Projekte

HEINRICHAU / HENRYKÓW

Von der Deutsch-Polnischen Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz 2008 gefördertes Projekt Zisterzienserkloster Heinrichau/Henryków, Polen.

Kloster Heinrichau ist eine der ältesten Zisterzienser-Klosteranlagen in Schlesien. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde das Kloster zu einer prunkvollen barocken Abtei ausgebaut.

In der heute von der Erzdiözese Breslau getragene Einrichtung, genauer im Kreuzgang-Ostflügel wurden 2003 die zugemauerten mittelalterlichen Spitzbogenöffnungen des Kapitelsaals mit ihrer noch bauzeitlichen Farbigkeit entdeckt. Die Deutsch-Polnische Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz konnte 2008 als Maßnahmenträger mit Mitteln des Beauftragten der deutschen Bundesregierung für Kultur und Medien die Freilegung und Konservierung dieser kostbaren Architekturfassung fördern.

Ausklappen/Einklappen

Heinrichau, polnisch Henryków, liegt etwa 60 km südlich von Breslau/Wroclaw am Fluss Ohle im Süden Niederschlesiens Landschaftlich zählt das 1.400 Einwohner-Dorf zu den Wzgórza Strzelińskie, einem hügeligen Gebiet, das Teil des schlesischen Vorlandes der Sudeten ist.

Ausklappen/Einklappen

Kloster Heinrichau wurde vom Breslauer Herzog Heinrich I. dem Bärtigen errichtet, der dem Königsgeschlecht der Piasten entstammte. Die Gründung erfolgte 1222 und die Besiedlung durch das Zisterzienser-Kloster Leubus 1227. In den folgenden Jahrhunderten wurde Heinrichau zur Abtei erhoben. Ab etwa 1268 entstand der Liber Fundationis, die so genannte Księga Henrykowska („Heinrichauer Gründungsbuch“), ein Werk von einhundert Seiten, das den Eintrag „Daj, ać ja pobruszę, a ty poczywaj“ aus dem Jahre 1270 enthält, was in der Übersetzung lautet: „Lass mich jetzt mahlen, und du ruh dich aus“ und das älteste Denkmal der polnischen Sprache ist. Der Band ist heute im Besitz der Sammlungen des Museums der Erzdiözese Breslau.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg 1618-1648, in dem die Schweden Heinrichau niederbrannten, wurde das Kloster zu einer prunkvollen barocken Zisterzienserabtei ausgebaut (1648 bis 1698 und von 1702 bis 1722).

Mit dem Verzicht Österreichs auf Schlesien und dem Beginn der preußischen Herrschaft 1742 begann allmählich der Niedergang Heinrichaus. Nach der 1810 durch den preußischen König Friedrich Wilhelm III. herbei geführten Säkularisierung des Klosters gerieten die Stiftsgüter in den Privatbesitz der Hohenzollern und schließlich bis 1945 an die Großherzöge von Sachsen-Weimar-Eisenach.

Klosterkirche und ein Teil des Klosterstifts konnten 1947 durch die Krakauer Filiale des Zisterzienserordens zurückerworben werden. Der größte Teil der Gebäude diente nach der Verstaatlichung als landwirtschaftliche Akademie. Die Erzdiözese Breslau konnte zwei Jahre nach der politischen Wende von 1989 die Klosteranlage vollständig in ihren Besitz nehmen und betreibt seitdem darin eine externe Ausbildungsstätte des Breslauer Priesterseminars für Priesterschüler im ersten Studienjahr. Es folgten die Einrichtung eines Pflegeheims, von Werkstätten für Beschäftigungstherapie und eines katholischen allgemein bildenden Lyzeums mit Internat.

Ausklappen/Einklappen

Die Klosterkirche Mariä Himmelfahrt und St. Johannes der Täufer ist eine dreischiffige Basilika, deren Anfänge in die Mitte des 13. Jahrhunderts zurückgehen.

Sie ist eine dreischiffige, kreuzrippengewölbte Basilika mit je fünf rechteckigen Langhaus- und Seitenschiffjochen, Querhaus und drei schmaleren Chorjochen, die gerade geschlossen sind. Den Innenraum gliedern Spitzbogenarkaden. Der spätere Umgang im Osten ist tonnengewölbt; an ihn schließen sich drei gewölbte barocke Kapellen an. Das Langhaus wurde 1320 fertiggestellt.

Im Nordwesten liegt ein quadratischer Turm mit Zwiebelhaube, der ursprünglich noch aus der gotischen Anlage stammen soll. Die Kirche hat eine von Matthias Kirchberger geschaffene Barockfassade mit Volutengiebel. Die vorgelegte Vorhalle mit elliptischer Kuppel und Laterne datiert von 1713. Die Kirche verfügt über eine reiche Ausstattung. Die zahlreichen Seitenkapellen im Stil der Spätgotik und der Renaissance entstanden ab 1506, eine davon diente als Grablege der Piastenherzöge von Münsterberg (Ziębice). Der Hauptaltar ist von G. Schrötter mit Gemälden von Michael Willmann. Kunstgeschichtlich bedeutend ist vor allem das geschnitzte Chorgestühl von 1567 mit 36 Flachreliefs und acht Statuen. Der Rokoko-Orgelprospekt im Süden und ein Scheinprospekt im Norden stammen aus der Zeit um 1750.

Die Klausur liegt an der Südseite der Kirche. Sie wurde unter Verwendung älteren Mauerwerks von 1681 bis 1702 errichtet, später zur Nebenresidenz ausgebaut und dient jetzt als Priesterseminar. Sie ist eine dreigeschossige Dreiflügelanlage, im Nordwesten und Südwesten mit Ecktürmchen mit Zwiebelhauben und Laternen. Die Klausur beherbergt prächtige Säle mit noch originalen Kachelöfen des 17. und 18. Jahrhunderts. Das Refektorium ist mit Gewölbefresken ausgeschmückt. Die Äbte residierten allerdings im unweit gelegenen Wasserschloss von Witostowice (Schönjohnsdorf).

Die Klosteranlage weist zwei Torbauten von 1680 und 1701 sowie verschiedene Wirtschafts- und Schulbauten, das ehemalige Spital und einen barocken Klosterspeicher auf.

Südlich an die Klausur schließt sich ein italienisch neubarock gestalteter Klostergarten an. Er wurde mit einem zentralen Sommerpavillon für die Äbte ausgestattet. Drei seiner ursprünglich vier Springbrunnen haben sich erhalten. Eine Orangerie säumt den Kirchenvorplatz.

Östlich erstreckt sich der im 19. Jahrhundert angelegte, 106 Hektar große Landschaftspark. Neben altem Baumbestand ist hier auch das Grabmal seines ehemaligen Eigentümers, des Großherzogs Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar-Eisenach, anzutreffen.

Ausklappen/Einklappen

Das Kloster Heinrichau ist die älteste Zisterzienser-Klosteranlage in Schlesien. Das Ensemble mit Klosterkirche, Stiftsgebäuden, Klostergarten und Park ist in die höchste polnische Denkmalschutzkategorie (0) eingestuft.

Ausklappen/Einklappen

„Freilegung und konservatorische Sicherung polychrome Laibungsöffnungen des ehemaligen Kapitelsaals und Datierung Klostermauerwerk“

Im Jahr 2003 wurden bei restauratorischen Untersuchungen im Kreuzgang-Ostflügel die zugemauerten gotischen Spitzbogenöffnungen des Kapitelsaals freigelegt. Zwei Jahre später konnten die Forschungsarbeiten fortgesetzt werden, und unter dicken Putzschichten trat in beeindruckend gutem Zustand und starker Intensität an einer der Öffnungslaibungen des Kapitelsaals die originale mittelalterliche Farbfassung hervor. Nachdem diese Partie partiell konserviert und restauriert werden konnte, erfolgten Ende 2008 von der Deutsch-Polnischen Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz mit Mitteln des Beauftragten der deutschen Bundesregierung für Kultur und Medien initiierte weitere Freilegungen und restauratorisch-konservatorische Sicherungsarbeiten an der kostbaren Farbfassung. Ziel ist es gewesen, die mittelalterliche Portalwand des Kapitelsaals mit den freskal ausgemalten Gewänden wieder in einem größeren Zusammenhang erlebbar werden zu lassen und im Rahmen der Klosterbesichtigungen zu präsentieren. In dem Zusammenhang wurden, neben den restauratorischen Konservierungs- und Ergänzungsarbeiten, eine chemische Farbanalyse sowie Laboruntersuchungen (Radiocarbon-Methode) zur Datierung des Kirchen- und Klostermauerwerks vorgenommen.

Ausklappen/Einklappen

  • Restauratorische Ausführung und Fachberatung: Ewa Święcka, Nationalmuseum Warschau (Muzeum Narodowe w Warszawie) (assistiert von Restauratorin Justyna Szczpanska, Warszawa)
  • Gesamtbegleitung der Maßnahmen und fachliche Auswertung der chemischen Untersuchung: Prof. Ewa Łużyniecka, Fakultät für Architektur der Technischen Universität Breslau / Wrocław (assistiert von Barbara Pierscionek, M. Eng. Architekt, Breslau)
  • Radiocarbon-Untersuchung: Dr. Tomasz Goslar, Prof. UAM, Universität Posen / Poznań
  • Chemische Farbuntersuchung: Miedzyuczelniany Instytut Konserwacji i Restauracji Dziel Sztuki, Warschau
  • Bauherr: Erzdiözese Breslau, vertreten durch Kuria Metropolitalna Wroclawska
  • Fachlicher Betreuer für die DPS: Dr. Ulrich Schaaf; Universität Thorn / Toruń, Institut für Denkmalpflege und Denkmalkunde, Lehrstuhl für Denkmalpflege Assistent Professor
Ausklappen/Einklappen