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FÜRSTENSEE / PRZYWODZIE

Dachundichtigkeiten hatten erhebliche Feuchtigkeitsschäden an der historischen polychromen Schiffdecke der Kath. Filialkirche in Fürstensee / Przywodzie verursacht. Nach 2010 erfolgter Dachsanierung konnte die Deutsch-Polnische Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz in den Jahren 2010 bis 2012 wesentlich zu der Restaurierung der Deckenmalerei beitragen.

Die Restaurierung der historischen polychromen Flachdecke der Kath. Filialkirche in Fürstensee / Przywodzie, Polen verlief in drei Etappen von 2010 – 2012  und konnte von der Deutsch-Polnischen Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz mit wesentlicher finanzieller Unterstützung der Bundesrepublik Deutschland gefördert werden.

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Fürstensee liegt in der Woiwodschaft Westpommern/Zachodniopomorskie im Landkreis Pyritz/Pyrzyce. Das Dorf ist 70 km von Stettin und 56 km von Stargard entfernt. Die katholische Filialkirche der Verkündigung der Jungfrau Maria ist der römisch-katholischen Pfarrei der Heiligen Dreifaltigkeit in Sukow/Źuków zugehörig.

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Die erste Erwähnung der Kirche erfolgte 1337. Der heutige Bau stammt aus dem 15. Jahrhundert. Als evangelische Kirche stand sie im Jahre 1540 unter dem Patrozinium der  bekannten pommerschen Familie von Wedel. Diese gehörte dem im heutigen Schleswig-Holstein verwurzelten Adelsgeschlecht an, das seit dem 13. Jh. in Pommern durch Lehen schlossgesessen war und 1444-1445 eine Vermittlerrolle zwischen dem Deutschen Orden und dem Königreich Polen eingenommen hatte.

Seit 1946 wird die Kirche wieder katholisch genutzt. Die polychrome Holzdecke im Inneren stammt aus dem Jahr 1787 (im späten 19. Jh. Und 1923 restauriert). Reste einer früheren ornamentalen Bemalung Wandbemalung haben sich an der Nord-Westseite erhalten. Der Altar ist barock, Kanzel von Wedel-Epitaph, Taufstein und Kruzifix haben sich als weitere barocke Ausstattungsstücke erhalten. Der hölzerne Kronleuchter von 1920 erinnert an die Soldaten aus dem Dorf, die während des Ersten Weltkriegs gefallen sind.

Sukow hat 1.600 Einwohner und drei Kirchen, von denen jede instandsetzungsbedürftig ist. Fürstensee hat 450 Einwohner darunter viele Rentner und arbeitslose Jugendliche.

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Die Kirche wurde auf einem mittelalterlichen Vorgängerbau in spätbarocker Zeit neu errichtet. Das mittelalterlich  beibehaltene steile Dach ist mit ziegelgedeckt. West- und Ostgiebel sind mit Putzblenden ausgestattet.

Die Holzbalkendecke (225 m2) aus Kiefer weist 17 Deckenbalken mit einer Länge von 8,16 bis 10 m auf. Die Bemalung ist ornamental und sparsam figürlich und in Tempera-Technik gefertigt. Zu sehen sind ausgemalte Rankenornamente und zwei großen Kartuschen. In einer Kartusche über dem Altar ist das Lamm Gottes mit Kreuzfahne dargestellt, in dem im Kirchenschiff mittig angeordneten Pendant das Kreuz mit Dornenkrone und langen Strahlen.

An den drei Deckenbalken über dem Chorraum finden sich als Inschrift in weißer Fraktur die drei Bibelsprüche „Siehe, das ist das Lamm Gottes, welches der Welt Sünde trägt“, „Siehe ich bin bei Euch alle Tage bis an der Welt Ende, Matthäus“ und „Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit“.

An den Deckenbrettern sind parallel zu den Längswänden der Kirche auf weißem Grund stilisierte grün- und ockerfarbige Akanthusranken als Schmuckmotiv aufgetragen. Die Deckenbalken sind grün gefasst mit dem sich jeweils an drei Seiten ihrer Enden wiederholenden Motiv der weißen Palmetten und zwei schmalen weiß-ockerfarbigen Perlwerken.

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Die Kirche in Fürstensee zeigt in ihrem architektonischen Erscheinungsbild Anklänge an die Zisterzienser-Baukunst. Nach der drastischen Reduzierung des Denkmalbestands im Zweiten Weltkrieg in der Region ist sie einer der wenigen Dorfkirchen, die sich mit historischer polychrom gefasster  Holzbalkendecke erhalten haben.

Die Holzbalkendecke genießt somit heute in der Region besonderen Seltenheitswert. Die Decke verbindet die überwiegend barocken Innenausstattungselemente und bringt sie in Einklang. Die Decke ist im Register der Denkmäler der Woiwodschaft Westpommern unter der No. B-54 mit Beschluss vom 13.02.2006 eingetragen. Die gesamte Kirche ist im Register der Denkmäler unter der Nr. A-462 auf Beschluss vom 16.12.1963 eingetragen.

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Die Gesamtinstandsetzung der Kirche in Fürstensee zog sich im Wesentlichen über einen Zeitraum von fünf Jahren hin. Zuerst wurde das undichte Dach saniert (2010). Im Zuge dieser Maßnahme wurden Stahlträger im Dach eingebaut und mit diesen die Deckenbalken zu deren Entlastung verschraubt. Eine weitere Schutzmaßnahme betraf die Restaurierung des Barockepitaphs von Friedrich von Wedel.

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Solange das Kirchendach undicht war, litt die barocke Holzdecke unter Feuchtigkeit und Insektenbefall. Sie war schließlich gar einsturzgefährdet. Verfaulte Balkenköpfe hatten sie konstruktiv geschwächt, Insektenbefall, zahlreiche Feuchteschäden, braune Lacknasen und Pulverisierung der auf Kreidegrund aufgetragenen Malschicht die Polychromie stark angegriffen.

Temperaturschwankungen und Luftfeuchtigkeit führten zur Verformung des Holzes. Auf der Dachbodenseite lag eine Menge Schmutz auf der Decke und es gab feste Ablagerungen. Die Substanz der Holzbretter und –balken war jedoch noch so gut, dass sie meistenteils erhalten werden konnte.

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Konservierung und Restaurierung der polychrome Holzbalkendecke 1. Etappe:

  • Bestandsdokumentation in mit Fotos und Maßnahmenbeschreibung
  • Reinigen von der Dachbodenseite her
  • Abbau der Deckenbretter und Transport in Stettiner Werkstatt
  • Reinigen, Malschichtfestigung Stärkung Deckenbretter und –balken, Oberflächenimprägnierung Bemalung (3% ige Lösung von Paraloid B-72 in Aceton)
  • Entfernen Braunflecken Maloberfläche Deckenbretter
  • Dekontamination Deckenbretter und -balken mit Dulux
  • Verstärkte Imprägnierung der Deckenbretter und -balken

Die oben erwähnte 1. Etappe wurde im Jahr 2010 von der Deutsch-Polnischen Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz hauptsächlich mit Mitteln des Beauftragten der deutschen Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) realisiert. Die Kosten für die 1. Etappe der Arbeiten lagen bei 38.000 €. Die deutsche Regierung hat 30.000 Euro bereitgestellt, 7.000 EUR kamen vom Woiwodschaftskonservator in Stettin und, 1.000 € waren kirchlicher Eigenmittelanteil.

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Restaurierung polychrom Holzdecke 2. Etappe (Ost) „Restaurierung Deckenbretter (70 m2) und -balken (55m2)“:

  • tischlermäßige Aufarbeitung Deckenbretter und -balken: Ergänzen/Austausch Fehlstellen, Schließen von Rissen
  • gründliche Reinigung der Maloberflächen
  • Retuschiereungen Maloberfläche  / Wiederherstellung Deckenfriesmalerei
  • Restaurierung Holzbretter (Entfernen von Ablagerungen)
  • Dokumentation der durchgeführten Arbeiten

Die Kosten für die 2. Etappe der Arbeiten beliefen sich auf fast 85.000 €. Die Arbeiten an den Deckenbalken wurden durch das Amt der Woiwodschaftskonservatorin und das Marschallamt finanziert. Die Maßnahme Restaurierung der Deckenbretter wurde von der Deutsch-Polnischen Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz mit Mitteln des Beauftragten der deutschen Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) finanziert. Mit der 2. Etappe waren 47 Prozent der Deckenfläche restauriert. Die Kirchengemeinde hat sich an den Kosten für die Etappe 2 mit EUR 5.000 beteiligt.

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Restaurierung polychrome Holzbalkendecke 3, und die letzte Etappe (West) „Restaurierung Deckenbretter (67qm) und -balken (33qm)“:

  • tischlermäßige Instandsetzung Deckenbretter und -balken
  • Reinigung und Festigung Malschichten
  • Retuschierungen Malerei
  • Dokumentation

Die 3. Etappe der Arbeiten an der Decke wurde wiederum durch das Woiwodschaft-Denkmalamt in Stettin und das Marschallamt Finanziert (Deckenbalken). Maßnahmenträger der Restaurierung der Deckenbretter (Kosten 44.000 EUR) war wieder die Deutsch-Polnische-Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz mit Mitteln des Beauftragten der deutschen Bundesregierung für Kultur du Medien (BKM).

Am 17.12.2012 gab es anlässlich der Fertigstellung der Restaurierung der Holzbalkendecke, eine feierliche Dankmesse in Fürstensee, an der die gesamte Dorfgemeinschaft teilnahm. Die Predigt wurde von dem Stettiner Erzbischof Andzej Dzięga gehalten. Der Pfarrer der Kath. Kirchengemeinde in Fürstensee, Miroslaw Gebicki konnte bei der Feier 15 Priester aus den umliegenden Gemeinden begrüßen.

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  • Ausführender Restaurator : Mgr. Tadeusz Makulec, Szczecin. Firma Pracownia Konserwacji Dzieł Sztuki
  • Fachliche Beratung: Woiwodschaftskonservator in Stettin
  • Bauherr: Katholische Pfarrgemeinde Heilige Dreifaltigkeit in Żuków, vertreten durch Pfarrer Miroslav Gębicki, Dolice
  • fachliche Projektbetreuung DPS-Experte : Dr.-Ing. Beata Makowska, Büro für das Nationale Erbe in Stettin
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