GNOJAU / GNOJEWO
Von der Deutsch-Polnischen Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz 2009 gefördertes Projekt mittelalterliche Wegekapelle bei Marienburg/Malbork.
Die gotische Wegekapelle entstand vermutlich um 1500 unweit von Marienburg/Malbork. Die unmittelbar an einer Hauptstrasse gelegene Betstation ist eine der ältesten noch erhaltenen Heiligenhäuschen in Polen. Der 6m hohe Bau war noch 2008 akut in seiner Substanz gefährdet und konnte mit einer Zuwendung der Deutsch-Polnischen Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz 2009 denkmalgerecht instandgesetzt werden. Die Kapelle präsentiert sich seitdem wieder in ihrem ursprünglichen Erscheinungsbild.
Im früheren Westpreußen, beim Dorf Gnojau/Gnojewo, gelegen im Marienburger Werder, steht an der Hauptstraße in Richtung der berühmten Marienburg/Malbork eine der ältesten noch erhaltenen Wegekapellen (Heiligenhäuschen) in Polen. Die Kapelle in Gnojau/Gnojewo befindet sich an der seit dem Mittelalter vielbefahrenen Hauptstraße von Danzig nach Marienburg (7km östlich des Dorfes).
Im Mittelalter waren ‚Betstationen’ wie die Wegekapelle bei Gnojau sehr häufig und dienten den Reisenden als Orte des Innehaltens und der religiösen Besinnung auf ihren langen Wegen. Sie dienten außerdem der lokalen Bevölkerung als Prozessionsstationen. Aufgrund der Formensprache und Stilmerkmale kann man die Entstehungszeit auf um 1500 schätzen. Die Wegekapelle stand ursprünglich dichter bei der Dorfkirche von Gnojau, einem stattlichen gotischen Backsteinbau mit Fachwerkinnenkonstruktion, der heute in seiner Substanz akut gefährdet ist. Sie wurde im Zweiten Weltkrieg an ihren heutigen Standort transloziert, um dort in einem Gefangenenlager als Betkapelle zu dienen.
Die Wegekapelle in Gnojau ist ein reich verzierter und filigraner zweigeschossiger Bau über quadratischem Grundriss. Die Höhe beträgt 6m und die Breite 1,9m. Das offene Untergeschoss wird von einem zierlichen Gewölbe überfangen, unter dem im Mittelalter wohl eine Heiligenfigur stand. Über dem mit tiefen Nischen versehene Obergeschoss erhebt sich eine fialenartige Bekrönung. Der Bau zeigt eine hohe architektonische Qualität sowie eine manigfaltige Formensprache. Es gibt Kiel-, Rund- und Spitzbögen, verschiedene Backsteinprofile sowie Putzflächen, die mit Maßwerkdekor versehen waren.
Wegen ihrer Lage in der freien Landschaft und des feingliedrigen Aufbaus waren die Wegekapellen immer großen Gefährdungen ausgesetzt. Daher haben sich nur noch ganz wenige Denkmäler dieser Art aus dem Mittelalter erhalten. Die Wegekapelle in Gnojau gehört zu den letzten und qualitätvollsten Beispielen dieser Kleinarchitektur im heutigen Polen und besitzt daher einen außerordentlichen historischen und denkmalpflegerischen Wert.
Die Wegekapelle bietet aufgrund ihres filigranen Aufbaus und der zahlreichen kleinen Arkaden und Blenden eine große Angriffsfläche für Wind und Wetter. Daher gab es zahlreiche Witterungsschäden am Denkmal (ausgewaschene Baufugen, abgebröckelte Backsteine, ausgewitterte Putzflächen). In ihrer Existenz zwar nicht akut gefährdet, war der Bestand dieses einzigartigen Denkmals bei weiterhin fehlenden Konservierungsmaßnahmen doch mittelfristig in Frage gestellt. Durch Realisierung als Instandsetzungsprojekt 2009 ließ sich die Kapelle mit einem relativ geringen Mitteleinsatz für die Zukunft sichern.
Im Frühjahr 2008 wurde die Kapelle mit Mitteln der Stiftung konservatorisch untersucht, um das genaue Schadensbild zu ermitteln. Bei dieser Gelegenheit sind auch die Spuren der originalen mittelalterlichen Farbigkeit und des Stuckdekors dokumentiert worden. Die Untersuchung bildete die Grundlage für den mit den polnischen Denkmalbehörden abgestimmten konservatorischen Maßnahmenkatalog. Die praktischen Konservierungsarbeiten wurden, ermöglicht durch die originäre Förderung der Deutsch-Polnischen Stiftung, im August/September 2009 durchgeführt, wodurch die Kapelle gesichert ist und wieder ihr originales Erscheinungsbild zurückerhalten hat. Weiterhin wurde eine Vereinbarung mit der Gemeinde getroffen, um eine dauerhafte Pflege des Umfelds der Kapelle (Instandhaltung der Grünflächen und des Zaunes) zu gewährleisten.
- Restauratorische Voruntersuchung: Katarzyna Polac, freie Restauratorin, Posen/Poznań
- Restauratorische Ausführung: Katarzyna Polac, freie Restauratorin, Posen/Poznań
- Bauherr: Gemeinde Miłoradz
- Fachbegleitung der Maßnahmen für die Deutsche-Polnische Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz: Prof. Dr. Christofer Herrmann, Olsztyn