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GÖRLITZ (HISTORISCHER OSTTEIL) / ZGORZELEC

Die Oberlausitzer Gedenkhalle (oft auch: Oberlausitzer Ruhmeshalle) entstand Anfang des 20. Jahrhunderts als Oberlausitzer Gedenkhalle mit Kaiser-Friedrich-Museum auf der rechten Neißeseite in Görlitz. Sie ist ein bedeutender Monumentalbau der wilhelminischen Zeit. Heute fungiert sie als Kulturhaus der Stadt Zgorzelec (Miejski Dom Kultury w Zgorzelcu). Die Stadt Zgorzelec ist sich ihres besonderen historischen Erbes bewusst und bestrebt, die polnischen und deutschen kulturellen Spuren zu erhalten und zu schützen. Das denkmalgeschützte Kulturhaus ist seit Jahren der Ort der deutsch-polnischen Integration in der Europastadt an der Neiße.

Da die Stadt Görlitz von der Zerstörung des Zweiten Weltkriegs relativ verschont blieb, konnte auch die ehemalige Ruhmeshalle im Ostteil (heute die polnische Stadt Zgorzelec) die Zeit samt ihrer prächtigen Kuppel überstehen. Der Bau war nur zuletzt ziemlich in die Jahre gekommen. Mit EU-Fördermitteln ist es der Stadt Zgorzelec gelungen, die Sanierung in Angriff zu nehmen. Nach Instandsetzung der verglasten Dachkuppel konnte 2022, dank einer nochmaligen EU-Mittel-Zuwendung und des Engagements der Erika-Simon-Stiftung und der Deutsch-Polnischen Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz, die Restaurierung der buntverglasten Oberlichter der Haupthalle erfolgen, an denen der Zahn der Zeit kräftige Spuren hinterlassen hatte. Ein großes Glück für die Denkmalpfleger ist dabei gewesen, dass die noch originale aufwendige Buntverglasung in situ restauriert werden konnte. Dadurch ist die Denkmalsubstanz (bauzeitliche Eisenkonstruktion und Glasmalerei) vorbildlich authentisch bewahrt.

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Die ehem. Oberlausitzer Gedenkhalle im heutigen Zgorzelec steht an der Ostseite der Neiße südöstlich der Görlitzer Altstadt in einer Parkanlage, früher nach einem Görlitzer Oberbürgermeister Snaypark genannt, heute heißt das Areal Andrzej- Błachaniec-Park.

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Die Vorschläge zur Errichtung einer Ruhmeshalle zu Ehren der beiden Kaiser Wilhelm I. und Friedrich III. reichen in deren Todesjahr, das Dreikaiserjahr 1888 zurück. Antrieb war, ein Denkmal des Patriotismus zu errichten zur Erinnerung an die beiden ersten deutschen Kaiser des wiedervereinigten Deutschlands. Zunächst konnten sich die Befürworter, voran Bürgermeister Johannes Heyne, mit ihrer Idee nicht durchsetzen. Die Errichtung eines Kaiserdenkmals durch den Bildhauer Johannes Pfuhl (enthüllt 1893) erhielt den Vorrang. Ein Komitee für die Ruhmeshalle blieb jedoch aktiv. Der Bau der Anlage wurde finanziert mit Spenden der Bevölkerung der Oberlausitz. Nach einer 1891/92 veranstalteten Lotterie und einer großen Anzahl von Spenden standen 1893 bereits 400.000 Mark zur Verfügung. Aber erst 1897 folgte die Ausschreibung eines Architektenwettbewerbs zu dem 47 Entwürfe eingingen. Am 6. Oktober 1897 fiel die Entscheidung für den ganz vom Zeitgeist der Jahre getragenen Entwurf des Architekten Hugo Behr. Mit seiner Versetzung nach Görlitz im Januar 1898 begann die Bauphase (die Grundsteinlegung erfolgte am 18.Oktober 1898, dem Geburtstag von Kaiser Friedrich III.). Am 25. August 1900 konnte Richtfest gefeiert werden. Die Baukosten betrugen 527.600 Mark zuzüglich 224.600 Mark für den Ankauf der Standbilder und Büsten. Die feierliche Eröffnung erfolgte im Beisein von Kaiser Wilhelm II. am 28. November 1902. Das Museum wurde am 1. Juni 1904 der Öffentlichkeit als Kaiser-Friedrich-Museum in der Görlitzer Oststadt übergeben. Es beherbergte Exponate aus der Oberlausitz ab der Urgeschichte, eine Gemäldegalerie und Teile des Oberlausitzer Kunstgewerbes. Die frühere Oberlausitzer Gedenkhalle wurde nicht zuletzt als monumentales Symbol der Vereinigung des Deutschen Reichs und der Oberlausitz errichtet. An der Vorderfassade stand auf der Erhöhung des Mittelteils, auf dem sich Kuppel und Haubendach erheben, über Portikus und Haupteingang dann auch in Großbuchstaben geschrieben:

DEN GRUENDERN DES DEUTSCHEN REICHES

DIE DANKBARE OBERLAUSITZ

Bei der Teilung Sachsens nach dem Wiener Kongress – das von Napoleon zum Königreich erhobene Sachsen hatte erst spät die Seiten gewechselt, um mit der Allianz gegen Napoleon dessen Niederlage zu besiegeln und dafür von Preußen die Quittung bekommen  – wurde ein Teil der lange teilweise autonom gebliebenen Oberlausitz zur Preußischen Oberlausitz, darunter von den Mitgliedern des ehemals mächtigen Sechsstädtebunds Görlitz und Lauban. Das oberlausitzische Restgebiet verblieb beim Königreich Sachsen, das 1871 ein Bundesstaat des Deutschen Kaiserreichs und damit als kleindeutscher Nationalstaat von Preußen geprägt wurde. Die Sonderrolle, die die Oberlausitz bereits unter kursächsischer Herrschaft inne hatte, kann als Erklärung für deren relativ späte Bereitschaft dienen, die neuen politischen Machtverhältnisse schnell und in ganzer Breite anzunehmen. Mit Eröffnung der Görlitzer Ruhmeshalle 1902 konnte schließlich auch in der Oberlausitz in höchster Weise plakativ dem deutschen Kaiserreich gehuldigt werden.

Durch eine wappengeschmückte Vorhalle betrat man die eigentliche Ruhmeshalle. Oberhalb der Haupttreppe stand das Doppelstandbild der Kaiser, modelliert von Johannes Pfuhl. Vor den Pfeilern, die die Galerie tragen, standen sechs Hermenbüsten der bei der Schaffung der deutschen Einheit beteiligten Bundesfürsten

  • König Johann von Sachsen (von Reinhard Schnauder)
  • König Albert von Sachsen (von Reinhard Schnauder)
  • König Ludwig II. von Bayern (von Alexander Calandrelli)
  • König Karl von Württemberg (von Karl Donndorf)
  • Großherzog Friedrich von Baden (von Hermann Volz)
  • Großherzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg (von Ludwig Brunow)

Gegenüber dem Kaiserstandbild standen jene der „Reichseiniger“ Bismarck, Moltke und Roon, alle modelliert von Harro Magnussen.

Während des Zweiten Weltkrieges war das Museum geschlossen. Nach dem Ende des Krieges entwendeten polnische Soldaten die Statuen. Seit 1948 wird das Gebäude als Dom Kultury (Kulturhaus) für die verschiedensten Veranstaltungen verwendet und bildet das kulturelle Wahrzeichen der 1945 gegründeten polnischen Stadt Zgorzelec. Am 6. Juli 1950 wurde hier das Görlitzer Abkommen über den Verlauf der deutsch-polnischen Grenze an Oder und Neiße zwischen der Deutschen Demokratischen Republik und der Volksrepublik Polen unterzeichnet. Eine Gedenktafel am Haupteingang erinnert daran.

In dem Gebäude finden Ausstellungen, Theateraufführungen und Musikkonzerte statt. In seiner unmittelbarer Nähe befindet sich  in einer großen Parkanlage eine Freilichtbühne. In dem Kulturhaus finden seit Jahren sehr viele grenzüberschreitende deutsch-polnische Begegnungen, zahlreiche Projekte und Veranstaltungen für Bewohner des Grenzraumes der Landkreise Zgorzelec und Görlitz statt. Seit 2000 halten die Räte der Zwillingsstädte Görlitz und Zgorzelec in dem 1993 in die Denkmalliste aufgenommenen Gebäude gemeinsame Stadtratssitzungen ab.

Seit 2010 hat das Dom Kultury einen Aufzug, damit es auch Besucher empfangen kann, für die das Treppensteigen zu beschwerlich ist. Mit Renovierungsarbeiten wurde 2007 begonnen. Mit der Zeit wurde ein Raum nach dem anderen inklusive der großen Fenster erneuert, teilweise mit EU-Geldern, teilweise aus Eigenmitteln der Stadt Zgorzelec.

2020-2021 wurde an dem Baudenkmal im Rahmen des Kooperationsprogramms INTERREG Polen – Sachsen 2014-2020 Instandsetzungsarbeiten durchgeführt. Saniert wurden mit EU-Fördermitteln das Kuppeldach, die östliche und die südliche Außenfassade. Diese Arbeiten wurden als deutsch-polnisches Interreg-Projekt „Denk Mal: Unser Erbe – Deine Zukunft gemeinsam mit der Freien Evangelischen Gemeinde Görlitz und der Görlitzer Kulturservicegesellschaft mbH realisiert. In Görlitz konnte mithilfe dieses Projekts die Alte Mälzerei am Tivoli aufgebaut und mit ihren Konferenz- und Funktionsräumen an das Hauptgebäude der Freien Evangelischen Gemeinde angeschlossen werden. Die verbindende Veranstaltung der drei Partner sind die „Kulturerbetage an der Neiße“. Der Gesamtwert des Projekts betrug 3,6 Millionen Euro. Knapp 760.000 Euro EU-Mitteln flossen in die Sanierung des Dom Kultury, fast 340.000 Euro steuerte die Stadt Zgorzelec als Eigenanteil bei.

Die Instandsetzung der beiden unsanierten Fassaden der ehem. Ruhmeshalle erfolgte mit Unterstützung der Erika-Simon-Stiftung mit Sitz in Görlitz. Aus dem Haushalt der Stadt Zgorzelec wurden alleine 2021 ca. 3 Mio. PLN für Sanierungsarbeiten bereitgestellt. Im Rahmen der Maßnahmen kehrte  am 12. Mai 2021 die Krone auf die Kuppel des Gebäudes zurück. Die grünfarbene Kuppel des Städtischen Kulturzentrums in Zgorzelec ist seitdem wieder mit der Krone geschmückt! Diese ist eine Nachbildung der vergoldeten Kaiserkrone, die nach dem Zweiten Weltkrieg verloren ging. Ihr Aussehen wurde anhand von Archivfotos nachgebildet.

In der Galerie, zugänglich von der Empore aus, sind pro Jahr etwa sechs Ausstellungen zu sehen, u.a. Werke von deutschen und polnischen Künstlern beiderseits der Neiße. Vor allem an den Nachmittagen wird das Dom Kultury stark genutzt. Im Untergeschoss, wo sich früher eine Diskothek befand, finden seit vielen Jahren Kunstkurse statt. Sowohl Kinder ab sieben Jahren, aber auch für Erwachsene bis zum Seniorenalter können hier Malen, Zeichnen, Töpfern lernen und zahlreiche Techniken vom Aquarell bis zur Druckgrafik kennenlernen. Auch einige Görlitzer nehmen daran teil, Polnischkenntnisse sind von Vorteil. Ebenso werden Tanz- und Gesangsunterricht im Dom Kultury angeboten, und auch das Zgorzelecer Mandolinenorchester gehört zum Kulturhaus.

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Der monumentale Solitärbau vereint die Merkmale des Neobarock (der sogenannte Gründerzeitstil) und Neoklassizismus und ist ein Beispiel für Eklektizismus in der Architektur. Es ist ein erhöht angeordneter quadratischer Zentralbau mit außen zutage tretendem flachen Sockelgeschoss, auf dem sich das Hauptgeschoss erhebt- Der 42m hohe Monumentalbau ist ausgestattet mit einem erhöhten verputzten Mittelteil, um eine buntverglaste runde Oberlichtkuppel und darüber ein Glaskuppeldach aufzunehmen, das von verglasten Sattel- und Flachdächern flankiert wird. Das Gebäude besitzt eine Naturstein- und Putzfassadenverkleidung. Seine Sandsteinhauptfassade akzentuieren ein mittig angeordneter Säulenportikus mit Freitreppe und mittels Kolossalordnung (Pilaster und Lisenen) gegliederte Seitenwände. Die Gebälkzone ist verkröpft, die Rückfassade siebenachsig und mit einem hellen Putzanstrich versehen.

Die zwei Figurengruppen „Krieg“ und „Frieden“ an der Außenvorderfassade wurden von Hugo Lederer aus Berlin geschaffen. Von Bildhauer Reinhard Schnauder aus Dresden stammen die darüber befindlichen Reliefs „Schrecken des Krieges“ und „Segnungen des Friedens“ ebenso wie der dazwischen liegende Figurenfries „Nord- und Süddeutschland huldigen der Germania“, das Giebelfeld, die Victoria über dem Giebel, die Gruppen „Kunst“ und „Geschichte“ an der Seitenfront.

Der Bau diente vor allem repräsentativen Zwecken. Sein Zentrum bildet der Kuppelsaal (Haupthalle) mit einer lichten Höhe von etwa 21 Metern und repräsentativem Treppenaufgang am östlichen Ende der Mittelachse (einarmig breit bis  zu einem Podest, von dem aus links und rechts ein kurzer schmaler Arm in das Obergeschoss führt). Heute gruppieren sich um die zentrale Halle Konferenzsaal, Aufführungsräume im Erdgeschoss, ein Studiokino (mit 80 Plätzen) und die Galerie mit Ballettsaal im Obergeschoss.

Die dem historischen Berliner Reichstagskuppeldach nachempfundene quadratische ursprünglich kupfergedeckte Dachkuppel der ehem. Görlitzer Ruhmeshalle ist eine verglaste Eisenkonstruktion, durch die das Tageslicht auf die ca. 20 m tief darunter angeordnete buntverglaste Kuppel fällt und zusammen mit acht buntverglasten konvex gewölbten rechteckförmigen Seitenoberlichtern, die wiederum von verglasten Satteldächdern überfangen sind, die Haupthalle belichtet. Nicht nur der beauftragte Architekt Hugo Behr entwarf ein haubenförmiges Kuppeldach als besonderen architektonischen Gestaltungsakzent. Der im Wettbewerb 1897 unterlegene Architekt Skjøld Neckelmann wählte für seinen Entwurf selbiges und übrigens auch für seinen Entwurf für die Kaiser Wilhelm- und Friedrich-Ruhmeshalle in Wuppertal-Barmen, der ebenfalls nicht zum Zuge kam. Indes wurde die 1897 und damit zeitgleich zur Görlitzer Ruhmeshalle begonnene Barmer Ruhmeshalle (Fertigstellung 1900, Erbauer Architekt Erdmann Georg Hartig) mit einem derartigen Kuppeldach gebaut (heute Haus der Jugend, die Kuppel ist nicht erhalten). Die Erbauung der Görlitzer Ruhmeshalle zur Huldigung des deutschen Kaiserreichs als Nationalstaat ist somit kein Einzelfall.

Die buntverglaste Kuppel der Haupthalle der ehem. Görlitzer Ruhmeshalle wird von einer ebenso beeindruckenden Eisenkonstruktion getragen. Den Hauptakzent der Glasmalerei setzen die abgebildeten 24 Flaggen und Wappen. Es sind die von Bundestaaten des deutschen Kaiserreichs zum Zeitpunkt der Errichtung der ehem. Ruhmeshalle, verteilt auf zwei Kuppelringzonen à 12 und beim äußeren Ring mit der Flagge des Kaiserreichs (schwarz-weiß-rot) in den Zwischenräumen, zweifach auf Eichenlaub. Dargestellt sind im Uhrzeigersinn beginnend von 12 Uhr im äußeren Ring: Königreich Bayern (Rauten-Wappen blau-weiß), …, Großherzogtum Oldenburg (Flagge blau mit rotem Kreuz), …, …, Fürstentum-Schwarzenberg-Sondershausen (Flagge hellblau-weiß), Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin (Flagge blau-gelb-rot), Königreich Württemberg (Flagge schwarz-rot), …, Herzogtum Anhalt (Flagge rot-grün-weiß), …, Großherzogtum Hessen oder Hansestadt Lübeck (?) (Flagge rot-weiß), Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha (Flagge grün-weiß diagonal) und im inneren Ring: Fürstentum Schaumburg-Lippe (Flagge weiß-rot-blau), Königreich Sachsen (Flagge weiß-grün), …, Herzogtum Braunschweig (Flagge blau-gelb), …, Freie und Hansestadt Hamburg (Wappen rot-weiß), Fürstentum Lippe (?) (Flagge rot-gelb), …, …, Freie Stadt Bremen (Flagge rot-weiß gestreift), … . Nicht alle der präsentierten Flaggen und Wappen lassen sich eindeutig identifizieren.

Die Komposition in den acht Seitenoberlichtern soll sich an der Platzierung der Wappen von Städten der Oberlausitz in den Mittelfeldern orientieren, die umrandet sind von gemalten Bordüren. Die vollständige Identifizierung der Wappen, darunter auch die von Freie und Hansestadt Hamburg, Großherzogtum Hessen, Königreich Württemberg und Sachsen, ist auch hier schwierig.

In der Mitte der Buntglaskuppel befindet sich eine Rundöffnung für ein Seil zur Aufhängung des Kronleuchters in der Hauptlobby. Die Sonnenstrahlen breiten sich um diese Öffnung aus. Es wurde in etwa 70% helles bzw. Weissglas verwendet, um den Innenraum bestmöglich auszuleuchten.

Die Glasfenster wurden in der klassischen Glasmalerei-Technik hergestellt. Antikglas und Kathedralglas, das nach dem Ausschneiden der entsprechenden Formen mit Liner und Patina von innen und azurblau von außen bemalt wurde. Dann wurden die Gläser zu Bleistreifen zusammengesetzt und über die gesamte Länge beidseitig verlötet, wodurch das Bleigewebe deutlich versteift worden ist. Die Buntglasfenster wurden zusätzlich mit Glaskitt versteift, um die Zwischenräume von Glas und Bleistreifen auszufüllen. Wegen des bewirkten dichten Gefüges von Gussrahmen und Glaselementen mit beidseitiger Löt- und Kittung, wurden keine Windstreben benötigt, die normalerweise die Buntverglasung dieser Dimension versteifen. Anfang des 20. Jahrhunderts waren die großen mit Buntglas gefüllten Oberlichter in Mode wie z.B. im Einkaufszentrum Lafayette in Paris.

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Dieses außergewöhnliche Gebäude ist nicht nur als Kulturhaus für die Gemeinde Zgorzelec wichtig, sondern auch, weil es ein Teil der gemeinsamen Geschichte der geteilten Stadt ist und immer wieder die Bewunderung von Besuchern auf sich zieht, die sich für diese gemeinsame Geschichte interessieren.

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Die Buntglasoberlichter sind wahrscheinlich  seit ihrer Entstehung, d. h. seit 1904 nicht restauriert worden. Da alle Buntglasfenster gegen Witterungsverhältnisse geschützt wurden, die acht gebogenen Seitenfenster durch zusätzliche verglaste Satteldächer und die zentrale Oberlichtkuppel mit haubenförmiger Überdachung, sind sie zu ca. 85 % erhalten geblieben. Kleinere Defekte sind hauptsächlich im zentralen Buntglasfenster aufgetreten, die von kleinen herunterfallenden Metallelementen oder zerbrochenen Schutzverglasungen stammen. Alle Buntglasfenster präsentierten sich stark verschmutzt, am stärksten betroffen gewesen ist auch hier das zentrale Buntglas-Oberlicht gewesen. Die Verschmutzungen entstanden durch Feinstaub und Staub, der nach 120 Jahren fest an den Scheiben haftete. Durch jahrzehntelange Vernachlässigung ließen die Fenster nur einen Bruchteil des Lichts durch und wurden instandsetzungsbedürftig. Unter sie gespannte engmaschige Netze verhinderten das Herabstürzen von Schmutz, sich lösenden Glas- und Roststücken in die Kuppelhalle. Die Gesamtwirkung des Gebäudes, insbesondere der eigentlich lichtdurchfluteten Haupthalle war dadurch stark eingeschränkt.

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Gegenstand der Fördermaßnahme war die Restaurierung der Buntverglasung der ehem. Ruhmeshalle, bestehend aus Glaskuppel und den acht gewölbten polychromen Seitenoberlichtfenstern. Die Restaurierungsarbeiten umfassten v.a. Reinigung und konservatorische Arbeiten sowie die Instandsetzung der Fensterrahmen. Zunächst war polnischerseits von der Notwendigkeit einer vollständigen Demontage der Gläser ausgegangen worden. Darauf baute auch das von der Breslauer Glasrestaurierungsfirma Creo Natalia Oleszczuk im Auftrag der Stadt erstellte Maßnahmenprogramm (in Polen Harmonogram genannt) auf, welches vor Beginn von Arbeiten an denkmalgeschützter Bausubstanz wie der historischen Buntverglasung der ehem. Görlitzer Ruhmeshalle von einem anerkannten Glasrestaurator für die Erteilung der denkmalrechtlichen Genehmigung im Auftrag des Bauherrn zu erstellen ist. Ohne Erteilung dieser Genehmigung durch das Denkmalamt, im vorliegenden Fall der Delegatur Hirschberg / Jelenia Góra des Woiwodschaftsdenkmalamts Niederschlesien in Breslau / Wrocław, darf an einem in die Denkmalliste eingetragenen Objekt nicht mit Erhaltungsarbeiten begonnen werden. Die Deutsch-Polnische Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz (DPS), die seit 2021 Anstrengungen unternommen hatte, die Instandsetzung der ehem. Ruhmeshalle zu unterstützen, hat dann, nach Besichtigung mit ihrem Regionalbeauftragten für die Woiwodschaften Nieder- und Oberschlesien und Lebus, darauf hinwirken können, dass die historische Buntverglasung auf schonende Weise in situ restauriert worden ist. Denn die Schäden an der Verglasung waren dank des Umstands, dass die Buntglaskuppel und die acht Seitenfenster überdacht und dadurch weitgehend vor Bewitterung geschützt sind, doch so überschaubar, dass sie diese Vorgehensweise rechtfertigten. Schäden an der Kuppelüberdachung hatten lediglich punktuell Dachundichtigkeiten und damit Verschmutzung auf der Buntverglasung zur Folge. Mit Fertigstellung der Dachsanierung der Haupthalle jüngst (ausgeführt durch Fa. Krombud Sp. z o.o. aus Zgorzelec) war für die Stadt die Voraussetzung gegeben, die Restaurierung der Buntverglasung der Kuppel und der acht Seitenfenster anzugehen.

Was klar gegen eine Demontage der Buntverglasung sprach, war der hohe Substanzverlust, den diese mich gebracht hätte (starke Reduzierung der historischen Eisengussrahmung, Verlust der historischen Verkittung, Gefahr des zu Bruch gehen der historischen Verglasung und von Glasrissen). Daher schloss sich das Denkmalamt gleichwohl es das Maßnahmenprogramm mit Demontage der Verglasung bereits genehmigt hatte, dem DPS-Vorschlag der schonenden Restaurierung an. Auch mit Unterstützung der Stiftung gelang es, eine geeignete Glasrestaurierungsfirma zu finden, welche die schonende Restaurierung durchgeführt hat. Nach der Philosophie der DPS, bei Förderung von Denkmalerhaltungsmaßnahmen in Polen das dortige Bauhandwerk zu stärken sowie lokal respektive regional tätige Restauratoren, konnte die Glasrestaurierungsfirma Inko-Art Pracownia Witraży von Marek Szczypiński in Breslau / Wrocław für den Auftrag gewonnen werden. Da bei Förderung eines Denkmalinstandsetzungsprojekts mit EU-Interreg-Mitteln (in Polen) erforderlicherweise ein General-Bauunternehmer mit Durchführung der Gesamtbaumaßnahme beauftragt ist (hier erneut Fa. Krombud Sp. z o.o. aus Zgorzelec), wurde die Buntglasrestaurierung von Inko-Art als Subauftragnehmer ausgeführt. In vorliegendem Fall war es der Stadt Zgorzelec, nachdem infolge Mittelreduzierung bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien einem DPS-Antrag 2022 auf Förderung der Restaurierung der Buntverglasung der ehem. Ruhmeshalle leider nicht entsprochen werden konnte, gelungen, für einen nächsten Bauabschnitt im Kostenumfang von 1.250.000 PLN und mit der Restaurierung der Buntverglasung aus Restmitteln aus dem EU-Interreg-Programm 2014-2020 eine 85-prozentige Förderung (863.821,13 PLN) für 2022 bewilligt zu bekommen. Der Bauabschnitt 2022 über 1.250.000 PLN beinhaltete, neben der Restaurierung der Buntverglasung, die Instandsetzung der verputzten Raumschale der Kuppelhalle (Putz- und Malerarbeiten inkl. Putz-Reprofilierung). Die Stadt Zgorzelec hat ihren für die EU-Fördermittel erforderlichen 15-prozentigen kommunalen Mitleistungsanteil in Höhe von 386.178,87 PLN, nachdem eine Zuwendung der Beauftragten für Kultur und Medien (BKM) nicht zustande kam, dann durch eine 20.000 EUR Spende von Erika-Simon-Stiftung (ESS), Görlitz und Deutsch-Polnische Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz (DPS), Görlitz maßgeblich stärken können. Die ESS steuerte 15.000 EUR, die DPS 5.000 EUR und ihr Denkmal Knowhow bei. Dank der fachlichen Begleitung des Projekts durch DPS ist es ebenfalls gelungen, die Kosten der Buntglasrestaurierung sage und schreibe annähernd zu halbieren.

Die durchgeführte schonende Variante der Buntglasrestaurierung mit Beginn Anfang Oktober und Fertigstellung Dezember 2022 beinhaltete folgende Arbeiten im Detail:

  1. Scheiben wurden nur soweit erforderlich demontiert, um Reparaturen an stärker beschädigten Elementen durchführen zu können (bei erforderlich gewordenem Ersetzen oder Kleben von Gläsern und Reparatur von Bleistreifen, das nicht vor Ort durchgeführt werden konnte). Die Demontage wurde auch nur dann durchgeführt, wenn die Gusseisenstruktur repariert werden musste und sie gar eine Gefahr für die Gläser darstellte. Die Demontage von Glasfeldern wurde aufgrund des Risikos einer Glasbeschädigung während des Eingriffs auf das notwendige Minimum beschränkt. Außerdem stellte sich heraus, dass die Außenflächen der Verglasung erreicht werden konnten, ohne diese zu demontieren.
  2. Behutsame Reinigung der Gläser von Schmutz durch Pinseln/Bürsten, Staubabsaugung mit Staubsaugern, Waschen mit Wasser und Ethanol. Zum Abwaschen wurden auf Empfehlung des DPS-Regionalbeauftragten auch Pflegeseifen in geringer Konzentration verwendet. An kleinen bearbeiteten Musterfeldern wurde die optimale Methode erprobt, um mit geringem Druck auf die Glasoberfläche die höchstmögliche Reinigungswirkung zu erzielen. Das Abwaschen wurde an demontierten und an Ort und Stelle belassenen Scheiben von beiden Seiten durchgeführt.
  3. Risse im Glas wurden mit Epoxidharz verklebt, mit Araldite 2000.
  4. Auffüllen des Farbverlustes an bestehenden Gläsern mit Farben für Glas und Keramik, in der Kalttechnik ohne auszubrennen.
  5. Durchführung von Reparaturen der Bleibänder/Bleiprofile durch Richten, Löten.
  6. Anfertigung kompletter, fehlender Gläser nach von der Kommission (Denkmalamt, DPS, Stadtbauamt) freigegebenen Zeichnungen. Nach der Genehmigung wurden die Gläser mit Originaltechniken hergestellt und in die Leerstellen eingebracht/eingesetzt. Partielle Schad- und Fehlstellen, in Fragmenten erhaltene Gläser wurden in ähnlicher Weise ergänzt – die produzierten Glasstücke werden zugeschnitten und mit dem Original verklebt. Vor der Montage wurden auch Glasproben von der Restaurierungskommission genehmigt.
  7. Entfernung von Korrosionsschäden am Gusseisen durch mechanische (abrasive) Methoden, mit großer Vorsicht, besonders nahe nicht demontierter Buntglasfelder. An schwer zu reinigenden Stellen bestand die Möglichkeit, die Korrosionsprodukte z.B. mit einer Gerbstofflösung oder mit gerbstoffhaltigen Präparaten (z.B. Cortanin F) zu stabilisieren.
  8. Schutzanstrich Gusseisenstruktur an Korrosionsstellen und Ergänzung der Farbschicht in Übereinstimmung mit der ursprünglichen Farbe. Die Farbe und der Glanz wurden dem historischen Lack angepasst.
  9. Ergänzung Verluste/Fehlstellen Glaserkitt.
  10. Einbau demontierter Glasfelder nach Originaltechnik.
  11. Anteil Gerüstarbeiten
  12. Dokumentation der Maßnahme.

Glaskuppel und Seitenfenster zeichnen nach der Restaurierung wieder große Leuchtkraft aus. Daran hat die auf Tambourhöhe innen über der Glaskuppelwölbung angebrachte weiße Holzbretterbekleidung ihren Anteil. Sie verstärkt die Lichtreflexion auf der Oberseite der gereinigten Glasflächen.

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Die Instandsetzung der ehem. Ruhmeshalle ist noch nicht abgeschlossen. Weitere Restaurierungsabschnitte bildet der umfangreiche Bauschmuck der Außenarchitektur der ehem. Ruhmeshalle. So konnte hier bislang lediglich mit der Konservierung der Skulpturen begonnen werden. Zweckgebundene Spenden zur weiteren Restaurierung des Außenfassaden-Bildschmucks nimmt die Deutsch-Polnische Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz sehr gerne entgegen. Spenden Sie bitte auf das DPS-Konto bei Deutsche Bank PGK AG Görlitz: IBAN 80 8707 0024 0823 3660 00, SWIFT: DEUTDEDBCHE. Sachzweck: Görlitzer Ruhmeshalle (Spendenbescheinigung wird gerne ausgestellt)

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  • Fa. Creo Natalia Oleszczuk, ul. Świeradowska 69/10, PL – 50-559 Wrocław (Glasrestaurierungsfirma, die das Maßnahmenkonzept zur Erlangung der denkmalrechtlichen Genehmigung für die Restaurierung der Buntverglasung erstellt hat)
  • Fa. Krombud spółka z ograniczoną odpowiedzialnością, ul. Tadeusza Kościuszki 6 lok.2, PL – 59-900 Zgorzelec (ausführendes Generalbaunternehmen) https://krombud.de/de/
  • Inko-Art Pracownia Witraży Marek Szczepiński, ul. Paprotna 5, PL – 51-117 Wrocław (ausführende Glasrestaurierungsfirma)
  • Delegatur Hirschberg des Woiwodschafts-Denkmalamts Niederschlesien in Breslau, mgr Krzysztof Kurek, 1 Maja 23, PL –58-500 Jelenia Góra (Fachberatung) https://wosoz.ibip.wroc.pl/public/?id=2517
  • Markus Kepstein, Regionalbeauftragter Deutsch-Polnische Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz (DPS), Karpfengrund 1, 02826 Görlitz (fachliche Begleitung Restaurierung Buntverglasung) www.deutsch-polnische-stiftung.de
  • Gmina Miejska Zgorzelec (Stadt Zgorzelec), vertreten durch Bürgermeister Rafał Wojciech Gronicz, ul. Domańskiego 7, PL – 59-900 Zgorzelec (Eigentümer und Bauherr)
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  • Bednarek, Andreas: Die Ruhmeshalle – patriotisch, edel und schön. Ein Beitrag zur Baugeschichte der Oberlausitzer Gedenkhalle zu Görlitz. In: Görlitzer Magazin. Band 6, 1992.
  • Feyerabend, Ludwig: Die Oberlausitzer Gedenkhalle mit Kaiser Friedrich-Museum 1902 / 1912 – Im Auftrag des Magistrats der Stadt Görlitz, Görlitz 1912
  • Zbyszek Dobrzyński und Krzysztof Fokt, „Pod stuletnią kopułą“, Verlag „Obrzeża“, 2003
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