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MUHRAU / MORAWA

DPS-Förderprojekt 2012 und 2023. Dachundichtigkeiten hatten den Betrieb der in dem Schloss 2012 noch gemeinsam untergebrachten Einrichtungen Hedwig-Kindergarten, und Tagungs- und Bildungsstätte gefährdet. 2023 konnten dann die geschädigte Nord- und Ostfassade des Schlosses instandgesetzt werden, inkl. Dank Unterstützung der DPS Sanierung der undichten Ostterrasse.

Das Schloss mit seiner repräsentativen Architektur entstand 1873. Es wies undichte Dächer auf, die seine Nutzung beeinträchtigten. Dank des starken deutsch-polnischen Engagements für die Erhaltung des Schlosses konnten die Abdichtungsmängel 2012 am Dach und 2023 bei der Ostterrasse mit Hilfe der Deutsch-Polnischen Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz nachhaltig beseitigt werden.

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Das Dorf Muhrau, polnisch Morawa liegt in der Woiwodschaft Niederschlesien/ Dolnoslaskie. Es gehört zu Järischau/Jaroszów, Ortsteil von Striegau/Strzegom im Landkreis Schweidnitz. Muhrau liegt unweit des Flusses Striegauer Wasser und an der Strecke Breslau/ Wroclaw (53 Km) – Hirschberg/Jelenia Góra (61 Km). Der Name des Dorfes soll vom (slawischen) Wort „mór“ abstammen und würde in diesem Fall ein Ort der Seuche bedeuten. Die Herkunft des Dorfnamens wurde auch in Beziehung zu den deutschen Wörtern Moor und Aue gebracht, die auf einen Ort hinweisen, der sumpfig ist und nahe am Wasser liegt.

Die Schlossanlage liegt im östlichen Teil des Dorfes. Im Norden, hinter den Gebäuden eines neuen Bauernhofs, verläuft eine Asphaltstraße nach Saarau (Żarów), im Westen der Anlage, jenseits der Nebenstraße nach Striegau (Strzegom), gibt es ländliche Bebauung, und im Süden wird die Anlage durch das Striegauer Wasser (Strzegomka) begrenzt. Nach Süden und Osten erstreckt sich der Landschaftspark. Die Auffahrten auf das Gelände befinden sich an den nordwestlichen und südwestlichen Ecken.

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In dem erstmals 1266 genannten Dorf Morow galt Jahrhunderte lang deutsches Recht. Vom 12. bis Ende 14. Jh. herrschten die schlesischen Piasten, danach stand die Region unter der Krone von Böhmen, die 1526 an die Habsburger ging. Im nahe gelegenen Striegau hatte der Johanniterorden von Beginn des 13. Jhs. an bis Anfang 19. Jh. Patronatsrechte. Im ausgehenden 13. Jh. kamen die ersten deutschen Rittergeschlechter (vor allem aus der Mark Meißen) in die Striegauer Gegend und ließen sich dort nieder. In Muhrau bestand ein Vierhufen-Vorwerk, das die Benediktinerinnen aus Striegau/Strzegom im Jahre 1362 kauften und bis zur Säkularisierung des Ordens 1810 als Klostergut bewirtschafteten.

Nach dem 1. Schlesischen Krieg geriet Muhrau unter preußische Herrschaft. Die Gutsanlage kam im Jahre 1813 in den Besitz der Geheimen Stadträtin von Bequelin, die es ein Jahr darauf wieder an den Königlichen Leutnant Georg Friedrich Zimmer verkaufte. Dieser veräußerte das Anwesen 1818 an den Königlichen Oberbergbaurat Carl Wilhelm Aemilius Steinbeck. Nach dessen Tod erwarb 1864 der Rittergutsbesitzer Edouard von Kramsta das Areal. Er legte das alte Wohnhaus nieder und errichtete 1873 Gut, Schloss und Park neu. Als Edouard von Kramsta, der einer reichen Industriellenfamilie aus Freiburg entstammte, eine Tuchweberei und mehrere Güter, darunter seit 1864 auch das Empireschloss Ratschitz (Racice) im Drahaner Bergland in Tschechien besaß und zu den wohlhabendsten Personen in Schlesien zählte, 1875 verschied, ging das Ensemble durch Erbschaft an seine Tochter Maria von Kramsta über. Diese erweiterte die Erbschaft um die Güter in Rauske und Haidau und blieb bis zu ihrem Tode unverheiratet. Gleichzeitig unterstützte sie die industrielle Entwicklung auf eigenem Grund und Boden sowie in der Umgebung. Sie wirkte auf vielen sozialen Gebieten, stiftete Schulen, Kindersanatorien, Kirchen und Kapellen. Aus dem gesamten Landbesitz schuf Marie von Kramsta vor 1894 einen landwirtschaftlichen Großgrundbesitz mit Sitz in Muhrau, der so bis 1917 existierte. Dann vererbte sie, die 1902 im Park eine neugotische Kapelle erbaute, in der Gottesdienste stattfanden und die zwischen den beiden Weltkriegen als eine der schönsten im Kreis galt, Gut Muhrau ihrem Großneffen Hans-Christoph von Wietersheim aus Potsdam, der es bis 1945 bewirtschaftete.

Ab 1950 wurde das Gut vom Gestüt in Striegau bewirtschaftet. Zu dem Schloss gehörte ursprünglich, neben Ländereien, auch ein Gestüt. Der Polnische Staat als nachfolgender Besitzer verwaltet bis heute das landwirtschaftliche Gut, das derzeit still gelegt ist. Eine Reitschule mit großem Gelände wird noch betrieben. Zerstört wurden das Rentamt und die Orangerie (1945), das Gärtnerhaus (1950) und die Kapelle (1975).

Seit 1991 bemüht sich die Familie von Wietersheim-Kramsta, allen voran die Schwestern Melitta Sallai und Thesi von Werner, um die deutsch-polnische Verständigung und den Abbau von bestehenden Vorurteilen sowie die Erhaltung der Anlage, die sie im Januar 1945 verlassen musste. Dazu gründeten Sallai und von Werner, ganz ihrer christlichen Familientradition verpflichtet, 1991 den gemeinnützigen karitativen  Förderverein Hedwig e.V. mit Sitz in Baden-Baden, dem 1995 die Errichtung der gemeinnützigen polnischen Stiftung der Hl. Hedwig „Fundacja sw. Jadwigi“ folgte, die schließlich 2000 Eigentümer des Schlosses und des 12,3 ha großen Parks wurde. 2003 wurde der Förderverein umbenannt in Verein „Kindergarten und Bildungsstätte Hedwig e.V.“ Ein bereits 1993 von den Schwestern in der ehemaligen Gutsanlage eröffneter karitativer Kindergarten besteht bis heute fort.1994 ging die Akademie Hedwig als Bildungsstätte an den Start. 2023 konnte der vom Schloss in die aufwendig sanierte und umgebaute Remise umgezogene Kindergarten eröffnet werden.

Melitta Sallai und Thesi von Werner wurden wie ihre fünf Schwestern auf Schloss Muhrau geboren und wuchsen dort in der Tradition des preußischen Adels auf. Die Ältere, Melitta Sallai, die seit 1992 Schloss Muhrau wieder bewohnt und 1999 die polnische Ehrenbürgerschaft erhielt, war gegen Kriegsende Zeugin gesammelter nationalsozialistischer Beutekunst. Der schlesische Landeskonservator Prof. Günther Grundmann hatte im Auftrag höchster staatlicher Stellen weltberühmte Kunstwerke, u.a. aus den Museen und Kirchen in Warschau und Krakau zum Weitertransport in den Westen für kurze Zeit im Schloss Muhrau versteckt, darunter das Gemälde „Die Dame mit dem Hermelin“ von Leonardo da Vinci. Das wechselvolle Leben von Melitta Sallai findet der Leser in ihrem Buch „Von Muhrau nach Morawa, Ein ungewöhnliches Leben in Europa und Afrika“ verarbeitet, erschienen 2012. 

 

 

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Die im Hauptgeschoss des Schlosses eingerichtete Kindertagesstätte Hedwig wurde, nach den im Jahr 1992 durchgeführten Renovierungen, am 29. Mai 1993 eröffnet. Seitdem erhielten jährlich über 30 Kinder eine kostenlose Ganztagsbetreuung und Erziehung zur Vorbereitung auf die Schule. Von dem Kindergarten in freier Trägerschaft, der von der Stadt Strzegom (Striegau) institutionell gefördert wird, konnten auch körperlich und geistig behinderte Kinder profitieren, die es durch die Betreuung geschafft haben, in die Gesellschaft integriert zu werden. In 2023 ist der Kindergarten in die eigens für ihn sanierte und umgebaute Schlossremise umgezogen. Behördliche Auflagen führten zur Planung der Unterbringung der Kindertagesstätte im dem Wirtschaftshof zugewandten Nebengebäude. Die kleine Gemeinde Morawa ist stark mit dem Kindergarten verbunden, nicht zuletzt da hier sozial schwache Familien ihre Kinder betreuen lassen können.

Die Fundacja sw. Jadwigi betreibt im Schloss Morawa eine Tagungsstätte, deren Überschüsse zur Finanzierung der Kindertagesstätte verwendet werden. Die Tagungsstätte verfügt über Einzel- oder Doppelzimmer (60 Betten) mit Dusche und WC, verschiedene Veranstaltungsräume mit moderner Ausstattung und Essräumen mit nationaler Küche. Sie ist geeignet für Familien-, Jugend- und Firmenveranstaltungen und verfügt auch über eine Keramikwekstatt. Der historische  Schlosspark ist ein öffentlich zugänglicher Erholungsort.

Für ihr Engagement erhielt die Fundacja sw. Jadwigi 2001 den „Deutsch-Polnischen Preis“. Im Jahre 1999 wurde die Fundacja sw. Jadwigi in Person von Melitta Sallai und Jacek Dabrowski mit dem POLCUL-Preis der gleichnamigen polnischen Stiftung für unabhängige polnische Kultur ausgezeichnet. Die langjährige Arbeit vor Ort im Sinne eines friedlichen Miteinanders zwischen Polen und Deutschen hat inzwischen zur breiten Anerkennung der Einrichtung geführt. Die gemeinnützige Stiftung wird inzwischen von ihrer Betreibergesellschaft „ Pałac Morawa GmbH“ unterstützt, die ebenfalls als gemeinnützige Non Profit Organisation wirkt.

Die Bildungsstätte Hedwig nahm im September 1994 ihre Arbeit als Akademie im Schloss auf und veranstaltete bis heute für Polen und Deutsche eine Vielzahl von Fort- und Weiterbildungskursen in den Bereichen Pädagogik, Psychologie, Sozialarbeit, Literatur, schlesische Geschichte, deutsche und polnische Sprache, Kultur und Landeskunde.

Verein und Stiftung haben die Förderung der Bildung, von der Vorschulerziehung über die Jugendbildung bis hin zur Gemeinde- und Erwachsenen-/Seniorenenbildung zum Hauptziel. Sie verkörpern die Werte der Heiligen Hedwig, die als Schutzpatronin Schlesiens und der polnisch-deutschen Versöhnung gilt.

Die Bildungsangebote zielen auf Förderung staatsbürgerlicher, kultureller und erzieherischer Initiativen, insbesondere solche, die der Völkerverständigung und der europäischen Integration dienen.

Melitta Sallai, die als Deutsche in Muhrau zur Welt kam, als Portugiesin mit einem ungarischen Diplomaten verheiratet war und 30 Jahre in Angola verbrachte und heute wieder in Morawa lebt, ist als Zeitzeugin besonders für polnische Schulklassen eine begehrte Gesprächspartnerin.

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Das neoklassizistische Herrenhaus mit Elementen der Neorenaissance spiegelt mit seinem Turm den Willen des Erbauers wieder. Die repräsentativ gestaltete Hauptfassade des längsrechteckförmigen verputzten dreigeschossigen Ziegelrohbaus mit Natursteingliederung (Sandstein und Granit) ist nach Süden mit Blick auf den terrassierten Parkteil ausgerichtet. Hier erheben sich über einem hohen rustizierten Sockelgeschoss, durch ein Gurtgesims getrennt, das hohe Hauptgeschoss und ein niedrigeres Obergeschoss.

Den Hauptakzent der zwölfachsigen Südfassade bildet ein aus der Mittelachse nach Westen verrückter breiter viersäuliger Portikus mit Attika und vorgelegter Freitreppe, die gartenseitig das Hauptgeschoss erschließt. Der Bau erinnert mit seinem post-klassizistisch gestalteten Portikus an die früheren Bauten von Carl Gotthard Langhans, dem berühmten preußischen Baumeister aus Schlesien, der auch das Brandenburger Tor in Berlin erschuf (1789-91). Den Gegenakzent zu dem Portikus bildet ein die Südfassade nach Osten abschließender dreiachsiger Eckrsalit mit dreieckiger Fenstergiebelverdachung im Hauptgeschoss und dem dahinter aufsteigenden Turm mit Aussichtsebene (Belvedere). Letzterer überragt den Kopfbau um ein Vollgeschoss und schließt wie dieser mit einem flach geneigten Dach ab. An der östlichen Schmalseite ist der Turm vor die Fluchtlinie gezogen. Die dem Wirtschaftshof zugewandte Nordfassade des mit einigen Balkonen ausgestatteten Herrenhauses betonen ein flacher Giebelrisalit und wiederum ein Eckrisalit an der Ostseite.

Im Gebäudeinneren hat sich die alte Raumaufteilung weitgehend erhalten und es sind der eher sparsame Deckenstuck, bauzeitliche Türen und die gusseiserne Haupttreppe überkommen.

Die erste Parkterrasse an der Südseite des Herrenhauses ziert ein Bassin mit Springbrunnen. Das Wasserbecken der zweiten Terrasse ist in einen Feuerlöschteich umgewandelt worden. Der Park ging aus einem Garten von 1824 mit nahezu rechteckigem Abriss hervor, der sicherlich als Nutz- und Ziergarten angelegt war. Palais- und Parkkomplex befinden sich am östlichen Ende des Dorfs.

Nahe am Herrenhaus steht in südöstlicher Richtung ein kleines Wohnhaus für den Gärtner, an dessen Südfassade eine Erdgrotte angebaut wurde. Sein Kellergewölbe stammt aus dem ersten Viertel des 19. Jhs. Der aufgehende Bau ist im letzten Viertel des 19. Jhs. respektive am Anfang des 20. Jhs. umgebaut worden. Weite Teile des Gartens sind als Landschaftspark gestaltet. Im zentralen Teil wurde ein großer Teich mit Aussichtslandzunge und einer Insel mit Linden und Buchen angelegt. Am Teich wachsen Hängeweiden, Fichten und Eiben.

Zum alten Baumbestand des Parks zählen auch stattliche Stieleichen, Purpurbuchen, Kastanie, Weymouthkiefer, Hainbuche und Ahorn. In seinem nördlichen Teil, am Teich stehen die Ruinen der Kapelle, zu der eine Allee umsäumt von kanadischen Kiefern führt. Die Lichtung im nordöstlichen Teil des Parks wurde in eine Reitbahn umgewandelt.

Das ursprünglich zugehörige Vierhufen-Vorwerk ist voll erhalten und nicht durch moderne Bauten (Silos) zerstört. Das gesamte Ensemble wird von einer Ziegelmauer umfriedet.

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Das Herrenhaus ist ein Repräsentationsbau, der einen Grundriss aufweist, der die traditionelle symmetrische mit der im 19. Jahrhundert ausgebildeten asymmetrischen Form verbindet, die von der Funktion der Räume bestimmt wird. Der Bautyp folgt der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelten Turmvilla. Dabei wird der herrschaftliche Anspruch seines Auftraggebers durch die Größe des Bauwerks deutlich.
Das gesamte Ensemble steht unter Denkmalschutz, der Park ist eingetragen in die Liste erhaltungswürdiger Parkanlagen Polens. Die Anlage bildet eine einzigartige Denkmalschutzzone, für die zusätzlich Landschaftsschutz besteht und die ein anschauliches Beispiel für eine intakte Gutsanlage deutscher Provenienz in Niederschlesien ist.

Schloss Muhrau (Morawa) ist ein bemerkenswertes Baudenkmal, das sowohl für Geschichtsinteressierte als auch für Architekturliebhaber einen Besuch wert ist. Es ist ein Ort, der die reiche Geschichte und Kultur der Region Niederschlesien widerspiegelt und Besuchern eine unvergessliche Erfahrung bietet. 

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Am Herrenhaus war immer wieder das undichte Dach geflickt worden. 2007 wurde die parkseitige Einfahrtsstrasse zum Herrenhaus repariert, die kaum mehr zu befahren gewesen war. Davor erfolgte die Renovierung des Wintergartens n der Gebäudesüdseite. Die Fassaden des Herrenhauses wurden immer wieder ausgebessert. Der Garten konnte weitgehend revitalisiert werden.

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Dachundichtigkeiten am Schlossgebäude gefährdeten die Aufrechterhaltung des Betriebs der Kindertagesstätte. Es regnete in das Dach hinein, wodurch die Bewohnbarkeit einiger Gästezimmer im Obergeschoss gefährdet war.

Die marode Dachdeckung datierte nach 1945 und bestand aus grün gestrichenem Stahlblech, das patiniertes Kupferblech imitieren sollte. Die Längsverbindungen waren auf winkeliger Stehfalz, die Querverbindungen auf Überfalzung angelegt. Aus demselben Material waren die Gesimsabdeckungen und die über die Dachoberfläche hinaus ragenden Blechrohre der Ventilationsleitungen gefertigt. Originale Dachhautbestandteile bildeten noch der Schneeschutzstab, die Dachrinnen mit ihrer Befestigung zum Dachgesims und vermutlich das Pinakel auf dem Turmdach.

Unter der Blechdachdecke war eine Holzverschalung. Die Wärmedämmung bestand aus weicher 10 bis 20cm dicker Mineralwolle. Sie war in Lücken im Sparrenwerk so gelegt, dass es kaum Leeräume zur Ventilierung gab. Von unten war das Sparrenwerk mit dichter Baufolie stoßüberdeckt und zu den Nutzräumen mit Gips-Karton-Platten verkleidet. Der Zustand der Blechdeckung und Verschalung war an Stellen, an denen es dauerhaft hinein regnete, schlecht. Ein beträchtlicher Teil der Querverbindungen des Metalldachs waren verrostet.

Auf der Dachoberfläche waren zahlreiche Reparaturen und Dichtungsversuche, insbesondere an den Dachkörben und Schornsteinen sichtbar. Auffällig waren korridierte Dachfirste und Stellen, an denen der Abfluss von Wasser und Schnee behindert wurde. Die Kronen der gemauerten Schornsteinköpfe waren stark geschädigt, vor allem beim Hauptschornstein, durch den die Abgase der Heizanlage geleitet werden.

Der Fundacja sw. Jadwigi und dem Verein Kindergarten und Bildungsstätte Hedwig e.V. gelang es nach Abschluss der Bauuntersuchungen des 685 qm großen Dachs inkl. Turm, von 2011 bis 2012 die Finanzierung für dringend erforderliche gewordene vollständige Erneuerung des Dachbelags auf die Beine zu stellen. Auf polnischer Seite wurde die Dachsanierung, für die Kosten von rund 110.000 EUR anfielen, durch das Marschallamt, die Stadt Striegau und die Fundacja Polska Miedz gefördert und von deutscher Seite durch die Deutsch-Polnische Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz, Görlitz mit Mitteln des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, der Erika-Simon-Stiftung aus Rinteln und der Redel-Stiftung aus Baden-Baden. Die Arbeiten am Dach wurden 2012 in drei Etappen ausgeführt. Die dritte, die Sanierung von 145 qm Haupt- und 39,18 qm Turmdach beinhaltende Etappe wurde explizit vom Beauftragten für Kultur und Medien (BKM) mit 35.000 EUR und der DPS als Maßnahmenträger finanziert. Am 17. November 2012 war die gesamte Dachsanierungsmaßnahme vollendet.

Die Gewerke, die zur Ausführung kamen, waren, neben den Dachdeckerarbeiten, Maurer-, Naturstein-, Putz-, Anstrich-, Dämm- Dachklempner- und Gerüstarbeiten. Die Maurer-, Putz- und Anstricharbeiten beinhalteten: die teilweise Erneuerung des Mauerwerks und der Putze im Bereich der Kamine und der Attika. Es wurden Vollziegel und Kalkzementputz verwendet. Größere Fehlstellen im Naturstein sind in Sandstein ergänzt kleinere in Sandsteinersatzmasse. Für die Kaminabdeckungen wurden Klinkerziegel verwendet. Der Außenanstrich der verputzten Kamine besteht aus Acrylfarbe.

Die Dachdeckerarbeiten beinhalteten: Abnahme der alten Blecheindeckung und der Holzverschalung. Völlige Erneuerung der Verschalung mit druckimpregnierten Nadelholz auf Stoß gelegt, einlagige Bitumenbahnauf Schalung und darüber Ventilationsschicht/-folie, Erneuerung der alten Blechabdeckungen der Mauern/Gesimse und Kamine sowie der Rinnen und Fallrohre. Verlegung der neuen Dachdeckung in Titanzinkblech mit Dilationsfugen entsprechend der Bauplanung. Die Dachkonstruktion, deren Instandsetzung schon frührer erfolgt ist, bedurfte nur einer geringfügigen Ausbesserung.

Der Zustand der Wärmeisolierung war noch zufrieden stellend, weshalb lediglich eine partielle Ergänzung der Isolierung der Schadstellen erfolgt ist (unter 5 Prozent der Dachfläche). Der ursprüngliche Dachbelag könnte aus grauem Schiefer gewesen sein. In Abstimmung mit der staatlichen Denkmalbehörde wurde Bezug nehmend auf diese Annahme und den Bestand entschieden, die Neueindeckung in Zink-Titan-Blech (0,7 mm dick) auszuführen und die Farbe RAL 7007 zu verwenden, da diese am ehesten der vermuteten ursprünglichen Farbgebung gleicht.

Die geringe Dachneigung schloss aus, die vorhandene Dachhaut durch eine neue in Kleinmusterform wie beispielsweise Schuppe oder Karo zu ersetzen. Stattdessen wurde eine Ausführung in Blechstreifen aufgebracht, die auf Doppelstehfalz mit Dichtung verbunden wurden. Um der erforderlichen Strukturierung des Dachbelags gerecht zu werden, d.h. Kleinmuster vorzutäuschen, wurden zwischen die Stehfalze Blechstreifen mit gebördeltem Unterrand quer liegend eingeklebt. Wegen der marktüblichen Breite der Blechteile (500 mm) wurden vertikale Abstände von 430 mm Breite hergestellt, in die unten gefalzte 45 mm breite Querstreifen kamen, um quadratische Dachplatten mit der Seite 430 mm zu imitieren.

Zwecks vollständiger Dichtheit des Dachbelags wurden nur die Dachrinnenstützen (Haken) und das Pinakel auf dem Turmdach belassen. Das bestehende mittels in den Dachbelag gebohrten Schrauben befestigte Schneefanggitter, wurde durch ein neues ersetzt, das im Aussehen zwar dem vorhandenen gleicht (zwei Längsstangen dem Dachüberstand entlang angeordnet), jedoch mit speziellen Klemmen an den Falzen fixiert ist.

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Nachdem die Ostfassade 2008 terrassenaufwärts denkmalpflegerisch instandgesetzt werden konnte – Zementputz war damals durch Kalkputz ersetzt, der Fassadenanstrich mineralisch mit Keim-Farbe erneuert und die Natursteingliederung fachmännisch restauriert worden konnte die Hedwig-Stiftung für 2023, dank DPS-Hilfe, die inzwischen dringend erforderlichen Arbeiten an der Nordfassade und der Ostfassade (hiervon Terrasse bis Bodenniveau) zu einem Maßnahmenpaket schnüren. Indem es der DPS gelang, wie schon 2012 mit BKM-Mitteln den Eigenmittelanteil der Hedwig-Stiftung zu stärken, konnte diese ihr Projekt Nord- und Ostfassade Herrenhaus mit einer aus dem EU-Förderprogramm Leader bewilligten Zuwendung ausfinanzieren.

Die Mittel der Beauftragten für Kultur und Medien (BKM) sind explizit in das Teilprojekt Instandsetzung Terrasse Ostfassade geflossen. Hier befindet sich der Haupteingang in einer in Altanform vorgelagerten Unterfahrt, auf deren Pfeilern besagte Ostterrasse ruht. Eindringende Nässe hatte die Wand- und Deckenoberfläche sowie Natursteingliederung der Ostfassade unterhalb der Terrasse (Durchfahrts- und Haupteingangsbereich) erheblich geschädigt. Die Terrasse war zuletzt von einer neuzeitlichen Metallbrüstung eingefasst. Von der ursprünglich steinernen Balustrade waren nurmehr die Eckpfosten erhalten.

Zunächst erfolgte die fachgerechte Abdichtung der Terrasse gegen Feuchtigkeit. Die bestehenden durchfeuchteten Terrassenbodenschichten wurden abgetragen. Der Neuaufbau erfolgte auf einer Betonplatte. Darauf wurde eine Unterflur-Horizontaldämmung zweilagig auf Basis verschweißbarer Asphaltbahnen aufgebracht. Die bestehende Zwischendecke zur Durchfahrt unter der Terrasse ist eine preußische Kappendecke (besteht aus aneinandergereihten flachen Segmenttonnengewölben mit zwei parallelen Doppel-Eisen-Trägern als Widerlager), die noch in einem so erfreulich guten Zustand ist, dass sie erhalten werden konnte. Die Fugen zwischen Bodenschichten und Wand wurden entsprechend neu abgedichtet.

Die historische Balustrade der Ostterrasse konnte auf der Grundlage der überkommenen Sandsteinteile (gelbfarbener Warthauer Sandstein aus der Bunzlauer Gegend) und historischen Aufnahmen rekonstruiert werden. An die Stelle des schadhaften neuzeitlichen Terrassengeländers aus Metall ist die wiederhergestellte Brüstung aus Warthauer Sandstein mit formschönen Balustern getreten.

Das achteckige historische Fliesenmuster weiß/ schwarz/graue Töne wurde als Terrassenbodenbelag rekonstruiert. Die Vorlage bildeten historische Aufnahmen und der historische Schloss-Balkon-Bodenbelag. Als Fliesen-Untergrund wurde ein wasserfester zementgebundener neuer Estrich aufgebracht. Die endgültige Auswahl der Fliesen erfolgte in enger Abstimmung mit dem Denkmalamt.

Mit der Fördermaßnahme ist der nächste Schritt geschafft, die durch jahrzehntelang vor der politischen Wende fehlende Bauunterhaltung gefährdete wertvolle Denkmalsubstanz von Schloss Muhrau nachhaltig zu bewahren. Nachdem ihre Funktionstüchtigkeit wiederhergestellt ist, wird die an den Bibliotheksraum angrenzende Ostterrasse auch wieder bei Veranstaltungen im Schloss genutzt.

 

 

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Die Westfassade hatte Ende der 1990er Jahre zumindest überarbeitet werden können. Sie soll, zusammen mit der aufwendig gestalteten Südfassade, in einem künftigen Bauabschnitt denkmalgerecht instandgesetzt werden. Um Spenden an die DPS für das Fortführungsprojekt wird gebeten, auf das DPS Konto: IBAN: DE80 8707 0024 0823 3660 00 BIC (SWIFT): DEUTDEDBCHE (Kennwort – Schloss Morawa – Muhrau. Eine Spendenbescheinigung senden wir gerne zu).

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Förderprojekt 2012

  • Die Maßnahme betreuender Bauingenieur: mgr inz. Jazek Kramnik, Walbrzych/Waldenburg
  • Fachlicher Betreuer für die DPS: Prof. Dr. Ulrich Schaaf; Universität Thorn, Institut für Denkmalpflege und Denkmalkunde, Lehrstuhl für Denkmalpflege (seinerzeit Assistent Professor)
  • Fachberater: mgr Barbara Nowak-Obelinda, Denkmalbehörde Woiwodschaft Niederschlesien, Außenstelle Walbrzych/Waldenburg
  • Hersteller und Lieferant Dachbedeckung Titanzinkblech: Firma Rheinzink Polska Sp z o.o.,PL–05-462 Wiazowna
  • Ausführende Baufirma: Galeko Sp z o.o. aus PL–53-149 Wroclaw/Breslau
  • Bauherr: Fundacja sw. Jadwigi (Hedwig-Stiftung), Morawa/Muhrau

Förderprojekt 2023

  • Ausführende Baufirma: Renobud I S-Ka z o.o. aus PL–58-570 Jelenia Góra
  • Bauherr: Fundacja sw. Jadwigi (Hedwig-Stiftung), Morawa/Muhrau
  • Fachlicher Betreuer für die DPS: Markus Kepstein (DPS-Regionalbeauftragter Niederschlesien aus Görlitz)
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  • Melitta Sallai: „Von Muhrau nach Morawa, Ein ungewöhnliches Leben in Europa und Afrika“. Berlin 2012 (218 Seiten, Abb. s/w, 20 x 13,5 cm)
  • Peter Schabe: Kulturerbe Schloss Muhrau (Morawa) – Bauabschnitt 2023 erfolgreich abgeschlossen, in: Schlesien Heute (Monatszeitschrift), 1 – 2024, S. 18-21

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