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FREIBURG IN SCHLESIEN / ŚWIEBODZICE

2023 hat die Deutsch-Polnische Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz (DPS) u.a. auch die Fertigstellung der Konservierung und Restaurierung des Prunksarkophags der Helena von Gellhorn (1610-1662) der Krypta der Adelsfamilie von Hochberg der Kath. Pfarrkirche St. Nikolaus im schlesischen Świebodzice (Freiburg in Schlesien) fördern können. Damit sind jetzt drei der neun historisch wertvollen Metallsarkophage der erst 2014 wiederentdeckten Hochberg-Gruft gerettet. Konservierung und Restaurierung des Zinnsarkophags Nr. 9 waren so aufwendig, dass sie nur in zwei Etappen 2021 und 2023 durchgeführt werden konnten.

Unter der an die Kath. Pfarrkirche St. Nikolaus für die Adelsfamilie von Hochberg angebauten Kapelle haben sich in der Gruft neun historisch wertvolle Metallsarkophage aus dem 16. und 17. Jh. erhalten. Die Deutsch-Polnische Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz (DPS) war 2023 an der zweiten Etappe der Konservierung und Restaurierung des Zinnsarkophags der Helena von Gellhorn (1610-1662) beteiligt, mit der dieses 2021 begonnene Einzelprojekt fertiggestellt werden konnte.

Helena von Gellhorn war die erste Gemahlin von Hans Heinrich I. von Hochberg (1598-1671), der auf Schloss Fürstenstein (Książ) residierte und großen Einfluss in Schlesien hatte. Ihr restaurierter Zinnsarkophag lässt sich heute zusammen mit dem von Hans Heinrich I. und seiner zweiten Frau Susanne Hedwig von Schaffgotsch (1632-1692), die bereits zuvor restauriert werden konnten, in der Hochberg-Kapelle der St. Nikolauskirche bewundern. Die Rettung und aufwendige Konservierung und Restaurierung der drei Metallsarkophage ist ein Werk der auf solche Arbeiten spezialisierten Restauratoren der Firma A.T. Pracownia Konserwacji Zabytków, die u.a. auch die königlichen Sarkophage auf dem Wawel in Krakau restauriert haben. Es ist ihnen gelungen, dem vergoldeten und polychromen Zinnsarkophag der Helena von Gellhorn wie den anderen beiden Sarkophagen zuvor das ursprüngliche prunkvolle Erscheinungsbild zurückgegeben.

Die Erhaltung der Metallsarkophage der Hochberg-Gruft ist aufgrund ihres außergewöhnlichen künstlerischen, historischen und wissenschaftlichen Werts von besonderem gesellschaftlichen Interesse. Zusammen mit dem Komplex von 35 Metallsarkophagen in den Grüften der ehem. Schlosskirche in Oleśnica (Oels) bilden Sie eine außergewöhnlich bedeutende Sammlung von Denkmälern der sepulkralen Kunst sowohl in Schlesien als auch in Polen.

 

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Świebodzice (Freiburg in Schlesien) liegt im südwestlichen Niederschlesien in der Woiwodschaft Niederschlesien, unweit der Stadt Wałbrzych (Waldenburg). Die Kath. Kirche St. Nikolaus Kirche steht im Zentrum von Świebodzice (Freiburg), südlich des Marktplatzes, innerhalb der Altstadt, die vom Verlauf der Stadtmauer begrenzt wird.

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Im Mittelalter gehörte der Ort erst zum Herzogtum Liegnitz, dann Jauer. Der Herzog saß auf dem Fürstenstein, auf dem später das gleichnamige und bis heute größte Schloss Schlesiens entstand. Zusammen mit der Burg und Herrschaft Fürstenstein gelangte Freiburg 1509 an Conrad von Hohberg, der nachfolgend Landeshauptmann des Erbfürstentums Schweidnitz-Jauer wurde. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Freiburg fast vollständig zerstört. 1653 wurde die Pfarrkirche, die seit der Reformation im 15. Jahrhundert als evangelisches Gotteshaus diente, den Katholiken zurückgegeben und die Evangelischen an die Schweidnitzer Friedenskirche verwiesen. 1742 fiel Świebodzice (Freiburg) an die Preußen und blieb bis 1945 deutsch.

Die Pfarrkirche St. Nikolaus wurde erstmals 1228 erwähnt (Weihe durch Bischof Wawrzyniec von Wrocław (Breslau), nach der eine erste Siedlung entstand, die während der Tatareninvasion im Jahr 1241 zerstört wurde) und mehrmals erweitert und umgebaut. Die heutige gotische Kirche wurde in der zweiten Hälfte des 13. Jhs. errichtet. 1616 wurde sie erweitert und 1746 modernisiert. Am 26. Juli 1774 brannte die Kirche teilweise nieder – nur der Chor blieb erhalten, dessen noch spätromanische Seitenwände heute den ältesten Teil der Kirche bilden – und wurde daraufhin bis 1811 wieder aufgebaut. Hauptaltar und Kanzel entstanden um 1850, die Seitenaltäre und die Orgel nach 1811. Das Taufbecken stammt aus dem 17. Jahrhundert. Im Süden befindet sich die 1811 errichtete Kapelle der Familie von Hochberg, im Norden die Heilig-Grab-Kapelle. 1956-59 wurde die zur Diözese Schweidnitz gehörende Kirche renoviert.

Hochberg ist der Name eines alten schlesischen Adelsgeschlechts, das bis zum Zweiten Weltkrieg seinen Schwerpunkt in Schlesien hatte. Bis ins 17. Jahrhundert nannte sich die Familie Hohberg (auch Hoberg). Mit dem Erwerb des Fürstentums Pleß im 19. Jahrhundert wurde ihnen der preußische Titel „Fürsten von Pleß“ verliehen. Die bedeutendste Linie war die nach dem Schloss Fürstenstein benannte, die zu einem der führenden Adelsgeschlechter im Fürstentum Schweidnitz-Jauer gehörte. Seit der Reformation waren die meisten Angehörigen der Familie protestantisch. Im Besitz der Familie war auch das Waldenburger Land mit seinen im 19. Jahrhundert bedeutenden Kohlegruben.

Unter der Kapelle von Hochberg liegt die Gruft dieser Adelsfamilie. Die Hochberg-Gruft wurde 2014 wiederentdeckt. Darin befinden sich 9 Metallsarkophage aus der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert, die seinerzeit unter Denkmalschutz gestellt wurden: 8 Zinnsarkophage und ein Kupfersarkophag. Hinzu kommt ein Holzsarkophag. Es handelt sich um polychromierte, vergoldete Metallsarkophage aus schlesischer Werkstatt, reich verziert, mit allegorischen Darstellungen, Emblemen, Wappen und eingravierten Inschriften in lateinischer und deutscher Sprache.

2017 erfolgte als erstes Projekt die konservatorisch/restauratorische Sicherung des Kupfersarkophags (Nr. 7 B/2520/7) von Susanne Hedwig von Schaffgotsch (1632-1692), der zweiten Ehefrau von Baron Hans Heinrich I. von Hochberg. Die Konservierungsarbeiten wurden aus Mitteln des Ministeriums für Kultur und nationales Erbe (Ministerstwo Kultury i Dziedzictwa Narodowego) sowie aus Mitteln des Woiwodschaftsamtes für Denkmalschutz in Breslau (Wojewódzki Urząd Ochrony Zabytków we Wrocławiu) gefördert. In den Jahren 2018 bis 2020 schloss die umfassende technische und ästhetische Konservierung des vergoldeten und polychromierten Zinnsarkophags von Baron Hans Heinrich I. von Hochberg (1598-1671) an (Nr. 8). Er hatte ein Talent für das Erlernen von Fremdsprachen, was ihm den Weg zu einer diplomatischen Karriere eröffnete. 1628 kehrte er nach Schlesien zurück und übernahm für die nächsten neun Jahre das Amt des schwedischen Statthalters von Świdnica-Jawor. Als er sein Amt antrat, beschlagnahmte er Książ (Fürstenstein) und ordnete den Abriss der Befestigungsanlagen an, die durch Gärten ersetzt wurden. Die Burg wurde von einer Festung zur „Residenz eines böhmischen Barons“. Eine noch größere Ehre wurde der Familie Hochberg zuteil, als Kaiser Leopold I. im Jahr 1666 Hans Heinrich I. und seine gesamte Familie in den Adelsstand des schlesischen Adels erhob. Er übernahm auch das Gut Roztoka 1650 und herrschte in Fürstenstein 41 Jahre lang (1628-1669), die meiste Zeit während des Dreißigjährigen Krieges. Hans Heinrich I. unterstützte auch den Bau der Friedenskirche in Schweidnitz mit ca. 2.000 Eichenbäumen. Das Domkapitel in Breslau untersagte seine feierliche Beerdigung, da er evangelisch war. Er vermählte sich mit Helena Gellhorn von Alt-Grotkau (1610-1662) und nach deren Tod erneut 1664 mit Susanne Hedwig von Schaffgotsch (1632-1692), Tochter von Wolf Bernhard von Schaffgotsch. Hans Heinrich I. wurde in der Hochberggruft der Pfarrkirche St. Nikolaus in Świebodzice (Freiburg in Schlesien) neben seiner ersten Frau begraben. Dank Hans Heinrich I. schaffte das Geschlecht der Familie von Hochberg den Aufstieg vom Kleinadel zur elitären schlesischen Aristokratie.

Im Jahr 2021 wurde die erste Etappe der Konservierungsarbeiten am Zinnsarkophag von Helena von Gellhorn (geboren am 1. oder 14.07.1610, gestorben am 19.03.1662), Ehefrau von Hans Heinrich I., durchgeführt. Ihre Eltern waren Friedrich von Gellhorn und Maria von Reibnitz. Der Sarkophag wurde höchstwahrscheinlich im Jahr 1662 geschaffen (es war üblich, einen Sarkophag „zu Lebzeiten“ anzufertigen, gleichzeitig war es aber auch üblich, mit der Beerdigung bis zur Fertigstellung des Sarges zu warten). Helena von Gellhorn von Alt-Grotkau heiratete Hans Heinrich I. im Jahr 1627. Ihre Beziehung währte 35 Jahre und hat in den turbulenten Zeiten des Dreißigjährigen Krieges stattgefunden. Die Gräfin war mehrmals gezwungen, das Schloss in Książ (Fürstenstein) zu verlassen, um vor dem Krieg zu fliehen. Die Hochbergs waren Eltern von 13 Kindern, von denen fünf im frühen Kindesalter gestorben sind. Ihre Kinder waren Maria Elisabeth; Heinrich Christoph; Helena; Konrad; Friedrich; Johann Heinrich II; Maximilian Leopold; Barbara Helena Katharina; Susanna; Christoph IV.

Am 29. November 2023 kehrte nach der Restaurierung der Zinnsarkophag der Helena von Gellhorn aus der Familie Hochberg in einen Raum über der Hochberg-Krypta zurück (Zinnsarkophag Nr. 9, eingetragen im Denkmalregister seit 2016 mit Beschluss Nr. B/2520/1-9, Pos. 9). Helena war die erste Frau des Barons und Grafen Jan Heinrich I. von Hochberg, Herr von Książ (Fürstenstein), Herr von Roztoka (Rohnstock), Herr von Mieroszów (Friedland). Dies war der dritte von neun restaurierten Sarkophagen der Hochberggruft der Kirche St. Nikolaus in Świebodzice (Freiburg in Schlesien).

An der Bauabnahmekommission nahmen der Bürgermeister von Świebodzice (Freiburg), Paweł Ozga, der Gemeindepfarrer, Pater Dr. Józef Siemasz, Joanna Kulik – Oberinspektorin des Woiwodschaftsamtes für Denkmalschutz in der Zweigstelle Wałbrzych (Waldenburg), und Tomasz Trzos, Konservator für Kunstwerke – Vertreter von AT – Denkmalrestaurierungsstudio in Tychy, Auftragnehmer der Metallrestaurierungsarbeiten am Zinnsarkophag der Helena von Gellhorn, teil.

Die drei bereits restaurierten Metallsarkophag-Objekte lagen jeweils in den Händen der Restauratoren Dr. Agnieszka Trzos und Herrn Tomasz Trzos – hochqualifizierten Spezialisten auf dem Gebiet der Metallrestaurierung, die schon fast 50 Grabkunstobjekte vor dem Verfall gerettet haben, u.a. auch auf dem Wawel in Krakau.

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Die im Ursprung gotische Kirche St. Nikolaus erhebt sich einschiffig auf rechteckigem Grundriss. Das Kirchenschiff, ein weiß verputzter Ziegelrohbau mit Rundbogenfenstern, ist mit einer Holzdecke bedeckt, die wahrscheinlich im 19. Jh. beim Wiederaufbau nach einem Brand eingezogen wurde. An das Kirchenschiff schließt sich im Osten ein rechteckiges, zweijochiges Presbyterium vom Ende des 13. Jhs. an, das mit einem Kreuzrippengewölbe abschließt. Der Triumphbogen (zwischen Kirchenschiff und Chor) ist halbrund. Im Süden rechteckförmig an den Chor angebaut ist die Kapelle der Familie von Hochberg, mit dem Familienwappen-Relief in der Lünette über dem Sandsteineingangsportal. An der Nordfassade des Kirchenschiffs ist die Kapelle des Heiligen Grabes sechseckig angefügt. An das Kirchenschiff schließt sich im Westen ein Turm mit quadratischem Grundriss und abgerundeten Ecken im Obergeschoss an, der mit einer verschieferten Zwiebelkuppel mit bekrönender Laterne mit Umgang ausgestattet ist. Das Kirchenschiffdach und das ein wenig niedrigere Chorsatteldach sowie das abgewalmte Dach der Heiliggrab-Kapelle und das Schleppdach der Hochbergkapelle sind ziegelgedeckt (Biber-Kronendeckung).

Den Kircheninnenraum schließt eine heute nur mittig verlaufende säulengestützte flache Holz-Kassettendecke, außen flankiert von je einem segmentbogenförmig gewölbten Deckenstreifen. Auf der hölzernen Westempore mit in der Mittelachse konvex ausbauchender Brüstung steht die ausladende Orgel mit im Neorenaissance-Stil gestaltetem Orgelprospekt.  Zwei Renaissancestatuen links und rechts am hölzernen Hauptaltar mit seinen beiden gedrehten Säulen, über dem sich ein Sprenggiebel erhebt, stellen die Heilige Hedwig von Schlesien und den Schutzpatron der Kirche, St. Nikolaus, dar. Die historistische Kanzel ist mit einem Schalldeckel ausgestattet.

 

In der Krypta unter dem gewölbten Kapellenraum der Familie Hochberg, neben dem Presbyterium, im südlichen Teil der Kirche, befinden sich acht Zinnsarkophage, ein Kupfersarkophag und ein hölzerner Sarg. Die in der tonnengewölbten Krypta nebeneinander aufgereihten Sarkophage sind auf Ziegelmembranen (Höhe: 65 cm) platziert. Die Sarkophage stammen aus der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert und sind durch ihren Eintrag in das Verzeichnis der beweglichen Denkmäler der Woiwodschaft Niederschlesien geschützt. Die Maße der Krypta sind: Breite: 4,90 m, Länge: 6,86 m, Höhe an der höchsten Stelle: 2,45 m.

Der Zinnsarkophag für die erste Frau des Freiherrn Hans Heinrich von Hochberg – Helena von Gellhorn (1610-1662) ist vergoldet und polychromiert, der dem Sarkophag von Helenas Ehemann Heinrich I. (Nr. 8) sehr ähnlich ist. Er weist im Querschnitt ebenfalls eine sechseckige Form auf, ist im Längsschnitt sargartig. Der Sarkophag verengt sich zu den Beinen hin und seine Schmalseiten sind im rechten Winkel zum Boden gerichtet. An den Seiten der Truhe befinden sich die Familienwappen der Familie des Verstorbenen. Die Seiten und Facetten (schräge Flächen) bilden Felder, die von einer reich verzierten Leiste umrahm sind, die aus einem Knorpelmotiv und durchbrochenen Spitzenelementen mit Dreiblatt-Motiv besteht. An der Kreuzung der Leisten befindet sich eine zusätzliche Leiste mit einem Eichenblattmotiv. Der Sarkophag ist monolithisch gebaut, das einzige Element, das geöffnet werden kann, ist die kurze Seite im „Kopfteil“ des Sarkophags. An der schmalseitigen Sarkophagaußenwand ist im oberen Bereich ein Cherubin in Form eines geflügelten Kopfes angebracht. Auf dem Sarkophagdeckel ist ein lateinisches Kreuz mit der Inschrift I.N.R.I. montiert, die Balken des Kreuzes enden in einem Dreiblattmotiv.  Die schrägen Außenflächen des Deckels (Facetten) und die langen Außenseiten des Kastens sind mit ovalen Kartuschen geschmückt, die reiches Rahmen-Knorpelwerk ziert. In den Kartuschen sind vergoldete Inschriften platziert und in der Mitte der Außenwand-Längswand ein vergoldetes und polychromiertes Familienwappen. Auf den ovalen Cabochons der Kartuschen sind Verse (Psalme) aus dem Alten und Neuen Testament eingeschrieben. Auch die vergoldete Epitaph-Inschrift (heute leider nicht mehr erhalten) hat sich auf dem Deckel (auf schwarzem Hintergrund unter dem Kreuz) befunden. Der Sarkophag steht auf 6 Stützen in Gestalt von Adlerkrallen auf Kugeln.

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Die neun überkommenen Sarkophage der Hochberggruft der St. Nikolaikirche in Świebodzice (Freiburg in Schlesien), bilden zusammen mit dem Komplex von 35 Sarkophagen in den beiden Krypten der ehemaligen Schlosskirche, heute Basilika St. Johannes Apostel und Evangelist in Oleśnica (Oels), Gruft für die bestatteten Mitglieder der Podiebrady-Dynastie, die in den Jahren 1495-1647 in Oleśnica regierten, und Gruft. In der die Mitglieder der Familie Württemberg-Oels begraben sind, die bis 1792 in Oleśnica (Oels) regierte, eine einzigartige Sammlung von Denkmälern der sepulkralen Kunst sowohl in Schlesien als auch in Polen. Mit den Prunksarkophagen der Hochberggruft aus dem 17. Jh. hat sich Kulturerbe erhalten, das es aufgrund seines außergewöhnlichen künstlerischen, historischen und wissenschaftlichen für die Nachwelt zu erhalten gilt.

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Die historische Substanz der Sarkophage ist durch Korrosion stark beschädigt (allgemeine Korrosion, Lochfraß, Spannungskorrosion). Dekorationsschichten sind stark geschädigt, fortschreitende Korrosion kann zu unwiderruflichen Schäden führen. Die Kartuschen auf den Facetten des Zinnsarkophags für Helena von Gellhorn waren so stark verschmutzt und mit Zinnoxiden bedeckt, dass es im Stadium vor den Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten unmöglich gewesen ist, zu bestimmen, ob es sich um Inschriften oder gemalte Darstellungen von Vanitas-Motiven handelt (es stellte sich dann ersteres heraus). Chemische und mechanische Prozesse lassen Korrosionsprodukte entstehen und führen zum zerstörerischen Prozess der Oxidation des Zinns. Auf Gegenständen aus Zinn entstehen unter dem Einfluss von Sauerstoff und Feuchtigkeit an der Oberfläche Zinnoxide und -dioxide, die keine schützende Patina mehr bilden, sondern die allotrope Umwandlung des Edelmetalls vertiefen und beschleunigen. Zur Eigenschaft von Zinn gehört Spannungskorrosion. Durch das sog. Kriechen kommt es zu einer kontinuierlichen plastischen Verformung des Materials unter dem Einfluss seines eigenen schweren Gewichts.

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Das Ziel des Projekts bestand darin, den sechseckigen sargförmigen Sarkophag von Helena von Gellhorn (Nr 9, Länge 210 cm, Breite 73 cm, Höhe ohne Füße 71 cm, Höhe der Stützfüße 14 cm) so zu konservieren und zu restaurieren, dass ein angemessener Schutz der Denkmalsubstanz gewährleistet ist und ihn, neben dem etwas größeren Sarkophag ihres Ehemanns, Hans Heinrich I. von Hochberg (Nr 8, Konservierung im Jahr 2018 und 2019, Länge 220 cm, Breite 84 cm, Höhe ohne Füße 87 cm, Höhe der Stützfüße 16 cm) und dem insgesamt kleineren Kupfersarkophag der zweiten Frau von Hans Heinrich I. von Hochberg, Susanne Hedwig von Schaffgotsch (Nr 7, Konservierung im Jahr 2017, Länge 194 cm, Breite 64 cm, Höhe ohne Füße 60 cm, Höhe der Stützfüße 11 cm), in der raumklimatisch günstigeren Kapelle über der Hochberg-Gruft der St. Nikolaikirche dauerhaft auszustellen.

Die 2021 ausgeführte erste Konservierungs- und Restaurierungsetappe am Sarkophag von Helena von Gellhorn hatte folgende Leistungen zum Inhalt:

Überführung der sterblichen Überreste des Verstorbenen in einen provisorischen Sarg; Herausnahme des Sarkophags aus der Krypta; Durchführung von erforderlichen Untersuchungen; Anfertigung einer tragenden und verstärkenden Sarkophag-Innen-Konstruktion; Durchführung einer vollständigen technischen und ästhetischen Konservierung und Restaurierung der aus Zinn gegossenen, vergoldeten und polychromierten Reliefelemente des Sarkophags.

 

Die 2023 am Sarkophag von Helena von Gellhorn ausgeführte zweite Konservierungs- und Restaurierungsetappe und zugleich Fertigstellungsetappe, gefördert von der Deutsch-Polnischen Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz (DPS), beinhaltete an Arbeiten die vollständige (technische und ästhetische) Konservierung der übrigen Teile des Sarkophags:

Restaurierung des monolithischen sechseckigen Sarkophagkastens (Wiederherstellung der korrekten Geometrie, Beseitigung von Korrosionsprodukten von innen und außen; Einsetzen der in Etappe I hergestellten Verstärkungsstruktur mit deren genauen Anpassung (Inlay-Konstruktion); Restaurierung der flachen Wandbleche des Sarkophagkastens und der Leisten und Stützen (Rekonstruktion der fehlenden Teile der Leisten – Abgüsse in Zinn-Blei-Legierung); Wiederherstellung der ursprünglichen Silberfarbe des Zinns; Rekonstruktion der Vergoldung mit 23,75 Karat Gold; vollständige Antikorrosionsbehandlung; Wiederanbringung der restaurierten Applikationen (Wappen und Kartuschen mit Inschriften); Einsetzen der sterblichen Überreste der Verstorbenen in den Sarkophag; Aufstellung des Sarkophags in der Kapelle über der Hochberg-Krypta.

 

Dem DPS-geförderten Projekt lag folgendes von der Denkmalschutzbehörde genehmigte restauratorische detaillierte Maßnahmenkonzept zugrunde:

  • mechanische Reinigung von Schmutz
  • Entnahme von Proben und Durchführung der erforderlichen Untersuchungen (analytische Untersuchungen der Legierung, aus der der Sarkophag hergestellt wurde, Identifizierung der Vergoldungs- und Maltechnik) und Bestimmung der Zusammensetzung)
  • Bestimmung des Ausmaßes der Korrosionsschäden an den Teilen des Kastens und des Deckels des Sarkophags sowie an den Metallapplikationen und Farb- und Vergoldungsdekorationen
  • Schutz von Elementen und Verzierungen, u.a. mit aufklebbarem japanischen Seidenpapier
  • mehrstufige chemische und mechanische Behandlungen zur schonenden Entfernung der Korrosionsprodukte. Behandlung nicht polychromierter Metallflächen mit einer speziellen Reduktionspaste, die u. a. Natriumhydroxid enthält. Auftragung der Paste in einer ca. 1 cm dicken Schicht auf das Metall und ca. 2 Stunden lange Belassung. Danach Entfernung der Paste entfernt und gründliches Abspülen der gereinigten Oberfläche mit Wasser
  • Neutralisierung der gereinigten Oberfläche mit o-Phosphorsäure in Form von Kompressen bei Oberflächen mit starker Lochfraßbildung und Mikrorissen und durch Abwischen mit einem in Säure getauchten Tampon bei glatten Oberflächen. Sorgfältige Durchführung und Kontrollieren des Neutralisierungsprozesses mit Lackmuspapier, um eine Versäuerung der Oberfläche zu vermeiden
  • Mechanisches Richten verformter Bleche
  • Herstellung Gestell aus rostfreiem Stahl zur Verstärkung der Bleche von Deckel und Kasten des Sarkophags. Durch konstruktive Stabilisierung der Struktur und Verstärkung des Blechs Schutz des Sarkophags vor der Gefahr der Spannungskorrosion
  • Lötung großer Hohlräume mit Einlagen aus einem Metall in einer Zusammensetzung ähnlich der Legierung, aus der der Sarkophag hergestellt ist
  • Füllung Hohlräume in glatten Oberflächen mit einer Metallspachtelmasse bestehend aus folgender Zusammensetzung: 20 Teile sehr feines Zinnpulver (0,1 mm), 1 Teil Epidian 5, gehärtet mit 12 % Triethylentetramin
  • Füllung Hohlräume in strukturierten Oberflächen mit grobkörnigem Kitt oder gemischtem Kitt in einer Farbe, die der Farbe der Umgebung entspricht (Zusammensetzung der Kitte: mittelkörniges Zinnpulver, gemischt in verschiedenen Anteilen mit chemisch reinem Zinnoxid – SnO2 und gemahlenen Zinnoxidationsprodukten; Bindemittel Epidian 5)
  • Verklebung von Blechablösungen mit einem nichtmetallischen Kitt (Zusammensetzung: reines Zinnoxid und gemahlene Zinnoxidationsprodukte, in den Anteilen je nach den Farbanforderungen der Umgebung des Metallverlustes gemischt mit mehr Bindemittel als in Misch- und Metallspachteln)
  • Reinigung der Farbschicht von Korrosionsablagerungen mit einer Lösung von Dinatriumedetat, die in Form von Kompressen wirkt und nach einer nach Tests gewählten Zeit entfernt wird. Ausführung der Reinigung der Oberfläche mit Dinatriumedetat und Korundpulver. Nach den Behandlungen, Waschen der Farbschicht mit destilliertem Wasser
  • Firnissen der durch die Reinigung beschädigten Farbschicht
  • Rekonstruktion fehlender Zierelemente durch Analogie am Objekt
  • Polieren der Oberfläche: glatt – mit einem mit destilliertem Wasser befeuchteten Tampon in Korundpulver „getaucht“ (poliert in einer Richtung); bei porös mit größerem Korundkorn (Polierrichtung dabei nicht wichtig)
  • Passivierung der Oberfläche mit Pinselauftrag (Zusammensetzung: 3%ige Lösung von Phosphorsäure mit 1% Chromsäureanhydrid; Dauer ca. 4 Stunden)
  • Rekonstruktion von Vergoldungen mit Blattgold oder Goldpulver in einem Nitrocellulose- oder Paraloid-Bindemittel
  • Restaurierung von Lackschichtdefekten mit Punktretusche mit abgetropften Ölfarben in Damar-Bindemittel bzw. Trockenpigmenten in 5%ige Lösung von Paraloid B72 in Xylol
  • Korrosionsschutz: Stufe I – Aufträge mit einer 10 %igen Lösung von Paraloid B 44 in Xylol auf die Oberfläche des Sarkophags, Stufe II – 7% Cosmoloid 80 H in Terpentin (lockere Konsistenz), mit einem Pinsel auf die erhitzte Metalloberfläche, außer Vergoldung, aufgetragen. Nach Verdunstung des Lösungsmittels Polieren der Oberfläche (alternativ Verwendung von Butcher’s Boston Polish Wachs)
  • Transport des konservierten und restaurierten Zinnsarkophags von der Werkstatt in Tychy zum Ausstellungsort Hochberg-Kapelle der St. Nikolauskirche und dortige Aufstellung neben den beiden bereits restauratorisch fertig- und ausgestellten Sarkophagen.

 

Die Restauratoren haben ihre Arbeit entsprechend der in der polnischen Denkmalpflege verbreiteten Haltung, bei Restaurierungsmaßnahmen das historische Erscheinungsbild des Objekts möglichst vollständig wiederherzustellen, ausgeführt. Dies verlangt vollsten Respekt, auch aus deutscher denkmalpflegerischer Sicht, bei der man sich mit einer möglichst vollständigen Wiederherstellung des äußeren Erscheinungsbilds nicht selten schwertut. Ist die Diskussion in Deutschland vom Gedanken einer kritischen Rekonstruktion geleitet, steht der Erhalt von Patina und damit Authentizität des Denkmals im Vordergrund. Dem können die Restauratoren im vorliegenden Fall mit dem Argument begegnen, dass die Denkmalsubstanz durch die gründliche Bearbeitung aller Einzelteile des Sarkophags und mit dem erneuerten Überzug der Oberflächen größtmöglich geschützt wurde. Sodann spricht für ihr Konzept, dass sich der Sarkophag dem Betrachter optisch wieder in seiner ganzen Kostbarkeit darbietet. Die Restaurierungswerkstatt sieht ihr Wiederherstellungskonzept als maßvoll, indem etwa nicht versucht wurde, die Kartuschen-Inschrift, wo nurmehr fragmentarisch erhalten, zu rekonstruieren.

 

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Als nächstes Objekt soll Zinnsarkophag Nr 1 (B/2520/1) konserviert und restauriert werden (17. Jh., Schlesische Werkstatt). In dem am stärksten geschädigten Sarkophag der Hochberg-Gruft ist ein unbekanntes Mitglied der Adelsfamilie von Hochberg bestattet. Der wiederum sechseckige Sarkophag ist mit drei Paaren von Applikationen mit gemalten, gravierten (?) Familienwappen und drei Paaren von kreisförmigen Handhaben ausgestattet, die in den Mäulern von Löwenköpfen platziert sind. Es handelt sich höchstwahrscheinlich um die älteste Bestattung in der Gruft. Die Restaurierungskosten sind (Stand 2024) auf 45.400 EUR brutto veranschlagt (210.000 PLN brutto). Zweckgebundene Spenden nimmt die Deutsch-Polnische Stiftung Denkmalschutz (DPS) gerne auf ihr Spendenkonto IBAN DE80 8707 0024 0823 3660 00 BIC (SWIFT): DEUTDEDBCHE (Kennwort: Swiebodzice – Freiburg in Schlesien, Metallsarkophage) entgegen.

Um auch den akuten Substanzverlust an den Sarkophagen Nr 2 bis Nr 6 zu stoppen, sollten diese in den Folgejahren konserviert und restauriert werden: Nr 2 viereckiger Zinnsarkophag in der Krypta, vermutlich für Catharina von Hochberg, Inschrift mit Sterbedatum 1596, Tochter von Konrad von Hochberg, Herr von Książ (Fürstenstein) und Katharina von Reibnitz, Ehefrau von Hans von Mühlheim, Schwester von Christoph von Hochberg, Herr von Książ Fürstenstein – Nr 3 sechseckiger Zinnsarkophag in der Krypta für Johann Heinrich von Hochberg, gestorben am 30. September 1629 im Alter von 45 Jahren – Nr 4 sechseckiger Zinnsarkophag in der Krypta für nicht identifizierbare Person, womöglich 2. Jahrzehnt 17. Jh. – Nr 5 sechseckiger Zinnsarkophag in der Krypta für Christoph von Hochberg, gestorben am 26. Oktober 1625, im Alter von 43 Jahren, Erbe von Książ (Fürstenstein) – Nr 6 sechseckiger Zinnsarkophag in der Krypta für Anna von Hochberg, Sterbejahr 1615.

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  • Ausführende Restaurierungsfirma: A.T. Pracownia Konserwacji Zabytków, Restauratorin Dr. Agnieszka Trzos und Restaurator Tomasz Trzos mgr, PL– 43-100 Tychy, www.atkonserwacja.pl
  • Fachliche Kontrolle: Joanna Kulik – Senior Inspektorin beim Niederschlesischen Woiwodschaftskonservator der Denkmäler, Niederlassung in Wałbrzych
  • Bauherr: Parafia rzymskokatolicka pw. Św. Mikołaja w Świebodzicach, PL– 58-160 Świebodzice – vertreten durch Pfarrer Ks. Józef Siemasz
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