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MODELLHAFTE RESTAURIERUNG UND SCHUTZ VON SCHWER GESCHÄDIGTEN GLASMALEREIEN 2012 – 2014

Bei dem DPS-Förderprojekt 2012-2014 ging es darum, durch Umweltschäden gefährdete, besonders erhaltenswerte Fenster-Glasmalereien von drei ausgewählten denkmalgeschützten Kirchenbauten in der Woiwodschaft Niederschlesien (Polen) modellhaft zu restaurieren und zu schützen. Die bearbeiteten Kirchen stehen in Waldenburg / Wałbrzych, Niedersteine / Ścinawka Dolna und Jauer / Jawor.

Die in der niederschlesischen Region Waldenburg / Wałbrzych mit dem nahen Niedersteine / Ścinawka Dolna und im niederschlesischen Jauer /J awor durch Schadstoffe besonders schwer belastete Umwelt hat Kirchenbauwerke mit wertvoller Innenausstattung geschädigt. Hier haben vor allem die gerade noch erhaltenen letzten Zeugnisse vollständiger Glasmalereien aus der Tätigkeit bekannter deutscher Glasmalereiwerkstätten sehr ernst zu nehmende und ständig fortschreitende Schäden erlitten. Eine modellhafte Restaurierung auf der Grundlage naturwissenschaftlicher Untersuchungen sollte einen Anreiz zur Fortführung der begonnenen Sanierungsmaßnahme an anderen von der Thematik betroffenen Baudenkmalen geben. Die DPS förderte das Projekt als Maßnahmenträger mit Mitteln des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur- und Medien (BKM), der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) in Osnabrück und mit einer Spende der Erika-Simon-Stiftung in Rinteln.

Erforscht und restauriert wurden Fenster-Glasmalereien des Historismus in Niedersteine / Ścinawka Dolna in der Kath. Pfarrkirche des Hl. Jakobus d. Ä. , in Waldenburg / Wałbrzych in der Kath. Pfarrkirche zu den Schutzengeln und in Jauer / Jawor in der Welterbestätte Ev. Friedenskirche Zum Hl. Geist.

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Das baukulturelle Erbe mit deutscher und polnischer Geschichte zu bewahren ist eine Aufgabe, die bei den vorhandenen Umweltschäden nicht gering eingeschätzt werden darf. Dies gilt auch für die Region Niederschlesien mit bedeutenden, aber gleichzeitig durch Umweltschadstoffe hoch gefährdeten Kunstdenkmälern. Die drastischen Maßnahmen, die in Deutschland im ersten Jahrzehnt nach der Wiedervereinigung in den östlichen Bundesländern aufgrund extremer Umweltbelastung notwendig waren, haben sich erfreulicherweise durch eine umfassende Sanierung der Industrie und eine weitgehende Beseitigung der umweltbelastenden Energienutzung in Form lokaler Hausbrandstellen so weit reduziert, dass kein unmittelbarer Handlungsbedarf mehr gegeben ist.

Gegensätzlich dazu hat sich in Teilen Polens die Lage eher noch verschärft, so auch in den  niederschlesischen Orten Waldenburg, Niedersteine und Jauer. Die Umweltbelastung durch Hausbrand- und Industrieemissionen nahm spürbar zu, so dass frühere Schutzmaßnahmen an Kulturgütern, zum Beispiel eine außenbelüftete Teil-Schutzverglasung an der Pfarrkirche zu den Schutzengeln in Waldenburg, nicht nur keinen Schutz bieten, sondern sogar die zerstörende Wirkung noch verstärken. Deshalb sind dringend Innovationslösungen erforderlich, um einen dramatischen Zerfall zu verhindern. Die Dringlichkeit ergibt sich vor allem aus dem hohen Wert der gefährdeten Objekte. Häufig waren – geschichtsbedingt – bei der Errichtung von Bauten und Schaffung ihrer künstlerischen Ausstattung deutsche Architekten, Werkmeister und Künstler beteiligt. In der Region entstanden so Meisterwerke von europäischem Rang.

Vor allem in Waldenburg, Niedersteine und Jauer haben gerade noch erhaltene letzte Zeugnisse vollständiger Glasmalereizyklen aus der Tätigkeit bekannter deutscher Glasmalereiwerkstätten sehr ernst zu nehmende und ständig fortschreitende Schäden erlitten. Um solche unersetzlichen Verluste an wertvollem Kulturgut zu vermeiden, müssen Wege gefunden werden, sie nachhaltig für die Zukunft zu sanieren. Dazu gehören gezielt erstellte Modellprogramme, die durch sachgemäße naturwissenschaftliche Untersuchungen und beispielgebende praktische Ausführungen einen Anreiz zur Fortführung der begonnenen Sanierungsmaßnahmen geben.

Aus dem Korrosionsverlauf an historischen Glasmalereien lassen sich grundlegende Schlüsse zu den Ursachen und Wirkungsmechanismen ziehen. Bei mittelalterlichen Glasmalereien ist die sensible Glassubstanz selbst betroffen, bei den stabileren Gläsern des 19. Jahrhunderts verlieren vor allem die Malschichten die Haftung auf der Glasoberfläche. Beide Korrosionsvorgänge sind Zerfallsprozesse der Kunstwerke.

Seit Jahrzehnten werden die Zusammenhänge erforscht. Aus der Tatsache, dass vor Beginn des Industriezeitalters selbst an mittelalterlichen Fenstern vergleichsweise wenig Veränderungen auftraten und seit den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts eine dramatische Zunahme des Zerfalls zu verzeichnen war, ließ sich schließen und später wissenschaftlich nachweisen, dass ein Zusammenwirken hoher Luftfeuchte bzw. auf der Oberfläche kondensierten Wassers mit emittierten Schadstoffen aus der Industrie und aus privaten Schornsteinen für die Schäden verantwortlich ist. Mit Hilfe von Außenschutzverglasungen vor den Originalfenstern gelang es, den Zutritt der Feuchte und auch den der schädlichen Gase zu verringern. Resultat war eine deutliche Verlangsamung des Zerfalls.

Bis vor wenigen Jahren galten als entscheidende Wirkungskomponenten vor allem die gasförmigen Emissionen (SO2, NOx, NH3 etc.). In jüngerer Zeit konnten durch entsprechende Messungen in situ und durch Simulation im Labor jedoch auch Stäube als Quelle von Einflüssen auf Korrosionsprozesse nachgewiesen werden. Das Ergebnis ist eigentlich nahe liegend, da feste Partikel den pH-Wert eines Wasserfilms auf der Glasoberfläche lokal ebenso stark in den sauren oder basischen Bereich verschieben können wie gasförmige. Welchen prozentualen Anteil Stäube einerseits und Gase andererseits an den korrosiven Veränderungen haben, kann von einem Objekt zum anderen je nach der örtlichen Umweltsituation verschieden sein.

Um hier zu einem Erkenntnisgewinn zu gelangen und damit die bestmögliche Konservierung abzuleiten, sind Vergleiche zwischen verschiedenen Kirchen, die möglichst unterschiedliche Umgebungssituationen haben, sehr sinnvoll und sogar unbedingt erforderlich. Deshalb boten sich die Objekte Waldenburg und Niedersteine mit einer sehr hohen Schadstoffbelastung der Umgebungsluft für solche Untersuchungen an. Der Einfluss von gasförmigen und festen Schadstoffen war hier von Bedeutung, ferner die jahreszeitabhängige klimatische Situation. Insbesondere wurden die völlig unzureichenden früheren Schutzverglasungen mit Außenbelüftung, die den Kontakt der Glasmalereien mit der außergewöhnlich hohen Umweltlast an Schadstoffen nicht verringerten sondern sogar verstärkten, entfernt und durch moderne Systeme mit Innenbelüftung zu ersetzt.

Die Wirksamkeit der in Schlesien sehr hohen Konzentrationen an sauren Gasen lässt sich inzwischen gut und quantitativ beschreiben und bewerten, die der sauren oder basischen Staubpartikel wurde ebenfalls Gegenstand der im Projekt vorgesehenen Laboruntersuchungen. Als Vergleichsbasis standen entsprechende Messdaten von deutlich weniger schadstoffexponierten Objekten (z.B. Halberstadt, Quedlinburg) zur Verfügung.

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Geografische Lage

Niedersteine, polnisch Ścinawka Dolna in der Woiwodschaft Niederschlesien / Dolny Śląsk ist ein 45 Km südöstlich von Waldenburg / Wałbrzych und unweit der Grenze zu Tschechien gelegenes Dorf. Es gehört zur Stadt- und Landgemeinde Radków / Wünschelburg und liegt neun Kilometer südlich von Nowa Ruda im Tal der Steine.

Baugeschichte und -beschreibung

Niedersteine, 1322 erstmals genannt gehörte zum Glatzer Land, mit dem es die Geschichte seiner politischen und kirchlichen Zugehörigkeit teilte. Nach den Schlesischen Kriegen kam es zusammen mit der Grafschaft Glatz 1763 an Preußen.

Die neue Pfarrkirche im niederschlesischen Dorf Niedersteine wurde aufwendig in den Jahren von 1900 bis 1903 im neoromanischen Stil unter Anklängen des damals ausgehenden Jugendstils errichtet. Der Hausarchitekt der Familie v. Magnis aus Eckersdorf – Ewald Berger, bekannt als erfindungsreicher Baumeister in der Region – lieferte die Pläne.

Die Kirche ist als solitär stehende dreischiffige Basilika mit spitzhelmigem Westturm, Querhaus, apsidialem Chor, Sakristeianbauten an den Seitenschiffen und freistehender Kapelle an der Nordseite errichtet. Über der Vierungskuppel erhebt sich ein quadratförmiger Dachreiter als Laterne. Die einzelnen Bauteile sind malerisch gestaffelt. Die verputzten Fassadenflächen werden durch verschiedenformatige und bis zu Dreiergruppen kombinierte Rundbogenfenster sowie in rotem Ziegel gefertigte Strebepfeiler, Ecklisenen, Kranzgesime und Rundbogenfriese gegliedert. Der Turmhelm ist kupfer-, das Schiff ziegelgedeckt.

Der Schiffinnenraum ist eingewölbt, mit einer Orgelempore ausgestattet und vollständig ausgemalt. Das Innere des Gotteshauses fällt durch eine reiche zeitgemäße Ausstattung bedeutender Künstler aus Bayern auf, die sich noch bis heute erhalten hat. So erarbeitete der Münchner Architekt Joseph Elsner (1845-1933) die Entwürfe für die Wandmalereien und für die Kanzel sowie Altäre. Der ebenfalls aus München stammende Bildhauer Josef Auer schuf die Kreuzwegstationen und das lebensgroße Kreuz. Er kam aus Oberammergau.

Ferner werden 26 große Fenster mit Glasmalereien in reicher farbiger Gestaltung durch figürliche und ornamentale Darstellungen gefüllt. Das ikonographische Programm für die farbige Verglasung wurde ebenfalls zur Bauzeit nach theologischem Plan als ein aufeinander abgestimmtes Ganzes für den Verschluss der Fenster mit Glasmalereien entworfen.

Danach stehen sich in den symbolträchtigen großen Dreifenstergruppen im Süden und Norden des Querhauses Christus und Maria mit Begleitfiguren gegenüber. Die Assistenzfiguren von Christus sind Margareta Maria Alacoque (1647-1690), eine französische Ordensschwester und Mystikerin, die in der römisch-katholischen Kirche als Heilige verehrt wird (links) und der Hl. Augustinus (rechts). Die von Maria sind der Hl. Dominikus (links) und die Hl. Theresia (rechts).

Bei den kleineren Fensteröffnungen sind in großen Medaillons vor einem ornamental angelegten Hintergrund Propheten, Apostel und andere Heilige angeordnet. Diese Darstellungen sollen symbolisch vor allem auf die Gemeinschaft aller Gläubigen hinweisen, die den Raum zu den Gottesdiensten füllen. Daneben gibt es noch eine Reihe von rein ornamental geschlossenen Fensteröffnungen, die das von außen einfallende und als göttlich angesehene Licht wohltuend dämpfen. Dadurch wird das Kircheninnere zur stillen Andacht besonders geeignet gemacht.

Der einheitliche konzipierte Zyklus wurde von der „Königlichen Bayerischen Hofglasmalerei Franz Xaver Zettler“ (1841-1916) hergestellt. Die Werkstatt zählt zu den bedeutendsten Anstalten im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Ihre Arbeiten stehen unter Denkmalschutz und zeichnen sich durch eine hohe Qualität aus. Die in der „Königlichen Bayerischen Hofglasmalerei Franz Xaver Zettler“ entstandenen Werke haben sich in Deutschland und darüber hinaus in Europa erhalten.

Bedeutung

Das bis heute – wenn auch mit gravierenden Umweltschäden – noch vorhandene originale Gesamtensemble zählt zu den seltenen Fällen, in denen die ursprüngliche  Bausubstanz und die herausragende Ausstattung aus der Zeit um 1900 noch nahezu vollständig bewahrt werden konnten. Ein solches Kleinod nachhaltig zu sanieren, ist eine wichtige Aufgabe. So wurden modellhaft ausgewählte Teile der Farbverglasung wiederhergestellt und durch eine isothermisch wirkende Schutzverglasung dauerhaft geschützt.

2012 bis 2013 bearbeitete Schäden

Die materialtechnischen Gegebenheiten an den sehr wertvollen Fenstern der Niedersteiner Pfarrkirche sind für Glasmalereien dieser Entstehungsperiode eher ungewöhnlich. Sowohl im figürlichen Bereich als auch insbesondere an einzelnen ornamentalen Stellen vor allem der großen Querhausfenster hat sich noch eine reichhaltige Bemalung der Außenseite erhalten, die durch ihre Exposition stark gefährdet war. Ferner war ein sich generell über alle malschichtfreien Flächen erstreckendes Irisieren der Gläser ein Beweis für die korrosive Umwandlung einer dünnen Oberflächenschicht.

Durch eine Analyse der Glaszusammensetzung konnte die Ursache der Korrosion (ungewöhnlich sensibles Glas oder ungewöhnlich hohe Schadstoffbelastung) ermittelt werden.

Erhebliche Unterschiede im Erhaltungszustand des Schwarzlots waren auch an der Fensterinnenseite offensichtlich. Sie deuten einerseits auf komplexe Herstellungsbedingungen hin (z.B. Differenzen bei Schwarzlotrezepturen oder Einbrennregimen), andererseits machten sie Konservierungsmaßnahmen für die Bewahrung unerlässlich. Mit Sicherheit ist auch hier die starke Umweltbelastung als Ursache der Schäden verantwortlich gewesen. Die deshalb vorgeschlagene modellhafte Installation einer Schutzverglasung umfasste die sechs Fenster des Querhauses. Die Verglasung wurde in VSG Sicherheitsglas ausgeführt, um die Fenster gegen mechanische Impakte zu schützen. Einzelne vorhandene Fehlstellen hatten bereits auf entsprechende Unfälle infolge leichter Zugänglichkeit hingedeutet.

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Geografische Lage

Waldenburg, polnisch Wałbrzych ist eine Großstadt in der Woiwodschaft Niederschlesien/dolnośląskie in Polen. Sie liegt etwa 65 Kilometer südwestlich von Breslau und bildete bis Anfang der 1990er Jahre das Zentrum des niederschlesischen Steinkohlereviers. Die 120.000 Einwohner zählende Stadt liegt zwischen dem Riesengebirge und dem Eulengebirge im Waldenburger Bergland. Bekannte Nachbarstadt unweit nordwestlich gelegen ist Bad Salzbrunn / Szczawno-Zdrój.

Baugeschichte und -beschreibung

Nach dem Ersten Schlesischen Krieg 1742 fiel Waldenburg zusammen mit Schlesien an Preußen. Vorgängerbau der Schutzengelkirche war die St.-Michaels-Kirche von 1440, die 1899 abgerissen wurde. Aufgrund der hohen Anzahl ansiedelnder Bergleute aus der Grafschaft Klodzko in der zweiten Hälfte des XIX Jahrhunderts war die Anzahl der Katholiken in Waldenburg stark gestiegen. Die kleine Kirche hatte nicht genügend Platz für die Gläubigen. Deshalb war die Gemeinde mit der Frage des Baus einer großen Gemeindekirche befasst.

Die Schutzengelkirche wurde im aufwendigen neogotischen Stil nach Plänen des besonders in Schlesien mit großem Erfolg wirkenden Architekten Alexis Langer aus Breslau von 1900 bis 1904 errichtet. Schon 1862 erhielt Alexis Langer (1825-1904) den Auftrag zum Bau der Michaeliskirche in Breslau. Sie war dort der größte Kirchenbau seit der Barockzeit und ein bedeutendes Prestigeprojekt für Schlesien.

Die Schutzengelkirche ist eine monumentale dreischiffige in Backstein errichtete Hallenkirche mit dem Grundriss eines lateinischen Kreuzes und schlankem hohen Hauptturm, der der Nordseite mit dem Haupteingang mittig vorgelagert ist. Einzig die Westgiebelseite der an einer nach Süden abfallenden Hangseite errichteten Kirche ist auf Vollansicht konzipiert. Sie akzentuieren zwei Treppentürme und ein Filialturm. An den Längsseiten der Seitenschiffe des aus dem Häusermeer aufsteigenden Baues ist über je zwei Jochen ein Walmdach angeordnet, angelehnt an rheinische Kirchen wie St. Stephan in Mainz. Die Vierung des in Lang- und Querhaus geschiedenen Bauwerks mit seinen 12 Meter hohen Fenstern bekrönt ein Dachreiter. Östlich wird das mit schlanken Strebepfeilern ausgestattete Bauwerk durch eindreieckigen Chorraum geschlossen Die durch weiße Putzblenden und ziegelrote Architekturgliederungselemente bewirkte Fassadenpolychromie wird durch die vergoldeten Blätter im Fries unter dem Dachgesims komplettiert. In der südlichen Fassade wurden Epitaphyen aus dem 16. bis 18. Jahrhundert eingemauert.

Den Halleninnenraum überdeckt ein Netzgewölbe das durch polygonale Pfeiler mit bunt glasierten Ziegeln gestützt wird. Er ist reich gegliedert und  wird von 32 Fensteröffnungen durchleuchtet. Die Fenster enthalten 12 große figürliche und 20 kleinere, ornamental angelegte farbige Verglasungen. Die Glasmalereien entstanden kurz nach Vollendung des Kirchenbaues, vermutlich um 1910, in der weltbekannten „Königlichen Glasmalerei-Anstalt Franz Mayer & Co.“ zu München. Die Glaswerkstatt existiert heute noch und nimmt einen führenden Platz unter den großen Glasmalereiwerkstätten Deutschlands ein. Die Farbfenster sind einheitlich entworfen und von hoher Qualität. Auf der Westempore thront eine bauzeitliche Orgel der Firma Schlag & Söhne.

Bedeutung

Die Schutzengelkirche ist ein bedeutendes Beispiel für die Neuinterpretation des gotischen Stils im Späthistorismus („Zukunftsgotik“). Ihrem Schöpfer Langer ging es nicht um eine Nachahmung der gotischen Vorbilder sondern um Weiterführung und Vervollkommnung der mittelalterlichen Gotik. Die rheinische Gotik und die schlesische Backsteingotik waren dabei prägend für sein Werk. Die extreme Betonung der Vertikalen, der schlanke, stark bildhauerisch herausgearbeitete Kirchturm und der schmal proportionierte Chor verleihen der Schutzengelkirche ein malerisches äußeres Erscheinungsbild. Der Innenraum mit seinem bauzeitlichen Inventar ist geschlossen erhalten. Und der Bau besitzt späthistoristische Glasfenster von hoher Qualität, die deshalb besonders erhaltenswert sind.

2012-2013 bearbeitete Schäden

Um das noch erhaltene Glasmalereiensemble als wertvolles Kulturgut, trotz der Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg und trotz des in dieser Region besonders aggressiven Schadstoffgehalts der Umwelt auch weiterhin zu bewahren, waren zeitnah dringend naturwissenschaftliche Untersuchungen und darauf abgestimmte Konservierungs- sowie Restaurierungsmaßnahmen erforderlich. Eine dringende Aufgabe war deshalb die Überprüfung der 1998 in Waldenburg installierten modellhaften Außenschutzverglasung, deren Wirksamkeit ebenfalls verglichen werden kann.

Allein in Waldenburg war es 1996-1999 möglich gewesen, innerhalb eines großen Verbundprojektes der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) mehrere isothermisch angelegte Schutzverglasungen zu konzipieren und einzubauen. 12 Jahre danach bot sich hier die einmalige Gelegenheit, neben anderen aktuellen Maßnahmen, die nach den damals gültigen Verfahren konstruierten Schutzvorrichtungen auf ihre Wirksamkeit zu überprüfen und innovative Konstruktionen als neue Modelle auszuprobieren.

Die unterschiedlichen klimatischen Bedingungen in Abhängigkeit von der Himmelsrichtung ließen sich am besten durch den praktischen Versuch ermitteln. Hierzu wurde eine modellhafte Außenschutzverglasung auf der Nordseite der Waldenburger Kirche installiert. Ein unmittelbarer Vergleich der Wirksamkeit konnte durch die klimatischen Messungen an Nord- und Südfenstern mit Schutzverglasung erfolgen.

Unter den extremen Umweltbelastungen war der angetroffene Zustand an der Waldenburger Pfarrkirche zu den Schutzengeln äußerst unbefriedigend. Von den noch verbliebenen Fenstern mit den vor vielen Jahrzehnten an der Außenseite vorgesetzten Verglasungen sind insbesondere die sehr hohen Langhausfenster stark gefährdet. Mehrere Quadratmeter große unverglaste Flächen im Maßwerkbereich lassen dem hoch schadstoffbelasteten Außenklima freien Zutritt, und infolge der völlig fehlenden Spaltöffnung an der Unterkante ist die Luftzirkulation gestört.

Während sechs der Langhausfenster mit der modernen Schutzverglasung geschützt sind, litten die nicht bearbeiteten Fenster an der Nordseite unter diesen schlechten Bedingungen. Zwei Nordfenster des Langhauses wurden im Rahmen des antragsgemäßen Vorhabens analog zu den sechs bereits geschützten modellhaft restauriert und mit einer Außenschutzverglasung versehen. Damit wurde gleichzeitig eine Korrektur der optischen Wirkung im Innenraum vorgenommen, da infolge des dichtmaschigen Drahtgitters über den alten vorgesetzten Verglasungen das Problem eines gegenwärtig nicht geometrischen Lichteinfalls bestand.

Begleitende wissenschaftliche Messungen, wie Schadstoffmessungen mit Hilfe von Passivsammlern (SO2, NOx), zeigten, wie die modellhafte Langhausverglasung nach der Konservierungsmaßnahme im Vergleich zum Vorzustand und zu den noch im alten Status verbleibenden Emporenfenstern wirksam wurde.

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Geografische Lage

Jauer, polnisch Jawor ist eine Kreisstadt in der Woiwodschaft Niederschlesien / Dolnośląskie in Polen. Die Stadt zählt 24.500 Einwohner und liegt rund 70 Km westlich von Breslau an der Wütenden Neiße.

Baugeschichte und -beschreibung

Jauer wurde im Mittelalter nach dem Magdeburger Stadtrecht gegründet. 1654/55 erfolgte der Bau der evangelischen Friedenskirche zum Heiligen Geist. Sie war neben Glogau und Schweidnitz eine der drei Friedenskirchen, die den schlesischen Protestanten im Westfälischen Frieden von 1648 zugestanden wurden. Voraussetzung für ihre Errichtung war die Erfüllung einer ganzen Reihe von Bedingungen: Steine und Ziegel waren als Baumaterial verboten, es durften nur Holz, Lehm und Stroh verwendet werden. Die Kirchen mit Türmen oder Glocken zu versehen war ebenfalls nicht gestattet. Als Standorte kamen nur unattraktive Plätze außerhalb der Stadtmauern in Frage. Die Gebäude mussten innerhalb eines Jahres fertiggestellt werden. Die Baukosten hatten die Gemeinden zu tragen. Den Entwurf für Jauer lieferte der Breslauer Festungs- und Ingenieurbaumeister Albrecht von Saebisch (1610–1688). Den Bau in Jauer beaufsichtigte der ortsansässige Zimmermeister Andreas Gamper (Kempner).

Die im Norden angeordnete Sakristei; auch als Taufkapelle genutzt, datiert von 1704. Nach Abschluss der Altranstädter Konvention konnte die Friedenskirche 1709 mit Genehmigung des Kaisers als schlesischem Landesherrn um einen Glockenturm an der Südseite erweitert werden. Nach Ende des Ersten Schlesischen Kriegs 1742 kam Jauer zusammen mit dem größten Teil Schlesiens an Preußen. Mitte des 19. Jhs., bis 1906, 1967-68, in den 1990er Jahren, 2002 und 2009 wurden an/in der Friedenskirche in Jauer Instandsetzungsarbeiten durchgeführt.

Bis heute haben sich als Zeugnisse des hoch entwickelten schlesischen Fachwerk- und Holzbaues aus dem 17. Jahrhundert nur die Friedenskirchen in Jauer und Schweidnitz (DPS-Förderprojekt 2007/2008, 2010/2011 und 2015) erhalten.

Die Malereien im Inneren sind ein Werk von Georg Flegel und in den Jahren 1671–1681 entstanden. Die Schnitzereien an den architektonischen Gliederungselementen fertigten die Schnitzmeister Richter und Schreckenbach aus Jauer. Die Kanzel aus dem Jahr 1670 ist ein Werk von Matthäus Knote aus Liegnitz. Der Hauptaltar von Martin Schneider entstammt dem Jahr 1672. Die erste Orgel von J. Hoferichter aus Liegnitz aus dem Jahr 1664 wurde in den Jahren 1855–1856 durch eine neue Orgel von Adolf Alexander Lummert aus Breslau ersetzt. Diese wurde in den Jahren 1899, 1937 und 2002/2005 ausgebaut und renoviert. 1906 stiftete das Magistrats-Kollegium der Stadt Jauer anlässlich des 250jährigen Jubiläums der Friedenskirche drei Farbfenster für den Chor. Sie wurden von dem bekannten Glasgemäldebetrieb Adolf Seiler aus Breslau gefertigt und haben sich bis heute erhalten.

Die Friedenskirche in Jauer ist eine großzügige dreischiffige, basilikale Anlage mit in die Seitenschiffe integrierten viergeschossigen Emporen, zweigeschossiger Orgelempore im Westen und flachem dreiseitig geschlossenen Ostchor. Die Länge des auf Backsteingrundmauern stehenden Fachwerkbaues beträgt 43,5 m, seine Breite 14 m, die Höhe 15,7 m und die Fläche ca. 1180 m². Die Kirche fasst ca. 5.500 Personen und besitzt zahlreiche Eingänge mit Treppenhäusern an den Gebäudeecken. Das Mittelschiff schließt mit einem Satteldach, über Seitenschiffe und Chor erheben sich Pultdächer. West- und Ostfassade sind mit großen Fenstern ausgestattet, Nord- und Südfassade mit zwei Fensterreihen in Höhe der Seitenschiffe und dritter Fensterreihe im Hauptschiff. Den quadratischen Glockenturm überdeckt ein oktogonaler Zwiebelhelm mit Laterne.

Der flachgedeckte Innenraum des Schiffs ist vollständig polychrom ausgestaltet. Wände, Holzdecken und Konstruktionselemente sind in Weiß und Blau ausgemalt. Die Kassetten der Mittelschiffdecke sind mit einem Ornament verziert und auf den Stützenverblendungen finden sich Obstfestons, Köpfe und Engel. An den Pfeilerkapitellen sind vor allem florale Motive zu sehen, auf den Gliederungsleisten der Flachdecken und den Konstruktionselementen der Wände stilisierte Palmenstämme.

Die zweite und vierte Empore weist an der Außenseite der Brüstung durch kannelierte kleine Pilaster unterteilte annähernd quadratische Felder auf, die mit Malerei verziert sind. Nach Art der Bblia Pauperum ist die Brüstung der vierte Empore mit 71 alttestamentarischen Szenen geschmückt und die der zweiten Empore mit 72 Gemälden, die neutestamentarische und apokalyptische Szenen auf der Grundlage von Stichen beinhalten. Die Balustraden des vermutlich 1681 hinzugefügten ersten und dritten  Emporengeschosses zeigen Schnitzdekor und Gemälde, ein heraldisches Bildprogramm mit Wappenschilden auf Landschaftsgrund, im dritten Geschoss erweitert um Darstellungen von Adelssitzen und biblischen Szenen in Verbindung mit den Zünften der Schuster, Weber und Schneider

In den Chorecken sind zwei auf Pfosten gestützte Logen angeordnet, die zeitgleich mit den jüngeren Emporen entstanden sein dürften. Eine Besonderheit sind sicherlich die drei farbigen, dreibahnigen, rundbogigen Chorfenster mit Wabenverglasung, floraler stilisierter Rahmung, figürlicher Darstellung im Scheitel, Wappen zentral im Mittelfenster und pro Fenster drei jeweils über dem unteren Schenkel großformatig in altdeutscher Schrift eingravierten Namen der Stifter (Magistratskollegium der Stadt Jauer von 1906: Tuercke(?), Klaue, Thomas (Mittelfenster); Seiffert, Kühn, Kurina (Südfenster) und Hartung, Braumüller, Groneberg (Nordfenster)).

Bedeutung

Die Friedenskirche in Jauer ist zusammen mit der Friedenskirche in Schweidnitz der wichtigste protestantische Kirchenbau aus dem 17. Jh. in Schlesien und wurde wie diese 2001 in die Welterbe-Liste der UNESCO aufgenommen. Noch heute wird sie auch von vielen in Deutschland wohnenden ehem. Schlesiern aufgesucht. Die Friedenskirche in Jauer ist eine Inkunabel der historischen Fachwerkarchitektur und aus dem Bewusstsein ehem. Schlesier nicht mehr wegzudenken.

2013 bearbeitete Schäden

Die drei farbigen Chorfenster ließen bereits deutliche Schwarzlotschäden erkennen.
Die Ornamentfenster waren Umwelteinflüssen und mechanischer Beschädigung ausgesetzt. Einige Scheiben waren gesprungen.

Besondere Probleme treten bei sehr großen Holzkirchen sowohl an den Fenstern als auch an den Kunstwerken im Innenraum auf. Die klimatische Situation ist vor Beendigung des Projekts Fensterinstandsetzung Schweidnitz (gefördert von der DPS mit Mitteln des Beauftragten für Kultur und Medien und der Deutschen Bundetiftung Umwelt, Osnabrück) in den Friedenskirchen von Schweidnitz und Jauer sehr unterschiedlich gewesen. Durch die Sanierung aller defekten Fenster in Schweidnitz dürfte eine Annäherung erfolgt sein. Unterschiede liegen jedoch sicher auch hinsichtlich der Belastung mit flüchtigen organischen Verbindungen (VOC) vor. Dabei muss den Holzschutzmitteln besondere Beachtung zukommen, da sie auch für die Belastung der Kirchenbesucher nicht vernachlässigbar sind. Ferner ist eine synergetische Wirkung dieser Stoffe mit Industrieabgasen sehr wahrscheinlich, die ebenfalls zu starken Belastungen empfindlicher Materialien in den Kunstwerken (Holz- und Glasmalereien) führen kann.

In Jauer zeigen sich vereinzelt Schäden an der Dachkonstruktion (Mazeration), die auf die Verwendung von Flammschutzmitteln zurückzuführen sind. Als Mazeration oder Holzkorrosion werden Auffaserungserscheinungen im oberflächennahen Bereich der Hölzer bezeichnet. Dieses Schadensbild ist vor allem an Konstruktionen zu beobachten, die intensiv oder mehrfach mit Brandschutzmitteln behandelt wurden. Prognosen zum weiteren Schadensverlauf lassen sich aus dem Phosphat- und Sulfatgehalt des Holzes sowie aus vorherrschenden klimatischen Bedingungen insbesondere aus der wechselnden Holzfeuchte ziehen. Der Substanzverlust an den Oberflächen von mazeriertem Holz könnte im Bereich der dadurch geschwächten Holzverbindungen konstruktiv relevant sein. Die abzuleitenden Maßnahmeempfehlungen erfordern deshalb innovative Lösungen.

 

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Teil 1: Schutz und Restaurierungsarbeiten (Kostenvolumen 78.000,00 €)
(finanziert vom Beauftragten für Kultur und Medien (BKM) und mit einer Spende der Erika-Simon-Stiftung (ESS) in Rinteln)

2012
Niedersteine (6 Fenster im Querhaus mit figürlichen Darstellungen (drei Fenster je Querhausarm)
– Herstellung einer innenbelüfteten Außenschutzverglasung (VSG-Glas)
– Sanierung der Schwarzlotschäden
– Ergänzung von Fehlstellen und Überarbeitung des Bleinetzes
– Sicherung der Halterungen

2013
Waldenburg (zwei große Langhausfenster an der Nordseite mit ornamentaler Darstellung)
– Deinstallation der unzureichenden Schutzeinrichtung
– Herstellung einer innenbelüfteten Außenschutzverglasung (VSG-Glas)
– Sanierung der Schwarzlotschäden
– Ergänzung von Fehlstellen und Überarbeitung des Bleinetzes
– Sicherung der Halterungen

Jauer (3 farbige Chorfenster mit Ornamentverglasung)
– Installation einer innenbelüfteten Schutzverglasung (VSG-Glas)
– Sanierung von Glas- und Bleischäden
Eine Außenschutzverglasung wurde als zwingend notwendig angesehen, um die drei farbigen Ornamentfenster im Chorbereich vor Umwelteinflüssen und mechanischer Beschädigung zu schützen. Damit wurde sowohl das schadhafte Schwarzlot geschützt als auch modellhaft zum ersten Mal eine Außenschutzverglasung an einer Holzkirche realisiert.

Aus der Dokumentation der Restaurierungsfirma zur abgeschlossenen Restaurierungsmaßnahme in Jauer:

1.    Beschreibung des Objekts:
Die bearbeiteten Apsis-Fenster sind dreigeteilt, fünfreihig Lind mit einem Segmentbogen versehen.

Fenster 1:
Eine Glasmalerei mit gemalter Bordüre, in ihrem oberen Teil befindet sich eine Darstellung des heiligen Geistes, zentral, auf dem Hintergrund von farblosen, sechseckigen Butzenscheiben wurde der Wappen von Jawor abgebildet. Abmessungen: B: 142 cm, H: 350cm.

Fenster N II:
Eine Glasmalerei mit gemalter Bordüre, in ihrem oberen Teil befindet sich die Darstellung eines Kelchs, der mittlere Teil ist mit farblosen, sechseckigen Butzenscheiben gestaltet. Abmessungen: B: 126cm, H: 350cm.

Fenster S II:
Eine Glasmalerei mit gemalter Bordüre, in ihrem oberen Teil befindet sich die Darstellung von Agnus Dei, der mittlere Teil ist mit farblosen, sechseckigen Butzenscheiben gestaltet. Abmessungen: B: 126cm, H: 350cm.
In den unteren Feldern der Fenster wurden die Namen der Stifter verzeichnet. Die Glasmalereien wurden zwischen Flacheisen montiert, zusätzlich wurden sie von innen mit senkrechten Holzleisten verdeckt, diese wurden einheitlich mit anderen Holzoberflächen der Inneneinrichtung und Wandverkleidung der Kirche gestrichen.

2.    Stand der Erhaltung der Felder der Glasmalereien:
Glasoberfläche – stark verschmutzt, insbesondere auf der Innenseite der Fenster, wo keine natürliche Reinigung durch den Regen möglich war. Das Gesamte Fenster wurde zusätzlich mit einem Metallnetz abgesichert. Die Felder wiesen zahlreiche Sprünge wie auch einige fehlende Glasstücke und Bleistreifen auf. Das Bleinetz war instabil auf Grund der Mängel und Brüche. In dem unteren Teil des Fensters S II sind durch das Absinken der Felder der Glasmalerei zusätzliche Undichtheiten entstanden.
Das Projekt bestand aus zwei Teilen:

A.    Naturwissenschaftliche Untersuchungen der in dem Inneren der Kirche eingesetzten Baustoffe und Substanzen im Zusammenhang mit der Untersuchung des Klimas. Diese Untersuchungen haben unter anderem eine entscheidende Rolle bei der Vorbereitung der praktischen Renovierungsarbeiten der Glasmalereien erfüllt.

B.    Pflege- und Restaurierung der Glasmalereien und ihrer Befestigungen. Erstellung einer isothermischen Verglasung nach den international anerkannten Mustern und Normen (UNESCO Corpus Vitrearum (CV)).

Die Restaurierungsarbeiten umfassten folgende Schritte:

  1. Aufstellen der Gerüste bei den Fenstern 1, N II, S Il auf der äußeren und inneren Seite; Absicherung der Baustelle.
  2. Sicherung der originalen Glasfelder vor der Demontage (gefährdete Glaselemente, beschädigte Bleirahmen der Mosaikfenster, gelockerte oder stark korrodierte Handgriffe der Verglasung).
  3. Zeichnungsdokumentation der originalen Glasfelder vor der Demontage (sowohl rechteckige wie auch mit einem Bogen versehene Glasfelder).
  4. Vorsichtige Demontage der originalen Gasfelder, mit dem Ziel der Vermeidung eines weiteren Substanzverlustes, Absicherung der Fensteröffnungen mit Hartfaserplatten.
  5. Versicherung des Transports und der Lagerung der Glasmalereien in der Renovierungswerkstatt.
  6. Transport der Glasmalereien aus Jawor noch Wrocław und professionelle Lagerung in der Werkstatt.
  7. Detaillierte Inventur der Glasmalereien zwecks der Erstellung der Schablone der Schutzverglasung.
  8. Überprüfung des Standes der Erhaltung und Stabilität der Flacheisen in den Fensteröffnungen zwecks der Erstellung der isothermischen Schutzverglasung. Die Befestigung der existierenden Flacheisen, bei Bedarf auch Herstellung neuer. Entrostung und Auftragen von Korrosionsschutz der Flacheisen.
  9. Verlängerung der bestehenden und funktionsfähigen Schrauben mit Hülsen.
  10. Herstellung der Schutzverglasung aus sicherem, geklebtem Glas (VSG), 3.3.1, in der Stärke 6,2 mm mit einer Befestigung in Blei nach den früher genehmigten Entwürfen. Eine Aufteilung der Fenster nach den existierenden Flacheisen ist zu empfehlen. Besondere Aufmerksamkeit muss den fragilen Rändern der Felder gewidmet werden.
  11. Montage der Schutzverglasung anstelle der Glasmalereien mit Hilfe der bestehenden Schrauben und Befestigung der Verglasung mit Flacheisen und Muttern.
  12. Pflege der Elemente der original Glasmalereien. Inbegriffen wurde die Pflege der Windeisen und der Bleileisten. Durchgeführt wurde eine professionelle Reinigung, Klebung der Sprünge und Ausbesserung der Mängel, einschließlich des Streichens und Lötens der gesprengten Bleileisten wie auch das eventuelle Auswechseln ihrer Elemente.
  13. Herstellung der benötigten Menge an Flacheisen in verschiedenen Längen aus rostfreiem Stahl mit den benötigten, länglichen Öffnungen für die spätere Montage mit Schrauben. Die Flacheisen müssen auf beiden Seiten der Mutter montiert werden.
  14. Stabilisierung der Glasmalereifelder mit Kupfer-U-Profilrahmen 10x10x1 mm. Die Profilrahmen beinhalten auch die Einrahmung der Glasfenster mit Bleileisten. Zusätzliche Festigung der Glasfelder mit Windeisen aus Rundkupferstangen (8 mm Durchmesser), mit flachen Endungen. In dem unteren, waagrechten Profil des Rahmens müssen Öffnungen mit dem Durchmesser von 5 mm fertig gestellt werden um die Abführung des Wassers zu     ermöglichen. Die Rundkupfereisen müssen professionell in einem Walzwerk hergestellt werden.
  15. Zu den Rändern der Kupfer Rahmen müssen nach Bedarf 5cm breite Bleiblech Streifen herangelötet werden um einen angemessenen Lichtschutz zu gewährleisten.
  16. Transport aus Wroclaw nach Jawor und die Montage der Glasfelder. Ein Belüftungsraum zwischen der Schutzverglasung und den Glasmalereien muss bei der Montage bedacht werden. Zusätzlich müssen Spalten am oberen und unteren Rand der Fenster beibehalten werden.
  17. Erstellung von abflusslosen Rinnen zur Ableitung des sich auf der Oberfläche der Schutzverglasung sammelnden Kondensationswassers.
  18. Erstellen der Abschluss- und Restaurierungsdokumentation.

3.   Methode der Montage der Glasfelder:
Schlosser-Last- Schlingen und Flacheisen wurden für die Montage der Felder in den Fenstern verwendet.

4.   Verzeichnis der verwendeten Materialien:
–    Cortanin F; Marke: Organika S.A.(P.28 K.AS)
–    Ftalomat in schwarz, Mat 9990; Marke: Polifarb Dbica
–    Epoxidhartz Araldit 2020 Marke: Huntsman (AD60549600)
–    Stahl V4A 2 x 4 mm.
–    „Patina Schwarz“ (TGK Schlos-Holte-Stuckenbrok, Deutschland)
–    Silikon PM 919 Marke: Piomar.

5.    Name und Anschrift der Werkstatt und Auflistung der an den Restaurierungsabeiten mitwirkenden Mitarbeiter:
Witraze Beata Oleszczuk, ul. Skibowa 53, 52-211 Wrocław
Teamleiter – mgr Sławomir Oleszczuk
Team Mitarbeiter: Agnieszka Michalek- Kleben und Ausbesserung der Mängel und Lücken; Piotr Szyszkowski – Reparaturen der Bleinetze, Patinierung der Bleileisten Reinigung, Demontage und Montage; Filip Balcerzak – Demontage und Montage, Konservierungsarbeiten an den Metallelementen; Grzegorz Biały – Demontage und Montage, Konservierungsarbeiten an den Metallelementen.

Bild Dokumentation:
Die Bild-Dokumentation wurde von Sławomir Oleszczuk mit Hilfe von Canon EOS (SÜD, 15 Mega Pixel) erstellt. 145 Bilder wurden vor der Restaurierung aufgenommen und 143 nach der Vollendung des Projekts.

Zeichnungsdokumentation:
Die Zeichnungsdokumentation umfasst 95 Zeichnungen, darunter befinden sich:
–    Technische Zeichnungen des Querschnittes für das Schema der Montage der Sicherheitsverglasung und  der historischen Mosaikfenster
–    Eine Schematische Darstellung der Anordnung der Fenster innerhalb der Kirche
–    Dokumentation die als Teil der Kommission-Notizen entstanden ist
–    Detaillierte Darstellung der Restaurierung der einzelnen Felder der Glasmalereien gemäß der angefügten Legende.

 

Teil 2: Naturwissenschaftliche Untersuchungen (Kostenvolumen und zugleich Förderhöhe 117.000,00 €) (gefördert von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt(DBU), Osnabrück)

2012–2014

Naturwissenschaftliche Untersuchungen als unmittelbare Begleitung der Restaurierung sind in allen drei durch Umwelteinflüsse geschädigten Objekten notwendig gewesen. Sie betrafen sowohl die Auswahl unbedenklicher und langzeitbeständiger Restaurierungsmaterialien als auch die Auswahl von geeigneten Schutzsystemen zur langfristigen Vermeidung von Korrosionsschäden insbesondere an den empfindlichen Glasmalereien unter den immer noch sehr starken Umweltbelastung anthropogenen Ursprungs in der unmittelbaren Umgebung der Objekte in Niederschlesien.
Die im Folgenden aufgeführten, für das Projekt geplanten Untersuchungen gewährleisteten, dass die Maßnahmen auf naturwissenschaftlich gesicherter Basis erfolgen konnten. Ferner wurden Empfehlungen für eine ausreichende Überwachung der Objekte ausgesprochen, wodurch deren denkmalgerechte Bewahrung möglich ist. Folgende naturwiss. Arbeiten wurden im Rahmen des Projekts durchgeführt:

1. Klimamessungen:

Pfarrkirche Waldenburg / Pfarrkirche Niedersteine
Die klimatische Situation an den historischen Glasmalereien wurde an zwei Fenstern mit Schutzverglasung (Nord- und Südseite) insgesamt über den Zeitraum eines Jahrs erfasst und hinsichtlich ihres Einflusses auf den Erhalt der wertvollen Kunstwerke bewertet. Dazu wurden folgende Messungen vorgenommen:
– Temperatur; an unterschiedlichen Positionen der Fenster
– Relative Luftfeuchtigkeit; gleiche Orte
– Luftströmungsgeschwindigkeit

Friedenskirche Jauer
Temperatur- und Feuchteschwankungen an Holzkonstruktionen, die mit Flammschutzmitteln behandelt worden sind, können zu Mazerationsschäden führen, die durch ein Auffasern der Hölzer gekennzeichnet sind. Um solche Schäden vorbeugend zu erkennen, sind Temperaturmessungen und die Bestimmung der relativen Feuchtigkeit in der Luft und im Holz erfolgt. Das Monitoring wurde jeweils über den Zeitraum von einem Jahr durchgeführt. Bei dem Projekt wurden die Ergebnisse der Messungen in der Friedenkirche von Jauer mit denen der Friedenskirche in Schweidnitz verglichen.

2. Schadstoffmessungen:

Friedenskirche Jauer
Holzkonstruktionen sind in den vergangenen Jahrzehnten mit Holz- und Flammschutzmitteln behandelt worden. Die eingesetzten Mittel können heute leider auch für Schäden an Holzkonstruktionen (Mazeration) verantwortlich sein bzw. durch Emissionen zu gesundheitlichen Schäden für Nutzer der Gebäude führen und die Umgebung kontaminieren. Zur Einschätzung dieser Gefahren wurden Messungen durchgeführt. Modelhaft wurden Holz-, Luft- und Staubproben mit Hilfe gaschromatografischer- und massenspektrometrischer Methoden zur Konzentrationsbestimmung von flüchtigen organischen Verbindungen (VOC) in der Raumluft verwendet.

An Hand der Messwerte konnten das Gefährdungsrisiko eingeschätzt und Empfehlungen zu vorbeugenden Maßnahmen gegeben werden. Es ergab sich dadurch die unmittelbare Vergleichsmöglichkeit zur vorhandenen Situation der Holzschutzmittelproblematik in der nahegelegenen Friedenskirche von Schweidnitz. Holzkorrosion erfolgt durch Bestandteile von Flammschutzmitteln insbesondere durch Phosphat- und Sulfatverbindungen in Kombination mit starken Holzfeuchteschwankungen. Durch die Untersuchung von Staubproben ließen sich Belastungen durch Feuer- und Flammschutzmittel erkennen und ein möglicher Untersuchungsbedarf abschätzen. Modellhaft wurden auch analytische Untersuchungen hinsichtlich dieser Verbindungen an Holzproben vorgenommen.

 

Pfarrkirche Waldenburg / Pfarrkirche Niedersteine
Die schadstoffbelasteten Umweltbedingungen in der unmittelbaren Umgebung der Pfarrkirchen Waldenburg und Niedersteine wurden mit Hilfe von Passivsammlern (u.a. SO2, NOx) charakterisiert. Weitere Messungen im Spalt zwischen Original- und Außenschutzverglasung und an der Innenseite der Originalverglasung  waren notwendig, um so in Kombination mit den Klimamessungen das noch vorhandene Schädigungspotential der Umgebungsbedingungen abzuschätzen.

3. Materialuntersuchungen:

Pfarrkirche Waldenburg / Pfarrkirche Niedersteine / Friedenskirche Jauer
Die Verglasungen in den Kirchen von Waldenburg und Niedersteine wurde um 1902-1910 hergestellt, die Verglasung in Jauer vermutlich im 17.Jh. Sie können in ihren Eigenschaften nicht mit heutigem, gegen Materialveränderungen sehr widerstandsfähigem Floatglas gleichgesetzt werden. Deshalb wurden elektronenmikroskopische und chemisch-analytische Untersuchungen an Glasproben aus den Originalfenstern an unterschiedlich stark belasteten Stellen zur Analyse der Zusammensetzung des Glases sowie von bereits erfolgten Oberflächenveränderungen vorgenommen. Eine Ausbildung dünner irisierender Gelschichten wurde festgestellt. Der Verlauf solcher Alterungsvorgänge ließ sich vor allem aus der chemischen Zusammensetzung des Glases abschätzen. Von besonderem Interesse sind die empfindlichen Malschichten in der Pfarrkirche Niedersteine gewesen, wo bereits umfangreiche Malschichtverluste zu beklagen waren.

Aus dem 3. Zwischenbericht zu den restauratorischen Arbeiten und naturwissenschaftlichen Untersuchungen:

Modellhafte Restaurierung und Schutz von schwer geschädigten Glasmalereien und Ornamentbleiverglasungen an bedeutenden sakralen Bauten in einer durch Umweltschadstoffe hoch belasteten Landschaftsregion Niederschlesiens

Az. 30204 – 45

Im Berichtszeitraum April bis Oktober 2013 wurden die Arbeiten in den Objekten Waldenburg, Jauer und  Niedersteine planmäßig fortgeführt. Im Folgenden ist der derzeitige Bearbeitungsstand zusammengefasst:

Kirche Waldenburg:
Die technische Abnahme der nach der Restaurierung wieder eingebauten Originalfenster sowie der Schutzverglasung erfolgte am 22.08.2013 und 18.09.2013 ohne Beanstandungen. Ein offizielles Abnahmeprotokoll der Denkmalbehörde wurde dabei erstellt und unterschrieben. Herr Restaurator Oleszczuk hat die Restaurierungsdokumentation zu Waldenburg angefertigt.
Die plangemäß noch bis Dezember 2013 laufenden Klimamessungen müssen wegen der z.Zt. fehlenden telefonischer Erreichbarkeit der Messgeräte über die Modemverbindung manuell erfolgen. Infolge von Stromausfällen ist die Datenaufzeichnung mehrfach unterbrochen worden.

Friedenskirche Jauer:
Mit Hilfe eines Statik-Gutachtens wurde im März geklärt, dass die vorgesehene VSG-Bleiverglasung eingesetzt werden kann. Die Belastung der Holzständer wird dadurch nur um wenige Prozent erhöht. Alle sonstigen technischen Fragen, z.B. die zur Befestigungsart der Quereisen, zur Menge des Bleianteils in der Schutzverglasung sowie sämtliche glastechnischen und sonstigen Restaurierungsarbeiten an den Originalen wurden entweder vor Ort in der Kirche oder in der Werkstatt in Breslau eingehend diskutiert und die zu treffenden Maßnahmen festgelegt.
Im Dachgeschoß der Kirche wurde ein Holzbalken mit Mazerationsschäden ausfindig gemacht, begutachtet und beprobt. Hier erfolgen seitdem Holzfeuchte- sowie Klimamessungen in der unmittelbaren Umgebung. Für chemische Analysen wurden aus den Fenstern sechs Glasproben genommen.
Bei der technischen Abnahme der nach der Restaurierung wieder eingebauten Originalfenster sowie der Schutzverglasung am 21.08.2013 und am 17.09.2013 wurden Festlegungen zu notwendigen Nacharbeiten getroffen:
•    die Kondenswasser-Auffangrinnen an den Fenstern I und nII müssen noch installiert werden
•    die fehlenden Bleilappen-Abdeckungen zum äußeren Holzrahmen sind noch anzubringen
•    die Felder werden in der Waagerechten korrigierend ausgerichtet
•    an den äußeren Seiten erfolgt eine Abdeckung des sichtbaren Kupferrahmens mit Bleilappen
•    die infolge zu kurzer Deckschienen verbliebenen Lücken zu den Holzrahmen müssen ebenfalls mit Blei abgedeckt werden
•    lockere Splinte an den Deckschienen sind mit Silikon zu fixieren
Ein offizielles Abnahmeprotokoll der örtlichen Denkmalbehörde liegt vor.

Kirche Niedersteine:
Bei der technischen Abnahme der restaurierten, wieder eingebauten Originalfenster sowie der Schutzverglasung am 28.11.2012 war als Nacharbeitsmaßnahme die Anbringung von Kondenswasser-Auffangrinnen festgelegt worden. Hierzu soll am 09.12.2013 die Abnahme erfolgen. Bis zu diesem Zeitpunkt werden auch die Klimamessungen fortgeführt, die über einen noch zu ermittelnden Zeitraum vermutlich infolge eines Stromausfalls unterbrochen waren.

Am 09./10.12.2013 werden in Niedersteine und Waldenburg die Klimamessgeräte ausgebaut. Die dort nicht mehr benötigten Geräte sollen für Messungen zur Überprüfung der Wirksamkeit der neuinstallierten Außenschutzverglasung in Jauer eingesetzt werden. Eine Messdauer über mehrere Monate und unterschiedlichen Jahreszeiten bis zum Sommer 2014 ist dafür  erforderlich.

Berlin, den 22.10.2013

Ausklappen/Einklappen

  • Koordinator des Projektes und Fachgutachter für Verglasungen, Glasmalerei und Malerei: PD Dr. Erhard Drachenberg, Berlin
  • Ausführende Restaurierungsfirma: Witraze-Beata Oleszczuk, Breslau
  • Bauherr: Parafia Rzymsko-Katolicka p.w. Sw. Jakuba Apostola vertreten durch Pfarrer mgr Stanislaw Karawan (Niedersteine) – Parafia Rzymsko-Katolicka p.w. Sw. Aniolów Strózów vertreten durch Pfarrer Boguslaw Werminski (Waldenburg) – Parafia Ewangelicko-Augsburska W Jaworze vertreten durch Pfarrer Tomasz Stawiak (Jauer)
  • Fachlicher Betreuer für die DPS: Dr. Ulrich Schaaf; Universität Thorn, Institut für Denkmalpflege und Denkmalkunde, Lehrstuhl für Denkmalpflege Assistent Professor
  • Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung, Berlin. Fachgruppe IV.2 „Umweltrelevante Material- und Produkteigenschaften“, Arbeitsgruppe „Umwelteinflüsse und Schädigungsmechanismen“ (naturwissenschaftliche Untersuchungen)
  • Naturwissenschaftlicher Fachgutachter des Projektes: Dr. rer.nat.habil. Wolfgang Müller, Berlin
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Die schlesischen Friedenskirchen in Schweidnitz und Jauer – Ein deutsch-polnisches Kulturerbe. Deutsches Kulturforum östliches Europa (Hrsg.). Text: Hans Caspary. Mit einer Einleitung von Andrzej Tomaszewski. Erschienen in der Reihe Potsdamer Bibliothek östliches Europa – Kunst. Potsdam 2005, 65 Seiten

Förderkreis der Friedenskirche zu Jauer (Hrsg.) Die Emporenbilder in der Friedenskirche zu Jauer in Schlesien I. u. II. Band, Wennigsen 2006/08.

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