Projekte

KRIEFKOHL / KRZYWE KOŁO

Die Deutsch-Polnische Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz (DPS) beteiligte sich 2018 erstmals an der Restaurierung der wertvollen frühbarocken Holzausstattung der Kath. Dorfkirche "der Auffindung des Hl. Kreuzes" in Kriefkohl / Krzywe Koło bei Danzig. Die kostbare figürliche und ornamentale Holzbemalung war eine Ewigkeit unter einer weißgelben Übermalung vollumfänglich verborgen. 2019 und 2020 wurden die Restaurierungsarbeiten an dem wertvollen Spätrenaissance-Inventar mit Mitteln der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien (BKM) und der DPS als Maßnahmenträger fortgeführt. Und auch die Fertigstellung der Restaurierung des sog. Apostelgestühls 2021 wurde mit BKM-Mitteln gefördert. 2021 war zudem erfolgreich für die kleine Dorfkirche, da es in dem Jahr gelungen ist, außerdem die Bemalung des östlichen Nebengestühls und weitgehend der Nord- bzw. Sängerempore freizulegen. Dabei traten weitere faszinierende Darstellungen zutage, die in Vergessenheit geraten waren. Für 2023 wurden der DPS von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien nochmals Mittel bewilligt, mit denen vorerst die Freilegungsarbeiten an der Holzausstattung nach zuletzt sechs Jahren hintereinander mit dem Orgelprospekt abgeschlossen werden konnten.

Die Ausstattung der Filialkirche aus dem 15. Jahrhundert in Kriefkohl / Krzywe-Kolo stammt aus dem ausgehenden 17. Jahrhundert und ist ein komplett erhaltener, einzigartiger polychromer Inventar-Komplex, geschmückt mit Heiligen- und Apostelporträts. Die bemalte Holzausstattung hat einen hohen künstlerischen Wert. Neben den ikonographischen Darstellungen enthalten die Bemalungen auch Inschriften, die für die wissenschaftliche Erforschung der Geschichte der Pfarrei von Bedeutung sind.

Ausstattungsteile, die noch nicht durch Konservierungsarbeiten gesichert werden konnten, drohten ohne Fortführung der 2015 angelaufenen Restaurierung weiter substanzgeschädigt zu werden und dadurch verloren zu gehen. Aufgrund des hohen historischen Wertes und der realen Gefahr der Zerstörung der in der Region von Krzywe Koło einzigartigen Kirchenausstattung war es, nicht nur nach Ansicht des Pommerschen Denkmalkonservators, dringend geboten, die Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten an dem noch gefährdeten Teil des Inventars 2018 fortzusetzen.

2018 gelang es der Kirchengemeinde in Güttland / Koźliny, für die von ihr mit verwaltete Dorfkirche in Kriefkohl erneut Fördermittel des Polnischen Ministeriums für Kultur und das Nationalerbe zu aquirieren und darüber hinaus erstmals auch von der Beauftragten der deutschen Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) mit der Deutsch-Polnischen Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz (DPS) als Maßnahmenträger. Die Instandsetzungsetappe 2018 umfasste die komplette Restaurierung des Frauengestühls an der Südinnenwand (östlicher Teil) des Kirchenschiffs. Die DPS hat mit den Bundesmitteln die Restaurierung der vier Porträts an der Gestühlrückseite finanziert. Das hierbei einmal mehr erzielte überzeugende Restaurierungsergebnis führte dazu, dass als nächste Etappe in 2019 mit Mitteln des Polnischen Kulturministeriums die Kanzel restauriert und eine Neben-Kirchenbank vor dem Männergestühl an der Nordseite restauratorisch freigelegt wurden, während mit einer weiteren Zuwendung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und wiederum mit der DPS als Maßnahmenträger 2019 die Konservierung und Restaurierung der Balustrade des Männergestühls an der Nordwand (sog. Apostelgestühl) mit Freilegung der Bemalung als Teilrestaurierungsetappe 1 erfolgte. Bei der Etappe 2020 konnte sodann mit BKM-Mitteln der erste Teil der Aposteldarstellungen an der Rückwand des sog. Apostelgestühls restauriert werden. 2021 wurde wiederum mit BKM-Fördermitteln und DPS Teil 3 der Aposteldarstellungen bearbeitet und damit die Restaurierung des sog. Apostelgestühls abgeschlossen. Ebenfalls 2021 startete mit Förderung des Polnischen Ministeriums für Kultur und das Nationalerbe die Freilegung, Konservierung und Restaurierung der wiederum unter einer vergilbten weißen Lackschicht verborgenen Bemalung der Brüstung der Emporenanlage, und zwar auf der Nordseite. Und mit Mitteln des Marschallamts konnte 2022 die Freilegung, Konservierung und Restaurierung der Polychromie des Nebengestühls (Doppelbank), das vor dem Apostelgestühl zum Chor hin steht, realisiert werden. Während die vier freigelegten vier biblischen Szenen an der Brüstung der Nordempore klar identifizierbar sind, von Osten nach Westen „Rückkehr des verlorenen Sohnes – Taufe Jesu – Herodias mit dem Haupt Johannes des Täufers – Christus geht auf dem Wasser und rettet Petrus vor dem Ertrinken“ gibt vor allem die freigelegte und restaurierte Darstellung auf der rechten Tafel an der Vorderseite des östlichen Nebengestühls Rätsel auf.

2022 abgearbeitet werden konnte (ohne DPS und Bundesmittel) auch die Freilegung, Konservierung und Restaurierung der Bemalung der Brüstung der Westempore und der restlichen zwei Tafeln an der Brüstung der Nordempore. Aufgearbeitet wurden außerdem die beiden gusseisernen Stützen, die die Musikempore tragen, und deren Untersicht an der Südwestecke.

Die DPS war mit Bundesmitteln dann bei der vorläufig letzten Restaurierungsetappe bemalte Holzausstattung wieder dabei, die sich 2023 vollzog und von Marschallamt, Denkmalamt und Kirchengemeinde mitfinanziert wurde. Bearbeitet wurden Orgelprospekt (Freilegung Fördermaßnahme DPS), Innenraumdeckenabschnitt über Orgelprospekt und noch nicht freigelegter Bereich Untersicht Westempore.

Mit jeder neuen Restaurierungsetappe ist immer deutlicher geworden, welchen reichen Schatz die Kriefkohler Dorfkirche „der Auffindung des Hl. Kreuzes“ an manieristisch ausgemalter Holzausstattung besitzt.

Die Restaurierungsarbeiten 2015 bis 2023 an der Holzausstattung brachten Darstellungen zum Vorschein, die fast dreihundert Jahre lang unter den Schichten der Neubemalung verborgen waren, und stellen die Pracht der polychromen Bänke und Porträts im Hintergrund wieder her.

An den Türen der Bänke können wieder die Namen und Familienwappen der Gründer sowie biblische Szenen bewundert werden, deren ikonografische Quelle die Merian-Bibel war. Daneben sind an den Seiten der Bänke manieristische Obstgirlanden aufgemalt. Über den Bänken sind in polychromen Rahmen Porträts von Heiligen und biblischen Figuren aus dem Alten und Neuen Testament angebracht, die mit Blumen- und Fruchtgirlanden geschmückt sind. Weibliche Darstellungen im Westteil der Kirche sind Personifikationen von Tugenden. Die künstlerische Qualität der Porträts beweist, dass sie von den Gründern bei den besten Malerwerkstätten in Danzig bestellt wurden.

Ausklappen/Einklappen

Kriefkohl, heute Krzywe Koło, liegt in der Woiwodschaft Pommern, 9 km nördlich von Tczew (Dirschau), 13,4 km südöstlich von Pruszcz Gdański (Praust), 20 km süd-südöstlich von Gdańsk (Danzig) und 22 km westlich von Nowy Dwór Gdański (Tiegenhof). Das dem Landkreis Danzig zugehörige Dorf steht im fruchtbarsten Teil des Werder – Landes (Żuławska Ziemia), auf beiden Seiten des Flusses Mottlau (Motława). Das Dorf Kriefkohl liegt am Touristenweg Danzig – Żuławy (Gebiet des Weichsel-Nogat-Deltas) und ist ein Ortsteil der pommerelleschen Landgemeinde Zugdam / Suchy Dąb.

Ausklappen/Einklappen

Kriefkohl wurde 1363 unter dem Kulmer (Chełmno) Recht (legale kommunale Rechtsform nach Winrich von Kniprode mit den später hinzugekommenen Siedlungen Schönewiese und Freiwalde) errichtet. Zunächst waren zwei getrennte Siedlungen entstanden: die Orte Schönewiese und Freiwalde. Dank dem von dem Großmeister des Deutschen Ordens erhaltenen Lokationsprivileg wurde daraus das neue Dorf Kriefkohl (Krzywe Koło) gegründet. Bis 1793 war Kriefkohl Teil von Danzig im Königlichen Preußen (auch bekannt als Polnisches Preußen) im Königreich Polen. Bei der zweiten Polnischen Teilung 1793 wurde Danzig und das dieses umgebende Territorium Teil der Provinz Westpreußen. Kriefkohl war Bestandteil des Kreises Danzig von 1818 bis 1887 und danach des Kreises Dirschau.

Das 19. Jahrhundert war für die Siedlung ungünstig, damals gab es einen von einer großen Dürre gefolgten Flut. Die angeschwollenen Ströme der Mottlau (Motława) überfluteten die Deiche und brachen ins Dorf.

Ab 1920 wurde das Dorf Teil der freien Stadt Danzig bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, nachdem es unter Kontrolle der deutschen Naziherrschaft kam. Im Februar 1945 wurde das Dorf von Sowjetischen Truppen besetzt und anschließend Polen eingegliedert. 2014 war Kriefkohl (Krzywe Koło) ein Dorf in der Verwaltung der Gemeinde Suchy Dąb (Zugdam) im Landkreis Danzig in der Woiwodschaft Pommern in Nordpolen. Diese Landgemeinde liegt in Pommerellen (Weichselgebiet) im Gebiet des Żuławy Wiślane (Weichsel-Nogat-Delta) und im Süden der Stadt Danzig. Die Deutschordensburg im Dorf Herrengrebin (Grabiny-Zameczek), das ebenfalls zur Landgemeinde Suchy Dąb gehört, entstand in den Jahren 1404–1406. Der Ort ist nach den Besitzern des Deutschen Ordens benannt, Mönchengrebin war dagegen klösterlicher Besitz. Mit der Ersten Polnischen Teilung kam das Gemeindegebiet von Zugdam 1772 zum Königreich Preußen und zur Provinz Westpreußen. Aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags fiel das Gebiet nach dem Ersten Weltkrieg 1920 an die Freie Stadt Danzig. In der Folge des Zweiten Weltkriegs gelangte Westpreußen bekanntlich an Polen. Die ortsansässige Bevölkerung wurde vertrieben.

1820 zählte das Dorf Kriefkohl zusammen mit Freiwalde 343 Einwohner In der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts wurde das Dorf von 233 Katholiken, 222 Protestanten, 5 Mennoniten und 5 Juden bewohnt und 1885 hatte es 30 Häuser und 560 Einwohner.

Die Kirche der Auffindung des Heiligen Kreuzes in Kriefkohl wurde im 14. Jahrhundert als gotische  Holzkapelle errichtet, im 15. Jahrhundert erweitert und im 17. Jahrhundert komplett umgebaut (1685-87). 1747 erhielt der Bau einen Turm und eine Westvorhalle. 1879 wurde die Kirche außen gotisierend instand gesetzt und ihr südlich ein Kapellenanbau angefügt. Von der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts bis 1945 gehörte die Kirchengemeinde Kriefkohl der Lutherischen Kongregation an.

Für heutige Kath. Kirchengemeinde bedeutete die Freilegung der unter der weißen Überfassung der historischen Holzausstattung verborgenen protestantischen Ausmalung mit pietistischen Anklängen ab 2015, sich auf diese einzulassen. Ein Prozess, für dessen Durchlaufen sie acht Jahre Zeit hatte (so lang währten die Freilegungsarbeiten). Anfangs war das ausführende Restaurierungsteam auf Zurückhaltung gestoßen. Mit jeder fertiggestellten Etappe, bei der ein weiteres Stück der qualitätvollen Malerei zutage trat, fiel es der Dorfgemeinschaft leichter, sich an die optische Veränderungen in ihrer Kirche zu gewöhnen und sich mit dem qualitätvollen wiedererstehenden Gesamtkunstwerk anzufreunden.

 

Ausklappen/Einklappen

Die Dorfkirche ist geostet und erhebt sich als ziegelgedeckter Backsteinbau auf einem Feldsteinsockel. Sie besitzt kein Querhaus und ist vierachsig. Ihr Holzturm mit vorgelegter Westhalle verfügt über einen verschieferten Schaft und Helm. Ost- und Westfassade schmücken jeweils ein gotisierter Stufengiebel (an der Westseite als Bekrönung der Vorhalle). In den Kirchenaußenwänden stecken steinerne Kanonenkugeln, die eine Erinnerung an die während der schwedischen Kriege in dieser Gegend geführten Kämpfe sind. Über dem Eingang zur Vorhalle ist das Wappen von Danzig zu sehen, das auf einem Schild mit Blätterkranz platziert ist.

Der Innenraum ist mit zwei Emporen aus dem ausgehenden 17. Jahrhundert ausgestattet, aus Holz und polychrom gefasst. Letztere sind als Orgelempore (entlang der Westinnenwand) und Galerie entlang der Nordinnenwand der Kirche angeordnet. Die Innenausstattung ist reich und vollständig überkommen: Hauptaltar mit der Grablegung Christi als Ölmalerei auf Leinwand und Christus am Kreuz als Ölmalerei auf Holz, Kanzel und holzgeschnitztes Taufbecken. Bemerkenswert sind auch die üppig bemalten Kastengestühle aus dieser Zeit mit Betstühlen und Chorstühlen, in denen die reiche Siedler aus den Niederlanden ihren Platz hatten und die bis 2015, mit Ausnahme der zahlreichen Porträtdarstellungen an der Gestühlrückwänden, weißcremig / eiergelbfarben überfasst gewesen sind. Die Porträtdarstellungen zeigen bei dem Männergestühl an der Nordseite u.a. Jesus mit den 12 Aposteln, weshalb dieses Gestühl auch Apostelgestühl genannt wird. Hier wurde bei jedem Bild über dem Haupt des Heiligen eine Hausmarke angebracht, d.h. ein Zeichen geschnitzt oder gemalt mit Goldfarbe, welches den Stifter der Bank vorstellt und informiert, zu welchem Bauernhof der Platz gehört. Die gleichen Zeichen befinden sich an den Türrahmen des Frauen-Gestühls, das jeweils in kürzerer Form an der Südseite des einschiffigen Innenraums sowie an der Nordseite im Westteil angeordnet ist.

Das frühbarocke hölzerne und vollständig polychrom bemalte Gestühl ist entlang der Ostseite (Chorwand) mit den Porträtdarstellungen Hl. Jakob, Hl. Josef, Abraham und Isaak, an der Westseite mit der wiederum in Gestalt von Bildnissen gehaltenen Darstellung von Glaube, Liebe und Hoffnung sowie an der Nordseite (von Osten nach Westen) mit den Porträtdarstellungen 12 Apostel, Christus, Jungfrau Maria, Hl. Elisabeth, Salome und Maria Magdalena und schließlich an der Südseite (von Westen nach Osten) mit den Porträtdarstellungen der Hebeka, Debora, Abigail, Susanna, Ruth und von vier zunächst nicht mehr bekannten Gestalten geschmückt. Bei der Restaurierung der 4 Porträts des Frauengestühls an der Südinnenwand (östlicher Teil) im Jahre 2018 konnten deren drei durch entdeckte Inschrift auf den Bildträgern identifiziert werden, von Westen nach Osten: Prophetin Hulda, Maria (Miriam) und Hl. Elisabeth.

Es taucht an mehreren Stellen der Holzausstattung die Jahreszahl 1687 auf. Die vollständig erhaltene Holzinnenausstattung stammt aus dem Umbau der Dorfkirche von 1685. Polychrome Kirchenbänke, Hauptaltar, Kanzel datieren 1687, Gestühl (Kirchenbänke) mit Porträts von Heiligen, Aposteln, biblischen Szenen an den Türen von 1686, andere Ausstattung – Chor, Tondo-Malerei an der Unterseite Westempore – von 1686 analog Beichtstuhl und Taufbecken, Orgelgehäuse von 1797 (mit wiederverwendeten älteren Türen). Die Tondodarstellung mit Engel an der Untersicht der Westempore entstand in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Zum Inventar zählen auch zwei klassizistische Kerzenhalter aus Messing von 1832.

Ausklappen/Einklappen

Aufgrund ihres äußeren Erscheinungsbilds in Verbindung mit ihrer originären frühbarocken qualitätvollen polychromen Holzausstattung kommt der Kriefkohler Dorfkirche besondere architektur- und kunstgeschichtliche Bedeutung zu.

Die äußerst wertvollen und seltenen Inschriften und Darstellungen an den Kirchenbänken stammen aus der Zeit des Protestantismus und sind pietistisch durchwirkt (Verwendung pietistischer Texte, die keinen direkten Bezug zur Bibel haben, sich auf Spiritualität beziehen und die persönliche Beziehung zu Gott stärken sollen).

Auf der Internetseite von Gdynia Kulturalna heißt es durch die beachtlichen Restaurierungsergebnisse, die in den letzten Jahren erzielt werden konnten, 2020: „Die Kirche in Krzywe Koło sollte heute ein „Muss“ auf dem Touristenweg Danzig – Żuławy (Gebiet des Weichsel-Nogat-Deltas, Anm. DPS) werden und eine Quelle des Stolzes für alle Bewohner Pommerns sein.“

Ausklappen/Einklappen

2015 konnte als erstes das Frauen-Gestühl im Südwesten der Kirche repariert und dessen üppige polychrome Bemalung mit figurativen Darstellungen an den Kirchenbanktüren, floraler Ornamentik an den Paneelen sowie farbiger Rahmenprofilierung an den Rückseiten und Wangen freigelegt, konserviert und restauriert werden. Zudem konnte der Steinbodenbelag unter den Bänken ausgebessert werden. Die Kosten trug maßgeblich das Polnische Ministerium für Kultur und das Nationalerbe. 2016 folgten die Konservierung und Restaurierung des Frauen-Kastengestühls mit Freilegung der ursprünglichen Bemalung im nordwestlichen Teil der Kirche und inklusive der Porträtdarstellungen an den Gestühl-Rückwänden, finanziert wiederum vor allem vom Polnischen Kulturministerium.

Ausklappen/Einklappen

Die vier Porträtdarstellungen des Frauengestühls an der Südinnenwand (östlicher Teil) der Kirche, die 2018 zu bearbeiten waren, wiesen partiell akut substanzgefährdende Feuchteschäden auf. Zudem war die Struktur der Malerei durch Holzwurmbefall und Mikroorganismen geschwächt gewesen und wies zahlreiche Läsionen und Frakturen auf. Die Porträts der Gestühl-Rückfronten waren teilweise überfasst, angeschliffen und durch angelaufene Firnis beeinträchtigt. Die Haftung des Lacks auf dem Holzträger war lokal geschwächt. Der allgemeine Zustand des Gestühls an der Südwand der Kirche im östlichen Teil war schlecht, eine Sicherung dringend erforderlich gewesen.

Die Etappe 2018 hatte ein Kostenvolumen von an die 90.000,00 € und umfasste die komplette Konservierung und Restaurierung des Frauen-Gestühls entlang der Südinnenwand der Kirche (in deren östlichem Teil). Der aus Zuwendungen von Polnisches Ministerium, Landgemeinde und Denkmalamt und mit Eigenmitteln finanzierte Teil der Etappe 2018 konzentrierte auf die Sitze, Gestühlwangen, Türen und die Vorder- und Rückwand jenes Gestühls. Mit Mitteln der Beauftragten der deutschen Bundesregierung für Kultur und Medien und der DPS als Maßnahmenträger sowie wiederum kirchengemeindlichen Eigenmitteln wurden indes die Bilddarstellungen und Bildrahmen an dem Frauen-Gestühl bearbeitet.

Während es in Teil 1 der Etappe 2018 nicht zuletzt um die Freilegung der polychromen Oberflächen der Gestühlflächen ging, die (monochrom) überfasst gewesen sind, galt es für die leitende Restauratorin mgr Aleksandra Sobczyk aus Gdynia, ausgebildet an der Universität Thorn auf dem Gebiet der Restaurierung von Malerei und polychromer Skulptur, und Beata Myśliwiec und Krzysztof Krajewski als weitere Restauratoren im Team sich bei Teil 2 der Etappe 2018 mit den nur partiell und einmal überfassten, in einem schlechten Zustand befindlichen Porträtdarstellungen an der Gestühlrückseite auseinanderzusetzen. Während die Ikonographie des Frauen-Gestühls an der Südinnenwand der Kirche im westlichen Teil identifiziert ist – die Porträts zeigen die bereits 2015 restaurierten Frauenbildnisse Hebeka, Debora, Abigail, Susanna, Ruth und Salome und gehen zurück auf testamentarische Darstellungen der Matthäus Merian-Bibel – hoffte man, die Porträts des Frauen-Gestühls an der Südinnenwand im östlichen Teil der Kirche nach Entfernung der Oberflächen-Sekundärfarbfassungen identifizieren zu können. Diese Rechnung ist bekanntlich, bis auf die Ausnahme östliche Porträtdarstellung, aufgegangen. Das Maßnahmenprogramm für den von der DPS mit BKM-Mitteln geförderten Teil 2 der Etappe 2018 (Porträtdarstellungen) beinhaltete im Detail folgende restauratorischen Leistungen:

  1. Entwesung (mit Per-Xil 10)
  2. Entfernung nicht originale Oberflächenfassung Porträts
  3. Entfernung dunkler Firnis (Dowanol, Terpentin)
  4. Klebung loser Farbschollen (Oberflächenfestigung durch Wasser-Dispersion Primer AC 33 und Plextol B-500
  5. Im Fall erforderlicher Notsicherung Konsolidierung der Malschicht (Paraloid B-72, 3-5 % Toluol-Lösung
  6. Auftragung Retuschier-Firnis (Damara Terpentin-Lösing)
  7. Füllung von Fehlstellen der Holzträger der Bildwerke (Araldite SV/HV 36)
  8. Füllung der Fehlstellen bei Originalgrundierung und -Malschichten (Emulsion „venezianisch“ Grundierer)
  9. Retuschierung Malschichten – Kremer´s Pigment+, Paraloid B-82 (Ethanol-Lösung 5%) oder Kremer´s Ölfarben getrocknet auf saugfähigem Papier
  10. Schutz der originalen Malschicht – Damare Firnis
  11. Wiederanbringung der Bildwerke an ihrem Platz in der Kirche.

Teil 1 der Etappe 2018 umfasste an Arbeiten im Detail:

  1. Fotodokumentation Bestand Frauen-Gestühl an der Südinnenwand der Kirche in deren östlichem Teil
  2. Entnahme historischer Malproben / Farbschichten für Labortests (Farbanalysen)
  3. Entwesung Ausstattungsbestandteile von Etappe A erster Teil (2-prozentige Biotin-R-Lösung in Ethanol)
  4. Sicherung der Maloberfläche der figürlichen Darstellungen (mit 3-prozentiger PAW-Lösung und Japanpapier)
  5. Demontage südöstliches Frauen-Gestühl
  6. Reparatur, in erster Linie Erneuerung des verfaulten Holzbodenbelags unter den Bänken
  7. Entwesung mit Per-Xil 10
  8. Entfernung dreier Überfassungsmalschichten – durch chemische Methoden – Sverniciatore Eco-grint Bresciani
  9. Mechanische Entfernung der nicht originalen letzten Malschicht (die Schicht weist den gleichen Binder wie die Erstfarbfassung auf, so dass die mechanische Methode zur Bewahrung der Erstfassung die sicherste ist)
  10. Festigung und Imprägnierung des Holzträgers der Erstfarbfassung
  11. Aufarbeitung der Holzbänke
  12. Reparatur und Ergänzung des Holzträgers für die Farbfassung der Bänke (Araldite SV/HV 36)
  13. Ergänzung/Füllung der von Hohlstellen durch Verkittung traditionell mit Kreide und Knochenleim oder Kreide und Klucel G plus 5-prozentige PAW-Lösung in Wasser
  14. Retuschen an der freigelegten originalen Malfassung – maimeri Harzfarben, Kremer Pigmente mit Paraloid B-82 (in 3-prozentiger Ethanollösung)
  15. Ergänzung und Rekonstruktion originale Maloberfläche an Stellen, die nutzungsbedingt durch mechanischen Abrieb Fehlstellen erlitten hat (Sitze und Bankrückwände
  16. Schutz der freigelegten und restaurierten Originalpolychromie sowie der erfolgten Farbretuschen – mit damar Firnis und Bienenwachs plus damar Harz.

Restauratorisch mit bearbeitet worden ist die Wandzone, an der das Frauengestühl situiert ist (Südwand, östlicher Teil). Das heißt, hier wurden historische Wandputze und -polychromien gesichert.

Ausklappen/Einklappen

Vom Polnischen Kulturministerium wurde der Förderantrag 2019 der Parafia p.w. Matki Boskiej Różańcowej in Koźliny als Eigentümerin der Dorfkirche Kriefkohl für die Maßnahmen „Restaurierung Kanzel und eines Nebengestühls vor dem Männergestühl (sog. Apostelgestühl) an der nördlichen Langhausinnenwand“ mit 100.000 PLN (23.200 EUR) bewilligt. Abgesichert wurde die Finanzierung der auf rund 49.000 EUR Kosten veranschlagten Teilmaßnahme mit einem Zuschuss des Woiwodschafts-Denkmalamts in Danzig und Eigenmitteln der Kirchengemeinde. Die Fördermaßnahme konnte im Oktober 2019 erfolgreich beendet werden.

Sodann konnte 2019 mit erneuter finanzieller Unterstützung aus Deutschland die Restaurierung des Männergestühls (sog. Apostelgestühl) an der nördlichen Innenwand des Langhauses beginnen. Gegenstand der wiederum von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien bewilligten Zuwendung mit der DPS als Maßnahmenträger war die vollständige Konservierung und Restaurierung der Balustrade dieses sog. Apostelgestühls mit vollständiger Freilegung der Polychromien, Instandsetzung der Türen in der Brüstung sowie Sanierung des Holzfußbodens als in sich geschlossene Teilmaßnahme 2019. Die für diese Teilmaßnahme veranschlagten Kosten betrugen rund 48.000 EUR und wurden finanziert mit 32.000 EUR von der Beauftragten für Kultur und Medien der deutschen Bundesregierung und 16.000 EUR Eigenmittel Denkmaleigentümer Kirchengemeinde.

Ausgeführt wurden die Restaurierungsarbeiten von dem bewährten Restauratorenkonsortium Aleksandra Sobczyk (Leiterin), Beata Myśliwiec und Krzysztof Krajewski. Sie sind seit vielen Jahren ein Restauratorenteam, das Projekte wie die Restaurierung der polychromen Decke im Presbyterium der Kirche von St. Wojciech in Danzig mit Preis 2011, die Restaurierung des Epitaphs von Adelgund Zappio, des Epitaphs von Fabricius und Stalli des Großen Konzils aus der Kirche St. Johannes in Danzig, die Restaurierung des Hauptaltars der Kirche St. Jakob in Danzig – Oliwa und die Restaurierung von Wandmalereien im Gebäude des Hauses des schwedischen Seemanns in Gdingen – vormals Schwedisches Konsulat heute Sitz der städtischen Einrichtung „Kulturkonsulat“ – realisiert hat. Die Tischlerarbeiten übernahm Sławomir Szyszkowski.

Nach Teilmaßnahme 1 am Männergestühl Nordwand Kirchenschiff wurden zwei weitere Etappen als Teilmaßnahmen 2020 und 2021 erforderlich, die die Konservierung und Restaurierung der Sitze, Rückwand mit den Porträtdarstellungen Jesus mit den 12 Aposteln und der Decke des Männergestühls an der Nordinnenwand des Langhauses beinhalten. Erst danach ist die Freilegung und Restaurierung des sog. Apostelgestühls an der nördlichen Innenwand des Langhauses vollständig abgeschlossen.

Das Männergestühl an der Nordinnenwand war vier- respektive teilweise dreimal überfasst, ausgenommen die Apostelportäts an der Rückwand. Es wies partiell akut substanzgefährdende Feuchteschäden auf. Zudem war die Struktur der Malerei durch Holzwurmbefall und Mikroorganismen geschwächt und wies zahlreiche Läsionen und Frakturen auf. Die Gestühl-Rückfront war im Bereich der Porträtrahmungen überfasst. Die Porträtdarstellungen sind angeschliffen und durch angelaufenen Firnis beeinträchtigt. Die Haftung des Lacks auf dem Holzträger ist lokal geschwächt. Der allgemeine Zustand des Männergestühls an der Nordinnenwand der Kirche erwies sich als schlecht, und somit eine Sicherung dringend erforderlich.

Die Arbeiten, die 2019 mit wesentlicher finanzieller deutscher Beteiligung am Männergestühl Nordinnenwand liefen, waren im Detail:

  1. Fotodokumentation Bestand Männergestühl an der Nordinnenwand der Kirche
  2. Entnahme historischer Malproben / Farbschichten für Labortests (Farbanalysen)
  3. Entwesung Ausstattungsbestandteile (2-prozentige Biotin-R-Lösung in Ethanol)
  4. Demontagearbeiten
  5. Erneuerung Holzfußboden unter den Bänken
  6. Entwesung mit Per-Xil 10
  7. Entfernung von drei und teilweise vier Überfassungsmalschichten – durch chemische Methoden – Sverniciatore Eco-grint Bresciani
  8. Mechanische Entfernung der nicht originalen vorletzten Malschicht (die Schicht weist den gleichen Binder wie die Erstfarbfassung auf, so dass die mechanische Methode zur Bewahrung der Erstfassung die sicherste ist)
  9. Festigung und Imprägnierung des Holzträgers – 3-5%ige Lösung Paraloid B-72 in Toluol.
  10. Instandsetzung der Holzkonstruktion des Gestühls
  11.  Reparatur und Ergänzung des Holzträgers für die Farbfassung des Gestühls (große Fehlstellen in Holz, die kleineren mit dem Ersatzmittel Araldite SV/HV 36)
  12. Ergänzung/Füllung der von Hohlstellen durch Verkittung traditionell mit Kreide und Knochenleim oder Kreide und Klucel G plus 5-prozentige PAW-Lösung in Wasser
  13. Retuschen an der freigelegten originalen Malfassung – maimeri Harzfarben, Kremer Pigmente mit Paraloid B-82 (in 3-prozentiger Ethanollösung)
  14. Ergänzung und Rekonstruktion originale Maloberfläche an Stellen, die nutzungsbedingt durch mechanischen Abrieb Fehlstellen erlitten hat (Sitze und Bankrückwände (die anzuwendende Technologie hängt von Denkmalamt und Konservierungs-Komitee ab)
  15. Schutz der freigelegten und restaurierten Originalpolychromie sowie der erfolgten Farbretuschen – mit damar Firnis und Bienenwachs plus damar Harz.

Durch die Freilegung der Balustrade des sog. Apostelgestühls sind vier Brüstungs-Bildtafeln mit figürlichen Darstellungen und religiösen Sinnsprüchen durch im nächsten Schritt Konservierung und Restaurierung wieder in Szene gesetzt. Die vier allegorischen Darstellungen Danziger Malschule zeigen die erste Malfassung, die wohl im ausgehenden 17. Jh. entstand. Der Stil der Malerei scheint jedoch eher wie um 1640 geschaffen. Allerdings trägt das der Balustrade vorgelagerte restaurierte westliche Nebengestühl, dessen Bemalung aus der Zeit der Malerei der vier allegorischen Bildtafeln stammt, das Datum 1687, das sich auch an den Türen anderer Gestühle findet (am Altar wurden jüngst Fragmente einer ersten Malschicht in sienarot aus ca. 1640 durch Laborfarbuntersuchungen entdeckt). Freilich steht auch fest, dass lange an der Fertigstellung der Komplettausmalung der Holzausstattung gearbeitet wurde und 1687 hier der Endpunkt gewesen sein muss.

Die freigelegten und bearbeiteten Bildtafeln präsentieren, neben den vier Tafeln mit figürlichen Szenen, nach Osten sechs rein ornamental gestaltete Bildtafeln in Grisaille-Maltechnik, jeweils mit schmalen vertikalen Zwischen- (Trenn-) feldern, die  einzelne Blumengehänge (Rosen, Tulpen, Blüten von Sonnenblumen, Astern, Narzissen und mehrblättrigen Blüten) oder Fruchtgehänge (Äpfel, Birnen, Trauben) zeigen. In einer Frieszone sind über jeder figürlichen Bildtafel Kartuschen mit Sinnsprüchen darin aufgemalt. Die Paneele mit den figürlich bemalten Bildtafeln 1-2 und 4-5 weisen in diesen Kartuschen deutsche Inschriften auf einheitlichem dunklen Hintergrund (zweimal schwarzer Hintergrund mit weißer Schrift westlich und zweimal blauer Hintergrund mit goldener kalligraphischerer Schrift östlich) auf. Voneinander abgegrenzt sind die Sinnsprüche, die Bezug auf die figürlich bemalten Bildtafeln nehmen, durch die Darstellung eines geflügelte Cherubins. Die Inschriften werden in der polnischen Kunstwissenschaft als in kalligraphischer schwäbischer Sprache identifiziert.

Die Bildtafeln mit figürlicher Malerei stellen repräsentative Gemälde dar. Sie füllen wegen der Sitzbänke der vor ihnen angeordneten beiden Nebengestühle, für die sie die Wand zum Rücken-Anlehnen bilden, jeweils nicht die gesamte Bildtafel aus (ca. 4/5). Zu betrachten sind in Landschaften eingebettete Szenen mit niedrigem Horizont und in demselben Kompositionsschema:

Ein dreifarbiger Himmel und ein heller, fast gleichmäßiger Boden, getrennt durch eine dunkle Vegetation mit zwei oder drei symmetrisch verteilten, dominanten Bäumen.

Die beiden Bildtafeln östlich: Die erste Figur von links (nicht näher bezeichnetes Geschlecht) trägt eine lange Tunika und einen Schal und kommt von einem kleinen Hügel mit ausgebreiteten Armen herunter, in der rechten Hand einen Blitz haltend. Die zweite Figur (weiblich in einem langen Kleid und Mantel), hebt ihre rechte Hand in kniender Position zum Himmel. Die zweite Bildtafel, rechts daneben mit dem zentral stehenden Baum, an dessen Stamm an einer Stelle mit abgelöster Rinde in lateinischer Inschrift steht: „Amor Meus Crucifixus Est“ („meine Liebe ist der Gekreuzigte“, Wahlspruch der Hl. Brigitta) zeigt eine junge Person in einem Heiligenschein (in einer langen Tunika und einem Mantel), die den Stamm an der Stelle der lateinischen Inschrift mit links umfasst und mit einem Messer in der rechten Hand; die rechte Figur ist weiblich und sitzt (in einem hellen Blumenkleid und Mantel auf den Schultern) auf einem kleinen Hügel und stützt mit der rechten Hand ihre Brust.

Das Bild der dritten figürlich bemalten Tafel (erste Tafel westlich) lässt zwischen zwei Bäumen auf grasbewachsenem Boden eine große Kugel erkennen, die mit einem dicken horizontalen Band und hälftig mit einem Vertikalband mittig umgurtet ist. Aus ihr ragt ein Dorn mit einem aufgespießten Rad in Horizontallage und profilierten Speichen über dem auf einer  Rotationsschreibe ein Junge in einem Heiligenschein und kurzer Tunika sitzt, mit Pfeil und Bogen in den Händen; im Hintergrund sieht man einen bewölkten Himmel mit vier Kinderköpfen in den Ecken mit aufgeblasenen Wangen (Winde der vier Himmelsrichtungen). Die vierte Tafel präsentiert einen aufrecht knienden jungen Mann mit Heiligenschein und langer Tunika zwischen Zwillingsbäumen, in Dreiviertelansicht und eine hingekauerte weibliche Figur in einem einfachen Kleid und Schal, eingewickelt in einen Mantel); am unteren Bildrand rechts ist eine runde steinerne Sonnenuhr zu erkennen (heute wie der gesamte untere Bildrand verdeckt durch die Sitzbank des östlichen Nebengestühls).

Die Türen der Balustrade und deren Paneele nach Osten sind mit unfigürlichen Bildtafeln geschmückt. Vor neutralem Hintergrund aufgemalt ist jeweils ein Blumenornament (Akanthus und kleine Blumen) mit Vasen, verdrehten Ecken, Vorhängen, Quasten und Bändern, gemalt in Grisaille-Technik.

Nach der Freilegung, Konservierung und Restaurierung der Balustrade hat sich deren Farbigkeit komplett geändert. Die dominierende Hintergrundfarbe ist jetzt grau mit einem bläulichen Farbton. Paneele in Grisaille-Maltechnik haben einen wärmeren, leicht olivfarbenen Farbton. Rahmen von Bildtafeln mit figürlicher Darstellung und Hintergrund von weißen Inschriften sind schwarz gehalten. Cherubindarstellungen in der Frieszone sind schwarz und weiß sowie nach Osten wie dort die Inschriften auf blauem Grund gelbbraun gehalten. Die figürlichen Bildtafeln sind in allen Farben gehalten, Kleider in Rottönen mit einer Beimischung von Zinnober, bei den Landschaftsgrüns von Kupfergrün und in blauen Chargen als Ultramarin und Indigo.

Stilistisch bilden die Darstellungen der Balustrade des Männergestühls an der Nordwand ein homogenes Ganzes mit der Bemalung der anderen Gestühle in der Kirche. Zweifellos stammen sie, wenn nicht aus einer Hand, dann sicher aus einer lokalen Werkstatt. Hier geht es offensichtlich um eine Danziger Werkstatt. Es handelt sich um mittelwertige künstlerische Gestaltungsqualität, aber nicht ohne Charme.

Durch die bereits recht niedrige Linie des Horizonts, vor allem aber durch die Farben der Gewänder und ihrer phantasievollen Gestaltung mit den aufwendigen Verzierungen weisen die Gewänder auf Beziehungen zur manieristischen Kunst hin (in ihren Farben, die auf Violett, Blau, scharfen Rot- und Gelbtönen basieren). Auffällig ist das dunkle Grün. Egal wie konservativ die Malwerkstatt war, sie präsentierte die nordöstliche Malerei vor der großen Reform von Rubens.

Die beiden Inschriftenpaare sind ihrem Aussehen nach nicht gleichzeitig entstanden. Auch eine vollständige Interpretation der allegorischen Bildszenen steht noch aus. Die Merian-Bibel von 1630 soll die ikonografische Quelle für sie gewesen sein.

Die Dekoration von sechs nicht beschreibenden Tafeln sehen die Restauratoren als ein absolutes Novum. Obwohl letztere mit einer ähnlichen Technik und im Format der figürlichen polychromen Bildtafeln hergestellt wurden, sind sie im Inneren der Kirche etwas ganz Besonderes. Zart, aber gleichzeitig stark und dekorativ. Sie ähneln der in Europa kurz vor und nach der Mitte des 18. Jahrhunderts beliebten Chinaserie des Barock, lassen jedoch keine asiatischen (orientalischen) Motive erkennen. Verwandte Lösungen finden sich in den Werken der englischen Architekten und Innenarchitekten Adam Robert 1728-92 und Adam James 1732-94 in Stuckprojekten aus den frühen sechziger Jahren.

Das ikonografische Programm der Vorderseite der Balustrade des Männergestühls an der Nordwand ist unvollständig und im Prinzip nicht zu komplettieren. Um Mitte 18. Jahrhundert wurden die östlichen sechs der zehn Tafeln überbemalt, da der Zustand der Erstfassung sehr schlecht (manchmal nur fragmentarisch, „insular“ erhalten) war und nur beim Entfernen der sekundären Oberflächenbeschichtung beurteilt werden kann. Paradoxerweise überlebten aus Gründen der Nützlichkeit die Gemälde, die die Rückseite der Bänke der beiden Nebengestühle vor dem sog. Apostelgestühl bilden. Da die Sitze der Nebengestühle den unteren Teil des sog. Apostelgestühls bedecken, wurden die Inschriften in den oberen Friesteil der Balustrade verlegt. Ihre Lektüre ist der Schlüssel zum Verständnis der Bildbotschaften.

Dr. hab. Piotr Birecki vom Institut für Kunstgeschichte des Fachbereichs Bildende Kunst der Nicolaus-Copernicus-Universität in Toruń übersetzte sie wie folgt und gab an, dass es einen vorläufiger Text sei (mündliche Information). Erste Tafel “ Wenn Drusz und Noth als Nordwest auff mich möchte gehn, Will ich in Liebe doch zu Jesu Feste stehn.“, Zweite Tafel „Ich finde keine Musz in diesem bösen Leben, Mein Jesus ist die Ruh ihm wil ich Mich ergeben“, dritte Tafel „Die Feile, die Du hast auff mich mit Grim gericht, sind nur schwere Last, die Leib und Seel zerbricht“ und vierte Tafel Inschrift nicht identifizierbar „Du worst ein …en steszt (?) oben meine Braut, Du … Dein Gloubensschild so in den Baum gebaut“ (der Gläubige bzw. die Gemeinde wird in alten Büchern häufig als Gottes „Braut“ bezeichnet). Es sind weder alttestamentliche noch neutestamentliche Texte.

P. Birecki, ein Experte für protestantische Ikonographie findet die Inschriften nicht in evangelischen Liederbüchern dieser Zeit (z. B. in Hamburg), in Johannes Arndts im Garten Eden, in Otto van Venius, was darauf hindeutet, dass sie aus einem pietistischen Druck stammen. Darüber hinaus bemerkt er Ähnlichkeit zu Gemälden, die bis 1945 in der Marienkirche in Pruszcz Gdański (Praust) existierten.

Die Szenen zeigen keine bestimmten Personen oder Ereignisse. Sie sind eine lose Illustration der Inschriften über ihnen und in diesem Sinne allegorisch. Ihre Leitidee ist eine Erklärung des Glaubens und der Liebe zu Gott. Eine Art private Sühne. Die Charaktere, die in den Aufführungen erscheinen, sind willkürlich und symbolisch. Ein Kind in einem Heiligenschein, ist jedoch kein Heiliger, es ist nicht bekannt, ob es Botschafter Gottes ist, Attribute sind wichtiger, mit was es gekleidet und ausgestattet ist. Um die Szenen zu identifizieren, ist Cesare Ripas mythologische Ikonologie nützlicher als die christliche Ikonographie. Ein Kind in einer Tunika mit Pfeil und Bogen als Amor, aber auch eine Liebe zu Gott in einer Bildtafel, eine Sonnenuhr (heute verdeckt durch die Sitzbank östliches Nebengestühl) für den Lauf der Zeit und eine Liebe, die in der nächsten Szene gezähmt wurde, ein Blitz und ein roter Schal in der dritten Szene, Hände, die gen Himmel weisen, in einer weiteren Szene.

Aus der rein christlichen Ikonographie haben wir in der ersten Szene von Westen eine Kugel, auf dem der Salvator Mundi steht, mit Elementen einer mystischen Pflanzenpresse (assoziiert mit der Eucharistie), vier wehenden Kinderköpfen als vier Seiten der Welt oder vier Winde (eine ähnliche Bedeutungsmischung ist auch in den Darstellungen beim restaurierten Nebengestühl zu sehen. Das Symbol des Schwertes und des Olivenzweigs ist in der Wolke der zweiten Szene identifizierbar. Die lateinische Inschrift im Baum bei der vierten Szene ist ebenso entschlüsselt (s.o.). Dies ist der Titel des Fastenliedes am 24. Sonntag im Jahr (Jesaja 50: 5-9a, Ps 115: 1-2, 3-4, 5-6, 8-9 Jakob 2: 14-18 Markus 8: 27-35). Die anderen in den Bildszenen dargestellten Elemente sind rein dekorativer Art.

Ausklappen/Einklappen

2020 wurden die Restaurierung des Altars realisiert (mit Mitteln des Polnischen Ministeriums für Kultur und das Nationalerbe) und die Restaurierung des Männergestühls an der Nordwand (sog. Apostelgestühl) als Etappe 2 und wieder mit Mitteln der Beauftragten für Kultur und Medien und der DPS als Maßnahmenträger fortgesetzt. Etappe 2 beinhaltete die „Restaurierung des östlichen Gestühlteils: 7 Sitze, 7 Apostelporträts (von links nach rechts: Hl. Jakobus d.J., Hl. Bartholomäus, Hl. Andreas, Hl. Johannes, Hl. Jakob d.Ä. und Hl. Petrus), Jesusporträt und applizierte Holzschnittdekoration inkl. Freilegung Farbfassung. Das Restaurierungsprogramm lautete im Detail:

Die Rahmen der Porträts (Rückenlehnen), Sitze und Holzschnitzereien

  1. Fotodokumentation Bestand Männergestühl an der Nordinnenwand der Kirche
  2. Entnahme historischer Malproben / Farbschichten für Labortests (Farbanalysen)
  3. Entwesung Ausstattungsbestandteile (2-prozentige Biotin-R-Lösung in Ethanol)
  4. Demontagearbeiten
  5. Entwesung mit Per-Xil 10
  6. Entfernung zweier Überfassungsmalschichten – durch chemische Methoden – Sverniciatore Eco-grint Bresciani
  7. Mechanische Entfernung der nicht originalen letzten Malschicht (die Schicht weist das gleiche Bindemittel wie die Erstfarbfassung auf, so dass die mechanische Methode zur Bewahrung der Erstfassung die sicherste ist)
  8. Festigung und Imprägnierung des Holzträgers der Erstfarbfassung – 3-5%ige Lösung Paraloid B-72 in Toluol
  9. Reparatur der Holzkonstruktionen
  10. Reparatur und Ergänzung des Holzträgers für die Farbfassung des Gestühls (große Fehlstellen in Holz, die kleineren mit dem Ersatzmittel Araldite SV/HV 36)
  11. Ergänzung/Füllung der von Hohlstellen durch Verkittung traditionell mit Kreide und Knochenleim oder Kreide und Klucel G plus 5-prozentige PAW-Lösung in Wasser
  12. Retuschen an der freigelegten originalen Malfassung – maimeri Harzfarben, Kremer Pigmente mit Paraloid B-82 (in 3-prozentiger Ethanollösung)
  13. Ergänzung und Rekonstruktion originale Maloberfläche an Stellen, die nutzungsbedingt durch mechanischen Abrieb Fehlstellen erlitten hat (Sitze und Bankrückwände (die anzuwendende Technologie hängt von Denkmalamt und Konservierungs-Komitee ab)
  14. Schutz der freigelegten und restaurierten Originalpolychromie sowie der erfolgten Farbretuschen – mit damar Firnis und Bienewachs plus Damar Harz.

Die Porträts

In der zweiten Arbeitsphase wurden Fragmente der Kirchenbänke mit den Sitzen abgebaut. Die Porträts wurden während des Transports in das Restaurierungsatelier in Gdynia (Gedingen) durch Japanpapier geschützt. Maßnahmenprogramm der an den Porträtdarstellungen ausgeführten Arbeiten:

  1. Entwesung mit Per-Xil 10
  2. Reinigung Maloberflächen
  3. Entfernung dunkler Firnis (mit Dowanol, Terpentinöl)
  4. Festigung losen Farbschichten (wässrige Lösung Primal AC 33 und Plextol B-500)
  5. Bei akuten Schadensstellen – Festigung der Malschicht (mit Paraloid B-72, 3-5% Solutin in Toluol)
  6. Festigung und Imprägnierung des Holzträgers der Erstfarbfassung – 3-5%ige Lösung Paraloid B-72 in Toluol
  7. Auftragen des Retuschierfirnis (Damara-Terpentin-Öllösung)
  8. Ergänzung der beschädigten Teile des Holzträgers (mit Araldite SV / HV 36)
  9. Ergänzen der Originalgrundierung und der Malschicht (mit Emulsion „venezianische” Grundierung)
  10. Retuschen an der freigelegten originalen Malfassung – maimeri Harzfarben, Kremer Pigmente mit Paraloid B-82 (in 3-prozentiger Ethanollösung)
  11. Schutz der Malschicht – mit Damare-Firnis
  12. Wiedereinbau restaurierter Ausstattungsteile

Nach dem Abbau der Bänke mit den Gemälden und Sitzen und der Gestühlbedachung (nordöstlicher Teil) stellte sich heraus, dass der Zustand des Holzes sehr schlecht war. Nach der Sicherung der am stärksten gefährdeten Elemente mit Japanpapier wurden die Elemente ins Restaurierungsatelier transportiert. Die Desinfektionsbehandlung wurde wie geplant mit Biotin R – 2% Lösung in Ethanol und Per-Xil  10 durchgeführt. Die Desinfektionsbehandlungen wurden zweimal in Abständen wiederholt.

Die Bilddarstellungen – Bilder von Jesus, Aposteln und Wolkendarstellungen des Gestühlplafonds

Zur Erhaltung der Holzkonstruktion der Bänke wurden die mit der Fußschwelle verzahnten Holzstützen zwischen den Paneelen und die einen integralen Bestandteil der gesamten Struktur bilden, in situ belassen.

Oberflächenschmutz wurde zunächst von den Gesichtern der in der Restaurierungsetappe bearbeiteten Apostelportäts entfernt (mit weichen Pinseln und Tüchern).

Der sekundäre abgedunkelte Firnis und die sekundäre Übermalung wurden nach vorherigen Tests chemisch entfernt. Dowanol (Glykoläther) wurde als Reinigungsmittel verwendet, nach der Tropfmethode angewendet und mit Terpentinöl neutralisiert.

Während des Sekundärbeschichtungs-Entfernungsvorgangs wurde festgestellt, dass der Hintergrund aller Bilder neu gemalt worden war. Bei einigen Heiligendarstellungen betraf die Überfassung auch die Gewänder – Christus, Hl. Andreas, Hl. Jakobus d.Ä., Hl. Jakobus d.J., Hl. Johannes.

Die Entfernung der Übermalung verursachte Verluste der Erstfassung. Teile des Inkarnats (Gesichter, Hände) waren bei allen Gemälden nur leicht übermalt gewesen.

Nach dem Entfernen der Übermalung wurde der Zustand der Erstfassung von allen Bildern als schlecht bewertet – zahlreiche Abschürfungen, Verfärbungen, Beschädigungen und Abschälen von Farbfragmenten traten zutage.

Dann wurde mit der lokalen Imprägnierung der Holzkonstruktion/-stützen begonnen. Die Behandlung erfolgte nach Plan durch Injektion und Bürsten mit 5%iger Lösung von Paraloid  B-72 in Toluol.

Nach der lokalen Festigung der Konstruktionselemente wurden abschalende Fragmente der entstehungszeitlichen Malschicht verklebt (Injektion – 3%  Aqueos  Dispersion von Primal AC 33). Die ursprüngliche Malschicht wurde mit Paraloid B72 Lösung in Toluen leicht konsolidiert. Auf die Gesichter der Gemälde wurde eine Schicht von Damar-Retuschefirnis aufgetragen.

Lücken zwischen Paneelen und Stützen, die aus dem natürlichen Trocknungs- und Schrumpfungsprozess resultierten, wurden mit Balsa-Einsätzen gefüllt (das weiche Holz ermöglicht den Paneelen, bei den wechselnden Feuchtigkeitsbedingungen im Inneren der Kirche wieder zu arbeiten, ohne Gefahr zu laufen, bei den bauzeitlichen Holzstützen durch Ausdehnung Risse zu verursachen).

Auf der Rückseite der Gemälde wurden die Balsa-Ergänzungen durch geklebte Leinenstreifen entlang der Bretter verstärkt (10% Wasserdispersion von Polyvinylacetat). Kleinere Schäden am Holz an Vorder- und Rückseite der Paneele wurden mit Araldite SV/HV 36 gefüllt.

Die Schäden an der Farbschicht wurden mit Wiener Emulsions-Kitt (Venezianisches Terpentin + Kreide + 5% Wasserdispersion von Polyvinylalkohol = Knochenschwarzpigment + natürliches Umberpigment + Ockerpigment) gefüllt, wodurch die Dicke der Malschicht ausgeglichen wurde. Die Schäden an der Malschicht wurden in Öltechnik behoben, nachdem die Farbe auf dem Löschpapier abgetropft war.

Nach Abschluss der Retuschearbeiten wurde festgestellt, dass die ausgebauten Holzteile des Gestühls weiter in Bewegung sind. Trotz Bemühungen, die hohe Luftfeuchtigkeit im Restaurierungsatelier aufrechtzuerhalten (65%), schrumpften die Hölzer. Dies wurde am deutlichsten bei den Apostelporträts von St. Jacobus d.Ä., St. Jacobus d.J. und St. Bartholomeus. Es wurde beschlossen, wieder entstehende Lücken nicht zu füllen, vorausgesetzt, die restaurierten Paneele würden sich nach Rückkehr in die Kirche wieder ausdehnen.

Die Bemalung des Männergestühlplafonds wurde in zwei Schritten gereinigt. In der ersten Stufe wurde die chemische Methode zum Entfernen der Ölübermalung verwendet (Paramose-Abbeizer.  Kasein-Übermalung wurde mechanisch mit Skalpellen entfernt, nach Aufweichung der Kaseinschicht mittels Kompresse aus einer Aqueoslösung aus Ammoniumcitrat. Weitere Restaurierungsarbeiten entsprachen denjenigen, die bei den Apostoldarstellungen vorgenommen worden sind.

Firnis wurde in zwei Stufen auf die Gemälde aufgebracht – zuerst wurde eine dünne Schicht Damarlack aufgetragen, dann Acryllack („Rembrandt“).

Bänke, Sitze, Paneel-und Plafond-Rücklagen, Schnitzdekor

Nach der Desinfektion (Biotin R 2% Lösung in Ethanol, Per-Xil 10). Die Entfernung der Übermalung begann mit einem chemischen Verfahren (Paramose Abbeizer). Die Kasein-Übermalung wurde mechanisch entfernt, nachdem die Kaseinschicht mit komprimierter Aqueos-Lösung  aus Ammoniumcitrat aufgeweicht worden war.

Die unteren Bretter der Bänke, die in direkter Verbindung mit der Wand standen, wurden aufgrund des hohen Schadensgrades ersetzt.

Die geschnitzten Kartuschen über den Porträtdarstellungen von Jesus und den Aposteln  und die geschnitzten Girlanden zwischen den Gemälden wurden für die Dauer der Konservierungsarbeiten demontiert. Karikaturierte Stift-Zeichnungen wurden auf der Rückseite von Kartuschen gefunden, wahrscheinlich von Holzschnitzerschülern. Leider ist dieses „Graffiti“ aus dem 17. Jahrhundert nach Wiederanbringung der Kartuschen wieder unsichtbar (die Rückseite ist noch in der Denkmalschutzdokumentation und auf den Websites der Pfarrei zu sehen).

Planungsgemäß wurden die ursprüngliche Farbfassung mit einer 3%-Lösung von Paraloid B72 in Toluen konsolidiert und die Holzfehlstellen mit Araldite SV/HV 36 gefüllt.

Aufgrund zahlreicher Reparaturen und Neubemalungen der geschnitzten Elemente war es schwierig, die richtige Chronologie der Farbschichten zu interpretieren. Zweifel wurden durch die Entnahme von Proben für Labortests geklärt.

Wegen des schwachen Befunds der ursprünglichen Malschicht auf den geschnitzten Elementen wurde beschlossen, diese in Übereinstimmung mit der Farbgebung anderer Details der Innenausstattung und den Ergebnissen von Laborversuchen zu rekonstruieren. Die Farbgebung der Plafondsrücklagen und Sitze wurde in Öltechnik rekonstruiert.

Die Wand

Nach dem Abbau der Bänke an der Nordwand der Kirche wurden dort zwei Kreuze in Tondos gefunden in Tempera gemalt (Weihekreuze), wahrscheinlich aus dem Anfang des 17. Jhs. Die Wand wurde desinfiziert. Dann wurden die am meisten geschädigten Partien des Putzes entfernt. Die Putzschäden wurden mit neuem Kalksandputz (Keim Kalk-Feinputz) repariert.

Ausklappen/Einklappen

2021 erfolgte die Fertigstellung Restaurierung des sog. Apostelgestühls an der Nordwand des Kirchenschiffs (westlicher Teil: Decke, Sitze und 5 Apostelporträts inkl. Holzdekoration mit Freilegung Bemalung).

Etappe III Restaurierung sog. Apostelgestühl wurde mit Mitteln der Beauftragten für Kultur und Medien (BKM) und DPS als Maßnahmenträger der Bundeszuwendung (rund 30.800 EUR) gefördert und hatte einen Kostenumfang von rund 44.800 EUR brutto (ausfinanziert mit 14.000 EUR Eigenmitteln). Aus der Submission auf Grundlage der erfolgten beschränkten Ausschreibung als Sieger hervor ging das Konsortium Restauratorin mgr Aleksandra Sobczyk (Leiterin) und Restauratorin lic. Beata Myśliwiec aus Toruń (Thorn), das bereits für die Restaurierungsetappen I und II sog. Apostelgestühl zur vollsten Zufriedenheit verantwortlich zeichnete. So fand die bis dahin eingeschlagene Restaurierungstechnik also ihre bruchlose Fortsetzung. Die Gesamtkosten Restaurierungsetappe I bis III sog. Apostelgestühl belaufen sich damit auf rund 141.000 EUR.

Die Partien der Holzausstattung, die nach den Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten 2015-2018 unbearbeitet verblieben sind, sind dreimalig überfasst (zuletzt Übermalung in Weiß), ausgenommen die Porträtdarstellungen. Diese wiesen partiell akut substanzgefährdende Schäden durch vormalige Feuchte auf. Zudem war die Struktur der sichtbar gebliebenen Malerei durch Holzwurmbefall und Mikroorganismen geschwächt und wies zahlreiche Läsionen und Frakturen auf. Die noch zu bearbeitenden Porträts der Gestühl-Rückfronten (von links nach rechts Apostel Matthias, Simon, Thaddäus, Thomas und Matthäus), die wie ihre Pendants im östlichen Gestühlteil im ausgehenden 17. Jh. (wohl 1686-87) in Kasein-Tempera-Maltechnik entstanden und als Werk einer Danziger Werkstatt gelten, waren teilweise zweifach überfasst, angeschliffen und durch angelaufenen Firnis beeinträchtigt.

Die Haftung der Firnis auf dem Holzträger war lokal geschwächt. Der allgemeine Zustand des 2021 noch zu bearbeitenden Teils war (ausgenommen der bereits in Etappe I durchgängig restaurierten Balustrade), schlecht und somit dessen Sicherung und Restaurierung dringend erforderlich.

Restaurierungsetappe III „Westlicher Teil (5 Sitze, Decke, 5 Apostelporträts, applizierte Holzschnittdekoration und Farbfassung)“ beinhaltete im Detail an Arbeiten:

Nach der Fotodokumentation des Bestands wurde das Gestühl in der Mitte der Nordwand der Kirche mit den Gemälden und den Sitzen sowie der Bedachung (Decke der Kirchenbänke) abgebaut. Nach der Demontage wurde festgestellt, dass der Zustand des Holzes sehr schlecht gewesen ist. Nachdem die am meisten gefährdeten Elemente mit Japanpapier gesichert worden waren, wurde das sog. Apostelgestühl demontiert in das Atelier transportiert. Die Desinfektionsbehandlung wurde mit Biotin R – 2% Lösung in Ethanol und Per-Xil 10 durchgeführt. Die Desinfektionsbehandlungen wurden in Abständen zweimal wiederholt.

Die Gemälde – Apostelporträts
Aufgrund der „Tischler“-Struktur der Kirchenbänke wurden die hölzernen Stützen, die auf den
Tischlernuten montiert sind und einen integralen Bestandteil der gesamten Struktur bilden, in den
Rahmen belassen. Die Oberflächen der Gemälde wurden zunächst von Schmutz befreit (mit weichen Pinseln und Tüchern). Der sekundär nachgedunkelte Firnis und die sekundäre Übermalung wurden nach den vorherigen Tests chemisch entfernt. Als Reinigungsmittel wurde Dowanol (Glykolether) verwendet, das im Tropfverfahren aufgetragen und mit Terpentinöl neutralisiert wurde. Bei der Entfernung der Sekundärschichten wurde festgestellt, dass der Hintergrund aller Bilder übermalt worden war. Die Oberfläche der Gemälde war durch sekundäre Interferenzen rau geworden. Höchstwahrscheinlich wurden die Übermalungen und der Sekundärfirnis unter ungünstigen Temperaturbedingungen aufgetragen, ohne dass zuvor Staub und Oberflächenschmutz entfernt worden waren. Bei den Bildern des heiligen Matthias, Simon, Thomas und Matthäus waren die Gewänder erheblich beeinträchtigt. Bei der Entfernung der Übermalung wurden die Mängel der ursprünglichen Farbschicht sichtbar. Nach dem Entfernen der Übermalung wurde der Zustand der Farbschicht auf allen Bildern als schlecht bewertet – zahlreiche Abschürfungen, Verfärbungen, Beschädigungen und abblätternde Farbfragmente. Dann wurde mit der lokalen Imprägnierung des Holzträgers begonnen. Die Behandlung erfolgte durch Einspritzen und Streichen mit einer 5%igen Lösung von Paraloide B-72 in Toluol.

Nach der lokalen Aushärtung der Träger wurden die abblätternden Fragmente der Farbschicht
geklebt (Injektion – 3%ige wässrige Dispersion von Primal AC 33). Die ursprüngliche Farbschicht wurde mit Paraloid B72-Lösung in Toluol leicht verfestigt. Auf die Vorderseiten der Gemälde wurde eine Schicht Damar-Retuschierfirnis aufgetragen. Die durch den natürlichen Trocknungs- und Schrumpfungsprozess entstandenen Lücken zwischen den Bildern und den Rahmen wurden mit Balsaholzeinlagen gefüllt (das weiche Holz ermöglicht es den Brettern, unter den wechselnden Feuchtigkeitsbedingungen im Kircheninneren zu arbeiten, ohne dass die Gefahr besteht, dass der ursprüngliche Holzträger reißt).

Kleinere Beschädigungen des Holzes auf der Vorder- und Rückseite wurden mit Araldite SV/HV 36
aufgefüllt. Die Schäden an der Farbschicht wurden mit Wiener Dispersionsspachtel (venezianisches Terpentin + Kreide + 5%ige Wasserdispersion von Polyvinylalkohol = Knochenschwarzpigment + natürliches Umbrapigment + Ockerpigment) gefüllt, wodurch die Dicke der Farbschicht ausgeglichen wurde. Die Schäden in der Farbschicht wurden in Öltechnik gefüllt, nachdem die Farbe auf dem Löschpapier abgetropft war.

Nach Abschluss der Retuschierarbeiten wurden Reaktionen am Holzträger beobachtet. Trotz der
Bemühungen, die Luftfeuchtigkeit im Atelier hoch zu halten, schrumpfte das Holz. Es wurde
beschlossen, die immer wieder auftretenden Lücken nicht auszufüllen, in der Annahme, dass sich die Gemälde nach der Rückkehr in den Kirchenraum wieder ausdehnen würden.

Die Bilder in den Paneelen des Kirchenbankdaches (Decke) wurden in zwei Schritten gereinigt. In der ersten Stufe wurde die chemische Methode zur Entfernung von Ölmalereien angewandt (Paramose Abbeizer). Kaseinübermalungen wurden mechanisch mit Skalpellen entfernt, nachdem die Kaseinschicht mit einer Kompresse aus einer wässrigen Lösung von Ammoniumzitrat aufgeweicht worden war. Die weiteren Restaurierungsarbeiten erfolgten analog zu denen der Apostel-Porträts.

Die Gemälde wurden in zwei Schritten gefirnißt – zuerst wurde eine dünne Schicht Damarlack
aufgetragen, dann Acryllack („Rembrandt“).

Rücklagen der Kirchenbänke, Sitze, Bedachungsplafond (Decke), geschnitzte Details:
Nach der Desinfektion (Biotin R 2%ige Lösung in Ethanol, Per-Xil 10) begann die Entfernung der
Übermalung mit chemischer Methode (Paramose Abbeizmittel). Die Kaseinübermalungen wurden mechanisch entfernt, nachdem die Kaseinschicht mit einer wässrigen Lösung von Ammoniumzitrat aufgeweicht worden war. Die unteren Bretter der Kirchenbank, die in direktem Kontakt mit der Wand standen, wurden aufgrund des hohen Schadensgrades ersetzt. Die geschnitzten Kartuschen über den Apostelbildern und die Girlanden zwischen den Bildern wurden für die Dauer der Restaurierungsarbeiten demontiert. Auf der Rückseite der Kartuschen wurden karikaturistische Zeichnungen gefunden, die mit Griffeln angefertigt wurden, wahrscheinlich von Schülern der Holzschnitzer.

Die ursprüngliche Farbschicht wurde mit einer 3%igen Lösung von Paraloid B72 in Toluol verfestigt.
Holzschäden wurden mit Araldite SV/HV 36 aufgefüllt. Aufgrund zahlreicher Reparaturen und Übermalungen der geschnitzten Elemente war es im Jahr 2021 schwierig, die korrekte Chronologie der Schichten zu interpretieren. Zweifel konnten auch durch Probenentnahmen für Laboruntersuchungen nicht ausgeräumt werden. Höchstwahrscheinlich sind alle Elemente des Gestühls in der nordöstlichen Ecke stark beschädigt worden. Die Restaurierungsarbeiten 2021 ermöglichten es, vollständige Informationen über die Farbigkeit des Kirchengestühls zu erhalten – Goldocker auf den Holzschnitzereien, intensives Blau und Hellgrau auf den Profilen der Gesimse.

Die Malschicht der Rücklagen der Sitze und des Daches der Kirchenbank wurde entsprechend den
vorgefundenen Spuren in Öltechnik rekonstruiert.

Während der Konservierungskommissionsberatungen wurde abgestimmt, dass der östliche Teil des
Apostelgestühls, der 2020 konserviert wurde, 2022 zusammen mit dem 2021 restaurierten westlichen Teil farblich in Einklang gebracht wird (Goldocker auf den Holzschnitzereien, Blau und Hellgrau auf den Profilen der Gesimse).

 

Alle Elemente des 2021 bearbeiteten Gestühlteils kommen nun wieder voll zur Geltung: die zwischen den Gemälden angebrachten Flachreliefgirlanden und die über den Gemälden angeordneten Kartuschen mit den Namen der Stifter, Hauszeichen und der Jahreszahl 1687. Die Namen in den Kartuschen über den 5 bearbeiteten westlichen Apostelporträts lauten GEORG KLINGE, ANDREAS HACKER, HANS BARCK, GREGOR GILAV und HANS ZIMEN. Bei der Darstellung der Apostel auf dunklem neutralem Hintergrund tritt dessen leichte Aufhellung auf der linken Seite wieder zutage. Die Entfernung der Sekundärfirnischicht führte zu einer deutlichen Aufhellung der Farbgebung der Gemälde, insbesondere in den Teintpartien. Die Entfernung des Sekundärfirnis intensivierte die Farbgebung und die Form der Gewänder bei einigen Gemälden. Die Apostel-1/2-Ansicht oder en face mit leichter Drehung nach rechts oder links ist wieder voll erkennbar. Jedes der Gemälde stellt den Apostel wieder mit ablesbarer Namensinschrift in der linken oberen Ecke des Bildes dar und kleinen, goldgemalten irdischen Emblemen über den Köpfen. Die Bilderrahmen zeigen wieder eine bläulich-graue Kaseinbinder-Farbe.

Die Stilistik der Apostelgemälde deutet auf Künstler in Danzig hin, die mit der niederländischen und flämischen und italienischen Kunst um die Mitte und nach der Mitte des 17. Jahrhunderts vertraut waren. Vielleicht kann man die Autoren im Kreis der Mennoniten suchen, Siedler in und um die Dreistadt Danzig flämischer und niederländischer Herkunft (Malerwerkstatt Enoch Seeman?).

Die gesamte Holzkonstruktion ist gedübelt – trapezförmig, gedübelt und genutet. Am oberen Teil des Gestühls, der ebenfalls in Paneele mit einfachen Rahmen unterteilt ist, ist das geschnitzte Dekor in Form von kurzen Reliefgirlanden ebenfalls wieder zur Geltung gebracht. Die Ausführung der Schnitzdekordetails ist, im Gegensatz zur guten Qualität der Apostelporträts nicht sehr anspruchsvoll und deutet auf eine durchschnittliche Werkstatt hin, die Form des Ornaments lässt auf die Verwendung manieristischer Muster schließen.

Die Dorfbewohner haben inzwischen gemerkt, dass das, was die Restaurator*innen für ihre Kirche tun, wichtig und wertvoll ist. Sie erkennen an, dass ihre Dorfkirche mit der im Innenraum an der Holzausstattung freigelegten Bemalung und den sich dort in ursprünglicher Frische präsentierenden biblischen Szenen mit den vielen deutschen Inschriften, die nun wieder zu sehen sind, ein einzigartiges kunstgeschichtliches Kleinod in ihrer Region erhalten hat, und die Restaurator*innen spüren, dass ihnen dafür inzwischen zunehmend größerer Respekt entgegengebracht wird.

Ausklappen/Einklappen

(positioniert vor dem sog. Apostelgestühl an der Kirchennordwand)

Kosten: 70.000 PLN (finanziert mit 35.000 PLN Marschallamt und 35.000 PLN Eigenmittel Kirchengemeinde, zus. rund 15.000 EUR (Juni 2022). Ausführende RestauratorInnen: mgr Aleksandra Sobczyk und lic. Beata Myśliwiec.

Thema der freigelegten, konservierten und restaurierten Holzbemalung:

biblische Szenen mit Schriftbändern und Inschriften in deutscher Sprache am unteren Rand der Darstellung in zwei Tafeln vor der Sitzbank und in einer Tafel an der Ostseite (Schriftband mit lateinischen Inschriften), Blumengirlanden in drei schmalen Paneelen auf der Vorderseite der Bank und in Paneelen an den Seiten der Bank sowie hier Motive: Zypressen in Porzellantöpfen in den Feldern und unten einfarbige Pflanzengirlanden. Oberen auf der Gestühl-Vorderseite Datum 1687 und Name des Stifters.

Inschriften: auf der Vorderseite der Bank der Name des Gründers mit Zeichen und Datierung: GEORGE WERNER ANNO 1687.

Inschriften auf Schriftbändern in den Tafeln an der Gestühl-Vorderseite – z.T. unidentifizierbar, Inschriften an der Seite der Bank: Lateinisch – „Deus non Despicias Cor Contritum Et Humilitathum“ (Ein demütiges und zerknirschtes Herz wird der Herr niemals verachten).

Zur Geschichte, ikonographischen und stilistischen Forschung der Ausmalung in der Kriefkohler Kirche gibt es eine Dokumentation von 2016 von Kunsthistoriker Dr. Piotr Birecki, die auf seinen Ergebnissen von Archivrecherchen in den Bibliotheken von Berlin und Gdańsk und deren Analyse fußt.

Ausgangssituation vor Freilegung, Konservierung und Restaurierung der bemalten Gestühlwangen:

Die Wangen-Dekoration basiert auf architektonischer Ordnung: flacher Sockel, zwei große Tafeln (annähernd quadratisch) flankiert und vertikal geteilt durch schmale Paneele, darüber eine Fries-Gesimszone. Die Organisation der beiden Seitenteile ist analog. Vollholzkonstruktion in Zapfenform – trapezförmig, gedübelt und verzapft, gleichmäßig polychromiert: dunkle Rahmung bei den Tafeln, grau abgesetzt.

Situation nach Restaurierung: Die Form ist unverändert geblieben. Auf allen Tafeln sind gegenständliche Darstellungen gemalt: in den drei schmalen Vertikalstreifen auf der Vorderseite und in den drei breiteren an den Seiten, auf schwarzem Hintergrund, bunte Blumen- und Fruchtgirlanden, die oben an gelben Bändern aufgehängt sind und unten Haken haben. Die grauen Fonds zwischen den Paneelen der Vorderseite und den Seiten sind mit Miniaturbäumen bemalt (stark stilisierte Zypressen in hellen Porzellantöpfen und einfarbigem Landschaftsdekor darauf. Unterhalb der Bildfelder, am unteren Ende der Bank, auf grauem Hintergrund befindet sich eine Girlande aus grünen Lorbeerblättern und roten Blättern, die an gelben Bändern hängen. Oben in der Fries-/Gesimszone ist auf schwarzem Hintergrund in Kartuschenfeldern der Name des Stifters mit Datum festgehalten: GEORGE WERNER ANNO 1687.

Die beiden großen Gemälde an der Gestühl-Vorderseite:

Linke Darstellung:

In der Mitte der Komposition steht die Jesusfigur auf einem Sockel inmitten eines sechseckigen Brunnens, gefüllt mit Blut. Jesus wird als hellhaariger junger Mann in einem langen weißen Gewand dargestellt, der seine Arme zur Seite ausstreckt. Aus Wunden an seinen Händen und Füßen fließt Blut in das Becken des Brunnens. An der rechten Seite des Brunnens steht seitlich eine Frau in einem grau-blauen langen Kleid. Die Frau beugt sich über den Brunnen und wäscht, so die Deutung der ausführenden Restauratorinnen ihr Herz mit dem Blut Christi aus dem Brunnen. Den Hintergrund der Szene bildet die Darstellung einer rechteckigen Gartenanlage. Eine dunkelgrüne Hecke umstanden von Zypressen fasst eine ocker-goldenen Fläche ein, in der Rabatten mit Sträuchern, Blumen, Baum und in der Mitte der Brunnen angeordnet sind. Vor hellblauem Himmel mit rosafarbenen und goldweißen Wolken ist am oberen Ende der Komposition eine weißes Schriftband positioniert mit Inschrift in deutscher Sprache „Blut und Wasser Dem Herr Jesu fließet aus – Den Sünden Dein“. Am unteren Tafelrand befindet sich ein zweites Schriftband ebenfalls in deutscher Sprache, jedoch (noch) nicht richtig lesbar.

Rechte Tafel:

Die Szene ist in eine Landschaft eingebettet. In der Mitte, auf einer hellen Lichtung, steht ein Holzkreuz. Darauf ist die Figur wohl einer Frau in einem langen rötlichen Kleid genagelt. Links von dem Kreuz ist eine hellhaarige Gestalt mit Nimbus dargestellt, die ein weißes langes Gewand und einen roten Umhang trägt. Die leicht kniende Figur hebt die rechte Hand in die Luft und hält wohl einen Hammer in der Hand. Mit ihrer linken Hand hält die Nimbusfigur einen Nagel, um damit die rechte Hand der Frau am Kreuz zu fixieren? Man ist geneigt, dies als Fehldeutung zu sehen und eher zu vermuten, dass die Gestalt mit Nimbus den Nagel mit dem Gerät in ihrer Rechten herausziehen will. Aber ihr rechter Arm scheint nun einmal in der Ausholbewegung zu sein. Rechts des Kreuzes steht auf dem Boden ein Weidenkorb mit den Instrumenten der Passion, daneben eine Dornenkrone und eine Schaufel. Rechts im Vordergrund schließen ein großer Laubbaum und kleine Sträucher die Komposition ab. Im Hintergrund links stehen Bäume, weiter in der Mitte sind bewaldete Hügel und Felder zu sehen. In der oberen linken Ecke, halb von Wolken verdeckt, ist die Figur des die Passionsszene betrachtenden Gottvaters dargestellt, gekleidet in blaues Gewand, roten Mantel und eine tiaraähnliche Kopfbedeckung. Am unteren Ende der Darstellung befindet sich eine weißes Schriftband mit einer Inschrift in deutscher Sprache, die wiederum unleserlich ist.

Östliche Seitenwange des Gestühls:

Die Szene ist in eine schmale Tafel gefasst. Vor Landschaftshintergrund stehen zwei Engelsfiguren in Seitenansicht, die lange goldene Gewänder tragen, die am unteren Ende mit Stickereien verziert sind. Unterbein und Fuß des Engels auf der linken Seite sind mit einer hohen roten Sandale bekleidet. Die Engel halten mit ihren Händen einen Pfahl. Auf dem Boden zu Füßen der Engel sind rote Herzen verstreut. Oben, vor dem Hintergrund des Himmels und eines hohen Baumes (auf der rechten Seite der Komposition), sind zwei Spruchbänder mit der lateinischen Aufschrift: „Deus non Depicias Cor Contritum et Humilitatum“ angeordnet. Am unteren Rand der Darstellung findet sich eine schlecht erhaltene Inschrift in deutscher Sprache.

Stilistische Analyse:

In stilistischer Hinsicht bilden die Darstellungen eine Einheit mit den anderen Malereien an den Gestühlen. Zweifellos sind sie aus einer Hand erschaffen. Es handelt sich offensichtlich um die bereits an anderer Stelle vermutete Danziger Werkstatt. Die bereits recht niedrige Horizontlinie, vor allem aber die Farbgebung der Kleidungsstücke und deren phantasievolle Stilistik mit der aufwendigen Verzierung der Gewänder weist auf Verbindungen zur manieristischen Kunst hin (bei den Figuren auf der Basis von Violett, Blau, kräftigem Rot und Gelb). Die Ausarbeitung der Grüntöne ist sehr dunkel und allgemein wenig nuanciert. Ganz gleich, wie konservativ die Malerwerkstatt war und egal, welche Vorlagen sie verwendete, sie präsentierte ihre Malerei als nördliche Ausgabe vor Rubens‘ großer Reformmalerei wie die Vasen mit Miniaturbäumen, die sich auf die Fayence-Keramik des 17. Jahrhunderts beziehen. Ihr kobaltfarbenes Dekor mit Landschaften. Chinesisches Porzellan aus der Ming-Zeit, aber mit europäischer Bedeutung. Die frühesten noch  Stillleben dieser Art mit dem Motiv der Vase tauchen um 1620 in Flandern und Holland auf.

Ikonographische Analyse:

Die Ikonographie der östlichen Nebengestühl-Bemalung ist kompliziert. Abgesehen von den offensichtlichen Hinweisen auf Darstellungen von Miniaturbäumen in Töpfen als Lebensbäume, obwohl es auch möglich ist, dass diese rein dekorativer Art sind. Girlanden mit Blumen und Früchten als Vanitas werden in einer Dokumentation von 2018 zur Kriefkohler Bemalung diskutiert. Mit der Darstellung, die Jesus auf einem Brunnen stehend zeigt und eine Frau mit ihrem Herz und dem Blut von Christus ist offenbar der „Quell des Lebens“ gemeint und das im Mittelalter beliebte Motiv des „Blutigen Brunnens“ (Bibelstellen: Titus 3,5 ; Johannes 4,7-14 ). Von den zwei Schriftbändern mit Inschriften in deutscher Sprache am oberen und unteren Rand ist leider nur der obere Text identifizierbar. Höchstwahrscheinlich bezieht sich auch der unlesbare Text auf die Hauptidee der Darstellung.

Die Darstellung auf der rechten Tafel an der Vorderseite, ebenfalls mit Schriftband, ist nicht mehr vollständig identifizierbar. Ersten Assoziationen zum Dargestellten beziehen sich auf den Heiligen Villgefortis (oder Kumernis). Doch Dr. Piotr Birecki, Kunsthistoriker und Spezialist für protestantische Kunst, mahnt, mit der Interpretation zurückhaltend zu sein, bis ein intensiver Versuch unternommen worden ist, den Schriftbandtext zu entziffern.

Darstellung an der östlichen Gestühlwange: Die beiden oberen Bänder tragen ein Zitat aus Psalm 51 „DEUS NON DESPICIAS COR CONTRITUM ET HUMILITATUM“ – Ein demütiges und zerknirschtes Herz wird der Herr niemals verachten“. Die zwei Engel symbolisieren mit dem Pfahl, den sie in den Boden treiben, das Fundament des Glaubens. Zu ihren Füßen liegen „zerknirschte und demütige“ Herzen. Die Szene spricht also von Gottes Barmherzigkeit und die Notwendigkeit der Demut, die Reue über die Sünden, die das Fundament des Glaubens bilden.

Der Text auf dem Schriftband (in deutscher Sprache) am unteren Ende der Darstellung ist leider nicht mehr vollständig erhalten und kann deshalb nicht identifiziert werden.

Dem auf protestantische und mennonitische Ikonografie spezialisierten Kunsthistoriker Dr. Birecki, Mitarbeiter der Nikolaus-Kopernikus-Universität in Toruń, wurden Fotos von allen drei Tafel-Szenen zur Analyse zugesandt. Es wird hoffentlich möglich, die Inschriften zu erschließen und damit die ikonographische Bedeutung der Tafeln noch vollständig zu interpretieren. Wegen der allgemein stark beschädigten deutschen Schriftband-Texte wurde beschlossen, den Umfang der konservatorischen Eingriffe an dieser Stelle zu begrenzen (evtl. wird, wenn der Text rekonstruiert werden kann, die Schrift zu einem späteren Zeitpunkt ergänzt).

Nach Abschluss der Restaurierungsarbeiten:

Beschreibung der Schichten

  1. Kiefernholz – Bretter von 20-30 mm Dicke
  2. Auffüllen von Holzfehlern – Holzspäne, Araldite SV/HV 36
  3. Imprimatura in dunklem Eisenrot
  4. Malschicht, fettige Kaseintempera, 0,5 -1,0 mm dick, grauer Hintergrund, in Tafeln biblische und florale Darstellungen, im oberen Teil der Brüstung /Wangen) Inschriften, an der Seite einfarbige Blumen- und Fruchtgirlanden, am unteren Rand der Wange das Motiv einer Frucht und einer Pflanzenranke
  5. Wiener Spachtelmasse zum Ausgleichen der Dicke der Farbschicht an Stellen mit Verlusten
  6. Restaurierung von Ölanstrichen
  7. Schicht aus Damar-Lack

Bei der Konservierung wurden die chronologischen Schichten (Übermalung) II, III und IV entfernt.

Zusammenfassung Primär- und Sekundärmaterial:

Primäre Materialien

Die mit einem Sternchen gekennzeichneten Stoffe sind durch Labortests bestätigt

  • Kiefernholz*
  • Bindemittel für Farben – Kasein⃰
  • Eisenrot
  • organisch rot⃰
  • Bleiweiß*
  • Indigo*
  • ockerfarben
  • erdige Brauntöne
  • Schwarz
  • Nägel, Beschläge und Türscharniere – geschmiedet

Sekundärmaterialien

  • Malerei Bindemittel – 18. Jahrhundert Schicht – Kasein
  • Malerei Bindemittel – 19. Jahrhundert Schicht – Leinöl
  • Malerei Bindemittel – 20. Jahrhundert Schicht – Leinöl
  • Kreide
  • klebriger Leim
  • Bleiweiß
  • Zinkweiß
  • Ocker
  • erdige Brauntöne
  • Eisenrot
  • Schwarz
  • Damar-Lackierung
  • geschmiedete Nägel
  • Fabriknägel

Originale Technik und Aanalyse der Art und Weise der Ausführung:

Auf Imprimatura gemalte Tafelbilder in dunkler eisenroter Farbe.

Die biblischen Szenen an der Vorderseite werden von einem dünnen, schwarz profilierten Sims umrahmt, vor dem Hintergrund sind Figuren zu sehen , eine Landschaft, die in den hellen Partien ziemlich pastos und in den Schattenpartien leicht gemalt ist. Präzise ausgearbeitete Details der Figuren, der Kleidung und der Landschaft. Glatte Pinselführung. Malerei einer guten Werkstatt, die auf dekorative Malerei spezialisiert war. In drei drei schmaleren Paneelen auf der Vorderseite und in drei Paneelen an den Seiten, die ebenfalls von einem dünnen, schwarzen Rahmen eingefasst sind, profiliertes schwarzes Gesims, Blumen- und Fruchtgirlanden, zwischen den Paneelen, direkt vor Hintergrund Porzellanvasen mit Zypressen – mit großem handwerklichen Geschick, fein gemalt, mit Impastos und Glasuren. Monochromatisch, auf grauem Grund in „en grissaile“-Technik gemalt, Blumen- und Fruchtgirlanden im unteren Teil der Wangen und an den Seiten – frei gemalt, leicht mit dem Einsatz von Impastos und Lasuren in den Schattenwurfpartien, auch mit großem technischen Geschick.

Schicht- und Sekundärelementtechnik:

Seiten, Brüstung, Rücken, Sitzlehnen, Sitzbanktüren. Sekundäre Übermalungsschicht aus dem 18. Jh. in Graublau, die die gesamte dekorative Komposition bedeckt – Kaseinbinder, dick aufgetragene Schicht. Unebenheiten des Holzuntergrundes und die ursprüngliche Malschicht wurden mit einer sehr harten Kreide-Kasein-Öl-Spachtelmasse ausgeglichen. Viel bescheidener, weiße und graue Verzierungen mit Akanthusmotiven und Blumendekoration. Ganz mechanisch bemalt. Sekundäre Schichten 19. und 20. Jahrhundert – Öl, dick aufgetragen, stellenweise nicht sehr sorgfältig, mit Farbtropfen.

Erhaltungszustand und Ursachen von Schäden:

Im 19. Jahrhundert wurde das gesamte barocke Mobiliar der Kirche repariert. Die ursprüngliche Polychromie wurde in cremefarbener und weißer Farbe übermalt, Sekundärvergoldung mit Bronze. Konservierende Befunduntersuchungen an allen Ausrüstungsgegenständen zeugen davon, dass die ursprüngliche barocke Polychromie erhalten geblieben ist, aber sie war abgenutzt, mit schwacher Haftung auf dem Holzuntergrund. Auch der technische Zustand des Nebengestühls war schlecht. Zahlreiche mechanische Beschädigungen und kleine Mängel, die sich aus dem Gebrauch des Objekts ergeben, sowie Notreparaturen zeichneten das Schadensbild. Einige konstruktive Elemente waren geschwächt: stark zerstört war der Holzboden des Gestühls, die Türen der Bank waren verzogen, in ihren Scharnieren gelockert und erfüllten nicht mehr ihre Funktion.

Die Ursachen für die Schäden waren wie folgt:

  • Viele Jahre Feuchtigkeit in der Kirche
  • starke Zerstörung des hölzernen Sockels der Porträts und ihrer Rahmen, verursacht durch Mikroorganismen
  • Übermalungen aus dem 18., 19. und 20. Jahrhundert
  • Ad-hoc-Reparaturen

Zweck und Ziel der Erhaltung und Wiederherstellung – Koservierungsprojekt:

Die Erhaltung zielte darauf ab, die Ursachen für die Zerstörung und deren Fortentwicklung zu stoppen und das historische Raum-Erscheinungsbild des Objekts durch Freilegung der ursprünglichen Polychromie der Holzausstattung wiederherzustellen.

Arbeitsprogramm:

  • Vorläufige fotografische Dokumentation des Nebengestühls
  • Entnahme von Proben für Laboruntersuchungen
  • Desinfektion (Mittel 2% Biotin R Lösung in Ethanol)
  • Schutz der Paneele (Oberfläche mit japanischem Seidenpapier versiegelt, 3%ige wässrige Lösung von PAW)
  • Demontage des Gestühls-
  • Reparaturen im Zusammenhang mit der Nivellierung des Untergrunds unter den Fundamenten
  • Entwesung (Mittel – Per-Xil 10, Bürsten, Injektionen)
  • Entfernung von Sekundärschichten (Ölschichten – Paramose Pain Stripper, XVIII. Jahrhundertschicht, Kaseinschicht – mechanische Entfernung nach Aufweichung mit Kompressen aus 3-5%iger Lösung von Lösung von Ammoniumcitrat in Wasser)
  • Verklebung der ursprünglichen Farbschicht (Mittel: 3%ige Wasserdispersion von Plextol 500; Injektionen)
  • Imprägnierung von Holzuntergründen an Stellen mit geschwächter Struktur (Mittel: 3-10%ige Wasserdispersion von Paraloid B-Amid; Injektionen) Paraloid B-72 Lösung; Injektion, Bürsten)
  • Konservierung der ursprünglichen Lackschicht (3-5%ige Paraloid B-72-Lösung in Toluol)
  • Ausbessern von Defekten im Holzuntergrund (größere Defekte – Wiederherstellung mit Holzschienen, kleinere Hohlräume – mit Araldite SV/HV 36)-
  • Tischlermäßige Reparatur und Ersatz von Bauteilen des Gestühls
  • Ergänzung von Farbschichtdickenverlusten – Wiener Spachtelmasse
  • Ausbesserung von Farbschichtverlusten in dekorativen Teilen von polychromen Ölfarben
  • Erneuerung und Wiederherstellung von Farbschichten an Stellen, die Schäden ausgesetzt sind, die durch den Gebrauch verursacht werden
  • Öl- und Harzanstriche durch Tikkurila
  • Schutz der ursprünglichen Polychromie – „Rembrandt“ Acryllack und Firnis Damar-Lackierung

Konservierungs- und Restaurierungsprozess:

Die gesamte Objekt wurde durch Besprühen mit der 2%igen Lösung von Biotin R in Ethanol desinfiziert. Lösungsmittel und ihre Mischungen zur Beseitigung von Überfassung waren nur bei zwei sekundären Ölschichten wirksam (19. und 20. Jahrhundert). Als am schwierigsten zu entfernen erwies sich die Schicht aus dem 18.  Jh., Kaseintechnik, nur in Ammoniak auflösbar. Da festgestellt wurde, dass die ursprüngliche Malschicht auch in fettiger Kaseintechnik angefertigt ist, wurde, wegen des hohen Risikos einer Beschädigung der Originalschichten, die Verwendung von Ammoniak abgelehnt. Letztendlich wurde beschlossen, dass die Überlackierung in zwei Schritten entfernt wird: Die sekundären Ölschichten wurden chemisch entfernt mit Paramose Abbeizmittel, wobei die Eindringzeit entsprechend der Dicke der Schichten gesteuert wurde. Die Übermalung aus dem 18. Jahrhundert wurde mechanisch mit Skalpell entfernt, nachdem sie vorsichtig mit Ammoniumzitratkompressen aufgeweicht worden ist.

Die strukturellen Elemente der Bank – der Boden und die Kniebank – wurden aus geölter Eiche rekonstruiert, die Sitzflächen und Rückenlehnen der Bänke wurden zur besseren Nutzung mit Tikkurila Öl-Harz-Farben gestrichen.

Von den ausführenden Restauratorinnen gegebene Empfehlungen zur Pflege:

  • Nach der Konservierung sollte das Objekt in regelmäßigen Abständen überprüft werden, und zwar durch eine qualifizierte Restauratorin für Gemälde
  • Der Grad der Feuchtigkeit im Kirchenmauern muss wegen der Gefahr von Schäden überwacht werden
  • Pflegearbeiten dürfen nur trocken mit weichen Tüchern oder Federbesen durchgeführt werden. Andernfalls kann die Garantie des Auftragnehmers ausscheiden.

 

Ausklappen/Einklappen

Kosten 234.000 PLN (finanziert mit 180.000 PLN Poln. Ministerium für das Nationalerbe, 25.000 PLN Denkmalamt Woiwodschaft Pommern und 29.000 PLN Eigenmittel Kirchengemeinde, zusammen rund 50.000 EUR Stand Juni 2022). Ausführende RestauratorInnen: mgr Aleksandra Sobczyk, Beata Myśliwiec und Joanna Dwużnik-Masorz.

Vor der Konservierung:

Brüstung der Emporenanlage, die sich an der Nord- und Westwand befindet (die Maßnahme 2021 betraf den Teil an der Nordwand). Die Dekoration der gesamten Brüstung orientiert sich an der architektonischen Ordnung: profilierte breites Gesims von oben, mit wechselnden Paneelen darunter – Nordbrüstung: schmal in profilierten Felder-Rahmen (10), bei der gegenständlichen Malerei mit abgekanteten Ecken, achteckig (5) und mit einfachen Feldern (5); Westbrüstung: schmal in profilierten Rahmen (3), auf dem Feld platziert, achteckig (1), glatte Felder (2). Die gesamte Holzkonstruktion in Zapfen-, Trapez-, Zapfen- und Nut-und-Feder-Konstruktion gefertigt. Gleichmäßig polychrom, cremefarben überfasst mit Inschrift an der Nordempore „Renoviret 1879, Die Dorst…er, Gustav Adolph Mir. Gral. Philippsen“.

Erhaltungszustand und Ursachen der Schäden:

Bereits im 17. Jahrhundert wurde die gesamte barocke Ausstattung der Kirche einer Reparatur unterzogen. Dies ist wahrscheinlich auf eine Beschädigung des Daches oder eine Zerstörung während der Schwedenkriege zurückzuführen. Die ursprüngliche Polychromie wurde nach und nach mit einer sekundären, kaseinbasierten Übermalungsschicht überzogen, die einen grauen und blauen Farbton aufweist und mit einem wesentlich bescheideneren Pflanzendekor in Grisaille-Technik gemalt ist. Bei Restaurierungsarbeiten im 19. Jahrhundert wurde das gesamte Mobiliar in cremefarbenen und weißen Tönen neu gestrichen und eine Sekundärvergoldung angebracht (Bronze). Die ursprüngliche barocke Polychromie ist erhalten geblieben, aber stark abgerieben, mit geschwächter Haftung auf dem Holzuntergrund. Der Zustand war ziemlich schlecht. Zahlreiche mechanische Schäden und kleine Schäden, die sich aus der Nutzung des Objekts ergeben, sowie Ad-hoc-Reparaturen waren festzustellen. Die Ursachen für die Schäden sind gewesen: langjährige Feuchtigkeit in der Kirche, Übermalungen im 18., 19. und 20. Jahrhundert, notdürftige Reparaturen.

Beschreibung der Substanzschichten:

  • Kiefernholz – 20-30 mm dicke Bretter in den Paneelen, Gesimsbalken und Unterbalken 200-300 mm dick
  • Imprimatura in Grau
  • Farbschicht 1678
  • Spachtel und Füllstoffe auf Kreide- und Kaseinbasis, um die Struktur der Platten und Hohlräume auszugleichen
  • Farbschicht aus dem 18. Jahrhundert, grau-blau, ca. 1 mm dick
  • zweite Farbschicht 19. Jahrhundert, Öl, cremefarben
  • zweite Farbschicht 20. Jahrhundert, Öl, zwei Ockertöne

Zweck und Ziele der Erhaltung und Wiederherstellung – Konservierungsprojekt:

Die an der Nordempore 2021 ausgeführte Etappe diente allgemein dem Substanzerhalt der Kirche der Auffindung des Heiligen Kreuzes in Krzywe Koło und im Besonderen der Verhinderung weiterer Substanzschädigung und -zerstörung durch Wiederherstellung des historischen Zustands mit Freilegung, Konservierung und Restaurierung der ursprünglichen Polychromie.

Arbeitsprogramm (analog der bereits bearbeiteten Gestühle mit Holzpolychromie):

  • Vorläufige fotografische Dokumentation von Empore und Gebäude
  • Montage des Gerüsts
  • Desinfektion (mit vorgeschlagenem Produkt: 2%ige Biotin R-Lösung in Ethanol)
  • Desinfektion (mit vorgeschlagenem Produkt; Per-Xil 10, Bürsten, Injektionen)
  • Entfernung von Sekundärschichten (Ölschichten – „Abbeizer“)
  • Bei Schicht aus dem 18. Jahrhundert, Kasein: mechanische Entfernung nach Aufweichung mit Kompressen (3-5%iger Ammoniumzitrat-Wasserlösung)
  • Verklebung der ursprünglichen Farbschicht und der Grundierung (Mittel: 3% Wasserdispersion von Primal AC33, 3%ige Wasserdispersion von Plextol 500; Injektionen)
  • Imprägnierung des Holzuntergrundes an Stellen mit geschwächter Struktur (Mittel – 3-5%ige Lösung von Paraloid B-72; Injektion, Bürsten)
  • Konservierung der ursprünglichen Farbschicht (Mittel – 3-5%ige Lösung von Paraloid B-72 in Toluol)
  • Auftragung Retuschierlack, Damar-Lack
  • Reparaturen am Holzuntergrund (Methoden: bei größere Schäden Wiederherstellung mit Holz, bei kleineren Kavitäten mit Präparat Araldite SV/HV 36)
  • Ausbesserung von Fehlstellen im Boden – traditionelle Kreide- und Klebegrundierungen
  • Auffüllen von Farbschichtdefekten in dekorativen Teilen von Polychromie-Ölfarben durch Ölfarben von Kremer, Rembrandt, Restauro nach Entfernung von überschüssigem Bindemittel auf Löschpapier
  • Schutz der ursprünglichen Polychromie durch Damar-Lackierung
  • Demontage des Gerüsts
  • Anfertigung einer beschreibenden und fotografischen Dokumentation der durchgeführten Arbeiten.

Die Emporenbrüstung wurde durch Besprühen mit der 2%igen Lösung von Biotin R in Ethylalkohol desinfiziert und vorgereinigt und dann mit dem Per-Xil 10 desinfiziert (bürsten und sprühen). Anschließend wurde versucht, die Übermalung zu entfernen. Die Lösungsmittel und ihre Mischungen waren nur bei zwei sekundären Ölschichten wirksam (19. und 20. Jahrhundert). Am schwierigsten zu entfernen war die aus dem 18. Jahrhundert stammende Schicht aus Kasein, Sie wäre nur in  Ammoniak auflösbar gewesen. Da jedoch auch hier festgestellt wurde, dass die Erstmalschicht auch in Fettkaseintechnik hergestellt ist, wurde, wegen des hohen Risikos, sie zu beschädigen, beschlossen, die sekundären Ölschichten chemisch mit Paramose Abbeizmittel zu entfernen, wobei die Einwirkzeit je nach Dicke der Schichten gesteuert wurde. Die Übermalung aus dem 18. Jahrhundert wurde, nach vorsichtigem Aufweichen mit Ammoniumzitratkompressen, mechanisch mit Skalpell entfernt.

Bei der Reinigung der Paneele der Balustrade kamen vier biblische Darstellungen zum Vorschein, Blumen- und Fruchtgirlanden horizontal und vertikal angeordnet sowie Marmorierung.

Nach der Reinigung der Gemälde wurden die abblätternden Fragmente der Farbschicht mit Injektionen der 3%igen wässrigen Dispersion von Plextol 500 nach Benetzung mit Ethylalkohol behandelt. Die Erstmalschicht wurde mit der 3%igen Lösung von Paraloid B-72 in Toluol gefestigt. Fehlstellen in der Farbschichtdicke wurden mit Kreidekitt (Acrylkleber) aufgefüllt. Die Farbschicht wurde retuschiert mit Produkt Maimeri, Rembrandt, Windsor. Die abschließende Schutzschicht wurde mit Rembrandt-Acryllack und Damar-Lack hergestellt. Die monochrome Bemalung der Rückseite der Brüstung wurde aus Gründen der Benutzerfreundlichkeit mit Tikkurila Öl-Harz-Farben beschichtet.

Nach der Konservierung:

Die Form ist unverändert. In den achteckigen Tafeln sind biblische Szenen zu sehen, in den übrigen Tafeln Blumenfruchtgirlanden und Girlanden. Die Profile der Gesimse sind mit Marmorierung auf schwarzem Grund verziert. Bilderrahmen sind schwarz gefasst. Der Hintergrund der gesamten Dekoration ist in Grau und Blau gehalten.

Die vier freigelegten biblischen Szenen, untergebracht in achteckigen Rahmen, zeigen (nacheinander von Osten nach Westen):

Die Rückkehr des verlorenen Sohnes – an den Seiten der vertikalen Achse der Komposition, zwei Figuren – auf der linken Seite, stehend seitlich mit seinem Kopf dem Betrachter zugewandt und die Arme nach vorne gestreckt, ist die Figur eines Vaters zu sehen, der seinen zurückkehrenden Sohn begrüßt. Die Figur des Sohnes auf der rechten Seite ist dargestellt als ein junger Mann, der vor seinem Vater niederkniet mit wie zum Gebet gefalteten Händen. Der Vater trägt ein knielanges Gewand aus Gold und Ocker, verziert mit einem Gürtel aus runden Gliedern, einen blauen Mantel, rote hohe Stiefel und einen weißen Turban mit roten Streifen auf dem Kopf. Der Sohn ist in ebenfalls braunem kurzen Gewand zu sehen und barfuß sowie mit einem weiß-grauen Rucksack. Im Hintergrund links, ein Bauernhaus mit einem roten Ziegeldach und dekorativer Rundbogenöffnung, rechts im Hintergrund ein Baum, umgeben von blauem Himmel.

Die Taufe Jesu – Christus, der in der Mitte des Bildes im Fluss Jordan steht und ein weißes Gewand um die Taille trägt. Sein nackter Oberkörper und das linke Bein ragen unter dem Gewand hervor. Die Figur steht im Kontrapost mit leicht nach rechts geneigtem Kopf und die Arme zu einer Geste erhoben und gekreuzt. Auf der linken Seite steht Johannes der Täufer als reifer, kräftiger Mann, mit langem Haar und grauem Bart, der auf den Felsen am Flussufer kniet und die linke Hand über Jesus‘ Kopf hält. Er ist gekleidet in ein helles, cremefarbenes Gewand, das von seinen nackten Schultern herabfällt. Eine weiße Taube schwebt hoch oben über Christus in einem Kreis aus goldenen Wolken. Links sind Felsen und Vegetation zu sehen, ein Stück weiter ist eine Stadt zu erkennen, auf der rechten Seite mäanderndes Flussufer mit Vegetation.

Herodias (Tochter des jüdischen Prinzen Aristobulos und seiner Ehefrau Berenike sowie eine Enkelin Herodes’ des Großen und seiner Ehefrau Mariamne I., einer Prinzessin aus dem Königshaus der Hasmonäer) mit dem Kopf des Heiligen Johannes – Herodias, die hauptverantwortlich für die Enthauptung des Johannes des Täufers gewesen sein soll, in der Mitte der Komposition, umgeben von ihrem Hofstaat und begleitet von Herodes. Antipas hält ein Tablett, auf das der Henker den Kopf Johannes des Täufers legt. Zu Füßen der Herodias liegt der enthauptete Körper von Johannes dem Täufer. Auf der linken Seite der Darstellung ist im Hintergrund, in einem Palastinterieur, die Figur der tanzenden Salome zu sehen. Die zentrale Gruppe von acht Figuren ist in reiche höfische Kostüme gekleidet. Die Frisuren, der Schmuck und der Schnitt der Gewänder der Frauen entsprechen der Mode des ausgehenden 17. Jahrhunderts. Herodias‘ Oberkleid ist graublau, ihr Unterrock hell ockerfarben, daneben Hofdamen in gelben und roten Kleidern. Die Palastarchitektur links im Hintergrund mit roten Säulen und Vorhangdraperie, im Hintergrund stattliche städtische Gebäude.

Christus, der auf dem Wasser geht, und Petrus – In etwa der Mitte der Komposition ist Christus dargestellt, wie er auf dem Wasser geht und seine Hand dem ertrinkenden Petrus reicht. Jesus steht links von der Seite zu sehen mit Gesicht en face und Blick auf den im Wasser versinkenden Petrus. Die Figur des Petrus ist ebenfalls nicht dem Betrachter zugewandt. Die Jesusfigur ist gekleidet in ein weißes Gewand und einen roten Mantel, und er trägt einen Heiligenschein um das Haupt. Petrus ist in ein blaues Gewand gehüllt und trägt einen gelben Umhang. Auf der linken Seite der Komposition ist ein steiles Seeufer mit Bäumen, einem leeren Boot am Ufer und im Hintergrund Felsen und ein sich erhebender Gebäudekomplex dargestellt. Hinten, etwas weiter rechts, ist ein Boot mit drei Jüngern auf dem See zu sehen. Ihre Gesten drücken Ängste aus. An der rechte Außenseite der Darstellung bilden wiederum Seeufer und Felsen die Einrahmung.

Blumen- und Fruchtgirlanden:

Blumen- und Fruchtgirlanden sind in großen Feldern zwischen den biblischen Szenen angeordnet – in horizontaler Lage an Bändern an den Seiten aufgehängt und in schmalen schwarz umrahmten als Pilaster ausgebildeten Paneelen. Unter den Bändern befinden sich lange, lanzenförmige Blätter, garniert mit Blumen-Obst-Kompositionen aus Trauben, Äpfeln, Birnen, Granatäpfeln, Artischocken und Pastinaken sowie Sonnenblumen, Glockenblumen, Rosen, Tulpen und Blumen mit runden Blütenblättern. Die Girlanden sind monochrom in einer Reihe angeordnet und Goldockerfarben sowie im warmen Braunton gehalten, die ergänzenden Blätter sind Dunkelgrün- oder Schwarzbraunfarben. Der Hintergrund ist grau mit einem leichten Türkiston.

Marmorierung:

Am oberen Emporengesims und dem unteren breiten Balken der Brüstung der Empore ist eine Marmorierung aufgemalt. Auf schwarzem Grund präsentieren sich die Adern des imitierten Steins in gebrochenen Weiß-, Ocker- und Brauntönen.

Nach der Konservierung ist das Farbschema komplett geändert. Dominant im Hintergrund aller Elemente ist die graublaue Farbgebung. Schwarze Leisten rahmen die Tafeln mit den biblischen Szenen und die Pilaster mit den aufgemalten Girlanden. Während die Girlanden also golden und ockerfarben daher kommen bieten die Bildtafeln einer breite Palette an Farben.

Stilistische Analyse:

In stilistischer Hinsicht bilden die Figuren- und Girlandendarstellungen an der Nordempore ein einheitliches Ganzes mit den anderen Gemälden an den Gestühlen. Zweifellos wurden sie von einer lokalen Werkstatt hergestellt und eventuell von einer Hand. Es handelt sich auch hier offensichtlich um die bereits auch für die Bemalung anderer Ausstattungsteile vermutete Danziger Werkstatt. Die bereits recht niedrige Horizontlinie, vor allem aber die Farbgebung der Kleidungsstücke und deren phantasievolle Stilistik mit der aufwendigen Verzierung der Gewänder weisen auf Verbindungen zur manieristischen Kunst hin. Die Tafeln mit biblischen Szenen und die Blumenfestons sowie -girlanden sind eindeutig unterschiedlicher Autorschaft. Die monochromatische Girlanden-Festons Farbgebung erweckt den Eindruck einer nicht sehr gelungenen Nachahmung. Die Sekundärschichten auf diesen Tafeln beweisen aber, dass die Polychromie mehr oder weniger zur gleichen Zeit wie der Rest des Mobiliars entstanden ist.

Ikonographische Analyse:

Die biblischen Quellen der einzelnen Darstellungen, die bei der diesjährigen Restaurierung recherchiert wurden:

  • Das Gleichnis vom verlorenen Sohns – (Lukas 15:11-32), das zeigt, was Barmherzigkeit ist
  • Die Taufe Jesu – (Matthäus 3:13-17) – „Dann kam Jesus aus Galiläa an den Jordan, um von Johannes getauft zu werden. Aber Johannes hielt ihn auf und sagte: Ich bin es, der die Taufe von dir braucht, und du, der zu mir kommt? Jesus sagte zu ihm: „Erlaube es jetzt, denn so ist es angemessen, dass wir die alles, was gerecht ist. Dann wich er vor ihm zurück. Und als Jesus getauft wurde, tat sich ihm der Himmel auf, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabfahren. Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“
  • Herodias mit dem Haupt des Heiligen Johannes – (Mt. 14:3-11; Tausendjährige Bibel); (Mt. 6:17-28; Tausendjährige Bibel)
  • Christus, der auf dem Wasser geht, und Petrus (Mt. 14,22-33) – ein Text, der von Vertrauen in Gott und die Kraft des Glaubens zeugt.

Empfehlungen zur Pflege:

Auch für die restaurierte Nordempore haben die ausführenden RestauratorInnen Empfehlungen zur Pflege gegeben: Überprüfung des Objekts  in regelmäßigen Abständen durch einen qualifizierten Gemälde-Restaurator, Überwachung des Feuchtigkeitsgrads in den Kirchenmauern wegen der Gefahr von Schäden, Reinigung nur trocken mit weichen Tüchern oder Federbesen.

Ausklappen/Einklappen

Freilegung, Konservierung und Restaurierung der barocken, polychromen Doppelbank an der Ostwand der Kirche, höchstwahrscheinlich aus dem Jahr 1691, wie die erhaltenen Inschriftenfragmente in der Darstellung des Patriarchen Abraham im Hinterzimmer belegen. Die Verzierung dieser Bank ist viel bescheidener als der Schmuck des früheren Kirchenmöbels (1686-87), die Malweise auf einem viel niedrigeren künstlerischen Niveau. Sie ähnelt im Charakter den drei Tafeln der Sängerempore (Nordempore) nach Osten und imitiert die Dekoration der übrigen Elemente der Ausstattung, was darauf schließen lässt, dass in der Zeit von 1687 bis 1691 in der Kirche ein Ereignis stattgefunden hat, bei dem ein Teil der früheren Dekoration zerstört wurde, oder es wurde beschlossen, die Sängerempore zu ergänzen (wieder aufzubauen?) und an der Ostwand ein weiteres Ausstattungsstück in Form einer Doppelbank aufzustellen. Es dürfte sich um die Leistung einer Werkstatt handeln, von der weniger Aufwand betrieben wurde. Jedoch kamen auch hierbei künstlerische Fähigkeiten zum Einsatz. Obwohl die Doppelbank an der Ostwand eventuell bedingt durch geringere Werkstattmöglichkeiten bescheidener und handwerklich weniger anspruchsvoll gestaltet ist, stellt sie eine wertvolle Ergänzung zur Dekoration und Geschichte der Kirche in Krzywe Koło dar. Die Finanzierung der Doppelkastenbank-Restaurierung mit Kosten von 80.000 PLN (ca. 17.100 EUR), erfolgte mit 8.550 EUR Zuwendung Woiwodschafts-Denkmalamt und 8.550 EUR Eigenmitteln Kirchengemeinde.

Ein weiterer Zuschuss des Ministeriums für Kultur und Nationalerbe und des Woiwodschaftsdenkmalpflegers in Danzig ermöglichte die Durchführung des nächsten Arbeitsschritts – die Freilegung, Konservierung und Restaurierung des verbliebenen westlichen Brüstungspaneels der Nordempore und der ebenfalls auf 1687 datierten barocken Polychromie der Brüstung der Westempore (Musik- oder Orgelempore) inkl. Fragment Westempore-Untersicht (Anschlussbereich an Nordempore) und der Aufarbeitung der zwei schmalen kannelierten Säulen aus Gusseisen, die die Westempore tragen. Der mit dem Restaurierungsteam zusammenarbeitende Kunsthistoriker Dr. Piotr Birecki, Mitarbeiter der Nikolaus-Kopernikus-Universität in Toruń, schickte ikonografisches Material, das es ermöglichte, fehlende Teile der Komposition aus der Bibel (1625-27) von Matthäus Merian zu rekonstruieren. Dank der Zusammenarbeit mit der Nikolaus-Kopernikus-Universität Torun konnte das Restaurierungsteam die auf den beiden Bildtafeln „Auferweckung des Lazarus“ (Westempore) und „Gleichnis vom barmherzigen Samariter“ (Bildtafel Nordempore) fehlenden Elemente rekonstruieren.

Die Kosten für die Freilegungs-, Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten an der Brüstung der barocken Westempore sowie im Übrigen der beiden zur Bearbeitung verbliebenen Brüstungspaneele der Nordempore betrugen inklusive Behandlung der beiden die Westempore stützenden gusseisernen Säulen 132.500 PLN (ca. 28.500 EUR) und wurden finanziert mit 100.000 PLN Poln. Kulturministerium, 20.000 PLN Woiwodschafts-Denkmalamt und 12.500 PLN Eigenmittel der Kirchengemeinde).

 

 

Ausklappen/Einklappen

Die Konservierung und Restaurierung der wertvollen Innenausstattung wurde 2023 mit dem Orgelgehäuse vorerst abgeschlossen.

Der mit der im Zeitraum 1791-97 von dem Danziger Orgelbauer Friedrich Rudolf Dalitz (u.a. Erbauer der Chororgel 1777-78 in der St. Marienkirche Danzig) erschaffenen Orgel (das Instrument ging vermutlich im Zweiten Weltkrieg verloren) entstandene Prospekt ist ein Werk von G. Heyn. Neben dem Gehäuse sind von der Orgel u.a. Balg-Kasten, Brustwerk mit Registerzug-Fragment, Pedal und Windladefragment erhalten geblieben. 2023 erfolgte nun mit Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) und der Deutsch-Polnischen Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz (DPS) als Maßnahmenträger die Freilegung und Konservierung/Restaurierung der Oberflächenpolychromie des Orgelprospekts inkl. des geschädigten Deckenanschlusses Kirchenschiff. Der DPS-Fördermaßnahme in 2023 vorgeschaltet war die vollständige Freilegung, Konservierung und Restaurierung der barocken polychromen Deckenuntersicht der Westempore (südlicher Teil), ausgeführt Mitte Mai bis Oktober 2023. Die Kosten der Maßnahmen 2023 betrugen zusammen rund 72.000 EUR brutto, finanziert mit 11.000 EUR (Poln. Kulturministerium), 21.500 EUR BKM-Mittel durch DPS, 21.000 EUR Marschallamt der Woiwodschaft Pommern, 4.500 EUR Denkmalamt der Woiwodschaft Pommern in Danzig und 12.000 EUR Eigenmittel Kirchengemeinde.

Die Primärmalschicht des im 19. Jh. cremeweiß überstrichenen Orgelgehäuses stammt aus dem 18. Jh. und ist eine graublaue Kaseinschicht, darauf lagen zwei spätere Ölfarbschichten. Die ursprüngliche Vergoldung wurde mit Gold imitierender Farbe überstrichen. Der technische Zustand des Orgelgehäuseoberflächen war schlecht – es gab zahlreiche mechanische Schäden und kleinere Verluste, die aus der Nutzung der Anlage und der Durchführung von Ad-hoc-Reparaturen resultierten. Die Holzschnitzerei war rissig und musste ergänzt werden. Die Vergoldung war rekonstruktionsbedürftig. Die sekundär mit Holzfaser- und Blechplatten verkleidete Decke war über dem Orgelgehäuse in schlechtem Zustand, lokal (Südwestecke) in sehr schlechtem Zustand. Vor einigen Jahren waren einige Holzfaserplatten entlang der Nordwand der Kirche entfernt worden. Die ursprünglichen Deckenbretter weisen Fragmente eines sekundären Anstrichs und darunter kleine Spuren der ursprünglichen Polychromie auf. Eine vollständige Bewertung des Erhaltungszustands der historischen Deckenverbretterung wird erst möglich sein, wenn alle Sekundärplatten von der Deckenoberfläche entfernt worden sind. 

Die Ursachen für die Schäden an Raumschale und Ausstattung waren wie folgt gewesen:

– Langjährige Feuchtigkeit in der Kirche, einschließlich Schäden und Undichtigkeiten im Dach

– Sekundäre Übermalungen aus dem 18., 19. und 20. Jh.

– Unfachmännische Reparaturen (Vor der Restaurierung war die über dem Orgelgehäuse erhaltene Decke größtenteils mit Faserplatten bedeckt (im hinteren Bereich war sie mit Segeltuch bespannt und über dem Prospektgehäuse befand sich weiß gestrichenes Blech).

– Mechanische Schäden.

 

GENEHMIGTES UND AUSGEFÜHRTES ARBEITSPROGRAMM DER RESTAURIERUNG

– Fotografische Dokumentation Orgelprospekt vor der Konservierung

– Desinfektion Orgelprospekt

– Sicherung der geschnitzten Elemente mit Japanpapier

– Demontage der geschnitzten Elemente und der Sekundärdeckenplatten aus Holzfaser

– Transport Bestandteile Orgelprospekt in Werkstatt

– Zerlegung (Per-Xil 10)

– Entfernen der Sekundärschichten (Paramose Abbeizer, Ammoniumzitratlösung, Skalpelle)

– Festigung (Klebung) der ursprünglichen Farbschicht und der Grundierungen (Primal AC33, Plextol 500)

– Imprägnierung und Verstärkung des Holzuntergrunds an Stellen mit geschwächter Struktur (Paraloid B72)

– Konservierung der ursprünglichen Farbschicht

– Füllen der Schäden am Holzuntergrund

– Reparatur oder Ersatz von Strukturteilen (Rekonstruktion von Holzschnitzelementen: Verleimen von Rissen, bildhauerische Rekonstruktion fehlender Elemente, Auffüllen von Oberflächenunregelmäßigkeiten mit Acrylspachtel, Schleifen der Oberfläche, Farbmischung)

– Die Barocktüren (älter als das Orgelgehäuse), die vom Erbauer des Instruments sekundär verwendet wurden, wurden farblich integriert, so dass sie dem ursprünglichen Farbschema entsprechen. Anhand der erhaltenen Spuren wurde die Schlossstellung rekonstruiert

 

Die originalen Farben und Vergoldungen an den Gesimsen und Ornamenten wurden freigelegt, ebenso wie die Signatur des Schöpfers des Instruments – Gottfried Heyn 1797 (am Brustwerk).

 

Vergoldete Holzschnitzerei-Dekoration

– Ergänzung der Verluste in der Grundierung

– Ergänzung von Verlusten und Rekonstruktion von Vergoldungen (Vorbereitung des Untergrunds für die Vergoldung durch Auftragen einer Schellackschicht. Die ursprüngliche Vergoldung wurde der Mischung nach der ursprünglichen Technik mit 23 ¾ Blattgold zugefügt. Um die Vergoldung herum wurden kleine Retuschen vorgenommen)

 

Polychromie

– Konservierung und Rekonstruktion von Farbschichten (Ölfarben)

– Die originale Malschicht wurde mit mattem Acryllack geschützt

 

Deckenkonstruktion über Orgelprospekt

– Entfernung sekundärer Holzfaserplatten, Holzleisten und Nägel aus der Deckenzone über dem Orgelprospekt und somit Freilegung der historischen Verbretterung 

– Desinfektion (Das Holz wurde mit dem Präparat „Per-Xil“ desinfiziert, wobei es einige Tage lang geschützt wurde, um eine bessere Wirkung des Desinfektionsmittels zu gewährleisten. Fragmente der schlecht erhaltenen Holzstruktur wurden in einer Lösung von Paraloid B 72 in Toluol eingeweicht)

– Reinigung der originalen Deckenbretter von Oberflächenschmutz (die Deckenbretter über der Orgel sind in Länge und Breite kürzer als die restlichen Deckenbretter im Kirchenschiff und stimmen bauzeitlich mit dem Orgelgehäuse überein) 

– Reparatur oder Ersatz von Bretterelementen, Auffüllen von Holzverlusten (größere Fehlstellen in der Decke wurden mit Holz, kleinere mit Araldite SV/HV 36 Spachtelmasse gefüllt)

– Konservierung von polychromen / originalen Brettern (Nach der Bestimmung der Farbstratigraphie (einschließlich dreier Übermalungsschichten) wurden sekundäre Schichten mit chemischen und mechanischen Methoden entfernt, wodurch die ursprüngliche Farbe des Objekts zum Vorschein kam, Die Übermalungen auf der Leinwand an der Decke wurden mechanisch und mit Ethylalkohol und Terpentin entfernt. Es konnte de ursprüngliche Malschicht mit illusionistisch gemalter Architektur partiell freigelegt werden. Die Originalfarben der Decke wurden mit einem matten Acryllack geschützt

– Zusammenfügung nach der Konservierungsarbeit (Nichtwiederanbringung sekundärer Deckenverkleidung)

– Erstellung einer beschreibenden und fotografischen Dokumentation der durchgeführten Arbeiten.

 

Zwei Gusseisensäulen (nicht Gegenstand DPS-Förderprojekt 2023)

– Chemische Entfernung der Übermalung

– Konservierung der Oberfläche der Säulen (Paraloid B44)

– Anstrich der Säulen – Paraloid B44 + Äthylalkohol + pulverförmiger Graphit.

 

An der Untersicht der Westempore wurde ein um diese verlaufendes, illusionistisch bemaltes Gesims freigelegt und weiter der Tondo mit Engel im Mittelteil der Untersicht auf blauem Grund, eingefasst von einem illusionistischen Rahmen und rocaillenartigen Motiven.

Es wurden in Abstimmung mit dem Denkmalamt Computerfotoausdrucke von Orgelprospektpfeifen in Anlehnung an die verloren gegangenen Prospektpfeifen hergestellt und in die Prospekt-Leerfelder eingepasst und geklebt, um das Erscheinungsbild des Orgelgehäuses zu optimieren. Das Druckträgermaterial ist so gewählt, dass der Besucher die Imitation erkennt. Dass die Farbfassung des Orgelprospekts etwas heller erscheint, als die Polychromie der Kirchenbänke, entspricht dem Befund und hängt damit zusammen, dass die ursprüngliche Farbfassung Kirchenbänke und Orgelprospekt 10 Jahre auseinanderliegt.

Ausklappen/Einklappen

An ausstehenden Restaurierungen, die hoffentlich noch mehr Aufschluss über die nicht ganz unkomplizierte Datierung der einzigartigen polychromen Ausmalung geben, verbleiben:

  • Freilegung, Konservierung und Restaurierung Bemalung Taufe
  • Instandsetzung Schiffdecke
  • Instandsetzung Innenwände Kirchenschiff
  • Instandsetzung Fußbodenbelag Kirchenschiff

Die über das erreichte Resultat der Restaurierung glückliche Kirchengemeinde schrieb bereits 2023 auf ihrer Homepage: „Heute, acht Jahre nach Beginn der Konservierungsarbeiten, betreten wir einen vollständig erhaltenen barocken Kircheninnenraum. Auch wenn Wände, Decke und Fußboden noch auf Instandsetzung warten, sollte die Kirche in Krzywe Koło ein „Muss“ auf der Touristenroute Zuławy – Danzig und eine Quelle des Stolzes für alle pommerschen Einwohner werden.“

 

Wenn Sie helfen wollen, das Kleinod Dorfkirche Kriefkohl als polnisch-deutsches baukulturelles Erbe zu bewahren und die noch erforderlichen Arbeiten an der Innenraumschale zu unterstützen, spenden Sie bitte an die Deutsch-Polnische Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz. DPS-Spendenkonto: Deutsche Bank AG Filiale Görlitz IBAN: DE 80 8707 0024 0823 3660 00, BIC/SWIFT-Code: DEUTDEDBCHE (Verwendungszweck: Dorfkirche Kriefkohl). Eine Spendenquittung stellen wir Ihnen gerne aus.

Ausklappen/Einklappen

  • Leitende Restauratorin: mgr Aleksandra Sobczyk, Gdynia mit Restauratoren Beata Myśliwiec (2018-2022) und 2018-19 Krzysztof Krajewski (†) ein Projekt-Konsortium bildend
  • Ausführende Restaurierungsfirma der Restaurierungsetappe 2023: Fa. Pracownia Konserwacji Zabytków „Meander“ konserwatorskie mgr Michał Masorz, PL–81-603 Gdynia
  • Tischlerarbeiten: Stawomir Szyszkowski, PL–83-120. Subkowy
  • Fachliche Kontrolle: Woiwodschafts-Denkmalamt, Gdańsk
  • Fachberater (Kunstgeschichte / Ikonografie: Dr. Piotr Birecki, Mitarbeiter der Nikolaus-Kopernikus-Universität in Toruń
  • Bauherr: Parafia p.w. Matki Boskiej Różańcowej, PL–83-022 Koźliny – vertreten bis 2020 durch Pfarrer ks. Proboszcz Krzysztof Zrdojewski (†), ab 2020 durch Pfarrer Proboszcz ks. Michał Ratajski
Ausklappen/Einklappen