögerungen, die es gegeben hat, sind Corona-Pandemie, Lieferkettenprobleme und Baupreissteigerungen ursächlich. Vorbereitet wurde die Bereitstellung der 3 x 500.000 EUR jeweils durch den Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags.

Hoffnung, das Ziel zu erreichen, hatte auch ein von der PNF mit Hilfe der DPS erarbeiteter große Förderantrag 2020 an das Polnische Ministerium für das Nationalerbe auf Förderung der Sanierung und Revitalisierung des Westflügels aus dem sog. Island-Liechtenstein-Norwegenfonds (Baukostenvolumen 2,87 Mio EUR) gegeben. Der im April 2020 eingereichte Antrag wurde leider im Dezember 2020 von dem Polnischen Ministerium abgesagt, was sehr enttäuschend war (es fehlten zwei Punkte). Die Information, dass vom Bundestag für die Notsicherung von Schloss Steinort im Bundeshaushalt 2022 weitere 300.000 EUR für 2022 sowie je 150.000 EUR als Verpflichtungsermächtigung für 2023 und 2024 sowie zusätzlich im Bundeshaushalt 2023 1,5 Mio EUR eingestellt wurden ((jeweils, soweit möglich, mit Übertragbarkeit der Gelder in die nachfolgenden Bundeshaushaltsjahre), bescherte den Akteuren sehr große Freude  Freilich werden dann immer noch mehrere Millionen Euro erforderlich, um das Schloss insgesamt denkmalverträglich instand zu setzen und in Nutzung bringen zu können.

Unter Federführung des Generalkonsulats in Danzig wurde eine paritätisch besetzte polnisch-deutsche Expertengruppe ins Leben gerufen. Sie wurde, moderiert von den Professoren Robert Traba und Dieter Bingen, beauftragt, 2022 eine erweiterte Nutzungskonzeption vorzulegen. Orientierung boten von dem Politikwissenschaftler und Zeithistoriker Dieter Bingen zuvor aufgestellte sog. Leitlinien zu einem erweiterten Nutzungskonzept für Schloss Steinort. Engagierte und konstruktive von Vertrauen und Partnerschaftlichkeit getragene Zusammenarbeit kennzeichnete die vielen Arbeitssitzungen von 34 Expertinnen und Experten in 6 Teams mit je 5-6 Mitgliedern aus ganz Deutschland und Polen, darunter der frühere Botschafter in Deutschland und Leiter der EU-Vertretung in Warschau, Marek Prawda, angesehene deutsche und polnische Historikerinnen und Historiker, Politik- und Kulturwissenschaftlerinnen, Museologen, Denkmalpflegerinnen, Praktiker, polnische NGOs aus der Region Masuren, polnische und deutsche Akteure der Zivilgesellschaft. Auf den erarbeiteten Ergebnissen wird die Gesamtplanung Schloss Steinort fußen.

Ein weiteres Sorgenkind in Steinort ist, neben Herrenhaus und historischem Park (dessen heutiger italienisch-polnischer Eigentümer hat 2020 umfangreich Pflegearbeiten durchgeführt sowie den historischen Wirtschaftshof notgesichert und Maßnahmen zur Modernisierung der Infrastruktur der Marina ergriffen), der unweit gelegene Lehndorff´sche Familienfriedhof mit stattlichem neugotischen Mausoleum, der 2013 von der Schwesterstiftung PNF erworben wurde. Der Sepulkralbau wurde 2017-19 und 2020/21 mit Mitteln aus Deutschland u.a. von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) notgesichert. Seine weitere Ertüchtigung soll betreffend Außenfassade und Gewölbe schnellstmöglich folgen.

Am Herrenhaus Steinort sind kontinuierlich Sicherungsmaßnahmen fortzuführen, um den in den letzten Jahren dank privater Spenden und Mitteln der öffentlichen Hand erreichten gebotenen Sicherungszustand halten und ausbauen zu können. Nicht alle anfallenden Kosten können mit Bundesmitteln abgedeckt werden. So reihen sich die Bewilligungszeiträume für die von der DPS gestellten Anträge auf Bundeszuwendungen nicht nahtlos aneinander, d.h. es gibt Leistungen, die zeitlich keinen Aufschub zulassen, so dass diese in einen Zeitraum fallen, für den noch keine Bundesmittel bewilligt sind. Dann müssen diese Leistungen mit Eigenmitteln finanziert werden. Dafür werden dringend weitere Spenden benötigt! Außerdem sind da z.B. die ausgelagerten originalen barocken bemalten Deckenbretter aus dem Schloss, die 2016 an einen sicheren Platz in der näheren Umgebung von Steinort umgelagert worden sind und die in ein saniertes Schloss wieder eingebaut werden sollen. Für deren Bewahrung ist eine monatliche Lagermiete zu zahlen. Auch dazu ist die Polnische Deutsche Stiftung Polsko-Niemiecka Fundacja Ochrony Zabytków Kultury (PNF) weiterhin auf Spenden ihrer deutschen Schwesterstiftung DPS angewiesen. Und je größer die Baumaßnahmen werden, desto höher sind die laufenden und flankierende Kosten, wofür stets mindestens ein Eigenmittelanteil benötigt wird. Somit bitten wir Sie vielmals darum, durch Spenden an die DPS die Erhaltung von Schloss Steinort nach besten Kräften zu unterstützen. Jeder Betrag ist willkommen! Zuwendungsbestätigungen stellt die Deutsch-Polnische Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz (DPS) gerne aus. Steinort-Spendenkonto: IBAN DE80 8707 0024 0823 3660 00, BIC/SWIFT DEUTDEDBCHE – Kennwort: Schloss Steinort – Deutsche Bank AG Filiale Görlitz

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Groß Steinort, polnisch Sztynorcie Dużym, liegt 115 km nordöstlich von Allenstein /Olsztyn in der Wojwodschaft Ermland-Masuren. Die landschaftliche Situation auf einer vom Mauer-, Kirsaiten- und Labab-See umgebenen Halbinsel im Norden der Großen Masurischen Seenplatte ist besonders reizvoll. Ein großes Waldgebiet mit 300 bis 400 Jahre alten Eichenalleen und einige Gutshöfe gehören zu dem ostpreußischen Kulturerbe. Von Steinort nach Königsberg sind es (Luftlinie) ca. 70 km, nach Warschau ca. 200 km und nach Berlin ca. 700 km.

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Seit 1420 oder 1565 war die Ortschaft im Besitz der Familie von Lehndorff, die aus der Gegend von Königsberg stammte. Ihr Gutshaus wurde nach Aufstaumaßnahmen am Mauersee auf die Anhöhe der Halbinsel verlegt, und bis 1572 entstand ein Nachfolgebau. Das Schloss der Grafen von Lehndorff ging während des Tatareneinfalls 1656 in Flammen auf. Was man heute sieht, ist im Kern der dritte Bau aus der Barockzeit. Bauherrin war Gräfin Marie Eleonore, geb. Dönhoff (1664 – 1724), letzte Gattin des dreimal verheirateten Oberburggrafen und Generalleutnants Ahasverus Graf von Lehndorff, der 1683 oder 1687 den Reichsgrafentitel für sich und seine Nachkommen errang. Die barocke Schlossanlage entstand 1689-1693 zusammen mit einem dem Ehrenhof vorgelegten Wirtschaftshof, dessen Gebäulichkeiten u.a. aus einem Brau- und Mälzhaus (im 19. Jh. zum Speicher neugotisch umgestaltet und noch vorhanden) und einem Torhaus (bereits 1807 abgebrochen) bestanden.

Aus der Barockzeit stammt nur noch der annähernd quadratische Kernbau (Mittelbau) des Schlossbaukörpers mit dem imposanten Walmdach. Die neugotischen Fialen an der Auffahrtsseite ersetzten um 1860 den alten Mittelgiebel. Die beiden Seitenflügel der Vorderfront wurden 1829 angebaut, die drei Ecktürme (einer an der Hof-, die anderen beiden auf der Gartenseite)  zwischen 1860 und 1880 hinzugefügt.

Nach dem Bezug der Wolfsschanze bei Rastenburg (Kętrzyn) durch Hitler am 24.6.1941 wurde ein Teil des Schlosses als „Feldquartier“ für Außenminister von Ribbentrop requiriert, blieb aber trotzdem noch Wohnort der Familie von Lehndorff. Der letzte Besitzer, Heinrich Graf von Lehndorff, heiratete 1937 Gottliebe Gräfin Kalnein. Während des Zweiten Weltkrieges schloss er sich der Widerstandsbewegung gegen Hitler an. Nach dem Scheitern des Attentats am 20. Juli 1944 wurde Heinrich Graf von Lehndorff nach Königsberg, später nach Berlin transportiert und seine gesamte Familie verhaftet. Er wurde am 4. September 1944 in Plötzensee hingerichtet.

Am 22. Juni 2009 wäre Heinrich Graf von Lehndorff 100 Jahre alt geworden, und aus diesem Anlass wurde an diesem Tag zu seiner Erinnerung ein Gedenkstein vor dem Schloss enthüllt. Das Projekt konnte von der Deutsch-Polnischen Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz mit Mitteln des Beauftragten der deutschen Bundesregierung für Kultur und Medien realisiert werden.

Mit Geschichte und Werdegang der Familie von Lehndorff in Steinort beschäftigte sich ein Forschungsvorhaben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften unter dem Titel „Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert“. Die Ergebnisse des am 31.12.2019 abgeschlossenen Projekts sind im Infopoint Schloss Steinort auf Ausstellungstafeln zusammengefasst und unter dem Link: https://lebenswelten-lehndorff.bbaw.de online gestellt.

Bis Anfang 1947 waren Soldaten der Roten Armee im Schloss einquartiert, vor deren Eintreffen die Familie ihre reiche Steinorter Innenausstattung – Gobelins, Porzellan, Möbel, Gemälde – auf die Burg Kriebstein in Sachsen zu der befreundeten Familie verbrachte, von wo aus ein Teil des Inventars in sächsische Museen verschwand. In dieser Zeit befand sich in Steinort eine Sammelstelle für ostpreußisches Vieh, bevor es seine Reise nach Russland antrat. Längere Zeit nach 1945 war im Schloss die Verwaltung eines staatlichen Landwirtschaftsbetriebes untergebracht, später beherbergte der Herrensitz eine Segelschule. Dann wurde Steinort Eigentum der Gemeinde Angerburg (Węgorzewo). Nach dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ geriet die Schlossanlage in die Hände eines Österreichers, der mit der Sanierungsaufgabe überfordert war.

Unter dem Dach der Deutsch-Polnischen Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz agierte von 2007-2010 der Förderkreis Steinort, der die Stiftung als Initiative bei deren Engagement für die Rettung des akut vom Verfall bedrohten Ensembles in buchstäblich letzter Minute und Bemühungen um eine denkmalverträgliche Revitalisierung dieses besonders erhaltenswerten deutsch-polnischen baukulturellen Zeugnisses unterstützt hat. Aus dem Förderkreis gründete sich im Herbst 2010 die Lehndorff-Gesellschaft Steinort e.V., mit der der Deutsch-Polnischen Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz und deren polnischer Schwesterstiftung für ihr Steinort-Projekt ein institutionalisierter Partner nicht zuletzt für die notwendige Generierung von Spenden zur Seite steht.

Mit einem von der Deutsch-Polnischen Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz (DPS) mit Mitteln des Beauftragten der deutschen Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) geförderten und zusammen mit der Stiftung Borussia in Allenstein/Olsztyn Anfang November 2008 ebenda veranstalteten Steinort-Symposium konnte als ein erster Schritt die Bedeutung der Schlossanlage der interessierten Öffentlichkeit erfolgreich näher gebracht werden. Danach wurde vom Denkmalamt der Wojewodschaft Ermland-Masuren ein neues Baugutachten in Auftrag gegeben, das Grundlage für eine dringend notwendige erste Notsicherung gewesen ist.

Nach einem Besuch des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), Staatsminister Bernd Neumann MdB auf Einladung der Stiftung im Juli 2009 in Steinort folgte ein Eilantrag der DPS für die Bewilligung von BKM-Mitteln für erste u.a. in Anbetracht der akuten Teileinsturgefahr des Dachs über dem Mittelbau umgehend notwendige Notsicherungsarbeiten. Dem Eilantrag wurde von BKM unter der Voraussetzung  des Vollzugs des vorgesehenen Eigentümerwechsels und einer künftigen öffentlichen Nutzung des Schlosses im Oktober 2009 stattgegeben.

Im Juni 2009 konnte zwischen der Deutsch-Polnischen Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz (DPS) und dem damaligen polnischen Eigentümer des Herrenhauses, der T.I.G.A. S.A. ein „Letter of Intent“ als Vorstufe zur Übernahme des Schlosses unterzeichnet werden. Am 30. November 2009 war es dann soweit: an diesem Tag wurde in Warschau zwischen T.I.G.A. S.A. und Polsko-Niemiecka Fundacja Ochrony i Zabytków (PNF), der Schwesterstiftung der Deutsch-Polnischen Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz in Warschau, ein notarieller Vertrag unterzeichnet, mit dem Schloss Steinort und mit dem Baudenkmal die GmbH der T.I.G.A., die das Schloss als Untergesellschaft der T.I.G.A. direkt besaß, für 1 PLN an die PNF verkauft.

2010 hat das Projekt „Rettung von Schloss Steinort“ von deutscher Seite fachtechnische Unterstützung durch die Beuth Hochschule für Technik Berlin (Fachbereich Bauingenieur- und Geoinformationswesen) erfahren und seit 2011 vor allem von der Technischen Universität Dresden (Fakultät Architektur, Lehrstuhl Tragwerksplanung). An einer Kooperation mit äquivalenten polnischen bildungswissenschaftlichen Einrichtungen wird kontinuierlich gearbeitet.

Im Dezember 2013 folgte die Übertragung der ganz in der Nähe der auf Schloss und Dorf Groß Steinort zuführenden Eichenallee zwischen Steinorter und Dargeinensee am Ufer gelegenen Begräbniskapelle der Familie von Lehndorff an die Polsko-Niemiecka Fundacja Ochrony Zabytków Kultury (PNF) nebst des ehem. Familienfriedhofs. Bei der Grabkapelle handelt es sich um einen im Stil der Neugotik erschaffene zentralbauartigen Baukörper aus Backstein mit einem Untergeschoss (Gruft?), bei dem es sich von der Größe her eher um ein Mausoleum handelt.

Die Berliner Landschaftsplanerin Katrin Schulze hat dazu 2012 recherchiert:“ Im Umfeld befinden sich vereinzelt Grabkreuze – offensichtlich wurde das Gelände zumindest in den 1930er Jahren aber als eine Art Dorffriedhof genutzt, die wenigen lesbaren Inschriften sind Lehrer und andere Bürgerliche. Nach dem Beitrag von Kilian Heck in Antje Vollmers Buch „Doppelleben“ wurde die Kapelle 1853-55 errichtet (siehe dort S. 376 / 377). Im Lehndorff’schen Familienarchiv in Leipzig gibt es dafür einen Eingabeplan aus dem Büro des Architekten Friedrich August Stüler.“
Der PNF fällt durch die vom Woiwoden vorgenommene offizielle Schenkung von Grabkapelle und Friedhof, die sich zuvor im Eigentum des Starosten befanden, auch die verantwortungsvolle Aufgabe zu, die Lehndorff´sche Sepulkralanlage als wichtigen Bestandteil des Denkmalensembles historisches Gut Groß Steinort nachhaltig zu erhalten. Erfreulicherweise war die Kapelle noch nicht vollumfänglich akut substanzgefährdet und konnte so 2017-19 vor allem im Bereich Dach und 2020/21 fortgeführt notgesichert werden.

2015 gründeten die Vorstände der beiden Stiftungen PNF und DPS eine Steinort-Baukommission, die den Bauherrn in allen Schloss Steinort betreffenden Bauangelegenheiten vertritt.

2016 schloss die PNF mit der Schloss Steinort GmbH (Gesellschaft Pałac w Sztynorcie Sp. z o.o.), die bis Februar 2019 der direkte Eigentümer des Herrenhauses und deren alleiniger Gesellschafter die PNF gewesen ist (die Gesellschaft wurde 2009 vom Voreigentümer mit übernommen), einen Vertrag mit einem polnischen Investor als Pächter von Schloss Steinort ab. Der Investor beabsichtigte, die ehemalige Gutsanlage in ein Resort umzuwandeln und hatte dafür 2017 einen Antrag auf EU-Wirtschaftsfördermittel vorbereitet, in den Schloss Steinort durch den geschlossenen Pachtvertrag einbezogen wurde. Der EU-Förderantrag war nicht ohne Erfolgsaussichten, Seine Bewilligung versprach die Schaffung von in der Region dringend benötigten Arbeitsplätzen. Der Pachtvertrag regelte, dass der Investor Schloss Steinort mit einem von der PNF bestimmten Architekten denkmalverträglich saniert und anschließend die Betriebskosten übernimmt. Das Nutzungskonzept, auf das sich Investor und PNF einigen konnten, sah vor, einen Großteil des wertvollen Mittelbaus für kulturelle Zwecke öffentlich zu nutzen in Trägerschaft der polnischen Schwesterstiftung und im übrigen Teil des Herrenhauses von dem Investor zu betreibende Hotelappartements unterzubringen. Nachdem sich die vereinbarte Anzahl an Hotelappartments für Investor und Entscheider über den EU-Antrag doch als unwirtschaftlich erwies, sollte Schloss Steinort nurmehr kulturell genutzt werden, vor allem für Ausstellungen, museale Zwecke und Tagungen. Der PNF sollte dabei weiterhin die Trägerschaft für die kulturelle Nutzung obliegen.

Jedoch erteilte das Marschallamt dem EU-Förderantrag des potenziellen polnischen Investors im Dezember 2017 überraschend eine Absage. Damit wurde zwar die Gefahr einschneidender Eingriffe in die Denkmalsubstanz der ehemaligen Gutsanlage Steinort gebannt, die das Resort-Projekt bei dessen Realisierung sicherlich nach sich gezogen hätte, jedoch war andererseits auch die einzige Nutzungsperspektive für das Denkmalensemble passé, die zu diesem Zeitpunkt wirtschaftlich tragfähig erschien.

Zwei von dem Dresdner Tragwerksplaner Prof. Jäger und der Lehndorff-Gesellschaft dankenswert initiierte Anhörungen 2017 zu Steinort im Deutschen Bundestag unter Leitung von Klaus Brähmig (CDU) MdB a.D. und Frau Generalkonsulin Cornelia Pieper (FDP) waren, was eine finanzielle Beteiligung der Bundesrepublik Deutschland an einer denkmalverträglichen Sanierung und Revitalisierung von Schloss Steinort betrifft, vielversprechend. Die Fortführung des beschrittenen Wegs wurde dann durch die Bundestagswahl 2017 unterbrochen, um 2018 fortgesetzt zu werden, mit schließlich positivem Ergebnis, so dass bundesseitig Mittel 2019/20 in Höhe von 500.000 EUR für einen nächsten umfangreicheren Sicherungs-Bauabschnitt bewilligt wurden.

Im Dezember 2018 wurde ein international tätiges italienisches Unternehmen, das Bauprojekte entwickelt, neuer alleiniger Eigentümer der ehemaligen Lehndorff´schen Gutsanlage, ausgenommen blieb freilich Schloss Steinort, das im Februar 2019 von der Gesellschaft Pałac w Sztynorcie Sp. z o.o. direkt an die Schwesterstiftung der Deutsch-Polnischen Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz (DPS), d.h. die Polsko-Niemiecka Fundacja Ochrony i Zabytków (PNF) überging.

Am 30. November 2019 konnte dank Förderung der Bundesrepublik Deutschland ein Infopoint in Schloss Steinort eröffnet werden. Die Steinort GmbH wurde von der PNF aufgelöst.

Im November 2019 beschloss der Deutsche Bundestag nächste 500.000 EUR für Schloss Steinort zur Einstellung in den Bundeshaushalt 2020, die der wie zuvor bei den ersten 500.000 EUR Bundeszuwendung als Maßnahmenträger fungierenden DPS im September 2020 von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien zur Fortführung der Sicherungsarbeiten bewilligt wurden.

Ein umfangreicher und von der DPS mit vorbereiteter sowie finanzierter Förderantrag 2020 der PNF an das Polnische Ministerium für das Nationalerbe zur Sanierung und Revitalisierung des Schloss-Westflügels aus Mitteln des sog. Island-Liechtenstein-Norwegenfonds schrammte bedauerlicherweise an einer Bewilligung knapp vorbei. Von Erfolg gekrönt wurden indes außerordentliche Bemühungen von Steinort-Chefplaner Prof. Wolfram Jäger für den Erhalt weiterer Bundesmittel. Der Deutsche Bundestag beschloss im Dezember 2020 für Schloss Steinort weitere 500.000 EUR in den Bundeshaushalt 2021 einzustellen! Diese werden nach eingetretenen Bauverzögerungen nicht zuletzt durch die Coronapandemie seit 2022 für die weitere bauliche Sicherung des Herrenhauses verwendet.

Am 18. August 2021 wurde in Steinort erstmals die Lehndorff-Medaille verliehen für besondere Verdienste um die Bewahrung der Geschichte von Schloss Steinort in Erinnerung an Heinrich von Lehndorff, sein Schicksal und das seiner Familie sowie für Verdienste um die Förderung der deutsch-polnischen Zusammenarbeit. Die erstmalige Verleihung der Medaille erfolgte an Dr. Antje Vollmer, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages a.D. und Janusz Reiter, Botschafter Polens in Deutschland a.D. Im Anschluss an die Verleihung fand eine Lesung aus Antje Vollmers Buch „Das Doppelleben“ mit Schauspielerin Wella Weber und Schauspieler Michael Mendl statt.

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Die seit Anfang der 1990er Jahre immer wieder zur Disposition stehende Gutsanlage Groß Steinort /  Sztynorcie Dużym umfasst insges. 54 ha. Von dem im 19. Jh. schließlich südwestlich des Schlosses konzentrierten Wirtschaftshof sind, neben Speicher, ehem. Kuhstall und Rentei, noch der ehem. Pferdestall (z.T. als Werft genutzt) und die ehem. Scheune (z.T. eingestürzt und ungenutzt) erhalten. Zur Anlage gehört ferner der bis an den Mauersee reichende 16 ha große Landschaftspark mit einem Bestand an Naturschutzdenkmälern, darunter  vierhundertjährige Eichen, neugotischer Kapelle und klassizistischem Teehaus. Zur Anlage gehört ebenfalls der Haussee (Steinorter See) mit dem neugotisch gestalteten Lehndorffschen Familienmausoleum und einem Friedhof gegenüber dem Gut. Der See ist durch einen Stichkanal mit dem Mauersee verbunden.

Von der einstigen baufesten Ausstattung im Schloss, die überkommen ist, sind vor allem der originale Dachstuhl, die repräsentative Haupttreppe, die polychromen Deckenbalken sowie die barocken bemalten Deckenbretter (ca. 1.500 qm!), die zu ihrem Schutz ausgelagert werden mussten, und bemalte Wandfriese zu nennen.

Was die bewegliche Ausstattung betrifft, konnte 2013 eine stattliche Anzahl originaler Exponate, darunter Möbel und Gemälde aus sächsischen Museen an die Familie von Lehndorff restituiert werden. Es gibt Überlegungen, diesen überkommenen und z.T. von einer Gruppe von Kunstfreunden erworbenen Teil des originalen Inventars als Dauerleihgabe in ein saniertes,Schloss Steinort einzubringen, wenn  dort, und das hieße dann im öffentlich kulturell zu nutzenden Kernbau, angemessene Voraussetzungen zur Präsentation der Exponate vorhanden sind.

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Von den einstigen großen Familiengütern Ostpreußens ist Steinort die einzige im Bauzustand seit dem 17. Jh. nahezu komplett erhaltene Gesamtanlage. Das Ensemble mit dem barocken Herrenhaus und stattlicher Eichenallee als Auffahrt, mit dem Dorf der Instleute und dem Park zur Gartenseite, dem Blick zum Haussee von der Frontseite, mit Verwaltungs- und Wirtschaftsgebäuden sowie den Pferdeställen um den Wirtschaftshof macht eine klassische Gutsanlage dieser Region sicht- und erlebbar. Die Anlage ist trotz der Einwirkungen von Krieg und Nachkriegszeit weitgehend authentisch überkommen.

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Seit mehr als 20 Jahren vernachlässigt, verlangte der wertvolle bauhistorische Gebäudebestand der ehemaligen Gutsanlage dringend eine grundlegende Substanzsicherung. Der zuletzt erfolgte Ausbau des Ensembles als Yachthafen durch die Firma T.I.G.A. S.A., hatte die Nutzung der denkmalgeschützten Gebäude ebenso wie die Pflege der natürlichen Umgebung, Parkanlagen und Wälder, weitgehend unberücksichtigt gelassen. Die Folge ist ein fortschreitender Verfall der historischen Substanz gewesen, die noch im ruinösen Zustand große Anziehungskraft auf Touristen ausübte, die jährlich zu tausenden dort vorbeiziehen. Zur Zeit befinden sich das Äußere und Innere des Schlosses, obgleich seit dem die PNF Eigentümerin ist, mehrere Notsicherungsmaßnahmen durchgeführt wurden, noch immer in einem nicht genügend gesicherten Zustand. Die Dachkonstruktion ist statisch schwach, vor allem bezogen auf den dreistöckigen liegenden Dachstuhl über dem Kernbau, bei dem die geschädigte oberste Balkenlage das Hauptproblem bildet, und den Dachstuhl über dem westlichen Seitenflügel, der weitgehend seiner Schwelle verlustig ist. Hinzu kommt die anfällige Nordseite des Schlosses mit einer scheinbar schwierigen Bodenbeschaffenheit. Provisorisch geschlossene Fenster potenzieren das Schadensbild. Viel Substanzverlust ist innen zu beklagen. Allenfalls noch schemenhaft sind Reste von Wandbemalungen zu erkennen, die es dringend konservatorisch weiter zu sichern gilt, bevor auch diese letzten wandgebundenen Zeugnisse der historischen Innenraumdekoration verschwunden sind. Vom einstigen Stuckdekor finden sich keine Spuren mehr. Ähnliches gilt für die historischen Bodenbeläge. Von den kunstreichen Kaminen und Kachelöfen haben sich Fragmente erhalten, die ausgelagert sind. Jedoch sind von den bemalten Plafonds im Mittelbau noch die meisten Deckenbalken in situ vorhanden (jedoch in sehr schlechtem Gesamtzustand) und viele der Deckenbretter geborgen (die polychrom bemalten barocken Holzdecken könnten somit partiell wiederhergestellt werden).

Den rechten Schlossflügel (östlicher Seitenflügel) hatte die T.I.G.A. teilerneuert. Mehr nicht. Die übrigen Teile des Schlosses hatte sie weiter verfallen lassen. Den Park mit seinen uralten Eichen- und Buchenalleen ließ die Gesellschaft verwahrlosen.

Wie kann das Herrenhaus Steinort mit seinem historischen Ambiente gerettet werden?

Das Ensemble mit dem Herrenhaus, den historischen Wirtschaftsgebäuden und dem Park bietet vielfältige und abwechslungsreiche Möglichkeiten der Neunutzung. Wünschenswert wäre ein Nutzungskonzept, das die Substanzsicherung und eine dauerhafte denkmalverträgliche öffentliche Nutzung des Ensembles, kulturell und als Bildungsstätte, gewährleistet sowie dessen nachhaltige Finanzierung sichert. Allein, es hat sich bis heute keine Finanzierung für diese substanzschonendste Lösung gefunden. Zumindest für Herrenhaus und historischer Park wird eine öffentliche Nutzung kulturell und als Bildungsstätte weiter angestrebt. Dafür stehen die Stiftungen PNF und DPS ein. Nach Ablehnung der von der Gesellschaft Schloss Steinort der polnischen Schwesterstiftung PNF zur Fortführung von Notsicherungsmaßnahmen gestellten Förderanträge 2015 bis 2018 durch das Polnische Ministerium für das nationale Erbe und der Erkenntnis daraus, dass es damit auch nicht mehr in kleinen Sicherungsschritten weitergehen konnte, hatten die Stiftungen allerdings dann 2016, als sich ihnen plötzlich und für kurze Zeit, und zwar bis zur Antragsfrist im Juni 2016 für eine EU-Förderung, die Möglichkeit bot, Schloss Steinort in das Projekt eines polnischen Investors für die Umwandlung der ehemaligen Gutsanlage in ein Resort einzubinden, diese einzige Perspektive nicht unfrei von Zweifeln genutzt und in den Pachtvertrag mit dem Investor zur Sanierung und Revitalisierung des Schlosses, mit kommerzieller und kultureller öffentlicher Nutzung eingewilligt. Wie bekannt, bekam der polnische Investor den Antrag, der einige Planungskosten verursachte, nicht bewilligt.

Das Baudenkmal besitzt ein hohes Nutzungspotenzial aufgrund seiner exponierten Lage in der Region. Vorgesehen gewesen war von den Stiftungen zunächst, das Schloss multifunktional zu entwickeln als:

  1. Museum für die Geschichte der Ethnien und des Verhältnisses der Adelsfamilien im ehem. Ostpreußen zur dortigen Bevölkerung am Beispiel der Adelsfamilie von Lehndorff und integrierter Stätte der Erinnerung für Heinrich Graf von Lehndorff (mit Präsentation eines nach langwieriger Recherche in sächsischen Museen aufgefundenen und 2010 restituierten Teils des historischen Schlossinventars, den Familie von Lehndorff und der Initiativkreis, der 2015 einen Inventarteil erworben hat, als Dauerleihgabe zur Verfügung stellen möchten)
  2. Ort für kulturelle Veranstaltungen und gelegentliche Tagungen
  3. Internationale Jugendbauhütte nach dem Vorbild der von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz in Deutschland geschaffenen Jugendbauhütten.
  4. (mittel- bis langfristig) polnisch-deutsches Fortbildungszentrum für Handwerk und Denkmalpflege unter Einbeziehung eines Nebengebäudes in der Nachbarschaft als Werkstattgebäude. Im Schloss mit untergebracht werden sollten ein Café, eine Tourismusinformation und auch ein paar Übernachtungsmöglichkeiten.

Dieses Nutzungskonzept, das nur mit Fördermitteln in beträchtlicher Höhe umsetzbar gewesen wäre, fand bei den polnischen politischen Entscheidungsträgern, deren tatkräftiger Mithilfe es für eine Umsetzung bedurft hätte, mit der Erklärung, es fehle dem Vorhaben an wirtschaftlicher Tragfähigkeit, keine Akzeptanz.

Fakt ist gewesen, dass die Erhaltung des Schlossbaues durch weitere Notsicherungsmaßnahmen lediglich in dem Umfang, wie sie bis 2018 erfolgt sind, sehr beschwerlich geblieben wäre und dabei ein weiterer Verlust wertvoller Denkmalsubstanz gedroht hätte, zumal nachdem die Förderungen des polnischen Kulturministeriums zuletzt, d.h. 2015 bis 2018 ins Stocken geraten waren.

Einerseits wäre es, wenn der EU-Förderantrag des Resort-Investors 2017 bewilligt worden wäre, für die Stiftungen darum gegangen, einer Entwicklung, die den genius loci durch bauliche Verdichtung zerstört hätte, gegenzusteuern andererseits sich einer politisch gewollten Resort-Lösung mit Blick auf die in der Region dringend benötigten Arbeitsplätze nicht zu verweigern. Denn sonst hätten die Stiftungen riskiert, isoliert, d.h. ohne eine Perspektive der Förderung der polnischen öffentlichen Hand dazu stehen. Und freilich hätten die Stiftungen bei einer Umsetzung des Resort-Vorhabens für die öffentlich-kulturelle Nutzung des Schlosses mit der Bewahrung des historischen Parks eingestanden. Bekanntlich ist das Resort-Projekt des polnischen Investors dann gescheitert.

Steinort galt in der frühen Neuzeit als der östlichste befestigte Punkt vor dem Beginn der „Großen Wildnis“ hinter der Seenplatte. Marion Dönhoff beschreibt Steinort in den Erinnerungen an ihre Kindheit als Ort von magischer Anziehungskraft und großer regionaler Ausstrahlung: „Wer Steinort besaß, beherrschte die Gegend.“ – Auf heutige Verhältnisse übertragen heißt das: Wenn in Steinort neues Leben erblüht, hat das Auswirkung auf die gesamte Umgebung. Eine „große Lösung“ dürfte wohl nur als Leuchtturmprojekt mit nationaler und internationaler finanzieller Unterstützung zur angemessenen Herrichtung der öffentlich kulturell nutzbaren Räumlichkeiten im Schloss und mit Hilfe privater Spenden für die Erfüllung dieses Zwecks zu realisieren sein.

Seit 2018 suchen die Stiftungen nunmehr auch verstärkt nach einer „kleinen Lösung“ zur Nutzung von Schloss Steinort. Sie sieht vor, das Haus vor allem in der Sommersaison zu nutzen, was die Baukosten erheblich reduzieren würde. Die Nutzungsform soll öffentlich kulturell bleiben.

Neben dem Engagement zur möglichst denkmalgerechten Revitalisierung des Schlosses sind alle Kräfte auf die Wiederherstellung des historischen Schlossparks zu konzentrieren, der unverzichtbarer Bestandteil des Denkmalensembles Steinort ist. Vom jetzigen Park-Eigentümer wurden dankenswert 2020-22 erste wirkungsvolle Parkpflegemaßnahmen durchgeführt.

Und es sollte nichts unversucht bleiben, um die historischen Ökonomiegebäude, die größtenteils auch von dem italienisch-polnischen Eigentümer 2020 notgesichert wurden, und die Marina sowie das Mausoleum der Familie von Lehndorff unter Wahrung der denkmalpflegerischen Belange zu erhalten. Damit entstünde ein kulturtouristisch attraktives Gegengewicht zur nachgefragten unweit gelegenen ehem. Wolfsschanze.

Durch die sehr erfreulichen, wesentlich auf die Initiative von Chefplaner Prof, Wolfram Jäger zurückgehenden Zuwendungen der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien 2019 und 2020 in Höhe von jeweils 500.000 EUR konnte die Sicherung des Schlosses ein gutes Stück vorangetrieben werden. Bislang sieht der Besucher davon allerdings wenig. So wurden die ersten 500.000 EUR bis Ende 2020 u.a. dafür verwendet, die Fundamente weiter zu stabilisieren und den Ostflügel von unten her gegen aufsteigende Feuchte abzudichten, den Ostflügel innen zu bearbeiten, Gebäudeinfrastruktur zu erneuern und die Planungs- und Untersuchungsarbeiten an der Bausubstanz voranzubringen. Die Verwendung der zweiten 500.000 EUR erfolgte größtenteils 2021 und bezog sich, neben der weiteren Bearbeitung des Ostflügels auf Sicherungsarbeiten beim Kernbau. Mit beiden Förderungen konnte erreicht werden, dass Schloss Steinort nun von oben und unten trocken und dadurch der Schwammbefall nicht weiter aktiv und die Einsturzgefahr gebannt ist. Mit vom Bundestag im Bundeshaushalt 2021 bereitgestellten dritten 500.000 EUR werden seit 2022 weitere Sicherungsarbeiten vor allem am und im Kernbau durchgeführt. Nach Instandsetzung der polychrom bemalten Deckenbalken in den Räumen 0.09 (EG) und 1.06 (OG) und Fortsetzung der Fundament- und Drainagearbeiten erfolgen mit den dritten 500.000 EUR 2023 noch die Anbindung des Mittelrisalits an die Wände des Vestibüls mit dem Haupttreppenhaus und die Instandsetzung der Deckenbalken in den Räumen 1.01 im OG und 0.10 im EG und wieder mit Aussteifung und Herstellung ausreichender Traglast durch Deckenscheiben.

Nächste Förderanträge können, bedingt durch die Planungs- und Bauausführungsverzögerungen infolge Corona-Pandemie und Lieferkettenproblemen, erst 2023 bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien eingereicht werden.

Von der inzwischen unter Federführung des Generalkonsulats in Danzig aktiv gewordenen polnisch-deutschen Expertengruppe, moderiert von den Professoren Robert Traba und Dieter Bingen, wurde auf Basis der von Dieter Bingen zuvor aufgestellten sog. Leitlinien die Grundlage zu einem erweiterten Nutzungskonzept für Schloss Steinort geschaffen. Auf der erweiterten Nutzungskonzeption, deren Inhalt von der Expertengruppe polnisch-deutsch paritätisch erstellt wurde und die 2023 finalisiert vorliegen wird, soll die vorgesehene Gesamtplanung Schloss Steinort fußen. Für die Fortführung des Projekts Schloss Steinort wurden vom deutschen Bundestag 1,5 Mio EUR im Bundeshaushalt 2023 beschlossen.

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Noch im Dezember 2009 konnte mit den dankenswert vom Beauftragten für Kultur und Medien der Bundesregierung bewilligten Mitteln (knapp 60.000 EUR) die erste Notsicherungsmaßnahme am Schloss in Angriff genommen werden. Die Leistungen beinhalteten Absteifungsarbeiten an den Dach- und Deckenbalkenebenen des Kernbaues durch Einbringung von Holzstempeln, weiterhin den Austausch schwarzer Folien vor den Fensteröffnungen, die kein Tageslicht in das Gebäudeinnere gelassen und die Schwammverbreitung begünstigt hatten, durch transparente neue Folien mit Lüftungsschlitz. Reparaturen an der Dachentwässerung des Gesamtbaus, die Installierung von Laufstegen über den Balkenebenen des Kernbaus, um von dort an die akuten Dachstuhlschäden gelangen zu können, Schuttberäumungen vor allem die Entsorgung verrotteter, schwammkontaminierter Bodenbeläge, eine provisorische Abdeckung der Kellerschächte und Traufzonen sowie die Verschließung unsachgemäßer Einstiegsöffnungen vervollständigten das Maßnahmenpaket. Nach einem Winter mit hohen Minustemperaturen in den Masuren wurden die Arbeiten im März 2010 erfolgreich abgeschlossen. Die 1. Notsicherungsmaßnahme wurde planerisch betreut vom Architekturbüro festgrupa Sp. z o.o. Warszawa, Architekt Dr.-Ing. Marcin Górski. Die Arbeiten wurden in enger Abstimmung mit der zuständigen Denkmalbehörde ausgeführt und mit einer Baugenehmigung, die noch der Voreigentümer u.a. für den Einbau denkmalunverträglicher Betondecken im Mitteltrakt und westlichen Seitenflügel erhalten hat und die auch für nachfolgende Notsicherungsmaßnahmen genutzt wurde.

Darauf aufbauend war von der Schloss Steinort GmbH als direkter Eigentümer ein Folgeantrag 2010 an das polnische Kulturministerium für eine Fortführung der Notsicherung in sechsstelliger Euro-Höhe gestellt worden, der vor allem das mittlere Dach betraf, dessen intensivere Bearbeitung im Winter 2009/10 durch Eis und Schnee verhindert wurde, und der die Mauerkronen und eine Schwammbekämpfung beinhaltete. PNF und DPS sahen der Entscheidung in Warschau hoffnungsvoll entgegen. Der Antrag wurde jedoch abgelehnt, wobei der tragische Absturz der Regierungsmaschine bei Smolensk im April 2010 hinzu kam, denn in ihr hatte auch der polnische Generalkonservator gesessen, der bei der Antragstellung um Rat ersucht worden war.

Eine vom Marschallamt auf Antrag als Kompensation ausgereichte Zuwendung, untersetzt mit einem aus deutschen Spenden finanzierten Eigenmittelanteil, blieb überschaubar, so dass diese Mittel nur dazu gereicht haben, wiederum unter Leitung des Warschauer Architekturbüros festgrupa Sp. z o.o. im Juli/August 2010 den unteren Bereich des Dachs über dem Kernbau ein Stück weit gegen eindringende Feuchte abzudichten.

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Der rapide Verfall des Schlosses konnte allerdings noch nicht entscheidend aufgehalten werden, weshalb eine zweite Notsicherungsstufe bereits im Winter 2010/11 erforderlich wurde. Aus finanziellen Gründen wurde die Maßnahme auf die am dringendsten notwendige weitere Ertüchtigung der Gebäudekonstruktion konzentriert. Wegen Dacheinsturzgefahr durch Schneelast duldeten die Arbeiten keinen Aufschub. Finanziert wurde die im März und April 2011 durchgeführte Maßnahme mit einem Kostenumfang von 50.000 EUR durch Privatspenden aus Deutschland.

Die zweite Notsicherungsmaßnahme beinhaltete im Wesentlichen: die Abstützung des dreistöckigen Dachstuhls über dem architekturgeschichtlich besonders wertvollen Mitteltrakt mittels eingebauter hölzerner Hilfskonstruktion (Joche), die Notsicherung der bereits teileingestürzten Kellergewölbe durch Holz- und Stahlverbau sowie Abstützarbeiten im Kniestock des linken Seitenflügels, soweit die Gelder für letzteres gereicht haben. Außerdem beinhaltete die zweite Notsicherungsstufe die Errichtung eines Bauzauns zur Gefahrenabwehr durch Vandalismus.

Die Einsturzgefahr sollte nun bei dem Mitteltrakt des Schlosses für die nächsten Jahre beseitigt sein. Der östliche Seitenflügel (rechter Seitenflügel) bereitet derzeit weniger bautechnische Sorgen, da er von den vormaligen Eigentümern für die Unterbringung von Ferienzimmern ausgebaut wurde (wobei man allerdings über den Rohbauzustand nicht hinaus kam). Wesentlich problematischer wird der bauliche Zustand des linken Seitenflügels eingeschätzt. Hier hat der weiche Baugrund auf der Nordseite zu stärkeren Mauerwerksrissen geführt und sitzt der Dachstuhl mittlerweile ohne Mauerlatte (die ist weggefault) auf der Mauerkrone auf.

Die 2. Notsicherungsmaßnahme wurde fachlich vorbereitet und betreut von dem in Brandenburg a.d. Havel ansässigen Architekturbüro Dr. Krekeler Generalplaner GmbH und dem Statiker Dipl.-Ing. Peter Krämer vom Berliner Ingenieurbüro Krämer in Zusammenarbeit mit dem Warschauer Architekturbüro festgrupa Sp. z o.o..

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Nachdem die PNF rechtzeitig einen Förderantrag 2011 an das polnische Kulturministerium für die weitere Notsicherung gestellt hat, wurde ihr von diesem im September 2011 eine Zuwendung in Höhe von 50.000 EUR bewilligt, um die Dächer vor dem Winter mittels einer neuen ziegelroten Dachpappen-Noteindeckung dicht zu bekommen. Im Zuge dieser mit einem Eigenmittelanteil von 10.000 EUR bestehend aus von der DPS eingeworbenen zweckgebundenen deutschen Spenden mitfinanzierten Maßnahme war ebenfalls noch vor dem Winter 2011/12 die Wasserabführung vom Gebäude zu verbessern. Seitdem ist das Herrenhaus von oben dicht und die Schwammausbreitung im Frühjahr/Sommer merklich zurückgegangen. Für die 3. Notsicherungsmaßnahme fachlich verantwortlich zeichnete das Architekturbüro festgrupa Sp. z o.o..

Am 6. Oktober 2011 wurde in Allenstein eine Kooperationsvereinbarung der PNF und DPS mit den regionalen Entscheidern in der Woiwodschaft feierlich unterzeichnet. Mit der Allensteiner Kooperationsvereinbarung erklären der Woiwode, Marschall, Staroste und Bürgermeister von Angerburg/Wegorzewo ihre Unterstützung des von beiden Stiftungen verfolgten Nutzungskonzepts zu Schloss Steinort mit Museum und internationaler Jugendbauhütte sowie zum späteren Zeitpunkt Fortbildungszentrum für Handwerk und Denkmalpflege.

Am 17./18.11.2011 konnte die DPS in Görlitz zusammen mit den Mitorganisatoren PNF, Fundacja Dobro Kultury aus Slubice und Görlitzer Fortbildungstzentrum für Handwerk und Denkmalpflege e.V. eine vom Auswärtigen Amt maßgeblich geförderte sowie mit einer Zuwendung der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit und der Unterstützung der Stadt Görlitz bedachte internationale Denkmalkonferenz mit dem Titel „Erhaltung des europäischen Kulturerbes – Denkmalgerechte Revitalisierung funktionslos gewordener Schlossbauten am Beispiel des Projekts Schloss Sztynort / Steinort in Polen“ durchführen. Die Wahl auf Görlitz als Tagungsort im Dreiländereck Polen, Tschechien, Deutschland hatte mit der Hauptzielgruppe der Teilnehmer und damit zu tun, dass hier den regionalen Entscheidern (Vize-Marschallin, Staroste, Bürgermeister Angerburg, Vertreter der Woiwodschaft), die das Schicksal von Schloss Steinort mitbestimmen können, zwei von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz geförderte Einrichtungen vorgeführt werden konnten, die PNF und DPS in vergleichbarer Form in ihrem Nutzungskonzept für Steinort angedacht haben, und zwar das Görlitzer Fortbildungszentrum für Handwerk und Denkmalpflege e.V. und die Jugendbauhütte Görlitz. Dankenswert hatten der damalige polnische Kulturminister Bogdan Zdrojewski und die damalige Beauftragte der Bundesregierung für die deutsch-polnische Zusammenarbeit und Staatsministerin im Auswärtigen Amt Cornelia Pieper MdB, die Schirmherrschaft über die Denkmalfachtagung übernommen. Staatsministerin Pieper ist es dann auch gewesen, die aufgrund ihres von den verstorbenen DPS-Vorstandsvorsitzenden Prof. Andrzej Tomaszewski und Prof. Gottfried Kiesow für Schloss Steinort entfachten Interesses den Weg zur Entwicklung und Antragstellung für die internationale Denkmalkonferenz bereitet hat, an der an beiden Tagen jeweils 120 Personen teilgenommen haben, davon wie erhofft, jeweils die Hälfte aus Polen (mehr zu der Tagung, u.a. die vollständige Tagungsdokumentation siehe auf dieser Homepage unter Presse und Termine).

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Sie beinhaltete die fachgerechte Um- und Neueinlagerung sowie den ersten Teil der konservatorischen Sicherung der originalen barocken bemalten Deckenbretter (rund 1.500 qm). Diese waren zwar vor einigen Jahren aus dem Schloss ausgebaut worden, um ihre Substanz zu sichern, jedoch im Speichergebäude am Herrenhaus denkmalunverträglich eingelagert gewesen.

Die Teilmaßnahme erfolgte im Herbst 2012 und wurde finanziert mit 40.000 EUR vom polnischen Kulturministerium, einer Förderung des Beauftragten für Kultur und Medien in Berlin in Höhe von 19.500 EUR und deutschen zweckgebundenen Spenden in Höhe von rund 10.000 EUR als Eigenmittelanteil. Die ausgeführten Arbeiten umfassten im Detail die konservatorische Vorbereitung der Bretter für den Transport in eine geeignete Lagerhalle (u.a.Vorfixierung der abpudernden Malschichtoberflächen), den Transport selbst und in der Lagerhalle die Schädlingsbekämpfung durch Begasung, Reinigung und Fixierung der Malschichtoberflächen. Die Arbeiten wurden planerisch vom Warschauer Architekturbüro festgrupa Sp. z o.o. betreut. Die konservatorischen Arbeiten und die Überwachung des Transports und der Desinfektion der Deckenbretter wurden von der Restauratorin Barbara Kulczynska-Nowak aus Allenstein vorgenommen. Notwendige weiterführende konservatorische und die restauratorischen Arbeiten sind in einer nächsten Maßnahmenetappe auszuführen. Die Deckenbretter sollen nach ihrer vollständigen Konservierung und Restaurierung und wenn die baulichen Voraussetzungen dafür geschaffen sind, wieder in ihrer ursprünglichen Funktion in Schloss Steinort eingebaut werden, und zwar möglichst in situ.

Als weitere Maßnahme 2012 konnte ein Projekt „Rückschnitt des Wildwuchses im historisches Schlosspark“ realisiert werden. Die Arbeiten wurden von der Jugendbauhütte Gartendenkmalpflege mit Unterstützung der Jugendbauhütte Brandenburg/Berlin in der Deutschen Stiftung Denkmalschutz bei einem zweiwöchigen Einsatz mit Genehmigung der Denkmalbehörde im Juli 2012 ausgeführt. Die erfolgreiche Aktion, bei der historische Parkwege und Sichtachsen freigelegt wurden, erfolgte mit 40 deutschen Jugendlichen unter fachlicher Anleitung und stieß bei der Bevölkerung und in den lokalen Medien auf besonders positive Resonanz.

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2013 standen als Maßnahmen die Sicherung der Mauerkronenbereiche vor allem am Kernbau, die Sicherung der Keller und eine konservatorische Notsicherung der erhaltenen polychromen Putzteile zwischen den Deckenbalken im ersten Stock des Kerngebäudes an. Die Fachoberleitung der Maßnahmen 2013 oblag dem Architekturbüro festgrupa in Warschau. Der Förderantrag 2013 an das polnische Kulturministerium für diese Teilmaßnahme wurde Ende Januar 2013 bewilligt. Die inzwischen dritte Zuwendung des Ministeriums für Schloss Steinort betrug 50.000 EUR und war zur finanziellen Absicherung der Teilmaßnahme mit einem Eigenmittelanteil von rund 15.000 EUR zu komplementieren, der aufgrund der in Ermangelung polnischer Eigenmittel einmal mehr von deutscher Seite aufzubringen gewesen ist.

Die formale Grundlage für die umgesetzten Maßnahmen 2013 ist die Baugenehmigung Nr. 6/2008 des Marschallamts Wegorzewo vom 11.01.2008 für Restaurierungs- und Sanierungsarbeiten am Herrenhaus Sztynort (Objektkategorie XI) auf dem Grundstück 39/1 in Groß-Steinort gewesen. Die Maßnahmen 2013 basierten außerdem auf einem im Auftrag des Woiwodschaftsdenkmalamts Olsztyn erstellten technischen Gutachten von August 2009 zum Bauzustand des Schlosses in Bezug auf dessen statisches System sowie Schwammbefall und Feuchtigkeitsschäden (Verfasser des Gutachtens sind die Dr.-Ing. Architekten Marcin Górski, Ph.D.. Wieslaw Slowik, M. und Sc. Architekten Paul Kinsner, Eng. Czeslaw Krajewski, Warschau 2009) sowie der von dem die Gesamtbaumaßnahme betreuenden Architekturbüro festgrupa, Warschau im Februar und März 2013 erstellten Fotodokumentation.

Für die  Sicherungsarbeiten 2013 galten wiederum folgende denkmalrechtliche Bestimmungen: „Schloss Steinort ist im Register der Denkmäler unter Nr. 603 vom 17. Januar 1962 eingetragen. Die Begründung der Eintragung basiert auf der einzigartigen Struktur des Dachstuhls. Mit der Entscheidung KL. WKZ 534/48/d/79 vom 19. Juni 1979 sind Schloss und Park denkmalgeschützt. Gelände und Gebäude der historischen Gutsanlage Steinort fielen rechtlich unter die Bestimmungen des Gesetzes vom 23. Juli 2003 über den Schutz und die Erhaltung der Denkmäler, wodurch die gesamte Anlage denkmalgeschützt ist. In Übereinstimmung mit Art. 36, Pragraf. 1. Absatz 1 dieses Gesetzes bedarf es für Restaurierungs- und Bauarbeiten an der in das Register eingetragenen Denkmalanlage und in deren unmittelbarer Umgebung einer denkmalrechtlichen Genehmigung.“

Ziel bei dem Projekt 2013 war es, wie bei den Erhaltungsarbeiten ab 2009 nach technischen Lösungen zu suchen, die einen maximalen Grad an Erhaltung der authentischen historischen Strukturen ermöglichten und gleichzeitig rational und für den Eigentümer finanziell leistbar gewesen sind.

Die Sicherungsarbeiten Mauerkronenbereich und Keller wurden nach beschränkter Ausschreibung von der Baufirma Przedsiębiorstwo Budowlane „Skorłutowski” sp. j. Jerzy i Ewa Skorlutowscy in Olsztyn ausgeführt.

Die Kellerarbeiten

Das Schlossgebäude ist teilunterkellert. Die Keller sind dem Kernbau und Westflügel zugehörig. Sie erheben sich unter dem Kernbau auf Fundamenten aus runden Feldsteinen. Die Fundamente der Seitenflügel bestehen indes aus Mischmauerwerk. Die ältere Unterkellerung dürfte der Kernbau besitzen. Der unterkellerte Bereich weist die unterschiedlichsten Mauerwerkstrukturen und Arten auf. Es handelt sich um Mischmauerwerk bestehend aus Feldsteinen, Bruchstein und Ziegelbruch. Die Keller sind mit Tonnengewölben ausgestattet. Es gibt unterschiedliche Wandstärken: Außenwände bis zu 145 cm, Längsinnenwände 75 bis 95 cm. Tür-und Fensteröffnungen in den Kellerwänden sind ziegelgewölbt. Mit der Unterkellerung entstand das Problem eines möglichen Wassereintritts aus Oberflächen- und Dachabwässern. Deutlich schlechter präsentierte sich der Zustand der Grundmauern, wo diese dem Druck des Grundwassers ausgesetzt waren. Untere wassergetränkte Zonen der Grundmauern waren durch Frosteinwirkung besonders geschädigt, was sich negativ auf die Wandstruktur darüber auswirkte. Eine Trockenlegung der Grundmauern blieb in Verbindung mit der notwendigen Verstärkung der Fundamente, die auf einem Gemisch aus Ton-Lehmschichten liegen, jedoch nachfolgenden Sicherungsetappen vorbehalten.

Ebenso schlimm war der Zustand der Wände des Untergeschosses in den Bereichen neben den Kellerfenstern. Durch Bodenablagerungen angestiegenes Gelände führte zu Durchfeuchtungen von Sockelzone und Kellern, und eine fehlende intakte Kanalisation machte die Kellerfensterschächte zu einer Art „Trog “ für Regen- und Schmelzwasser. Vor allem bei starken Regenfällen floss so Wasser in die Keller und wusch den Mörtel aus den Fugen. Dies führte zu einer Schwächung der Ziegel und Bindefestigkeit der Mörtel und damit Destabilisierung der Wandstruktur.

Horizontale und vertikale Mauersperren fehlten, so dass  das Stein-und Ziegelmauerwerk kein Hindernis für die kapillare Feuchtigkeit gewesen ist.

Aufgrund des Fehlens von organischem Material zur Entwicklung und Verbreitung  von Pilz- und Schwammbefall gab es in den Kellern keine Anzeichen auf diesbezügliche Schäden. Pilzbefall in höheren Teilen des Gebäudes lässt jedoch den Schluss zu, dass trotz der vorhandenen Tonschichten mit septischen Eigenschaften die Kellergewölbefugen hier als eine Schwachstelle auszumachen sind.

In den letzten Jahren hatte es einige ernsthafte Teileinbrüche von Keller-Ziegelwänden und -decken gegeben. Durch Erdrutsch entstandene Bodenlöcher im Erdgeschoss konnten bei den in den letzten Jahren erfolgten Notsicherungsmaßnahmen vorübergehend gesichert werden. Die Keller-Sicherungsarbeiten 2013 konzentrierten sich darauf, das weitere Absacken von Kellerwänden und -decken zu verhindern, u.a. durch Lokalisierung der Schwachstellen und Verfüllung entstandener Bodenlöcher mit Sand.

Wände und Böden im Erdgeschoss sind mit Ton-Vollziegel gebaut. Verwendet sind zwei Arten von Backstein: Ziegel des 17. bis 18. Jhs. – manuell hergestellt, nicht sehr formschön in unregelmäßiger Form und Größe und Ziegel des 19. Jhs., in regelmäßiger exakter Form. Es ist charakteristisch, dass der Mörtel der älteren Wandbereiche stärker und der Mörtel der jüngeren Wandzonen schwächer ist, was durch das Niveau der Erosion der beiden Materialien bestimmt werden kann. Partiell wurden Hohlräume der Wände und Gewölbe verfüllt und teileingestürzte Kellerwände und -gewölbe wieder aufgemauert, wobei die neu verwendeten Ziegel die Abmessungen der vorhandenen Ziegel aufweisen. Die bearbeiteten Raumschalen desinfizierte man nach Reinigung mit Adolith M (als 10 Prozent wässrige Lösung). Defekte Fugen wurden wiederum mit Kalkmörtel geschlossen.

Nachdem auch die Kellertreppe vom Kernbau in den Westflügel instand gesetzt wurde und die durch die vorgenommenen Aufmauerungen wieder sicheren Gewölbekeller mit elektrischem Licht ausgestattet worden sind, können diese Räume künftig bei der eingeschränkt möglichen Innenbesichtigung mit gezeigt werden.

Die Arbeiten im Mauerkronenbereich

Der gegenwärtige Zustand der Stockwerkswände ist sehr vielfältig. Bei der Beurteilung des technischen Zustandes der Wände sollten erwähnt werden:

  • Mängel und Schäden, die durch unsachgemäße Bau-und fehlende horizontale Versteifungen verursacht sind
  • Schäden, die durch aufsteigende Feuchtigkeit verursacht wurden
  • Schäden, verursacht durch nicht ordnungsgemäß vom Dach abgeführtes Regenwasser, verschärft durch die Frost-Tauwirkung.

Geschädigt sind viele Außenwände und hier vor allem die Außenputze bedingt durch eine mangelhafte bzw. fehlende Dachentwässerung. Dachaufbauten wie Brüstungen, Gesimse sind zum großen Teil zerstört und für eine Reparatur ungeeignet. Feuchter Putz ist abgefallen, der Mörtel aus den Fugen gewaschen und im Dachanschlussbereich der Fassaden zeigt das Schadensbild lose, gebrochene, gestauchte und durch Feuchte-Frosteinwirkung unbrauchbar gewordene Ziegel. Akut gefährdete Bereiche wurden als Bestandteil der Sicherungsmaßnahme 2013 repariert und ergänzt oder auch abgebrochen und wiederhergestellt.

Die Außenwand des Kernbaus hat eine Höhe von 10,3 m über. 0,00 m Bodenhöhe. Die Wandstärke der Mauerkrone beträgt 87-92 cm. Die Außenwanddicke entspricht 2 Vollziegeln. Auf der Krone liegt das Dachgebälk auf. Zwischen EG und OG des Gesamtbaues existiert ein Gurtgesims. Die Außenfassade wurde mit einem Dachsims abgeschlossen.

Der Zustand der neugotischen Fialen an der Vorderseite des Kernbaues mit jeweils 30-35 cm unterhalb der Spitzen angeordnetem Fenster mit aus Backstein in diagonaler Anordnung und auf Kante gelegten gemauertem Spitzbogen und der rahmenden Eckpfeiler war noch so gut, dass diese repariert werden konnten. Besonders geschädigte Fensterstürze wurden repariert. Insgesamt wurden 15 Fenstergewände bearbeitet, 11 an den Längs- und 4 an den Querfassaden. Es erfolgte eine Verstärkung des Wandmauerwerks durch darin eingelegte schmale Edelstahl-Gewindestäbe (System-Verstärkung Helifix). Stark mauerwerksgeschädigte Wandoberflächen wurden bis zu 30 cm tief abgetragen und wieder geschlossen. Hohlräume unter den Fensterbänken wurden zur Stabilisierung vermauert. Die Mauerkrone des Kernbaues ist auf der gesamten Länge und in den angrenzenden Bereichen mittels Bohrlochtränkung desinfiziert worden. Mauerkronensteine wurden ausgetauscht oder ergänzt. Die angrenzenden Wandzonen wurden ebenfalls desinfiziert (mit Adolith M). Die reparierten und erneuerten Mauerwerkpartien sind mit Kalkzementmörtel ausgefugt worden. Die Notsicherungsmaßnahme beinhaltete vor dem Hintergrund, dass mit  der baldigen Realisierung einer Vollsanierung gerechnet wird, kein Überputzen der sanierten Mauerwerkpartien.

Die Konservatorische Notsicherung erhaltener polychromer Wandputzteile zwischen den Deckenbalken im ersten Stock des Kernbaues

Diese Arbeiten sind von der Olsztyner Restauratorin mgr Barbara Kulczynska-Nowak im September 2013 ausgeführt worden. Die Sicherungsmaßnahme ist als Vorarbeit zur Reparatur der Mauerkrone des Kerngebäudes erfolgt. Es ging darum die letzten noch überkommenen historischen polychromen Wandfassungen zwischen den Deckenbalken zu konservieren und zu dokumentieren. Die gesamte von der Restauratorin bearbeitete Fläche beträgt etwa 80 qm.

Die Wandfriese wiesen zahlreiche Putzmängel auf. Der Putz haftet partiell lose am Träger (Ziegel), bis er abfällt. An offenen Hohlstellen zwischen Ziegeln und Wandputz ist Schwamm sichtbar. Die Ziegel sind häufig weich, spröde oder aufgespalten. Der Zustand der erhaltenen polychromen Putzelemente wurde von der Restauratorin als relativ gut bewertet.

Vor der konservatorischen Notsicherung der polychromen Wandputzteile zwischen den Deckenbalken im ersten Stock  wurde eine fotografische Dokumentation durchgeführt. Danach wurden die Oberflächen der Wände mit Boramon ALTAX und die Holzbalkenköpfe mit Biotin R (2,5% Ethylalkohol) eingeweicht. Dann erfolgte eine Reinigung der vorbearbeiteten Oberflächen mit der Bürste. Loser Mörtel, Staub und organische Verunreinigungen wurden so entfernt. Poröse Ziegel sind mit Silex OH (von Fa. Keim) an der Oberfläche gefestigt worden. Die Putzränder wurden mit fertigem Trassmörtel (Optolith) verstärkt. Anschließend wurden Putz-Konsolidierungsarbeiten durchgeführt, und zwar mit dem Bindemittel PLM M sowie Plextol 8500, das zum Verkleben der Putzoberflächen mit der Mauer Verwendung fand.

Die gereinigten und verstärkten polychromen Oberflächen wurden schließlich mit Schichten von Japanpapier mit 3% Methylcellulose gesichert.

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Dank des beharrlichen Engagements von Professor Dr.-Ing. Jäger von der Technischen Universität Dresden wurden dessen Bemühungen um die Finanzierung eines wertvollen Beitrags zur Erhaltung von Schloss Steinort durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) in Osnabrück Ende 2013 belohnt. Als Inhaber des Lehrstuhls Tragwerksplanung der Fakultät Architektur der TU-Dresden wurden Prof. Jäger, der bei der Wiederherstellung der Dresdner Frauenkirche maßgeblich beteiligt war, von der DBU für dessen beantragtes Projekt 2014–2015 „Beseitigung anthropogen verursachter Schadensmechanismen an der Bauwerksgründung und modellhafte Instandsetzung derselben als Voraussetzung zum dauerhaften Schutz und Erhalt des Schlosses Steinort sowie dessen Adaption an die veränderten klimatischen Bedingungen“ 125.000 EUR bewilligt. Der für das Modellvorhaben mit der TU-Dresden als Maßnahmenträger erforderliche Eigenmittelanteil von 20.000 EUR wurde von der Lehndorff-Gesellschaft Steinort e.V. als Spenden an die DPS aufgebracht.

Schloss Steinort wird durch die veränderten Umweltbedingungen infolge erhöhten Niederschlags und einer Zunahme der Regendauer und -spitzen sowie des einhergehenden Frosts in Verbindung mit jahrzehntelang vernachlässigter Baupflege bis an die Grenze seiner Existenz belastet. In dem Modellvorhaben wurden Bau- und umweltschonende Verfahren insbesondere bei der Mauerwerkssanierung bei weitgehendem Erhalt der Originalsubstanz und der damit verbundenen Zeitschichten eingesetzt wie die Schaummörteltechnologie und das Verpressen mit zementfreiem Material. Weiterhin sind GFK-Stäbe zur Vernadelung eingesetzt worden.

Für die notwendige Sanierung und Erneuerung der Drainage wurde vom Schloss-Eigentümer, der Gesellschaft Pałac w Sztynorcie Sp. z o.o., Olsztyn der PNF ein die DBU-Fördermaßnahme flankierender Förderantrag 2014 an das Polnische Kulturministerium in Warschau gestellt. Der Antrag war vom  Kulturministerium auch bewilligt worden, jedoch hat die Gesellschaft Pałac w Sztynorcie Sp. z o.o. die für 2014 in Höhe von 71.000 EUR gewährte Zuwendung trotz aller Bemühungen letztendlich nicht in Anspruch nehmen können. Für den Bewilligungsstopp kommen einige Gründe in Frage. Eine Schwierigkeit lag sicherlich darin, das Konzept der flankierenden DBU-Fördermaßnahme für die polnischen Entscheider Denkmalmt und Ministerium nachvollziehbar und damit genehmigungs- und zuwendungsreif darzustellen. Dies ist zeitlich nicht gelungen. Schließlich ist es um ein innovatives Vorhaben mit Arbeiten auf der Grundlage der neuesten Erkenntnisse zu technischen Verfahren, Methoden und Produkten gegangen, so dass beim Denkmalschutz im Hinblick auf den Umgang mit der historischen Bausubstanz besondere Vorsicht geboten war. Daher galt es, sich 2014 auf die Ausführung des DBU-Förderprojekts zu beschränken.

Der Boden, auf dem Schloss Steinort steht, verliert mit steigendem Wassergehalt an Tragfähigkeit. 2011 von Prof. Jäger gewonnene Bodenproben haben gezeigt, dass mit zunehmender Tiefe der Boden weicher wird, was mit dem Wassergehalt zusammenhängt. In den unterkellerten Bereichen sind starke Rissbildungen und Bewegungen festzustellen. Im Inneren sind in diesem Bereich Teileinbrüche von statten gegangen, die unterschiedliches Ausmaß angenommen hatten. Sie konzentrierten sich auf den Kellerbereich des Hauptbaus (ein Grundbruch im Westflügel). Unter dem Nord-West-Eckturm waren im Keller Ausbauchungen und ein Mauerausbruch zu sehen. Durch Wassereintritt in den Keller war es zu Aufweichungserscheinungen des lehmig/tonigen Bodens und zum systematischen Ausspülen des Lehmmörtels aus dem historischen Grundmauerwerk aus Bruchsteinen gekommen.

Im Juli/August 2014 wurde von Prof. Jäger als erste Teilmaßnahme des DBU-Projekts das zuletzt einsturzgefährdete Mauerwerk des Nordwestturms statisch gesichert. Die Arbeiten beinhalteten eine Horizontalvernadelung mit Orica GFK-Ankern auf drei Ebenen mit Ankertaschen im Mörtelbett, eine Vernadelung der Mauerwerksrisse inkl. Verpressung mit Produkten der Fa. Kraus-Maffei, Italien, die Verpressung des Turmkellermauerwerks und die Erneuerung der Turm-Dachrinne inkl. provisorischer Wasserableitung. Die hochwertigen Baumaterialen sind dankenswert zum Teil als Materialspenden zur Verfügung gestellt worden.

Mitte Juli 2014 fand ein Kick Off-Meeting im EG der Treppenhalle statt, bei dem 70 interessierten Teilnehmern das DBU-Projekt vorgestellt wurde.

Die zweite von Prof. Jäger im Rahmen des DBU-Projekts durchgeführte Teilmaßnahme erfolgte im Dezember 2014 und beinhaltete die Notsicherung zweier teileingestürzter Keller (R-1.01 / -1.02) an der Vorderfrontseite des Kernbaus. Die Arbeiten beinhalteten die Sicherung eines eingestürzten Außenwandbereichs und die Notsicherung der Kellertonnen im Bereich der Kämpfer. Dazu wurde die marode äußerste Schicht des Mauerwerksgefüges abgetragen und nach Auffüllung der dahinter liegenden z.T. hohllagigen Schichten im Spritzbetonverfahren, bei dem der Beton mit einer Betonpumpe bis zur Düse gefördert und dort mit Druckluft an die Wand geschleudert wurde, als Zementwand erneuert. Im freigelegten Außenwandbereich wurde ein provisorischer Zugang zum An- und Abtransport von Baumaterialien geschaffen. Den Eingang schützte indes ein Arbeitszeltvorbau. Im Westflügel erfolgte zudem die Sicherung des Fundamentsbereichs, in dem sich bereits ein Grundbruch ereignet hatte. Außerdem wurde ein überwölbter Abgang aus dem Foyer in den Kernbaukeller freigelegt und gesichert.

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2015 wurden die Arbeiten in den Kellern fortgesetzt und abgeschlossen, wozu die bauliche Sicherung gefährdeter und u.a. teileingestürzter Kellerdurchgänge und -wandbereiche gezählt hat und ebenso die Aufbringung von Kalkputz auf den zuvor 2014 zur Sicherung von Wand- und Gewölbepartien eingebrachten Spritzbeton.

An der Schlossrückfront und am Nordwestturm wurde das Kelleraußenmauerwerk stabilisiert und eine vertikale Drainage am Nordwestturm eingebaut. Stabilisiert wurde mittels einer Spritzbetonlage mit Ankern und Bewehrungsnetz. Durch Sponsoring der Firma Weber – St. Gobain Deutschland/Polen ist nach Injektion des Mauerwerks als luftdurchlässige Abdichtung eine Weber- Dickschicht auf  einer Drainmatte aufgebracht worden.

Nach oben drückendes Grundwasser bei einer nicht mehr funktionierenden Drainage führt dazu, dass die Keller von Schloss Steinort temporär unter Wasser stehen, wodurch das Mauerwerk geschädigt wird. Erster Schritt  war die Planung der Regenwasserabführung und der Drainage nach Prognosen der Meteorologie für die nächsten 50 Jahre, insbesondere für entsprechende Starkregenspenden. Bei der Planung der Regenwasserkanalisation und der optional vorgesehenen Regenwasserbewirtschaftung wurde auf  deren Einbindung in das technische Gesamtkonzept für das Schloss in enger Zusammenarbeit mit dem Generalplaner geachtet. Beim damaligen Stand  wurde eine möglichst offene Gesamtlösung angestrebt.

Die Regenwasserabführung erfolgt in einem entsprechend dimensionierten Kanalsystem, mit Kontroll- und Absturzschächten, Reinigungsmöglichkeiten und einer Rückhaltung für eine spätere Regenwassernutzung, die sich bei der Größe des Komplexes und der zugehörigen Aussenanlagen wirtschaftlich rentieren wird. Die Kanalisation wird ingesamt auf konsolidiertem Boden aufgelagert um Defekte infolge von Setzungen von Wiederauffüllungen auszuschließen. Die Leitungen werden vollständig frostsicher verlegt.

Die vom Prof. Jäger in 2015 umzusetzende DBU-Teilmaßnahme beinhaltete eine partielle Wiederherstellung der Drainage für den Bereich westliche Zone Kernbau und Westflügel, die am stärksten nässegeschädigt waren. Um des Problems der aufsteigenden Feuchtigkeit Herr zu werden, erfolgte die Installierung der Flächendrainage in Kombination mit einer Ringdrainage außen (mit Ableitung des Wassers an der Böschung auf der Nordseite). Erd- und Kanalisationsarbeiten bildeten die größten Positionen dieser Leistung, die Ende September 2015 abgeschlossen wurden.

Im Zuge der Durchführung der Dränarbeiten wurde im Westflügel und durch Schürfe an dessen Nordseite ca. 4,20m tief ein alter Drainagekanal mit einer Holzrinne entdeckt und freigelegt. Der Holzkanal läuft am östlichen Ende im Westflügel aus und wird hier in das Gesamt-Drainagesystem eingebunden.

Die im Westteil des Schlosses eingebaute Flächen- und Ringdrainage gilt als Prinziplösung für die Gesamtdrainage. Dort wurden 2015 für die Flächendrainage nach Ausbau der Bodenbeläge und dem Erdaushub die Fundamente von innen verpresst, die Filterschicht eingebracht, der Flächenfilter mit Vlies abgedeckt und die Pflasterung mit Altziegeln vorgenommen. Geborgene Fußbodenziegel wurden nach dem Putzen wiederverwendet. Der Fußboden in Kellerraum -1.02 Kernbau ist jetzt mit einer Randrinne ausgestattet.

Nach Zusammenführung von Drainage und Schachtanlage mit Einbau eines neuen Schachtes  erfolgte die Wasserableitung in die Vorflut.

Die Drainagearbeiten wurden denkmalgerecht von bauarchäologischen Bestandsaufnahmen flankiert.

Wieder ist die ausführende Firma die polnische Firma Budowlana „Hohlbud“ aus 11-610 Pozezdre und das die Arbeiten von polnischer Seite flankierende Planungsbüro festgrupa in Warschau gewesen.

2015 war angedacht gewesen, außer den durch das DBU-Projekt finanziell abgedeckten Dränarbeiten nach der Planung von Prof. Jäger und wieder fachlich begleitet vom Architekturbüro festgrupa die Wiederherstellung der Flächendrainage unter Keller sowie der Ringdrainage außen fortzuführen und fertigzustellen und das gesamte Kellermauerwerk des Kernbaues zu sanieren. Die Steinort GmbH hatte dafür fristgerecht bis Ende Oktober 2014 einen Förderantrag 2015 an das Polnische Kulturministerium gestellt, diesmal von dem DBU-Projekt formal entkoppelt. Dennoch ist der Antrag abgelehnt worden. Ein Grund dafür dürfte gewesen sein, dass bis zu diesem Zeitpunkt das Maßnahmenprogramm für die beim Kulturministerium zur Förderung 2015 beantragten Arbeiten immer noch nicht so vollständig untersetzt vorgelegt werden konnte, wie es von polnischer Seite aus nötig gewesen wäre. Es dauerte zu lange, bis der polnische Tiefbauingenieur und die polnische Baufirma gefunden wurden, die in der Lage waren, die Vorgaben von Prof. Jäger 1:1 umzusetzen. Nachdem man diese Probleme in den Griff bekam, wurde für 2016 ein neuer Antrag an das Polnische Kulturministerium gestellt, der leider wie der Folgeantrag 2017 abgelehnt wurde.

Alle vorhandenen Pumpenschächte sollten durch Reinigung und vollständige Wiederherstellung der Verbindungswege wieder gangbar gemacht werden. Anspruchsvoll bleibt die horizontale und vertikale Abdichtung des Kellermauerwerks. Wegen der Tonschichtenstruktur des Erdbodens in Steinort wird dort nach Regen immer wieder Wasser in das Mauerwerk eindringen können. Hohlräume im Grundmauerwerk sollen auch den Mittelbau und Ostflügel betreffend verpresst werden. Zur Wasserabführung ist auch hier von Professor Jäger die Einbringung eines durchlässigen Materials vorgesehen.

Zur Absicherung der Finanzierung der Fertigstellung der Drainage-, Keller- und Fundamentarbeiten, wird ein Eigenmittelanteil von mindestens 10 bis 15 Prozent erforderlich, den einmal mehr die Deutsch-Polnische Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz (DPS) mit privaten Spenden aus Deutschland aufzubringen hat. Da die DPS auch die laufenden Bauunterhaltskosten zu finanzieren hat, wozu beispielsweise die monatliche Miete für die denkmalgerecht eingelagerten historischen Deckenbretter zählt, bis diese wieder in das Schloss eingebaut werden können, oder die Begleichung der Kosten für die Alarmanlage und der Winterfestmacharbeiten (u.a. Kontrolle und Ertüchtigung der Regenrinnen und Notabstützung Dachstuhl und Deckenbalken), sind die DPS und ihre mittellose polnische Schwesterstiftung PNF ständig auf Spenden angewiesen.

2015-17 wurden außerdem unter Leitung von Prof. Jäger  in dem von dem vorherigen Eigentümer innen als Betonrohbau hinterlassenen Ostflügel des Schlosses einfache Büroarbeits- und Übernachtungsmöglichkeiten in den OGs eingerichtet und ein provisorisches Informationszentrum im EG für interessierte Steinortbesucher vorbereitet aus von ihm dafür erschlossenen Spendengeldern und Sachspenden.

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2019 konnten im Kostenumfang von 73.000 Euro, davon knapp 40.000 Euro vom Polnischen Kulturministerium, 5.000 Euro vom Denkmalamt, 15.000 Euro von der Deutsch-Polnischen Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz (DPS) inkl. von ihr generierten zweckgebundenen Spenden und 13.000 Euro von der Senta-Weygandt-Stiftung, Görlitz folgende restauratorische Arbeiten im Schloss Steinort mit der  Polsko-Niemiecka Fundacja Ochrony Zabytków Kultury (PNF) als Maßnahmenträger für die polnischen Mittel realisiert werden:

  • Untersuchung und Feststellung überkommener Umfang der Polychromien an Wänden, Deckenbalken, Fenster und Türen sowie Haupttreppe betreffend Erd- und 1. Obergeschoss
  • Konservierung der allegorischen Malerei an der Untersicht der Haupttreppe im Erdgeschoss
  • Desinfektion und Fixierung freiliegende Polychromien der Deckenfriese und -balken sowie textile Schutzummantelung polychromer Deckenbalken
  • Gerüstarbeiten und Baunebenleistungen.

Die Leitung der restauratorischen Arbeiten lag in den Händen der Restauratorin Barbara Kulczyńska-Nowak aus Allenstein (Olsztyn), die planerische Betreuung bei dem Architekturbüro festgrupa, Architekt Dr.-Ing. Marcin Górski in Warschau (Warszawa).

Zudem konnte im Herbst 2019 mit Förderung der Beauftragten der deutschen Bundesregierung für Kultur und Medien in zwei Räumen des Ostflügels als sogenannter Infopoint ein Ausstellungs- und Informationszentrum errichtet werden, in dem der Steinort-Besucher über die Geschichte und derzeitige Situation der Schlossanlage informiert wird. Verantwortlich für die bautechnische Umsetzung des Infopoints zeichnet das Planungs- und Ingenieurbüro für Bauwesen Prof. Dr.-Ing. Wolfram Jäger, Dresden. Unter der „Federführung“  der Lehndorff-Gesellschaft waren an der inhaltlichen Gestaltung Dr. Gaby Huch, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (bis 1944/Tafeln 1 bis 7) und Dr. Hannah Wadle, Adam-Mickiewicz-Universität in Poznań (ab 1945/Tafeln 8 und 9) beteiligt.

Sodann fanden von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien 2019 bewilligte erste 500.000 EUR und verbaut 2019/20 vorwiegend Verwendung für die Abdichtung der Gebäudehülle gegen Feuchtigkeit und statische Sicherungsarbeiten. Drainage und Dachentwässerung am Schloss wurden zu einem Drittel fertiggestellt. Und der Ostflügel wurde weiter gesichert. Die für die Sicherung des Kernbaus essentielle Ertüchtigung der Holzbalken und -stützen wurde in erster Linie planerisch vorbereitet zur Erteilung erforderlicher Bau- und denkmalrechtlicher Genehmigungen. Stromzufuhr, Wasser- und Internetanschluss wurden ertüchtigt, die Winterfestmachung erledigt (u.a. Reparatur Regenrinnen und Dachhaut). All diese Arbeiten wurden wiederum geleitet vom Planungs- und Ingenieurbüro für Bauwesen Prof. Dr.-Ing. Wolfram Jäger, Dresden.

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Die Ringdrainage-/Regenkanalisations- und Fundamentarbeiten konnten am Kernbau abgeschlossen werden, mit Ausnahme der Nordwestseite. In den zunächst für die Sicherung vorgesehenen Räumen im Erdgeschoß wurde eine horizontale Abdichtung gegen aufsteigende Feuchte eingebaut. Der Einbau des Unterbetons in einem Raum des Kernbaus konnte noch nicht erfolgen, da hier die Denkmalpflege auf einer Fußbodenheizung besteht, die einer genaueren Planung bedarf, insbesondere mit Rücksicht auf die Fundamentsituation (Einbindetiefe). Die Entscheidung, die als Ringanker im historischen Bau vorgefundene „Mauerlatte“ (ca. 16/20 cm²) wegen strukturellen Abbaus infolge Hausschwamms und Braunfäule schrittweise herauszunehmen und den „Ringanker“ durch Carbon-Mauerwerk zu ersetzen, hat sich bewährt. Das Vorgehen ist erprobt worden und konnte optimiert werden. Es erlaubt vor allem, ein in die durch Förderzwänge zu bildende Bauabschnitte einbeziehbares stückweises Vorgehen, das wegen der erforderlichen vorübergehenden Abstützungen unumgänglich ist. Außerdem ist damit im Gegensatz zu Stahlbeton eine Kompatibilität bei thermischen Dehnungen gegeben.

Die horizontale Sperre wurde im Bereich des ersten zur Restaurierung der Bemalung vorgesehenen Raums (0.10) eingebaut. Die Räume 0.19 und 0.20 wurden noch mit angeschlossen, da hier aufsteigende Feuchte im Inneren festzustellen war. Inzwischen ist über der Sperre eine gute Austrocknung erreicht worden. Die Technologie hat sich bewährt, auch das Ergebnis. Die beauftragte polnische Firma hatte die Arbeiten zu vollster Zufriedenheit ausgeführt.

Bei den Zimmererarbeiten trat die Schwierigkeit ein, geeignete Fachkräfte vor Ort im dortigen Preisrahmen zu bekommen. Das geplante Anlernen konnte bisher wegen der Corona-Krise nicht realisiert werden. Es wurde deshalb auf Wandergesellen zurückgegriffen, die zeitweise bei der örtlichen Baufirma angestellt waren. Die Arbeiten sind in höchster Qualität und zur Zufriedenheit der Denkmalpflege ausgeführt worden. Sie sind beispielgebend für die Weiterführung der Sicherungsarbeiten am Dach und der Deckenbalkenlage. Sie stellen auch eine Vorlage und eine Kalkulationsgrundlage dar. Realisiert wurden die Anschuhung der Balken zur Seeseite über den Räumen 1.06 und die Hebung der Balken über Raum 1.01 mit Sanierung des Hängewerkes. Diese Arbeit konnte erst nach intensiver Analyse und durchgeführten Proben genauer geplant und zur Genehmigung eingereicht werden. Begleitend erfolgt die Sanierung der anbindenden Dachhölzer in zimmermannsmäßiger Weise. Schwierig erweist sich dabei der Einbau von Neuhölzern in den verformten Dachstuhl. Ausbau und Beginn Reparatur von 10 ausgebauten und nach Trossingen Baden-Württemberg zu der Spezialfirma Burgbacher verbrachten 12m langen Deckenbalken des Raums 0.09 entfiel auf den vorgesehenen 10. Sicherungs-Bauabschnitt. Diese Maßnahme wurde mit den vom Bundestag im Bundeshaushalt 2021 bewilligten dritten 500.000 EUR finanziert. Beeinflusst wurde die Umsetzung der Maßnahme durch die eingeschränkten Reisemöglichkeiten und auch durch die Schwierigkeit der Aufgabe. Es war eine balkenkonkrete maßliche und vom Holzzustand abhängige Vorgabe erforderlich, die erst einmal erarbeitet werden musste. Dazu waren Abstimmungen mit dem Holzschutz und der Spezialbaufirma Burgbacher notwendig. Da die geborgenen bemalten Kriecher- Deckerbretter später wieder genau eingepasst werden müssen, ist eine präzise Analyse der vorhandenen Balken und eine Vorschau auf die fehlenden Stücke erforderlich. Die Maßnahme dürfte sich jedoch für die Balken aus dem Raum 0.09 als richtig erwiesen haben, da so ein Maximum an Substanz gerettet werden konnte und sich zugleich die volle Tragfähigkeit herstellen ließ, ohne dass Schlupferscheinungen auftreten können. Spätestens seit der zweiten Jahreshälfte 2021 bereitete die prekäre Situation auf dem Holzmarkt akute Probleme. Die ersten Proben zur „Anschuhung“ der existierenden Balken mit Keilzinkung verliefen erfolgreich und sichern eine volle Kraftübertragung an den Verbindungsstellen ohne Schlupf. Der Wiedereinbau der Deckenbalken konnte wegen der Verzögerungen am Bau infolge Corona-Pandemie und die Folgen erst 2022 erfolgen.

Was den Umgang mit der polychromen Bemalung der Deckenbalken betrifft, sind durch den polnischen Restaurator weitergehende Analysen und Aufnahmen sowie partiell eine Sicherung notwendig geworden. Bestimmte Putzpartien mussten aufwendig abgenommen werden. Dazu gehörte auch die Festigung der Putzbefunde im Bereich der Bemalung zwischen den Deckenbalken, die bei den zu sanierenden Balkenauflagern im Vorfeld vorzunehmen waren. Die bei der Decke von EG-Raum 0.09 Kernbau erprobte Möglichkeit, die Partien mit CFK-Gewebe und Mörtel in situ zu fixieren, hat sich als nicht zielführend erwiesen. Eine behutsame Abnahme lockerer Partien zwischen den Balken war damit unumgänglich. Die Option, CFK-Lamellen verstärkend zum Einsatz zu bringen, wird aber weiter aufrechterhalten, so für das Hängewerk über Raum 1.01 und ggf. weitere Decken, wenn die Situation es erfordert.

Trockenbauarbeiten sind im Ostflügel angefallen und erledigt worden. Die geplante Abschottung von Raum 0.10 ist gegenüber dem Ostflügel erfolgt.

Am Dach des Kernbaus wurden Pflegearbeiten ausgeführt. Im Zuge der Sanierung von Sparrenfüßen und liegender Binder macht sich eine temporäre Öffnung der Dachdeckung erforderlich, die am Ende eines Abschnittes wieder geschlossen werden muss. Leider zeigte sich, dass die vorhandene Schalung erneuerungsbedürftig ist. Für die Arbeiten am Dach des Ostflügels wurde noch keine denkmalrechtliche Genehmigung erteilt, weil erst die Schritte Gesamtanalyse und -planung „Fassade Ostflügel“ durchlaufen werden müssen. Die notwendigsten Arbeiten wurden im Rahmen der Dachrinnenreparatur durchgeführt.

Ein Fenster ist probeweise im Ostflügel saniert und bauphysikalisch aufgewertet worden. Weitere Fenster sind im Kernbau in planerischer Vorbereitung und Abstimmung mit der Denkmalpflege. Entsprechende Termine haben dazu stattgefunden. Im Treppenhaus des Ostflügels sind erste T30-Türen nach brandschutztechnischer Vorgabe eingebaut worden. Das ist notwendig, weil auch im Stadium einer nach erfolgter Notsicherung möglichen Interimsnutzung des Kernbaus ein zweiter Fluchtweg über den Ostflügel benötigt wird. Die eingebauten Türen sind dann Endlösungen.

Der Bauanschluss des Kernbaus wurde gesichert sowie seine ausreichende Beleuchtung. Es wurde ein Baustromverteiler im OG des Kernbaus installiert, der eine effektive Verteilung für die Arbeiten im Dach und an den Deckenbalken erlaubt.

Zusammenfassung Verwendung 500.000 EUR Bundesmittel aus dem Bundeshaushalt: 2020, verausgabt 2020/21: vorwiegend für weitere Fundamentsanierungsarbeiten, Drainage und Dachentwässerung (ca. 25 %), die Mauerlatte Ostflügel bis zum Kernbau, Sicherung von Deckenbalken, Reparatur von Dachsparrenfüßen im Kernbau, Vorbereitung des Einbaus von aussteifenden Deckenscheiben einschließlich des Ergänzens von Deckenbalkenauflagern. Der Einbau eines Karbonringankers konnte erprobt und erfolgreich über Raum 1.06 teilausgeführt werden.

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Erster Bestandteil des Maßnahmenprogramms zur Verarbeitung der dritten 500.000 EUR Bundesmittel (aus dem Bundeshaushalt 2021, von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) auf vier Teilanträge, die von DPS zu stellen waren, in Tranchen bewilligt ab Ende März 2022 mit Übertragung der bis Ende 2022 noch nicht verausgabten Mittel nach 2023), war die Fundamentertüchtigung Kernbau nordwestlicher Bereich inkl. Drainage (ca. 15 % von Gesamt) und wurde abgeschlossen bis Sommer 2022.

Der zweite Maßnahmenteil beinhaltet die statisch-konstruktive Sicherung der polychromen Holzdeckenbalken unter besonderer Berücksichtigung denkmalpflegerischer Vorgaben von Kernbau-EG-Raum 0.09 (fertiggestellt) und Kernbau-OG-Raum 1.06 (Ausführung bis Ende Frühjahr 2023).

Der dritte Maßnahmenteil konzentriert auf eine kraftschlüssige Anbindung des Mittelrisalits Fassade Kernbau an die inneren Querwände sowie die Sicherung/Instandsetzung von Fenstern Vorderfassade zur Herstellung eines adäquaten Raumklimas für die ertüchtigten Decken und wird 2023 ausgeführt.

Maßnahmenteil vier beinhaltet „Instandsetzung Deckenbalken Kernbau-EG-Raum 0.10 und -OG-Raum 1.01 (OG-Decke Treppenhaus) zur Abarbeitung in 2023.

Wichtiges Element der Standsicherheit ist die Gebäudeaussteifung.

Mauerwerksbauten sind durch die entsprechenden Maßnahmen

  • Ringanker
  • Deckenscheiben
  • sowie intakte Zugbalken als Auflager für das Kehlbalkendach

auszusteifen. Dadurch sollen Wind- und Aussteifungskräfte aufgenommen werden. Da die Dicke des Mauerwerks nach oben abnimmt und die Wirkungslinie der Normalkräfte dadurch verspringt, entstehen Abtriebskräfte. Weitere Abtriebskräfte aus Schiefstellungen kommen hinzu, wie beispielsweise bei dem stark ausgebauchten Mittelrisalit. Derzeit werden auch horizontale Kräfte aus dem dreistöckigen Kehlbalkendachtragwerk in die Wände eingeleitet, weil die Auflager nicht mehr kraftschlüssig sind und die Kraftweiterleitung in den Deckenbalken nicht gewährleistet ist (die Balken sind i.d.R. über einem Auflager gestoßen). Um die statische Sicherheit zu erreichen, müssen die Dachfußpunkte weiter kraftschlüssig hergestellt werden, der liegende Stuhl im ersten Dachgeschoss dezidiert seine Kräfte auf die Deckenbalken abgeben können und der Kraftfluss in den Deckenbalken auf Zug gewährleistet sein.

An Deckenaussteifung werden im Gebäude als nachhaltige Notsicherung nach und nach Scheiben eingebaut und die Ringanker komplettiert.

Die Deckenbalkeninstandsetzung der Kernbau-Räume 0.09 im EG und 1.06 im OG dient als sog. Probeachse, d.h. Maßgabe für die weitere Deckensicherung, die vor allem bei Raum 0.09 sehr aufwendig und dadurch kostenintensiv verlief. Die im vorangegangenen Bauabschnitt mit den zweiten 500.000 EUR Bundesmittel zu der Spezialbaufirma Burgbacher nach Trossingen/Baden-Württemberg verbrachten und dort anfänglich reparierten Deckenbalken wurden ausschließlich mit Eigenmitteln der Deutsch-Polnischen Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz sowie einer Zuwendung der Senta-Weygandt-Stiftung, Görlitz von bereits Ende 2021 bis März 2022 in Trossingen fertig repariert (40.000 EUR). Die Balken in Kernbau-Raum 0.09 waren zu großen Teilen eingebrochen. Es handelt sich hierbei um eine vollkommen ungewöhnliche Art der Sanierung, die erforderlich wurde, weil die polychrom bemalten Decken inzwischen in der Region um Steinort ein absolutes kunsthistorisches Highlight sind. Die Decken wurden als Holzbalkendecken ertüchtigt und wieder nutzbar gemacht, und zwar unter Gewährleistung einer späteren öffentlichen Zugänglichkeit mit einer Belastung von 5 kN/m². Die Lösung wurde hier im Raum 0.09 dadurch erschwert, dass zum Teil nur noch Fragmente der Balken übriggeblieben sind, die in die neue Decke zu integrieren waren. So wurden die Altbalkenabschnitte über Keilzinkverbindungen mit Prothesen aus neuem Holz verbunden. Dazu musste das Holz absolut trocken sein. Wenn der Leim abgebunden ist, wirkt der Balken dann wie aus einem Holz. Die Keilzinkung musste auf einer Keilzinkmaschine hergestellt werden. Erschwert wurde diese Arbeit durch die in den Altbalken vorhandenen Luftrisse, die die Verbindung gefährden können. Es war eine immense Kleinarbeit vorher notwendig, die holzkonkret ausgeführt werden musste. Die Verbindung mit traditionellen Mitteln (Stahlblech, Blatt oder Fingerzapfen) musste wegen des zu erwartenden Schlupfes und Denkmalunverträglichkeit (Stahlblech) verworfen werden. Schlitzung der Balken mit für Stahlblecheinlagen soll an anderer Stelle zum Einsatz kommen. Die Bestandsbalken mussten maßlich konkret ausgelegt werden, damit am Ende die Decker-Bretter in die dafür vorhandene Nuten passten und rechtwinklig zur Balkenachse eingebaut werden konnten. Außerdem verzögerten sich die Arbeiten pandemiebedingt. Hinzu kamen wie in Deutschland Lieferengpässe beim Material Holz. Aufwändige Untersuchungen und Planungen waren notwendig. Zuerst wurden die fehlenden Balkenabschnitte über die Keilzinkung angeleimt. Dann folgte das Aufleimen der Distanzbohle.

Die Sanierung und Ertüchtigung mit aufgeleimten Brettstapeln wurde mit den Bundesmitteln aus der dritten Fördertranche finanziert. Die Balken wurden danach wieder vom Bearbeitungsort Trossingen (mit polnischer Aus- und Wiedereinfuhrgenehmigung) nach Steinort transportiert und dort im November 2022 eingebaut. Ihre Sanierung in situ wäre nicht zu vertreten gewesen.

Weitere Arbeiten in diesem Zusammenhang bei Raum 0.09 und 1.06:

  • Die Scheibenwirkung der Decke wird durch eine Schubverbindung zwischen den Leimholzplatten und eine „Bewehrung“ in den Zugzonen der Scheibe erzielt. Die Aufklebung von CFK-Lamellen auf die Leimholzplatten blieb entbehrlich.
  • Durchführung von Holzschutzmaßnahmen gegen den Hausschwamm mittels ökologisch akzeptierter Holzschutzmittel
  • Spezielle Hebetechnik, um die Deckenbalken mit der obenauf an ihnen montierten Deckenscheibe (so dass eine T-Form entsteht) einbauen zu können. So wurde dazu eine Laufkatze eingebaut, die ein Verschieben der T-Balken vom Fenster an Ort und Stelle ermöglichte
  • Systematische Trocknung Auflager der Deckenbalken vor dem Einbau, da das Mauerwerk noch stark durchfeuchtet ist.

Die räumlichen Gegebenheiten im und am Schloss ließen die bei Raum 0.09 im EG eingeschlagene aufwendige Methode der Deckenreparatur an Ort und Stelle nicht zu, und da sich auch keine polnische Baufirma mit den erforderlichen technischen Voraussetzungen für diese denkmalpflegefreundliche Methode fand, war nur die Ausfuhr der Deckenbalken mit Bearbeitung in Trossingen geblieben. Die angewandte aufwendige Instandsetzungsmetode bleibt auf Raum 0.09 beschränkt.

Weitere vor Ort erforderliche Arbeiten:

Nach den positiven Erfahrungen mit dem kohlefaserverstärkten Mauerwerk weiteres Ersetzen fehlende Ringanker durch CFK-bewehrtes Mauerwerk. Auch als Lösung für die statisch kritischen Punkte im Bereich der Korbbögen (einzelne Balken lagern direkt auf einem Korbbogen auf, der so nicht nachweisbar ist). Abdämmung der Balkenköpfe nach einer bauphysikalischen Studie nach außen, aufgrund der beengten Verhältnisse mit Vakuumpaneelen. Dies wird für alle Balkenköpfe weiterverfolgt, außer denen im Obergeschoss, die an dem Holzsims enden.

Für die notwendigen Zimmererarbeiten standen im September 2022 wie bereits in Vorjahren 18 Lernende und 4 Lehrer der Städtischen Fachschule für Bautechnik / Meisterschule für das Bauhandwerk in München zur Verfügung, kofinanziert durch das Förderprogramm Erasmus+ der Europäischen Union.

Das eingelegte Kohlefasergewebe wirkt zusammen mit dem umliegenden Mauerwerk auf Zug in der Achse und auf Biegung senkrecht zur Mauerachse horizontal. Auf Zug wirken alle Längsfasern, auf Biegung jeweils die am weitesten von der Mittellinie entfernten Fasern in der Zugzone. Als Mörtel wurde ein speziell dafür entwickelter Spezialmörtel der Fa. Pagel, der nunmehr auch in Polen verfügbar ist, eingesetzt. In der Regel wurden zwei Fugen mit dem Gewebe ausgeführt, was den sonst üblichen Stahlbetonringanker ersetzt. Nach partieller Realisierung betreffend der Kernbau-Räume 0.09 EG und 1.06 OG wird die Deckenaussteifungsmethode mit Holzleim-T-Trägern, die mit den Holzbalken kraftschlüssig verbunden sind, für die übrigen Räume beibehalten. Einzig das aufwendige Keilzinkverfahren findet keine Wiederholung, da es sehr aufwendig und kostspielig ist (für die damit bearbeiteten durchgebrochenen Deckenbalken war diese behutsame Form der Reparatur die schonendste Methode. Die noch zu bearbeiten Holzdecken weisen eine solche Schwere der Schädigung zum Glück nicht auf). Wenn die Decke von Raum 1.01 (über der Haupttreppe) wieder ausreichend trägt, wird sie endlich erschlossen werden können (ggf. auch von interessierten BesucherInnen).

Der Mittelrisalit indes ist von den abgehenden Innen-Querwänden abgerissen. Der Grund dafür liegt in Verformungen im Fundamentbereich. Die Ursachen für die Verformungen konnten inzwischen abgestellt werden. Nunmehr verbleibt die Wiederherstellung der Verbindung, um das weitere Abdriften der Wand zu verhindern und die „Kastenwirkung“ wieder herzustellen. Eine Rückstellung der eingetretenen Verformung ist nicht mehr möglich. Die Außenwand wird mit den Querwänden durch Anker verbunden, die Zugkräfte aufnehmen können. Dazu werden Glasfaseranker dm = 32 mm, die im Tunnelbau üblich sind, eingesetzt und der verbleibende Hohlraum verpresst. Glasfaserstäbe werden deshalb verwendet, damit nicht mit Zementmörtel verpresst werden muss, der zu Ausblühungen von Alkalien führen kann. Bei Verwendung von schwarzen Gewindestäben müsste ein Korrosionsschutz durch Zementmörtel gewährleistet werden. Diese Lösung wurde bereits bei der Sicherung des Nordwest-Eckturms 2014/15 erfolgreich im Rahmen des DBU-Projektes eingesetzt. Die vorhandenen Risse im Mauerwerk werden mit Combar-Stäben (Glasfaser) (dm= 8…12 mm) kreuzweise vernadelt, damit über den Riss wieder Zugkräfte übertragen werden können, die allein schon durch thermische Dehnungen entstehen können.

Die Dachziegel sind 2011 abgenommen und zur späteren Wiederverwendung zwischengelagert worden. Gleichzeitig wurde als Notmaßnahme das Dach mit einer Holzschalung und roter Pappdeckung versehen. Dabei wurden die Schornsteine entfernt. Seitdem kann das Dach als erst einmal ausreichend dicht angesehen werden. Die Dachrinnen sind inzwischen erneuert worden, da seinerzeit die Abstände der Rinneneisen zu groß gewählt worden waren, weshalb die Dachrinne durchhing und Feuchte ins Gebäude eindringen konnte (durch belassenes bzw. wiederverwendetes Altmaterial). Dachhaut und Dachrinne bedürfen einer regelmäßigen Pflege. Besonders trifft dies auf die Anschlüsse und Kehlen zu, die immer wieder beobachtet und bei Bedarf (Wassereintritte) interimsmäßig repariert werden müssen. Die Fenster sind derzeit mit durchsichtiger Folie abgedeckt, die jedoch durch die UV-Strahlung altert und zerreißt. Auch sie muss  ständig überwacht und in Abständen erneuert werden. Besonders die Seeseite des Gebäudes wird durch Schlagregen angegriffen. Die Beanspruchung ist in den Wintermonaten hoch. Der Putz ist nicht mehr vollflächig vorhanden oder intakt, sodass die Feuchtigkeit durchschlägt. Im Kernbau herrscht Außenklima mit Verzögerung. In der Übergangszeit im Frühjahr kommt es in einer gewissen Zeitspanne zu Kondenswasserbildung aufgrund der warmen Luft und der kühlen Wände. Die Luftfeuchtigkeit (und damit auch die Ausgleichsfeuchte des Materials) ist bei Niederschlagswetter sehr hoch. Das führt dazu, dass die polychrome Deckenbalken- und Wandfriesbemalung im Laufe der Zeit angegriffen wird und immer mehr nachlässt. Dieser Prozess kann erst gestoppt werden, wenn ein vernünftiges Raumklima garantiert werden kann. Die Wetterfestigkeit kann somit erst nach Abschluss der Räume, nach Unterbindung von Feuchtenachschub, nach dem Aufbringen von mindestens einer Lage Außenputz und nach Schließen der Fenster garantiert werden. Die drei Gebäudeteile sind stark vom Hausschwamm befallen, besonders der historische Kernbau (2021/22 nicht aktiv). Der Hausschwamm befindet sich im Holz und im Mauerwerk. Sichtbare Wachstumserscheinungen sind zu entfernen und befallenes Material auszubauen.

Da im Denkmal dem Abbruch Grenzen gesetzt sind, muss ein Absperren mit einem Schwammmittel, das für geschlossene Wohn- und Arbeitsräume zugelassen ist, erfolgen. Dennoch bleibt – auch wegen der überall vorhandene Sporen – die Gefahr des Wieder- Aufflammens, sobald günstige Wachstumsbedingungen vorhanden sind. Aus diesem Grund sollte möglichst zeitnah in den Räumen, die geschlossen werden, ein akzeptables Raumklima hergestellt werden, was ein Wiederaufflammen des Hausschwamms verhindert. Es ist zu erwähnen, dass der Hausschwamm – auch wenn er keine Feuchtigkeit vorfindet – durch Ausscheiden von Enzymen beim Zusammentreffen mit organischem Material und optimalen Wachstumsbedingungen sich weiter fortentwickelt. Insofern besteht akuter Handlungsbedarf, um die noch vorhandenen polychrom bemalten Deckenbalken zu retten. Mit der Pappdeckung des Daches konnte 2011 das akute Wachstum gestoppt werden, der schleichende Fortbestand bleibt aber bestehen.

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Das Projekt des 2016 aufgetauchten polnischen Investors, die ehemalige Gutsanlage mit dem Yachthafen, die sich nicht im Eigentum der Stiftungen befinden, zu einem Resort auszubauen, war nach der Absage der vom Investor erhofften EU-Förderung durch das Marschallamt endgültig gescheitert. Der Eigentümer von Schloss Steinort, bis Februar 2019 die Gesellschaft Palac w Sztynorcie Sp. z o.o. mit der Polsko-Niemiecka Fundacja Ochrony Zabytków Kultury (PNF) als ihr alleiniger Gesellschafter und seit Februar 2019 die PNF direkt sowie die Schwesterstiftung Deutsch-Polnische Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz (DPS) arbeiteten bei dem Resort-Großprojekt dahin gehend mit dem Investor zusammen, dass dieser Schloss Steinort als dessen Pächter denkmalverträglich zu sanieren gehabt hätte und dafür einen Teil zur Durchführung von Tagungen kommerziell hätte nutzen können. Der Kernbau wäre weitgehend der öffentlich kulturellen Nutzung in der Trägerschaft der PNF vorbehalten geblieben. Erste Konzepte für den kulturell nutzbaren Teil mit Vorplanung liegen vor, u.a. vom Brandenburger Architekturbüro Dr. Krekeler Generalplaner GmbH, das auch ein detailliertes Raumbuch erarbeitet hat, und von dem Dresdner Planungsbüro Prof. Dr.-Ing. Wolfram Jäger sowie von dem Warschauer Architekturbüro festgrupa, in Zusammenarbeit mit PNF, DPS und Lehndorff-Gesellschaft.

Auch die ehemalige Gutsanlage und den Hafen zu erwerben, um die Gesamtanlage denkmalverträglich zu sanieren und kulturell zu nutzen, war der PNF mit ihrer Palac w Sztynorcie Sp. z o. o. und der DPS finanziell nicht möglich gewesen. Nachdem der Investor des Resorts glaubhaft vermittelt hatte, dass der EU-Förderantrag 2017 für das Projekt Umwandlung der ehemaligen Gutsanlage in ein Resort auch ohne das Schloss gestellt werde und bis zur Antragsfrist für den EU-Förderantrag kein tragfähiges besseres Nutzungskonzept vorlag, nicht zuletzt für eine rein unkommerzielle Nutzung, z.B. für das von Unterstützern der Erhaltung der ehemaligen Gutsanlage mit dem Schloss und Park gewünschte Wissenschaftskolleg, und nachdem 2015, 2016 und 2017 beantragte öffentliche polnische Fördermittel für eine weitere Sicherung des Herrenhauses ausgeblieben waren, hatten PNF und DPS in dem mit dem Investor kurz vor dessen geplanter Abgabe des EU-Antrags geschlossenen Pachtvertrag für das Schloss die einzige Lösung gesehen, um dessen Zukunft zu sichern.

Die Stiftungen hatten mit dem Investor auch aushandeln können, dass der historische Park denkmalgerecht erhalten und genutzt wird und bei der Umnutzung der Wirtschaftsgebäude der ehemaligen Gutsanlage und Errichtung geplanter Neubauten das historische Erscheinungsbild von Schloss und Gesamtanlage zu bewahren und mit der PNF zu beraten gewesen wäre. Und zweifelsfrei hätten beide Stiftungen darauf geachtet, dass bei der Umgestaltung der ehemaligen Gutsanlage in ein Resort inkl. der Sanierung von Schloss und Garten die denkmalrechtlichen Genehmigungen eingehalten werden.

Die Palac w Sztynorcie Sp. z o. o. der PNF als Verpächter des Schlosses hatte sich das Recht gesichert, zeitnah von dem Pachtvertrag mit dem Investor des Resortprojekts zurückzutreten, sollte dieser als Pächter nicht zeitnah mit der Instandsetzung des Schlosses beginnen.

Mit beträchtlichen EU-Mitteln hätte realisiert werden können: ein Arbeitsplätze und viele Besucher versprechendes Resort-Großprojekt, das im Übrigen noch weitere Erholungs- und Freizeit-Standorte im masurischen Seengebiet mit anderen Investorenpartnern beinhaltete, deren Teilprojekte ebenfalls Bestandteil des EU-Förderantrags sein sollten. Hauptprojekt war jedoch das Steinort-Resort mit dessen Investor als Leader eines aus mittelständischen Firmen bestehenden Konsortiums. Schloss und Park Steinort hätten an der EU-Förderung eines solchen Gesamtprojekts mit dem Titel „Steinort Park“ aus einem Sonderprogramm zur Stärkung der mittelständischen Wirtschaft in Ostpolen partizipieren können.

Nach dem Aus für das Steinort-Resort-Projekt durch die abschlägige Mitteilung des Marschallamts kündigte die PNF mit ihrer Schloss Steinort GmbH den Pachtvertrag mit dem Investor. Da nach der Absage einer EU-Förderung jegliche wirtschaftlich tragfähige Nutzungsperspektive für Schloss Steinort fehlte und nachdem auch der Förderantrag 2018 an das polnische Kulturministerium für eine Sicherungsetappe nicht erfolgreich war, hatten PNF und DPS kurz auch eine Veräußerung des Schlosses angedacht, freilich mit der Prämisse, dass ein neuer Eigentümer eine öffentliche denkmalverträgliche Nutzung  des Kernbaues als dem wertvollsten Teil der Schlossanlage gewährleistet.

Jedoch besteht bei den Stiftungen, seitdem vom deutschen Bundestag Mittel 2019 zur Verausgabung bis 2020 und 2020 zur Verausgabung bis 2021 sowie 2021 zur Verausgabung bis 2023 in Höhe von jeweils 500.000 Euro beschlossen wurden und darüber hinaus aus dem Bundeshaushalt 2022 300.000 EUR für 2022 (Verausgabung vorgesehen 2023) und je 150.000 EUR als Verpflichtungsermächtigung für 2023 und 2024 für nächste Sicherungsarbeiten in Aussicht stehen und darüber hinaus 1,5 Mio EUR aus dem Bundeshaushalt 2023 für die Fortführung des Projekts Schloss Steinort, die Lehndorff-Gesellschaft sie mit Tatkraft weiter unterstützt und das polnische Ministerium für Kultur und das Nationalerbe wenigstens zuletzt den polnischen Förderantrag 2019 zur Notsicherung der Polychromien im Schloss bewilligte, starke neue Zuversicht, auch wenn es noch weiterer Mio EUR bedarf, um Schloss Steinort revitalisiert wieder nutzen zu können.

Ziel muss sein, nachdem zuvor, d.h. seit Übernahme von Schloss Steinort 2009 durch die PNF und ihre Palac w Sztynorcie Sp. z o. o. bis einschließlich 2015 bereits rund 500.000 EUR an privaten Spenden und öffentlichen Fördermitteln zur Rettung dieses Baudenkmals mit seiner deutsch-polnischen Geschichte und seiner besonderen Bedeutung für das deutsche Gedächtnis aufgewendet wurden, mit den nächsten Sicherungsmaßnahmen den Zustand des Herrenhauses sukzessive soweit zu stabilisieren, dass die bauliche Voraussetzung für seine öffentlich kulturelle Nutzung gegeben ist. Angestrebt wird jetzt „nur“ noch diese weiche Nutzung, die, um das Projekt finanzierbar zu halten, auch eingeschränkt sein kann (d.h. womöglich reduzierte bis gar keine Nutzung im Winter), Sie soll als kostensparende Variante an die Stelle einer wegen hoher Baukosten kaum realisierbaren großen Lösung treten.

Hoffnung war mit dem großen Förderantrag 2020 der polnischen Schwesterstiftung PNF an das Polnische Ministerium für das Nationalerbe auf Förderung aus dem sog. Island-Liechtenstein-Norwegen-Fonds betreffend Sanierung und Revitalisierung des Westflügels verbunden, leider jedoch nach der Absage im Dezember 2020 vergeblich. Nun wird die polnische Schwesterstiftung PNF versuchen, die sehr umfangreichen Antragsunterlagen mit kompletter Baugenehmigungsplanung für den Westflügel in einem anderen polnischen Förderprogramm unterzubringen. Was die künftige Nutzung des Schlosses betrifft, konkretisieren sich: Einrichtung des Westflügels als Bildungsstätte, des Ostflügels zur Unterbringung von Lehrkräften und Seminarteilnehmern und Schlossverwaltung sowie des Kernbaues als kultureller Veranstaltungsort.

Die Lehndorff-Gesellschaft Steinort e.V. hat 2015 einen Imagefilm herausgebracht, der ausschließlich durch Spenden der Familie Lehndorff und von Freunden finanziert wurde mit dem Ziel, weitere Unterstützer für das Projekt Steinort zu gewinnen. Der Film ist unter dem Link https://www.youtube.com/watch?v=T39eziCFvow auf You Tube anzuschauen.

Die von der Sozialanthropologin Hannah C. Wadle konzipierte Ausstellung 2017 in Steinort Chronist unserer Träume: Schloss Sztynort 1947- 2017 / Kronikarz naszych marzeń: Pałac w Sztynorcie 1947-2017“ (Mai bis Oktober 2017) beleuchtete den zeitgeschichtlichen Werdegang des geschichtsträchtigen Orts Steinort bis heute (Kleine Ausstellungsdokumentation in der DPS-Mediathek zum Download).

Die außerdem von Dr. Wadle geplante und unter ihrer Federführung veranstaltete Kultursommerwoche im August 2018 in Sztynort / Steinort: Palace Days “STN:ORT” mit 1.000 BesucherInnen hat den beiden Stiftungen und der Lehndorff-Gesellschaft ebenfalls neuen Auftrieb gegeben (ausführliche Dokumentation in der DPS-Mediathek zum Download). Aufgrund der sehr guten Teilnehmerresonanz fand die Steinorter Kultursommerwoche auch 2019 und überwiegend virtuell wegen der Corona-Pandemie 2020 und 2021 statt sowie dann wieder mit viel Programm am Ort 2022, mit der Lehndorff-Gesellschaft als Partner, die auch Maßnahmenträger für ein umfangreiches deutsch-polnisches Volunteer-Projekt 2019, gefördert von der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit, gewesen ist.

Und es entstand im Herbst 2019 im Ostflügel von Schloss Steinort ein kleines Ausstellungs- und Informationszentrum als Anlaufstelle für die im Sommer zahlreichen Steinort-Besucher.

Folgeanträge für 2020 bis 2022 der Polsko-Niemiecka Fundacja Ochrony Zabytków Kultury (PNF) an das Polnische Kulturministerium zur weiteren Instandsetzung und Nutzungsplanung des Ostflügels sowie für die Restaurierung der allegorischen Darstellung an der Untersicht der Haupttreppe im Erdgeschoss und zur Gesamtplanung der Instandsetzung der Außenfassaden wurden leider abgelehnt.

Nachdem wesentliche Notsicherungsmaßnahmen dank der Bereitstellung von finanziellen Mitteln ausgeführt werden konnten und noch können, bedarf diese Phase der Rettung eines Abschlusses. Dazu zählen die endgültige Fertigstellung der Drainage (Westflügel), der weitere Einbau von Deckenscheiben zur Gebäudestabilisierung, die Herstellung angemessener Raumluftverhältnisse zur Bewahrung der polychromen Bemalungen an Deckenbalken und Wänden, erforderliche brandschutztechnische Maßnahmen, Einbau von Fußböden, Ertüchtigung von Treppen, Wänden/Pfeilern und nicht zuletzt der Dachkonstruktion/Dachdeckung.

Weitere finanzielle Unterstützung für das Projekt Schloss Steinort ist also notwendig, um den erreichten Bauzustand zu stabilisieren und die Sicherung der historischen Bausubstanz weiter voranzubringen.

Steinort gewinnt seit 2019/20 mehr und mehr an Bedeutung für die deutsch-polnischen Beziehungen. Deutschland trägt die besondere historische Verpflichtung, dem Wiederaufflammen geschichtsvergessenen nationalistischen Gedankenguts und der Verdrängung nationalsozialistischer Verbrechen entgegenzutreten. Dazu gehört auch die Pflege besonderer Orte der deutsch-polnischen und gesamteuropäischen Verständigung. Es ist besonders erfreulich, dass die angestrebte Nutzung des Schlosses unter Berücksichtigung der historischen Perspektive auch die Unterstützung der polnischen Politik, namentlich des Marschalls der Woiwodschaft Ermland-Masuren und des Bürgermeisters der Stadt Angerburg (Węgorzewo) erfährt.

Durch den Krieg in der Ukraine rückt das nordöstliche Polen derzeit von der Peripherie in das Zentrum europäischer Aufmerksamkeit. Aufgrund der damit verbundene Bedrohungslage spüren wir die Notwendigkeit zur Erweiterung unseres Anliegens, denn nun muss es im weiteren Sinne um den Widerstand gegen jedwede Kriege und Diktatur gehen. Damit einhergehen muss die erkennbare Präsenz der Werte europäischer Kultur und ihrer Ideale in unmittelbarer Nähe zur Grenze zu Belarus und Russland selbst. Die mit Deutschland in der Wertegemeinschaft der Europäischen Union verbundenen Anrainerstaaten zu Russland sollen spüren, dass sie von Deutschland nicht allein gelassen werden. Insofern gewinnt die Wiederbelebung von Schloss Steinort eine zusätzliche, weit über die Region des nordöstlichen Polen hinaus ausstrahlende Bedeutung.

Im Auftrag der von Deutschem Generalkonsulat in Danzig initiierten und organisierten sowie von der Deutschen Botschaft in Warschau unterstützten AG Steinort, darunter der beiden Stiftungen DPS und PNF, wurde von der deutschen Generalkonsulin in Danzig, Cornelia Pieper, eine paritätisch besetzte deutsch-polnische Expertengruppe ins Leben gerufen, die von den Historiker-Professoren Robert Traba und Dieter Bingen moderiert, beauftragt wurde, auf Basis ihrer Ende 2021 entworfenen Leitlinien 2022/233 eine erweiterte Nutzungskonzeption für Schloss Steinort vorzulegen.

Engagierte und konstruktive von Vertrauen und Partnerschaftlichkeit getragene Zusammenarbeit kennzeichnete die Arbeitssitzungen von 34 Expertinnen und Experten in 6 Teams mit je 5-6 Mitgliedern aus ganz Deutschland und Polen, darunter ein früherer polnischer Botschafter in Deutschland, angesehene deutsche und polnische HistorikerInnen, Politik- und KulturwissenschaftlerInnen, MuseologInnen, DenkmalpflegerInnen, PraktikerInnen, polnische NGOs aus der Region Masuren, polnische und deutsche Akteure der Zivilgesellschaft.

Wenn die erweiterte Nutzungskonzeption vorliegt, sollen deren Empfehlungen die Grundlage für die notwendige Gesamtplanung der Sanierung und Revitalisierung von Schloss Steinort als polnisch-deutscher Versöhnungsort bilden.

Das in Bewegung gekommene Projekt Schloss Steinort verlangt der Eigentümerstiftung PNF und der DPS zusehends mehr Eigenmittel ab. Die Stiftungen rufen deshalb fortwährend zu Spenden für Schloss Steinort auf! Jeder Betrag hilft! Wir bitten Spenden unter dem Kennwort Schloss Steinort auf das Steinort-Konto der DPS bei der Deutschen Bank AG Filiale Görlitz IBAN: DE 8087 0700 2408 2336 6000, SWIFT/BIC-Code: DEUTDEDBCHE und danken allen Spendern vielmals im Voraus.

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Planerische Betreuung und fachlicher Berater der PNF und DPS:

Die drei Büros bildeten die bis 2012 Arbeitsgemeinschaft „Architekturbüro festgrupa – Dr. Krekeler Generalplaner GmbH – Ingenieurbüro Krämer“.

  • Ausführender Baubetrieb 1. bis 3. Notsicherungsmaßnahme (Winter 2009/2010 bis Herbst 2011): Warminskie Przedsiebiorstwo Budowlane S.A. (Ermländisches Bauunternehmen AG), Olsztyn (Allenstein)
  • Ausführender Baubetrieb 5. Notsicherungsmaßnahme (2013) und 6. Sicherungsmaßnahme (2015 –  Gerüststellung Nordwestturm): Przedsiębiorstwo Budowlane Skorłutowski Sp.J. Jerzy i Ewa Skorłutowscy, Olsztyn (Allenstein)
  • Ausführende Baubetriebe 6. Sicherungsmaßnahme (2014 – Nordwestturm): Firma Himmel und Papesch Bauunternehmung GmbH u. Co. KG (Bebra), Niederlassung Spezialtiefbau Süd Büro Chemnitz (Nordwestturm)
  • Ausführender Baubetrieb 6. Sicherungsmaßnahme (2014 – Tiefbauarbeiten), 7. Sicherungsmaßnahme (2015 – Tiefbauarbeiten) ), 8. Sicherungsmaßnahmen 2019/20, 9. Sicherungsmaßnahmen 2020/21 (Gerüstbau, Winterfestmachung, Fundamente, Drainage, Horizontalsperre, Abbruch- und Sicherungsarbeiten u.a.), 10. Sicherungsmaßnahmen 2022/23 (u.a. restliche Drainage- und Abdichtungsarbeiten, Einbringung bearbeitete Deckenbalken Raäume EG 0.09 und OG 1.06): Fa. Budowlana „Hohlbud“, 11-610 Pozezdre
  • Restaurator Rafał Grabowski, Wilimowo 1A, PL – 11-041 Gutkowo (seit 2020)
  • Restauratorin: mgr Barbara Kulczyńska-Nowak, Allenstein – Dipl.- Konservatorin (seit 4. Notsicherungsmaßnahme Herbst 2012 bis 2020)
  • Bauüberwachung: Ing. Tadeusz Cichonski, Olsztyn (Allenstein) (bis 2019)
  • Bauherr: Gesellschaft Pałac w Sztynorcie Sp. z o.o., Olsztyn (Allenstein) (bis Februar 2019), Polsko-Niemiecka Fundacja Ochrony i Zabytków (ab Februar 2019)
  • Fachlicher Betreuer für die DPS: Prof. Dr. Christofer Herrmann, Universität Danzig (bis 2019)
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  • Forschungsvorhaben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften Projekt (beendet 31.12.2019) „Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert“, bearbeitet von Gaby Huch. Online-Ediion https://lebenswelten-lehndorff.bbaw.de
  • Peter Schabe und Hannah Wadle: Schloss Steinort (Sztynort) – Geschichte und Erhaltung, in: Guido Hinterkeuser, Klaus-Henning von Krosigk und Peter Schabe (Hrsg. für die Deutsch-Polnische Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz): Kulturerbe verpflichtet – Zehn Jahre Deutsch-Polnische Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz (2007 – 2017). Bilanz und Zukunft. Berlin 2017, S. 153-184
  • Wolfram Jäger: Statisch-konstruktive Sofortmaßnahmen zur Rettung von Schloss Steinort (Sztynort) – ein erster Schritt zu seiner Revitalisierung, in: Guido Hinterkeuser, Klaus-Henning von Krosigk und Peter Schabe (Hrsg. für die Deutsch-Polnische Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz): Kulturerbe verpflichtet – Zehn Jahre Deutsch-Polnische Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz (2007 – 2017). Bilanz und Zukunft. Berlin 2017, S. 185-202
  • Antje Vollmer. Doppelleben – Heinrich und Gottliebe von Lehndorff im Widerstand gegen Hitler und Ribbentrop. Frankfurt am Main 2010 (415 S.)
  • Deutsch-Polnische Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz (Hrsg.). Erhaltung des europäischen Kulturerbes – Denkmalgerechte Revitalisierung funktionslos gewordener Schlossbauten am Beispiel des Projekts Schloss Sztynort / Steinort in Polen. Görlitz 2011 (133 S.) (Dokumentation DPS-Tagung 17-18.11.2011 in Görlitz mit selbigem Titel)
  • Imagefilm (2014-15) der Lehndorff–Gesellschaft Steinort e.V.: https://www.youtube.com/watch?v=T39eziCFvow
  • Imagefilm Schloss Steinort erweitert um 3D-Animation 2023 zum downloaden https://eldaco.net/upload/steinort/20230807_Steinort_5Minuten.mov (5-minütige Version) und https://eldaco.net/upload/steinort/20230807_Steinort_10Minuten.mov (10-Minuten-Version )
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