KLEIN MANTEL / MĘTNO MAŁE
Die Deutsch-Polnische Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz hat 2024 im Rahmen einer deutsch-polnischen Studiums-Kooperation mit dem Titel „Gemeinsames Erbe – GEMEINSAME ZUKUNFT in dem zu Chojna / Königsberg Nm. (Woiwodschaft Westpommern) gehörenden Dorf Mętno Małe (Klein Mantel) das Projekt „Ehem. Ev. Filialkirche, Notkonservierungsarbeiten Wandmalereien aus dem 15. Jh.“ gefördert. Das Kooperationsprojekt wurde als deutschpolnischer Workshop 5. bis 23. August 2024 mit Studenten der Konservierung und Restaurierung von Kunstwerken der Fachhochschule Potsdam (vertreten durch Prof. Dr. Jan Raue) und Nicolaus-Copernicus-Universität in Toruń (Thorn) (vertreten durch Prof. Dr. habil. Dariusz Markowski) realisiert.
Die denkmalgeschützte ehem. Ev. Filialkirche entstand vermutlich an der Wende des 14. zum 15. Jh. Seit 1945 steht der Sakralbau leer. Er beherbergt wertvolle Wandmalereien aus dem 15. Jh., denen sich im Sommer 2024 Studenten der Fachhochschule Potsdam und der Nicolaus-Copernicus-Universität in Toruń (Thorn) mit ihrer Ausbildungsleitung angenommen haben, um sie vor dem Verfall zu bewahren. Die Deutsch-Polnische Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz (DPS) unterstützte das deutsch-polnische Gemeinschaftsprojekt der angehenden Restauratoren als Kooperationspartner. Weitere Finanzmittel kamen von der Stiftung für Deutsch-Polnische Zusammenarbeit.
Dank des Engagements der deutschen und polnischen Studenten konnten die Wandmalereien in der Chorapsis und z.T. an den Längswänden konservatorisch notgesichert werden. Bereits in den vorangegangenen Jahren waren der Dachstuhl der Filialkirche gesichert und die Ziegeleindeckung erneuert worden.
Die ehem. Ev. Filialkirche steht im zentralen Teil des an der Strecke von von Chojna (Königsberg/Nm.) nach Cedynia (Zehden) gelegenen 80-Einwohner-Dorfs Mętno Małe (Klein Mantel), etwa 5 km von Chojna entfernt.
Da turmlos ist das in seinem Inneren ruinöse Baudenkmal von der Landstraße aus nicht sichtbar. Die Kirche erhebt sich auf der Ostseite der Dorfstraße, innerhalb des ehemaligen Kirchhofs mit den Resten einer Steinumfriedung. (Mtno Male 4, 74-500 Mętno Małe, Grundstücksnummer: 289 Grundbuchnummer: NR SZlY/00048999/3).
Die Dorfkirche steht im Landschaftsschutzpark Cedynia, der sich durch außergewöhnliche Vielfalt und Formenreichtum des Bodenreliefs auszeichnet. Dieses Relief ist das Ergebnis der Einwirkung des Eisschilds während der letzten Eiszeit und der Prozesse wärend dieser Rezession. Es besteht ein großer Höhenunterschied zwischen der Oberfläche der Moräne und dem Tal der Oder. In der Nähe des Sees steht eine ovale Burgruine aus dem frühen Mittelalter mit gut erhaltenen Burgwällen.
Mętno Małe (Klein Mantel) war im Mittelalter eine kleine Fischersiedlung. Das Dorf wurde 1270 erstmals erwähnt. Eine Kirche entstand hier an der Wende des 14. zum 15. Jh. als Filiale der Kirche in Mętno (Groß Mantel), weiter südlich am Mantel-See gelegen. Mindestens seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts stand sie unter dem Patronat der Familie Balkes, die Eigentümer der örtlichen Güter war. Von der Mitte des 16. Jhs. bis 1945 diente die Filialkirche der evangelischen Gemeinde. Während des Dreißigjährigen Krieges, in dem der letzte Vertreter der Familie Balkes 1639 starb, verfiel die Kirche wahrscheinlich zusammen mit dem gesamten Dorf. Nachdem sich das Dorf im Folgejahrhundert wieder erholte, erfolgte die Instandsetzung der Kirche, in deren Rahmen die Fensteröffnungen vergrößert wurden. Eine Erneuerung des Westportals erfolgte im Jahr 1855. Nach 1945 verlassen und verwüstet, ist die ehem. Ev. Filialkirche seitdem ungenutzt. Die ehem. Der Bau wurde 2003 eingetragen im Denkmalregister beim Westpommerschen Wojewodschaftsdenkmalpfleger. Zuständig für die Kirche ist Pfarrer Andrzej Galant – Pfarrer der römisch-katholischen Gemeinde Unserer Lieben Frau Mutter in Chojna (Königsberg/Nm.)
Das spätgotische Kirchlein ist aus Feldsteinen und Ziegeln errichtet. Sie steht auf einem rechteckigen Grundriss (knapp 19 x knapp 9 m) mit einem halbkreisförmigen, geschlossenen Ostteil. Der Außenbau ist aus unbehandelten Granitsteinen in unregelmäßigem Verband errichtet, wobei in den Ecken, den Fensterrahmen und im oberen Teil des Giebels der Westfassade Ziegelsteine verwendet wurden. Der kleinteilige Baukörper – saalartig, turmlos – wird von einem Satteldach bedeckt, das über dem Altarraum in eine Apsis übergeht und auf der Westseite mit einem Giebel abgeschlossen wird. Die Fassaden sind schmucklos und bestehen aus segmentbogigen Fenstern. In den Seitenwänden befinden sich je zwei Fensteröffnungen und im halbrunden Abschluss des Presbyteriums drei symmetrisch angeordnete Fenster, von denen das mittlere einen Spitzbogen aufweist. In der Mitte der Südfassade befindet sich ein spitzbogiges Portal mit dreiseitiger Laibung. Das Nordportal ist nicht überkommen. Die Westfassade mit dem Hauptportal wird von einem dreieckigen Giebel abgeschlossen.
Das Innere der Kirche war nicht von einem Gewölbe überspannt, wahrscheinlich hatte die Kirche im Mittelalter einen offenen Dachstuhl. Die Innenwandflächen wurden mit Kalkputz bedeckt, auf dem in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts polychrome Malereien angebracht wurden. Von der ursprünglichen Innendekoration und -ausstattung haben sich nur diese Wandpolychromien erhalten. Sie wurden in zwei Zonen im gesamten Innenraum der Kirche angeordnet. Der untere Teil ist mit ornamentalen Vorhängen ausgefüllt, während der obere Teil, der durch einen Fries abgetrennt ist, der die „gezackte“ Anordnung der Ziegel nachahmt, die folgenden unabhängigen Szenen darstellt: den Heiligen Christophorus, das Letzte Abendmahl, das Jüngste Gericht und die Pieta mit den Stiftern. Die Wichtigkeit und moralische Bedeutung der Szene des Jüngsten Gerichts wurde besonders hervorgehoben, indem die Malerei in der Apsis des Presbyteriums in drei großen Bildfeldern platziert wurde. Trotz des schlechten Erhaltungszustands ist die Darstellung des auf dem Regenbogenbogen sitzenden Christus in einer Mandorla und der stehenden Heiligenfiguren zu seinen Seiten vor einem weißen, mit Sternen verzierten Hintergrund deutlich zu erkennen. Außerdem ist eine mehrfigurige Höllenszene in braunen Farbtönen zu erkennen, und der heilige Petrus empfängt die Erlösten im himmlischen Jerusalem. Die große Figur des Heiligen Christophorus mit Christus auf der Schulter, die an der Nordwand dargestellt ist, wird als Schutzpatron für einen guten Tod interpretiert. Der Blick auf ihn sollte einen friedlichen Tod garantieren, wofür die Stifter wahrscheinlich beten, die in kniender Haltung an der Südwand über dem Eingang zum Heiligtum abgebildet sind. An den Wänden sind außerdem aufgemalte Weihekreuze erhalten, die die Weihestätten (Salbstätten) in der Kirche markieren.
Das Presbyterium in dem schiffslosen Innenraum unterschied sich wahrscheinlich nicht einmal durch den Höhenunterschied vom Schiff, denn anstelle des Fußbodens befand sich im Inneren verdichteter Erdboden.
Die Kirche ist einer der am besten erhaltenen kleinen mittelalterlichen Sakralbauten im südlichen Teil Vorpommerns.
Die Kirchenfenster sind nicht verglast (notverbrettert) und im Kircheninnenraum fehlen sowohl Fußbodenbelag als auch Decke. Im Grunde handelt es sich um eine Ruine unter Dach. Das Schadensbild der Wandmalereien aus dem 15. Jh. ist gravierend. Putzverluste, Putzrisse, Übermalung, verdunkelte/verschmutze Putz- und Malschichten, Abrieb der Malschichten, Malschichtverluste, statische Risse und unsachgemäße Putzergänzungen bestimmen das Schadensbild der Innenwände.
Zunächst wurden bei dem DFPS-geförderten Projekt Notsicherung polychrome Wandmalereien aus dem 15. Jh. die Schäden kartiert und Putz- und Farbproben entnommen und untersucht. Entnahmestellen und Putz- und Farbproben wurden daraufhin dokumentiert.
Das Programm der Not-Konservierungsarbeiten in der Filialkirche Mętno Małe (Klein Mantel), zu dem die denkmalrechtliche Genehmigung am 13.02.204 erteilt wurde, beinhaltete sodann im Einzelnen:
1. Errichtung einer provisorischen Fenstersicherung im Presbyterium der Kirche – Holzkonstruktion, Baufolie, Befestigung mit Winkeln an der Wand. Löcher wurden in den Fugenbereichen gebohrt, um die Ziegel nicht zu beschädigen.
2. Vorsichtiges Entfernen der Spinnweben auf den Wandmalereien, unter Verwendung weicher Bürsten (weiches Nylon oder Naturhaar).
3. Durchführung von Reinigungsversuchen an Stellen der Farbschicht, die eine gute Haftung aufweisen
- a) Mechanische Reinigung mit einem Skalpell.
- b) Synthetischer Speichel,
- c) Isopropanol,
- d) Aceton,
- e) CONRAD 2000 in variablen Anteilen mit Wasser
- f) DOWANOL
- g) Ethanol in variablen Anteilen mit Wasser
*Bei unzureichenden Ergebnissen Versuche mit anderen Methoden.
4. Durchführung von Versuchen zur Entfernung des vergilbten Konsolidierungsmittels.
- a) Mechanische Reinigung mit einem Skalpell,
- b) Isopropanol (Isoktan),
- c) Aceton,
- d) CONRAD 2000 in variablen Anteilen mit Wasser,
- e) DOWANOL,
- f) Ethanol in variablen Anteilen mit Wasser
5. Konsolidierung und Verkleben von abgeplatzten Malereien mit TYLOSE MH 300 auf Basis von Methylcellulose.
6. Schutz der Malschicht mit Japanpapier in 1-2 Schichten.
7. Bei Farbschichtbereichen, die empfindlich gegen Wasser sind, Vorbehandlung mit TYLOSE 300 (Methylcellulose) oder bei sehr wasserempfindlichen Schichten mit KLUCEL E (Carboxymethylcellulose).
8. Festigung des Putzes mit wasserlöslichem Kieselsol (LUDOX PX 30).
9. Entfernung von sekundären zementären Putzergänzungen mit verschiedenen Größen von Meißeln und einem Hammer mit Gummiüberzug.
10. Injektion zur Verklebung von abgelösten Putzschichten:
- a) Reinigen der abgelösten Bereiche;
- b) Anfeuchten mit einer Lösung aus Ethanol und Wasser (1:1) zur Erhöhung der Penetrationsrate des Mittels;
- c) Ausfüllen schmaler Lücken mit LEDAN D1 (mit Zusatz von Wasser gemäß den Herstellerempfehlungen);
- d) Ausfüllen breiterer Lücken mit LEDAN D1 mit Zusatz von Kies (Quarzsand mit einer Korngröße von bis zu 1 mm) oder hydraulischem Kalk aus dem Forschungszentrum für Kalk und historische Bautechniken MAUERBACH in Wien.
11. Anlegen von Bändern an den oberen Rändern des Putzes und den Kanten der Anlegen von Bändern an den oberen Rändern des Putzes und den Kanten der Putzausbrüche unter Verwendung eines Kalksandmörtels mit gewaschenem und zuvor getrocknetem Flusssand aus der Umgebung.
12. Teilweise Ausbesserung von Putzausbrüchen, je nach Tiefe, in einer oder mehreren Schichten unter Verwendung eines kalksandhaltigen Mörtels und lokaler Anpassung der Füllstockgraduierung (Quarzsand).
Nachdem die Studenten bei dem von DPS geförderten Projekt 2024 gute Ergebnisse erzielt und bei ihrer Arbeit viel Unterstützung durch die Dorfbewohner erhalten haben, ist ihr Plan, die konservatorische Sicherung der Denkmalsubstanz 2025 fortzusetzen. Dies leistet den Überlegungen Vorschub, den Kircheninnenraum wieder aufzubauen.
- Prof. Dr. Jan Raue Dipl. Restaurator, Fachhochschule Potsdam, Fachbereich STADT | BAU | KULTUR, Leiter Studiengang Konservierung und Restaurierung, Kiepenheuerallee 5, 14469 Potsdam
- Prof. Dr. habil. Dariusz Markowski Nicolaus-Copernicus-Universität in Toruń (Thorn), Lehrstuhl für Konservierung und Restaurierung moderner und zeitgenössischer Kunst, Institut für Bildende Kunst und Konservierung von Kunstwerken, ul. Sienkiewicza 30/32, 87-100 Toruń
- Marcin Korbanek, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Studiengang Konservierung und Restaurierung, Fachhochschule Potsdam, Kiepenheuerallee 5 14469 Potsdam
- Denkmaleigentümer und Bauherr: Pfarrer Andrzej Galant- Proboszcz Parafii Rzymsko-Katolickiej pw. NMP Matki Kosciola, ul. Koscielna 1, 74-500 Chojna