Projekte

OLEŚNICA / OELS

In der ehemaligen Schlosskirche St. Johannes in der niederschlesischen Stadt Oleśnica (Oels), heute Basilika St. Johannes Apostel und St. Johannes Evangelist, liegt unter dem barocken Kapellenanbau die Fürstengruft der Familie von Württemberg-Oels. Die Deutsch-Polnische Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz (DPS) hat hier 2023 die Restaurierung des Zinnsarkophags von Elisabeth Marie von Münsterberg-Oels mitgefördert, der zu einem Komplex von 21 Sarkophagen aus dem 17. und 18. Jahrhundert zählt, die sich in der Württembergischen Fürstengruft erhalten haben.

Die ehemalige Schlosskirche St. Johannes gehört zum Erzbistum Breslau und wurde 1998 von Papst Johannes Paul II. zur Basilica minor erhoben. Neben der Fürstengruft Württemberg-Oels, unter dem Chor der ehem. Schlosskirche, ist ein weitere bedeutende Grablege überkommen, die noch älter ist. Es handelt sich um die Grabgruft des schlesischen Familienzweigs des Adelsgeschlechts derer von Podiebrad mit 14 Sarkophagen aus dem 16. und 17. Jh. Das bekannteste Mitglied des Podiebrader Familienzweigs war der böhmische König Georg von Podiebrad. Der letzte Podiebrad, Herzog Karl Friedrich Podiebrad starb 1647, das Herzogtum ging an seinen Schwiegersohn Silvius Nimrod, Herzog von Württemberg-Oels (†1664), über, der am 16. Januar 1649 mit Oels belehnt wurde, jedoch nur als Mediatfürstentum, also nicht mehr mit Beibehaltung der vollen Souveränität. Es war Herzog Karl Friedrichs Tochter Elisabeth Maria, die Sylvius I. Nimrod aus der Linie von Weiltingen in Westbayern) heiratete. Herzog Christian Ulrich I. ließ 1698 als Anbau der Schlosskirche eine Fürstengruftkapelle errichten. Er legte auch im Schloss eine bedeutende Kunst- und Büchersammlung an. Oels blieb bis 1792 unter der Herrschaft Württembergs. Zu dieser Zeit entwickelten sich Handel, Handwerk, Kultur und Kunst erheblich.

Die beiden Grabgrüfte in der ehem. Oelser Schlosskirche beherbergen die anzahlmäßig größte Sammlung von Metallsarkophagen (16. – 18. Jh.) in Polen und können sogar mit der Sammlung der königlichen Sarkophage auf dem Wawel konkurrieren, auch in Bezug auf den ästhetischen Wert.

Ausklappen/Einklappen

Oleśnica (Oels) liegt in der Woiwodschaft Niederschlesien, rund 30 Km nordöstlich von Wrocław. Sie ist die Kreisstadt des Powiat Oleśnicki und bildet eine eigene Stadtgemeinde. Von 1312 bis 1818 Residenzstadt des Herzogtums Oels, war die Stadt im Nordosten Niederschlesiens anschließend bis 1945 Kreisstadt des Landkreises Oels im Regierungsbezirk Breslau der preußischen Provinz Niederschlesien. Die Stadt profitierte von ihrer Lage an der Gabelung wichtiger Handelsstraßen – von Breslau nach Kalisz und Zentralpolen sowie von Breslau über Namslau nach Krakau und Lublin.

Ausklappen/Einklappen

Die Schlosskirche (Hofkirche) St. Johannes (Bazylika Mniejsza p. w. św. Jana Apostoła) wurde vom 13. bis zum 15. Jahrhundert als dreischiffige, gotische Basilika erbaut (in der zweiten Hälfte des 14. Jhs. Erweiterung um den Nordturm, um 1469 Einwölbung des Langhauses vermutlich durch die Baumeister N. Hoferichter und N. Fischer). Anfang des 16. Jhs. wurden die westliche Vorhalle, Kapellen und eine zweite Sakristei angebaut. Zu dieser Zeit war das Dach des Hauptschiffs bereits 37,5 m hoch und die Länge betrug 45,5 m. Ab 1513 wurde eine Gruft in der Kirche genutzt. 1538 führte Herzog Johann im Herzogtum Oels die Reformation ein. Zugleich wies er die Schlosskirche den Protestanten zu und bestimmte den Apostel Johannes zum Schutzpatron der Kirche. Ab 1616 verband ein überdachter Gang die Kirche mit dem Schloss. Der Turm wurde 1621 verputzt und mit einem Helm bekrönt. Dank der Zuwendungen der örtlichen Fürsten erhielt die Schlosskirche vor allem im 15. und 16. Jahrhundert eine reiche Renaissance- und manieristische Ausstattung: In den Jahren 1596–1607 wurden an den Seitenwänden hölzerne Emporen errichtet mit biblischen Malereien sowie eine Patronatsloge. Der gotische Altar von 1510 wurde 1708 durch den heutigen, spätbarocken Altar ersetzt, nur eine gotische Johannesfigur blieb in der Kirche erhalten. Die Orgel aus dem Jahre 1686 wurde 1719 von Michael Engler umgebaut. Neben zahlreichen Grabmälern und Epitaphen erhielt die Kirche 1605 eine von dem Bildhauer Gerhard Hendrik erschaffene Kanzel mit dem Heiligen Christophorus als Atlant. Die Fürstenloge entstand 1654. 1905 verursachten Renovierungsarbeiten in der Kirche den Einsturz eines Großteils der Kirchengewölbe – der Chor sowie die Südwand und das Südschiff blieben aber nahezu unversehrt, und auch die Innenausstattung blieb bis auf die nördliche Empore erhalten. Anfang des 20. Jhs. wurde die Kirche neugotisiert. Die Farbverglasungen für drei Chorfenster und ein Fenster in der Fürstenkapelle schuf 1914 der renommierte Frankfurter Glasmaler Otto Linnemann. 1990 begann die umfassende Restaurierung des Kircheninnenraums. Auf die Verbindung der Kirche zum nahegelegenen Schloss (1542 bis 1616 im Renaissancestil errichtet unter Einbeziehung älterer Bauteile) der Oelser Piasten verweist, neben dem Fürstenhut, der den Turmhelm aus dem 17. Jahrhundert bekrönt, die barocke Fürstengruft der Dynastie Württemberg-Oels. Sie wurde zum Gedenken an die verstorbenen Familienmitglieder der Herzöge des Hauses Württemberg nach dem Muster des Mausoleums der Schlesischen Piasten in Liegnitz errichtet. Nach der Fertigstellung wurde die reichgeschmückte Tumba des Herzogs Johann von Münsterberg-Oels († 1565) und seiner Frau Christina Katharina von Schidlowitz (Krystina Katarzyna Szydłowiecka; 1519–1556) aus dem Chor in die Fürstengruft verbracht. Die Tumba wurde von dem aus Würzburg stammenden Hofbildhauer Johann Oslew geschaffen.

Die verstorbenen Herrscher und ihre Familienangehörigen wurden also in den Gruften der Schlosskirche beigesetzt. Unter dem Presbyterium der Kirche befindet sich die Gruft der Familie Podiebrad, die in den Jahren 1495-1647 in Oleśnica regierte, und daneben, unter der 1698-1700 von Herzog Christian Ulrich von Württemberg-Oels angebauten an der Südostecke des Chors angebauten achteckigen Kapelle die barocke Fürstengruft der Dynastie Württemberg-Oels, die in Oels bis 1792 regierte. In beiden Räumen befinden sich 28 Metallsarkophage und 6 Holzsärge. Aufgrund ihrer Anzahl stellen sie die größte Sammlung von Metallsarkophagen in Polen dar. Im Jahr 2019 wurde ein Dokumentations- und lnventarisationsprogramm zur Erfassung aller Särge durchgeführt, wodurch es möglich wurde, die historischen Sarkophage unter rechtlichen Schutz zu stellen. Jeder Sarkophag hat einen separaten Eintrag in das Denkmalregister der Woiwodschaft Niederschlesien erhalten:

B/2653/1-Sarkophag von Karel Ferdinand Württemberg – Barock; nach 1668; bleihaltige Zinnlegierung, vergoldet, polychrom; sechseckig im Querschnitt, dreieckig im Querschnitt, Seiten kurz im rechten Winkel zum Boden (Poděbrady-Gruft unter dem Presbyterium)

B/2653/2-Sarkophag NN – Barock; 17. Jh.; Blei-Zinn-Legierung, vergoldet, polychrom; im Querschnitt sechseckig, im Längsschnitt sargförmig, kurze Seiten rechtwinklig zum Boden (Poděbrady-Gruft unter dem Presbyterium)

B/2653/3-Sarkophag von Karl Friedrich – Barock; nach 1647; gefertigt von Christoph Forchheim aus Breslau; Blei-Zinn-Legierung, vergoldet, polychrom; im Querschnitt sechseckig, im Längsschnitt sargförmig, die Seiten sind rechtwinklig zum Boden verkürzt (Poděbrady-Gruft unter dem Presbyterium)

B/2653/4-Sarkophag der Anna Sophia – Barock; nach 1647; Blei-Zinn-Legierung, vergoldet, polychromiert; im Querschnitt sechseckig, im Längsschnitt und im Querschnitt dreieckig; die Seiten sind kurz, rechtwinklig zum Boden (Poděbrady-Gruft unter dem Presbyterium)

B/2653/5-Sarkophag des Kindes Sylvius I. Nimrod Württemberg und Elisabeth Maria von Podiebrad – Barock; 17. Jh.; Bleizinnlegierung, vergoldet, polychrom; Querschnitt – sechseckig, Längsschnitt – sargförmig, kurze Seiten rechtwinklig zum Boden (Poděbrady-Gruft unter dem Presbyterium)

B/2653/6-Sarkophag der Barbara Margarete – Barock; nach 1652; Bleizinnlegierung, vergoldet, polychrom; im Querschnitt – sechseckig, in der Länge – sargförmig, die Seiten rechtwinklig zum Boden kurz (Poděbrady-Gruft unter dem Presbyterium)

B/2653/7-Sarkophag von Heinrich Wenzel dem Jüngeren – Barock; nach 1639; Klosterbaumeister Balthasar Mentzel und NN; Blei-Zinn-Legierung, vergoldet, polychrom; Querschnitt – sechseckig, Längsschnitt – sargförmig, Seiten kurz im rechten Winkel zum Boden (Poděbrady-Gruft unter dem Presbyterium)

B/2653/8-Sarkophag NN – 16./17. Jh.; bleihaltige Zinnlegierung, vergoldet, mehrfarbig; im Querschnitt sechseckig, im Längsschnitt sargförmig, Seiten rechtwinklig zum Boden kurz (Poděbrady-Gruft unter dem Presbyterium)

B/2653/9-Sarkophag NN – 16./17. Jh.; bleihaltige Zinnlegierung, vergoldet, mehrfarbig; im Querschnitt – fünfeckig, im Längsschnitt – sargförmig, Seiten rechtwinklig zum Boden kurz (Poděbrady-Gruft unter dem Presbyterium)

B/2653/10-Sarkophag Karls II. – Barock; nach 1639; hergestellt von Jacob Adam, Tischler aus Breslau; Legierung aus Zinn und Blei, vergoldet, polychrom; Querschnitt – sechseckig, Längsschnitt – sargförmig, Seiten schräg nach unten verkürzt (Poděbrady-Gruft unter dem Presbyterium)

B/2653/11-Sarkophag NN – 16./17. Jh.; bleihaltige Zinnlegierung, vergoldet, mehrfarbig; im Querschnitt sechseckig, im Längsschnitt sargförmig, die Seiten rechtwinklig zum Boden verkürzt (Gruft der Familie Poděbrady unter dem Presbyterium der Basilika)

B/2653/12-Sarkophag NN – 16./17. Jh.; bleihaltige Zinnlegierung, vergoldet, mehrfarbig; im Querschnitt – sechseckig, im Längsschnitt – sargförmig, Seiten rechtwinklig zum Boden kurz (Gruft der Poděbrads unter dem Presbyterium der Basilika)

B/2653/13-Sarkophag NN – 16./17. Jh.; bleihaltige Zinnlegierung, vergoldet, mehrfarbig; im Querschnitt sechseckig, im Längsschnitt sargförmig, Seiten rechtwinklig zum Boden kurz (Poděbrady-Gruft unter dem Presbyterium der Basilika)

B/2653/14-Erhaltene Fragmente mehrerer Sarkophage, z.B. von Katharina, der ersten Frau Karls I. – 16./17. Jh.; Zinnlegierung mit Blei (Poděbrady-Gruft unter dem Presbyterium der Basilika).

 

B/2653/15-Sarkophag des Sylvius I. Nimrod – Barock; nach 1664; Blei-Zinn-Legierung, vergoldet, polychrom; im Querschnitt sechseckig, im Längsschnitt sargförmig (Württembergische Gruft unter der Württembergischen Kapelle)

B/2653/16-Sarkophag der Elisabeth Maria von Poděbrady – Barock; nach 1686; Bleizinnlegierung, vergoldet, polychrom; im Querschnitt sechseckig, im Längsschnitt sargförmig (Württembergischer Sarkophag unter der Württembergischen Kapelle)

B/2653/17-Sarkophag des Christian Ulrich – Barock; nach 1704; Kupfer oder Kupferlegierung, vergoldet, polychromiert; im Querschnitt sechseckig mit glasierten Seiten, im Längsschnitt sargförmig (Württembergische Gruft unter der Württembergischen Kapelle)

B/2653/18-Sarkophag der Anna Elisabeth von Anhalt-Bernburg – Barock; nach 1680; Kupfer oder Kupferlegierung, vergoldet, polychrom; im Querschnitt sechseckig, im Längsschnitt – dreieckig, Seiten schräg nach unten verkürzt (Württembergische Gruft unter der Württembergischen Kapelle)

B/2653/19-Sarkophag der Sybille Maria von Sachsen-Merseburg – Barock; nach 1693; Kupfer oder Kupferlegierung, vergoldet, polychrom; im Querschnitt sechseckig, im Längsschnitt sargförmig, Seiten schräg nach unten verkürzt (Württembergische Gruft unter der Württembergischen Kapelle)

B/2653/20-Sarkophag der Sophie Wilhelmina von Ostfriesland – Barock; nach 1698; Kupfer oder Kupferlegierung, vergoldet, polychrom; im Querschnitt sechseckig mit gespreizten Seiten, im Längsschnitt sargförmig (Württembergische Gruft unter der Württembergischen Kapelle)

B/2653/21-Sarkophag der Sophie von Mecklenburg-Güstrow – Barock; nach 1738; Holz, mit Stoff und Zierbändern gepolstert; im Querschnitt sechseckig, im Längsschnitt sargförmig (Württembergische Gruft unter der württembergischen Kapelle)

B/2653/22-Kindersarkophag – Kind von Christian Ulrich I. und Anna Elisabeth – Barock; 17./18. Jh.; Kupfer oder Kupferlegierung, vergoldet, polychrom; im Querschnitt – sechseckig, im Längsschnitt – sargförmig (Württembergische Gruft unter der württembergischen Kapelle)

B/2653/23-Kindersarkophag – Kind von Christian Ulrich I. und Anna Elisabeth – Barock; 17./18. Jh.; Kupfer oder Kupferlegierung, vergoldet, polychrom; im Querschnitt sechseckig, im Längsschnitt sargförmig (Württembergische Gruft unter der Württembergischen Kapelle)

B/2653/24-Kindersarkophag – Kind von Christian Ulrich I. und Anna Elisabeth – Barock; 17./18. Jh.; Kupfer oder Kupferlegierung, vergoldet, polychrom; im Querschnitt – sechseckig, im Längsschnitt – sargförmig (Württembergische Gruft unter der Württembergischen Kapelle)

B/2653/25-Kindersarkophag – Kind von Christian Ulrich 1 und Anna Elisabeth – Barock; 17./18. Jh.; Kupfer oder Kupferlegierung, vergoldet, polychrom; im Querschnitt – sechseckig, im Längsschnitt – sargförmig (Württembergische Gruft unter der Württembergischen Kapelle)

B/2653/26-Kindersarkophag – Kind von Christian Ulrich I. und Anna Elisabeth – Barock; 17./18. Jh.; Kupfer oder Kupferlegierung, vergoldet, polychrom; im Querschnitt – sechseckig, im Längsschnitt – sargförmig (Württembergische Gruft unter der württembergischen Kapelle)

B/2653/27-Kindersarkophag – Kind von Christian Ulrich I. und zweiter Gemahlin Sybille Maria – Barock; 17./18. Jh.; Kupfer oder Kupferlegierung, vergoldet, polychrom; im Querschnitt – sechseckig, im Längsschnitt – sargförmig (Württembergische Gruft unter der Württembergischen Kapelle)

B/2653/28-Kindersarkophag – Kind von Christian Ulrich I. und zweiter Gemahlin Sybille Maria – Barock; 17./18. Jh.; Kupfer oder Kupferlegierung, vergoldet, polychrom; im Querschnitt – sechseckig, im Längsschnitt – sargförmig (Württembergische Gruft unter der Württembergischen Kapelle)

B/2653/29-Kindersarkophag – Kind von Christian Ulrich 1 und zweiter Ehefrau Sybille Maria – Barock; 17./18. Jh.; Kupfer oder Kupferlegierung, vergoldet, polychrom; im Querschnitt – sechseckig, im Längsschnitt – sargförmig (Württembergische Gruft unter der Württembergischen Kapelle)

B/2653/30-Sarkophag Karls Friedrichs, Barock; nach 1761; Holz, mit Stoff und Zierbändern gepolstert; im Querschnitt sechseckig, im Querschnitt sargförmig (Württembergische Gruft unter der Württembergischen Kapelle)

B/2653/31-Sarkophag der Juliana Sybille Karoline Württemberg – Barock; nach 1735; Zinkblech; sechseckig im Querschnitt, dreieckig im Querschnitt, gespreizte Seiten (Württemberg-Gruft unter der Württembergischen Kapelle)

B/2653/32-Sarkophag der Enkelin von Christian Ulrich I. – Barock; 18. Jh.; Holz, Polsterung mit Stoff, Zierbändern und Applikationen; im Querschnitt sechseckig, im Längsschnitt sargförmig (Württembergische Gruft unter der Württembergischen Kapelle)

B/2653/33-Sarkophag der Enkelin Christian Ulrichs I. – Barock; 18. Jh.; Holz, Polsterung mit Stoff und Zierbändern; im Querschnitt sechseckig, im Längsschnitt sargförmig, die Seiten der Truhe und die Facetten des Deckels gespreizt (Württembergische Gruft unter der Württembergischen Kapelle)

B/2653/34-Sarkophag der Ulrike Luise, Tochter von Christian Ulrich II. und Caroline Philippine – Barock; nach 1748; Holz, gepolstert mit Stoff und Zierbändern; im Querschnitt – sechseckig, im Längsschnitt – sargförmig (Württembergische Gruft unter der Württembergischen Kapelle)

B/2653/35-Sarkophag von einem der Söhne von Karl Christian Erdmann – Barock; 18. Jh.; Holz, mit Stoff und Zierbändern gepolstert; im Querschnitt sechseckig, im Längsschnitt sargförmig (Württembergische Gruft unter der Württembergischen Kapelle).

 

Das erste Objekt, das einer umfassenden Konservierung unterzogen wurde, war 2022 der

Sarkophag von Silvius I. Nimrod von Württemberg-Oels (1622-1664). Der äußerst reich verzierte,

polychromierte und vergoldete Sarkophag (B/2653/15) ist heute in der Kapelle der Familie von Württemberg über der Württembergischen Gruft zu sehen.

Der Sarkophag von Sylvius I. Nimrod von Württemberg-Oels (1622-1664) war aufgrund seines schlechten Erhaltungszustandes zuerst ausgewählt worden. Sylvius I. Nimrod war der erste Herzog von Oels aus der Dynastie Württemberg, der ihre lange Herrschaft im Herzogtum begann. Als er Herr von Oels wurde, brachte er zu seiner Residenz den Diakon und Pastor Jerzy Bock, der einer der besten polnisch-schlesischen Schriftsteller war. Seine Aufgabe war es, dem Herzog die polnische Sprache beizubringen. Für Sylvius war das äußerst wichtig, um alle mit der Machtübernahme verbundenen Funktionen bestmöglich erfüllen zu können. Während seiner Regierungszeit stieg der wirtschaftliche Wohlstand deutlich an. Der Herzog sorgte sich um das Wohl seiner Untertanen. In dieser Zeit wurde das Bildungswesen reformiert, die obligatorische Grundschulbildung für die Bürger eingeführt, gründliche Kirchenreformen durchgeführt, eine Reihe von Verbesserungen im Zusammenhang mit dem Funktionieren der Stadt eingeführt und von für Oels wichtige Gebäude umgebaut und renoviert.

Sylvius I. Nimrod war auch der Gründer des Ritterordens vom Totenkopf. Die Aufgabe der Mitglieder dieses Ordens war es, „die Geheimnisse Gottes und der Natur zu erforschen“ und über den Sinn des Lebens zu kontemplieren, basierend auf der Maxime „Vanitas vanitatum“, Nach Sylvius‘ Tod stellte der Orden seine Tätigkeit ein. Vielleicht hat der Charakter dieser Gruppe irgendwie das ikonographische Programm des Sarkophags beeinflusst. Der Herzog wurde in einem sehr stark verzierten, polychromen und vergoldeten Metallsarkophag (aus einer Legierung aus Zinn und Blei) beigesetzt.

Bis 2023 restauratorisch unbearbeitet geblieben war der Zinnsarkophag von Elisabeth Marie von Münsterberg-Oels (B/2653/16), einzige Tochter von Karl-Friedrich Podiebrad, des letzten Regenten aus dieser Dynastie und auch die einzige Erbin des Herzogtums Oleśnica (Oels). Ihre Mutter war Anna Sophia von Sachsen-Altenburg. Elisabeth Marie hatte Sylvius I. Nimrod von Württemberg am 01.05.1647 in Oels geheiratet. Aus der Ehe gingen sieben Kinder (5 Jungen und zwei Mädchen) hervor Karl (1650-1669), Anna (1650-1669), Sylvius (1651-1697), Krystian (1652-1704), Julius (1653-1684), Kunegunda (1655) und Sylvius (1660). Elisabeth Marie hatte die Regentschaft offiziell am 26. Januar 1649 übernommen, als sie zusammen mit ihrem Ehemann Silvius Nimrod von Württemberg die Huldigung der Staaten von Oels angenommen hatte. Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1664 wurde Elisabeth Maria Regentin für ihre minderjährigen Söhne. Fürstin Elisabeth Marie von Münsterberg-Oels starb am 17. März 1686. Zu diesem Anlass wurden Talermünzen geprägt. Sie hatte ein prächtiges Begräbnis; erhalten sind die Grabreden, die in der Druckerei in Oels veröffentlicht wurden.

Weiter geplant ist nun die Konservierung aller Sarkophage und als Krönung die Revitalisierung und Öffnung der Gruften für die Öffentlichkeit. Die Restauratoren Agnieszka Trzos und Herr Tomasz Trzos, die bereits sehr erfolgreich die Konservierung und Restaurierung des Sarkophags von Sylvius I. Nimrod von Württemberg-Oels ausgeführt haben und weiter beauftragt werden sollen, sind bekannt für ihre Konservierungsarbeiten an Metallsarkophagen aus den königlichen Grabgruften auf dem Wawel in Krakau, durch die Konservierung der Metallsarkophage der Familie von Promnitz aus der Gruft des Herzogs in Pszczyna (Pleß) und die Konservierung der Sarkophage aus der Grabgruft der Familie von Hochberg aus Świebodzice (Freiberg in Schlesien). Agnieszka und Tomasz Trzos wurden vom Präsidenten der Republik Polen für ihre aktive berufliche und wissenschaftliche Arbeit mit der Hundertjahrmedaille der wiedergewonnenen Unabhängigkeit ausgezeichnet.

Ausklappen/Einklappen

Die ehem. Schlosskirche ist neben dem Schlossgraben im südwestlichen Teil der Stadt platziert. ist ein ziegelsichtiger spätgotischer basilikaler Backsteinbau mit zwei weiß verputzten Renaissance-Kapellenschaugiebeln an der Langhausnordseite nach Westen, an der der siebengeschossige Nordwestturm mit in der Formensprache der Renaissance gegliederten Obergeschossen und kupferner zweifach durchbrochener barocker Turmlaterne eingestellt ist. Die Fürstengruft Württemberg-Oels ist ein an die Chorsüdseite angefügter Putzbau mit Ochsenaugenfenstern.

Das dreischiffige Langhaus ist siebenjochig und geht an seiner Ostseite in einen dreiseitig geschlossenen Chor über. Dieser wird flankiert von der achteckigen Grabkapelle der Württemberger Herzöge (Südseite) und der Sakristei (Nordseite). Mittelschiff und Chor sind mit Stern-, Seitenschiffe und Kapellen mit Kreuzrippengewölbe ausgestattet. 1700-08 wurden die Pfeiler zwischen den Schiffen an der Nordseite vermauert und die barocke Gliederung der Wände mit Lisenen und Stuckdekoration realisiert.

Von den beiden erhaltenen Emporen (Süd- und Westempore) stammt das manieristisch gestaltete Exemplar datiert auf 1607 vermutlich aus der Werkstatt Fr. Lochners und die barocke mit gemalter Dekoration von 1700. Die West- bzw. Musikempore stammt wie der Orgelprospekt von 1686.

Der spätbarocke Altar ist mit marmorierten Platten und Akanthusblättern gestaltet. Er besteht aus Kiefernholz, Skulpturen und Ornamente sind aus Lindenholz gefertigt. Das Altarretabel zeigt das Letzte Abendmahl, die Grablegung und Auferstehung Jesu Christi und Christi Himmelfahrt. Es ragt 14,25 Meter hoch und ist fast sieben Meter breit. Der oktogonale Kanzelkorb Kanzel wird von der Gestalt des hl. Christophorus getragen. Die Sandsteintaufe datiert um 1500. Die Chorfenster illustrieren den zwölfjährigen Jesus im Tempel und seinen Einzug in Jerusalem.

Die Außenwände der barocken Grabkapelle der Württemberger Herzöge sind kassettengeschmückt. Belichtet wird der Bau durch ovale Fenster. Die Raumschale gliedern stuckierte Pilaster, die ein profiliertes Gesims tragen, über dem sich eine achteckige Kuppel mit blinder Laterne und Darstellungen aus dem Leben Christi (1730-40) erhebt. In der Raummitte sind das Renaissance-Grabmal des Johann Podiebrad, Herzog von Münsterberg-Oels († 1565) und seiner Frau Christina von Schidlowitz († 1556) angeordnet.

Unter dem Presbyterium der Kirche befindet sich die Krypta der Familie Podiebrad, und daneben, unter der angebauten württembergischen Kapelle, die Krypta dieser Familie.

Der restaurierte polychrome und vergoldete Zinn-Sarkophag von Sylvius I. Nimrod von Württemberg-Oels (1622-1664) ist im Querschnitt sechseckig und im Längsschnitt – sargförmig, sich zu den Füßen des Verstorbenen hin verengend. Der Sarkophag ist mit zahlreichen Schnitz- und Flachreliefapplikationen verziert, wie z.B. mit einem Band mit Wellen- und Knorpelwerk-Ornamenten, einem Kruzifix, einer ovalen Epitaphkartusche, runden Medaillons mit gemalten Darstellungen symbolischer Themen, Panoplie, Wappenkartuschen (u.a.: Württemberg, Schleswig-Holstein-Sonderburg, Anhalt) und zahlreichen Pflanzenornamenten. Der Körper des Sarkophags steht auf sechs Stützen in Form von Löwen mit herzoglichen Mitren auf den Köpfen. In vier Ecken stehen auf Löwen vollplastische Engelsfiguren. Eine ausführliche Dokumentation (Photogrammetrie, 3D) des Sarkophags vor und nach den erfolgten Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten ist auf der Webseite https://atkonserwacja.vxm.pl/sarkofagi/olesnica/nimrod/sarkofag  zu finden.

 

Der bis 2023 restauratorisch unbehandelte Zinnsarkophag der Gattin Elisabeth Marie von Münsterberg-Oels, Tochter von Karl-Friedrich Podiebrad, des letzten Regenten aus dieser Dynastie, ist aus einer Zinn-Blei-Legierung gefertigt. Er ist im Querschnitt sechseckig und im Längsschnitt sargförmig. Die kurzen Seiten des Deckels sind zum Boden gerichtet. Jede Seite des Sarkophags ist mit einer Zierleiste mit einem Knorpelmotiv verziert. Auf der Wölbung des Deckels befindet sich ein kleines, unmontiertes lateinisches Kreuz, dessen Arme in einer Dreiblatt-Form enden. Über dem Kreuz befindet sich eine eingravierte Wappenkartusche, die von einem eingravierten Lorbeerkranz umgeben ist und ein hybrides Wappen darstellt, eine Kombination aus dem Podiebrad-Wappen und dem württembergischen Wappen. Auf den Facetten des Deckels befinden sich ovale Tondos (je 3 auf den langen Facetten und je 1 auf den kurzen Facetten), die von Pflanzenkränzen umgeben sind. In die Cabochons sind biblische Inschriften aus dem Buch der Psalmen und dem Johannesevangelium eingraviert (Johannes 3,16-18; Ps. 116,7-9; Ps. 140,8-14; Ps. 16,8-9; Ps. 94,19; Ps. 3,4,6; Ps. 102,4,12,13; Ps. 92,14,15). An den langen Seiten des Kastens befinden sich drei Maskarone und je ein Maskaron an den kurzen Seiten. Die Maskarone halten in ihren Mäulern runde Handhaben. Der Sarkophag ruht auf 6 Stützen in Form von vollplastischen Skulpturen, die Pelikane in einem Nest mit Küken darstellen. Die jungen Küken werden mit dem Blut des erwachsenen Pelikans gefüttert – ein beliebtes Symbol für die höchste Hingabe. In einem sakralen Kontext ist das eine Metapher für das Opfer Jesu und ein eucharistisches Symbol, das das Blut Christi darstellt. Diese Form der Stützen des Sarkophags der verstorbenen Herzogin bezieht sich wahrscheinlich auf ein Symbol der mütterlichen Liebe und ihrer Hingabe.

Ausklappen/Einklappen

Der Komplex von Sarkophagen befindet sich in zwei Krypten im Untergeschoss der ehemaligen Schlosskirche, heute Basilika St. Johannes Apostel und Evangelist in Oleśnica. In der älteren Krypta wurden Mitglieder der Podiebrady-Dynastie, die in den Jahren 1495-1647 in Oleśnica regierten, begraben, in der jüngeren – Mitglieder der württembergischen Familie – die in Oleśnica bis 1792 regierte. In der älteren Krypta befinden sich Metallsarkophage aus Zinn und Blei, sehr reich verziert, vergoldet und polychromiert, mit Zinngießerzeichen, die die Zuschreibung der Urheberschaft der Objekte ermöglichen. Die Sarkophage, die sich in der Krypta der Familie Württemberg befinden, bestehen aus Metall (eine Legierung aus Zinn mit Blei, Kupfer und seinen Legierungen, Zink) und Holz. Der Komplex von 35 Sarkophagen ist eine einzigartige Sammlung von Denkmälern der sepulkralen Kunst sowohl in Schlesien als auch in Polen, die auch ein wertvolles ikonographisches, historisches und wissenschaftliches Material darstellt. Die oben genannten Werke der bildenden Künste und des Kunsthandwerks entstanden im Zeitraum vom 16. bis zum 18. Jh., als Zeugnisse vergangener Epochen, deren Erhaltung aufgrund ihrer außergewöhnlichen künstlerischen, historischen und wissenschaftlichen Werte im gesellschaftlichen Interesse liegt.

Ausklappen/Einklappen

Der Erhaltungszustand aller inventarisierten Objekte wurde als sehr schlecht oder sogar katastrophal bewertet. Die Konservierungsarbeiten an den Zinnsarkophagen sind daher äußerst dringend, um den weiteren Verlust der wertvollen Denkmalsubstanz zu verhindern. Ungünstige Lagerungsbedingungen (Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen im Laufe des Jahres) führen zu Zerstörungen an den Sarkophagen und im Extremfall zu vollständigem Verfall. Unter solchen Bedingungen wird das

Zinn nicht mit einer edlen Patina überzogen, sondern mit sehr gefährlichen Zinnoxiden und -dioxiden, die die irreversible Umwandlung des Metalls beschleunigen. Auf diese Weise wird die wertvolle Substanz der Sarkophage jedes Jahr mehr und mehr abgebaut. Werden Denkmäler ohne Pflege von Spezialisten für Metallkonservierung gelassen, kommt es schließlich zu ihrer totalen Zerstörung.

Beim von der DPS geförderten Projekt 2023 Zinnsarkophag von Elisabeth Marie von Münsterberg-Oels waren gleichwohl sich der Sarkophag relativ gut erhalten hat, die aufwendig gestalteten Stützen, wie alle anderen Elemente in schlechtem Zustand. Die gesamte Oberfläche des Sarkophags war mit Zinnkorrosionsprodukten (dichten und dicken Zinnoxiden und -dioxiden) bedeckt. Die schwersten Schäden fanden sich auf dem Deckel (wegen der gravitativen Ablagerung von Schmutz, der die Feuchtigkeit aus der Luft absorbierte und Korrosionsprozesse beschleunigte) und an den vollplastischen Stützen in Gestalt von Pelikanen. Die Korrosion hatte hier katastrophale Schäden und starke Verformungen verursacht. Die schönen gravierten Inschriften auf dem Deckel waren zunehmenden Schäden ausgesetzt, was unweigerlich dahinführte, dass ihr Inhalt in der Zukunft nicht mehr hätte gelesen werden können. Die Oberflächen waren wahrscheinlich mit einer Schutzschicht in Form von Lack oder Firnis überzogen. Unter der Schutzschicht, insbesondere dort, wo sie aufgebrochen wurde, hat die Korrosion sehr große Schäden angerichtet.

Ausklappen/Einklappen

DPS-Fördergegenstand 2023 war der Zinnsarkophag von Elisabeth Marie von Münsterberg-Oels, der Gattin von Sylvius I. Nimrod aus der Familie von Württemberg-Oels und Tochter von Karl-Friedrich Podiebrad des letzten Regenten aus dieser Dynastie. Die Grundannahme der Konservierungsarbeiten ist, den Korrosionsprozess des Blechs des historischen Zinnsarkophags zu stoppen. Die Konservierungsmaßnahmen zielen darauf ab, die wertvolle Substanz des Grabdenkmals zu sichern, zu festigen und zu erhalten. Durch mehrstufige chemische und mechanische Behandlungen werden die Korrosionsprodukte entfernt und damit der zerstörerische Prozess der Oxidation des Zinns gestoppt. Dies ist äußerst wichtig, denn bei Gegenständen aus diesem Metall bilden die Oxide und Dioxide des

Zinns, die auf der Metalloberfläche unter dem Einfluss von Sauerstoff und Feuchtigkeit entstehen, keine schützende Patina, sondern vertiefen und beschleunigen die Korrosionsprozesse des Edelmetalls. Aus diesem Grund besteht das Hauptziel der Arbeiten darin, die Korrosionsprodukte zu entfernen und eine Korrosionsschutzbehandlung durchzuführen, die den angemessenen Schutz des Denkmals gewährleistet.

Die zweite äußerst wichtige Maßnahme ist der Bau einer tragenden und verstärkenden Struktur, die den Sarkophag vor Verformungen schützen soll, die mit der Eigenschaft von Zinn zusammenhängen –dem Kriechen, d. h. der kontinuierlichen plastischen Verformung des Materials unter dem Einfluss seines eigenen schweren Gewichts. Die Stabilisierung der Struktur und die Verstärkung des Blechs des

Sarkophags schützen diesen außerdem vor der Gefahr der Spannungskorrosion. Die Struktur wird aus austenitischem rostfreiem Stahl hergestellt, der nicht mit Zinn-Blei-Legierungen reagiert. Die Konservierungsarbeiten an dem Sarkophag erfordern sehr komplizierte und aufwändige Verfahren sowohl in technologischer als auch technischen Hinsicht. Das großformatige Zinnobjekt ist sehr schwer, und die Durchführung von Lötarbeiten mit Zinn macht es erforderlich, die reparierten Flächen

jedes Mal zu nivellieren, was wiederum den Einsatz geeigneter Maschinen und Geräte erfordert. Die Arbeiten in der ersten Phase erfolgen in Kontakt mit schimmeligem und infektiösem Material, und in den späteren Phasen besteht eine große Schwierigkeit darin, sich vor den schädlichen Bleidämpfen zu schützen, die Bestandteil der bei der Reparatur verwendeten Zinn-Blei-Legierungen sind.

Das Endziel besteht darin, den Sarkophag von Elisabeth Marie von Münsterberg-Oels so zu restaurieren, dass er in den Innenräumen der Basilika, in der Kapelle neben dem bereits restaurierten Sarkophag von Silvius I. Nimrod von Württemberg-Oels, dem Ehemann von Elisabeth Marie, ausgestellt werden kann.

Etappe 1 und 2 wurden auf der Grundlage des denkmalrechtlich genehmigten Arbeitsprogramms für die Konservierung und Restaurierung von: A.T. Pracownia Konserwacji Zabytków in Tychy – Dr. Agnieszka Trzos, Mag. Tomasz Trzos nach beschränkter Ausschreibung von A.T. Pracownia Konserwacji Zabytków in Übereinstimmung mit der erteilten Genehmigung für die Konservierungsarbeiten durchgeführt und vom Denkmalamt mängelfrei abgenommen.

2023 kamen mit finanzieller Unterstützung der DPS Etappe 1 „Konservierung und restauratorische Sicherung 6 Stützfüße (Etappe 1) und Etappe 2 „Konservierung und restauratorische Sicherung je 8 Maskarone und gravierte Kartuschen des Zinnsarkophags von Elisabeth Marie von Münsterberg-Oels“ zur Ausführung. Nachdem der Sarkophag aus der Krypta herausgenommen wurde, wurde die erste Phase der Konservierungsarbeiten durchgeführt, die die vollständige technische und ästhetische Konservierung von 6 Stützen in Form von Pelikanskulpturen, 8 gravierten Kartuschen und 8 Maskaronen-Handhaben umfasste. Im Rahmen dieser Phase wurde eine umfassende Konservierung der oben genannten Elemente durchgeführt.

Die Kosten für Etappe 1 „Technische und ästhetische Konservierung an aus einer Zinnlegierung hergestellten Objekten: 6 Stützen in Form von Pelikanen, die ihre Küken füttern und analytische Untersuchungen“ und für Etappe 2 „Technische und ästhetische Konservierung an aus einer Zinnlegierung hergestellten Objekten: 8 Köpfe von Maskaronen mit Handhaben und 8 gravierte Kartuschen mit Rahmen“ betrugen zusammen 27.100 EUR. Etappe 1 wurde finanziert mit 18.000 EUR (80.000 PLN) vom Poln. Ministerium für Innere Angelegenheiten und Verwaltung (MSWiA) über den Kirchenfonds der diesem Ministerium untergeordneten Abteilung für Religionsangelegenheiten und nationale und ethnische Minderheiten sowie mit 100 EUR (460 PLN) Eigenmittel Kirchengemeinde, die Etappe 2 mit 9.000 EUR ausschließlich mit Mitteln der Beauftragten der deutschen Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) mit der Deutsch-Polnischen Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz (DPS) als Maßnahmenträger.

Ausklappen/Einklappen

Die wertvollen Metallsarkophage in Oleśnica (Oels) zu retten, soll das Ziel gemeinsamer Handlungen sowohl in Polen als auch in Deutschland und der Tschechischen Republik sein. Die Einflüsse dieser drei Nationalitäten und Kulturen haben die Geschichte von Oels mitgestaltet.

Die Gesamtkosten für alle drei Etappen zur Konservierung und Restaurierung des Zinnsarkophags von Elisabeth Marie von Münsterberg-Oels liegen bei 60.000 EUR (247.000 PLN). Zur Finanzierung der Etappe 3 und damit Fertigstellung der Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten am Zinnsarkophag von Elisabeth Marie von Münsterberg-Oels werden von der Kirchengemeinde rund 33.000 EUR benötigt.

Die Fertigstellungs-Etappe 3 des Projekts Konservierung und Restaurierung Zinnsarkophag von Elisabeth Marie von Münsterberg-Oels, die 2024 angegangen werden soll, beinhaltet an Maßnahmen: Konservatorische und restauratorische Sicherung der inneren und äußeren Oberflächen der Blechtruhe und des Sarkophagdeckels, der Zierleisten, der Deckelgravur sowie die Herstellung einer verstärkenden Konstruktion in Stahl. Während der Etappe 3 sollen die Elemente, an denen 2023 Konservierungsarbeiten durchgeführt wurden, für einige Zeit in der Schlosskirche Oleśnica (Oels) ausgestellt werden. Danach werden die Elemente gesichert und in die Restaurierungswerkstatt der beauftragten Firma verbracht, bevor sie mit Fertigstellung Etappe 3 wieder an dem Sarkophag montiert werden, der dann zusammen mit dem bereits restaurierten Metallsarkophag für Sylvius Nimrod I. von Württemberg-Oels repräsentativ in der Fürstenkapelle, neben dem Grabsteindenkmal von Johann von Münsterberg-Oels und Christina Katharina von Schidlowitz, präsentiert werden soll.

Oleśnica (Oels) wurde während des Krieges schwer zerstört, deshalb verdient ein so wertvolles Denkmal wie der Sarkophag der Tochter des letzten Regenten aus der Familie Podiebrad Karl-Friedrich, Elisabeth Marie von Württemberg-Oels, der die Kriegswirren überstanden hat, eine besondere Pflege. Seine künstlerischen Werte, die ihn in die erste Reihe der europäischen Grabkunst stellen, sind eine perfekte Brücke und Grundlage für den Aufbau und die Vertiefung der deutsch-polnischen und breiteren europäischen Einheit.

Der Sarkophag wird nach Abschluss der geplanten Arbeiten zweifellos zu einer Attraktion für BesucherInnen aus Polen und der Bundesrepublik Deutschland, aber auch aus ganz Europa.

Neben der Konservierung selbst wird ein wichtiger Teil der Arbeiten an den Metallsarkophagen die interdisziplinäre Forschung sein. Sie wird reichhaltiges wissenschaftliches Material in Bereichen wie Archäologie, Anthropologie, Archäobotanik, Waffen und Kunsthandwerk bringen. Die zu rettenden Sarkophage und die Ergebnisse der Forschung würden es ermöglichen, eine Ausstellung zu schaffen, die Kunst, Kultur und zahlreiche historische Motive fördert und so zur Völkerverständigung beiträgt.

Dieses Projekt wird zahlreiche Bildungs-, Kommunikations- und Informationsinitiativen für verschiedene Alters-, soziale, nationale und Identitätsgruppen ermöglichen. Die Restauratoren planen, die Restaurierungsergebnisse nach Abschluss des Projekts in einer polnisch-deutsch-tschechischen Denkmalkonferenz interessierter Fachklientel vorzustellen.

Das Maßnahmenprogramm Sarkophag von Elisabeth Marie von Münsterberg-Oels Etappe 1 und 2 (ausgeführt 2023) und Etappe 3 (geplant 2024) hier noch einmal im Detail:

  • Öffnung des Sarkophags;
  • Erstellung Dokumentation in den einzelnen Phasen des Projekts, allem voran fotografische Dokumentation;
  • Überführung des Sarkophaginhalts in einen provisorischen Sarg;
  • Sarkophag sichern, herausnehmen und Transport in die Konservierungswerkstatt
  • Durchführung von erforderlichen Tests, Bestimmung der Zusammensetzung (analytische Untersuchungen der Legierung, aus der der Sarkophag hergestellt wurde, Identifizierung – wenn möglich – der Vergoldungs- und Maltechnik);
  • mechanische Reinigung von Verschmutzungen;
  • Feststellung des Schadensausmaßes (Korrosionsschäden an Teilen des Kastens und des Deckels des Sarkophags sowie an den Metallapplikationen und Farb- und Vergoldungsdekorationen);
  • Entfernung von abnehmbaren skulpturalen Elementen und Applikationen (Stützen,
  • Kartuschen, Maskaronen);
  • mehrstufige Entfernung von Korrosionsprodukten (von den nicht polychromierten Innen- und Außenflächen mit einer speziellen Reduktionspaste, die u. a. Natriumhydroxid enthält. Die Paste wird in einer ca. 1 cm dicken Schicht auf das Metall aufgetragen und ca. 2 Stunden lang belassen. Danach wird die Paste entfernt und die gereinigte Oberfläche gründlich mit Wasser abgespült. Die Entfernung der Paste wird begleitet von einer mechanischen Reinigung der Oberfläche mit Werkzeugen, die je nach Grad der Beschädigung und der Art der zu reinigenden Oberfläche ausgewählt werden (Bürsten und Pinsel aus synthetischen Borsten, Mikrobürsten, Skalpelle, usw.));
  • Neutralisierung der gereinigten Oberfläche (mit o-Phosphorsäure in Form von Kompressen – bei Oberflächen mit starker Lochfraßbildung und Mikrorissen; Abwischen mit einem in Säure getauchten Tampon – bei glatten Oberflächen. Die Behandlung muss sorgfältig durchgeführt werden, wobei der Neutralisierungsprozess mit Lackmuspapier kontrolliert wird, um eine Versäuerung der Oberfläche zu vermeiden);
  • Mechanisches Richten von verformten Blechen
  • Anfertigung eines Gestells aus rostfreiem Stahl zur Verstärkung der Bleche von Deckel und Kasten des Sarkophags;
  • Restaurieren von Metalldefekten:
  1. Große Hohlräume werden mit Einlagen (gelötet) aus einem Metall mit einer Zusammensetzung ähnlich der Legierung, aus der der Sarkophag hergestellt wurde;
  2. Hohlräume in glatten Oberflächen werden mit einer Metallspachtelmasse gefüllt, die aus folgenden Zusammensetzung besteht : 20 Teilen sehr feinem Zinnpulver (0,1 mm), 1 Teil Epidian 5, gehärtet mit 12 % Triethylentetramin;
  3. Hohlräume in strukturierten Oberflächen werden mit grobkörnigem Kitt oder gemischtem Kitt in einer Farbe gefüllt, die der Farbe der Umgebung entspricht (Zusammensetzung der Kitte: mittelkörniges Zinnpulver, gemischt in verschiedenen Anteilen mit chemisch reinem Zinnoxid – SnO2 und gemahlenen Zinnoxidationsprodukten; Bindemittel Epidian 5);
  4. Verklebung von Blechablösungen mit Zinnlot oder nichtmetallischem Kitt (Zusammensetzung: reines Zinnoxid und gemahlene Zinnoxidationsprodukte, die in den Anteilen je nach den Farbanforderungen der Umgebung des Metallverlustes gemischt sind, mit mehr Bindemittel als in Misch- und Metallspachteln verwendet)).
  • Wiederherstellung von Metalldefekten (Löteinlagen, Löten, Überguss und Abguss aus Zinn, metallische und nichtmetallische Spachtelmasse);
  • Eventuelle Reinigung der erhaltenen Fragmente von Zierschichten (Gold, Polychromie) von Korrosionsablagerungen mit einer Lösung von Dinatriumedetat, die in Form von Kompressen wirkt und nach einer nach Tests gewählten Zeit entfernt wird. Reinigung der Oberfläche mit Dinatriumedetat und Korundpulver. Nach den Behandlungen, Waschen mit destilliertem Wasser;
  • Eventuelles Firnissen der durch die Reinigung beschädigten Farbschicht;
  • Rekonstruktion fehlender Zierelemente durch Analogie am Objekt (Abgüsse aus Zinn und Bleilegierungen – 3 Pelikanküken);
  • Bildhauerische Ausarbeitung von Rekonstruktionen und Restaurierungen aus Zinn-Blei-Legierung, Zinn-Lot, metallischem und nicht-metallischem Kitt;
  • Polieren der Oberfläche (glatt – mit einem mit destilliertem Wasser befeuchteten Tampon in Korundpulver „getaucht“ (Polieren in einer Richtung); porös – das Korundkorn kann  größer sein und die Polierrichtung ist nicht wichtig);
  • Passivierung der Oberfläche (mit Pinselauftrag (Zusammensetzung: 3%ige Lösung von Phosphorsäure mit 1% Chromsäureanhydrid; Dauer ca. 4 Stunden);
  • Antikorrosionsschutz (Stufe I – 10 %ige Lösung von Paraloid B 44 in Dowanol PM (Propylenglykolmethylether) oder in Xylol, die auf die Oberfläche des Sarkophags aufgetragen wird);
  • Rekonstruktion der Blattvergoldung (23,75 Karat);
  • Wiederherstellung der Lackschicht (mit Punktretusche mit abgetropften
  • Ölfarben in Damar-Bindemittel oder Trockenpigmenten in 5%ige Lösung von Paraloid
  • B72 in Xylol oder in Dowanol PM);
  • Korrosionsschutz (Stufe II – 7% Cosmoloid 80 H in Terpentin (lockere Konsistenz) wird mit einem Pinsel auf die erhitzte Metalloberfläche, außer Vergoldung aufgetragen. Nach Verdunstung des Lösungsmittels wird die Oberfläche poliert);
  • Wachsen (Butcher’s Boston Polish Wachs);
  • Transport zum Ausstellungsort..

Die Haltung der polnischen Denkmalpflege, wie denkmalgeschütztes Kulturgut zu erhalten ist, wird einmal mehr an der abgeschlossenen Konservierung und Restaurierung des Metallsarkophags für Sylvius Nimrod I. von Württemberg-Oels und nach Abschluss von Etappe 1 und 2 der Konservierung und Restaurierung des Zinnsarkophags von Elisabeth Marie von Münsterberg-Oels deutlich. Die Wiederherstellung des äußeren historischen Erscheinungsbildes so vollständig wie möglich, ist das Ziel. Dass Alte in neuem Glanz erscheinen zu lassen, erhält bei den beiden Sarkophagen zusätzliche Berechtigung dadurch, dass nur die vollständige Behandlung der Denkmalsubstanz mit vollumfänglicher Neubeschichtung den erforderlichen nachhaltigen Schutz bietet. Nachdem den Restauratoren bei diesem denkmalpflegerischen Ansatz wieder eine hohe Ausführungsqualität gelungen ist, wirkt das Ergebnis überzeugend.

Für das Gesamtprojekt sind erhebliche finanzielle Mittel notwendig, die für den Denkmaleigentümer in der aktuellen Situation nicht zu stemmen sind. Trotz vieler Bemühungen hat es die finanzielle Situation der Kirchengemeinde nicht erlaubt, dieses langfristige Projekt in Angriff zu nehmen. Sie ist daher auch auf weitere Unterstützung aus Deutschland angewiesen. Die Deutsch-Polnische Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz nimmt sehr gerne Ihre Spende zur weiteren Konservierung der wertvollen Metallsarkophage in der Württembergischen Fürstengruft in Oleśnica (Oels) auf Ihr Spendenkonto IBAN DE80 8707 0024 0823 3660 00 BIC (SWIFT): DEUTDEDBCHE (Kennwort: Metallsarkophagkunst Oels) entgegen.

Ausklappen/Einklappen

  • A.T. Pracownia Konserwacji Zabytków, Restauratorin Dr. Agnieszka Trzos und Restaurator Tomasz Trzos mgr, PL– 43-100 Tychy, www.atkonserwacja.pl
  • Fachliche Kontrolle: Woiwodschafts-Denkmalamt, Wrocław (Katarzyna Dziura – stellv. Leiterin, Magdalena Waleszczyk – Abteilung für bewegliche Kunstdenkmäler und Anna Fabisiak-Dudziak – Abteilung für archäologische Kunstdenkmäler)
  • Bauherr: Rzymskokatolicka Parafia p.w. św. Jana Apostoła i Ewangelisty, PL–56-400 Oleśnica Śląska – vertreten durch Pfarrer ks. Mieczysław Janczyszyn
Ausklappen/Einklappen